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Migration

LESCHS KOSMOS: Konfrontation mit dem Fremden, zdf

06/2016

Steckt die Ablehnung des Anderen in unseren Genen?
Das Fremde fordert uns heraus. Wir tendieren dazu, das eigene Territorium zu verteidigen und Eindringlinge auszugrenzen. Menschliche Natur oder kulturelle Prägung? Welche Rolle spielen die Vorurteile? Welche Kriterien lassen den einen dazu gehören, den anderen nicht? Harald Lesch enthüllt, was die Wissenschaft über unsere Haltung gegenüber dem Fremden herausgefunden hat.  Zur Sendung.

Chrismon Spezial: Willkommen

05/2016

Die Evangelische Kirche Deutschland heißt Sie willkommen

Vorwort:
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
viele Menschen sind wie Sie in den vergangenen Monaten nach Europa, nach Deutschland geflohen. Sie haben sich auf den Weg gemacht, weil in Ihrer Heimat Krieg herrscht oder Sie vor Gewalt und Verfolgung geflüchtet sind.
Vielen Menschen in Deutschland geht Ihr Schicksal sehr nahe. Für uns Christen ist das Gebot, den Fremden zu lieben, die Erfüllung der Gottes- und Nächstenliebe, wie sie uns Jesus Christus vorgelebt hat. Flüchtlinge sind unsere Nächsten.
Ich hoffe, Sie konnten bereits die Hilfsbereitschaft der Menschen in Deutschland erfahren. Auch wir als Kirche kümmern uns um Flüchtlinge, ebenso wie viele Moscheegemeinden, Vereine und Willkommensinitiativen. Rund 120 000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind es allein in der Flüchtlingshilfe der evangelischen Kirche.
Wir möchten Ihnen das Ankommen in Deutschland erleichtern. Wir können nur ahnen, wie schwierig Ihre Lebenssituation gerade ist – die Sorge um Familie und Freunde, das lange Warten in den behördlichen Verfahren, die Mühe, die deutsche Sprache zu lernen und neuen Mut für die Zukunft zu sammeln.
Als evangelische Kirche setzen wir uns für das gute Zusammenleben aller Menschen, Kulturen und Religionen in Deutschland ein und stehen deshalb auch Ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Ein kleiner Beitrag dazu ist dieses Heft, in dem Sie hoffentlich hilfreiche Informationen über unsere Kultur finden und unseren evangelischen Glauben kennenlernen können.

Sie sind uns willkommen!
Eine schöne Lektüre wünscht Ihnen

Heinrich Bedford-Strohm

Das Heft

Evangelische Kirchen Europas als kritische Partner in Flüchtlingshilfe und Sozialarbeit

29. April 2016
53. Tagung für Konfessionskunde in Europa vom 21. bis 24. April 2016 in Ukraine

Kirchen sollen nicht einfach auf Armut oder die Flüchtlingssituation in Europa reagieren, „sondern selbst die Initiative ergreifen: Statt eines reaktiven Verhaltens sollten sie neue Themen und die Entwicklung innovativer Lösungsmethoden anstoßen.“ Dies forderte Sándor Fazakas vom Reformierten Kolleg in Debrecen während der 53. Tagung des Evangelischen Arbeitskreises für Konfessionskunde in Europa (EAKE). Die historisch bedingte fehlende Bürgerkultur in den Staaten Süd-, Ost- und Mittel-Europas wirke sich in einer unterentwickelten demokratischen Diskurskultur aus. Kennzeichen seien „der mangelnde Respekt vor der Meinung des Anderen und der Verlust an Diskurs und Argumentation.“…

Mehr dazu.

Die Flüchtlingsbewegung war absehbar – die Politik hat sie verschlafen. Von Prof. Paul Zulehner.

4. April 2016, von Paul Zulehner
„Im Jahre 1995 schrieb ich folgenden Beitrag zur Migration

“Europa steht am Beginn der größten und längsten Migrationsbewegung, die die Welt je gesehen hat”. (James Purcell)
Große Wanderbewegungen sind vorhersehbar, und das nicht nur aus Gründen der politischen, rassistischen oder religiösen Verfolgung, sondern um des wirtschaftlichen Überlebens willens. Solche Wanderbewegungen werden künftig in Europa nicht nur aus dem Osten in den Westen, sondern noch mehr aus dem Süden in den Norden stattfinden. Die demographische Entwicklung ist im Süden der Erde eine andere als im Norden. Bis Mitte des kommenden Jahrhunderts werden die Bewohner der heutigen Industrieländer nicht einmal mehr 20% der Weltbevölkerung stellen. Das schafft einen enormen Bevölkerungsdruck, der in Verbindung mit fehlender Chancengleichheit sowie von Tyrannei und Unterdrückung massive Auswanderungswillen in Richtung Norden auslösen wird, die sich nicht eindämmen läßt. “Unsere Nachkommen werden vermutlich Massenwanderungen ungekannten Ausmaßes erleben. Dieser Prozeß hat bereits begonnen, denken wir nur an die boat-people aus dem Fernen Osten, an die Mexikaner, die illegal in die Vereinigten Staaten kommen, und an die Asiaten und Afrikaner, die nach Europa drängen. Man kann sich unschwer ausmalen, daß im Extremfall unzählige ausgehungerte und verzweifelte Immigranten mit Booten an den Nordküsten des Mittelmeeres landen werden.”[1]… Mehr dazu.

GEMEINSAME ERKLÄRUNG SEINER HEILIGKEIT BARTHOLOMAIOS, ÖKUMENISCHER PATRIARCH VON KONSTANTINOPEL, SEINER SELIGKEIT HIERONYMUS, ERZBISCHOF VON ATHEN UND GANZ GRIECHENLAND UND DES HEILIGEN VATERS PAPST FRANZISKUS zur Flüchtlingslage

Flüchtlingslager Moria, Lesbos – Samstag, 16. April 2016

Wir, Papst Franziskus, der Ökumenische Patriarch Bartholomäus und Erzbischof Hieronymus von Athen und ganz Griechenland, haben uns auf der griechischen Insel Lesbos getroffen, um unsere tiefe Besorgnis über die tragische Lage der zahlreichen Flüchtlinge, Migranten und Asylsuchenden zum Ausdruck zu bringen, die nach Europa gekommen sind, weil sie vor Konfliktsituationen und – in vielen Fällen – vor der täglichen Bedrohung ihres Lebens geflohen sind. Die Weltöffentlichkeit darf ihre Augen nicht verschließen vor der ungeheuren humanitären Krise, die durch die Ausbreitung von Gewalt und bewaffneten Konflikten, durch Verfolgung und Vertreibung religiöser und ethnischer Minderheiten und durch die Entwurzelung von Familien aus ihrer Heimat unter Verletzung ihrer Menschenwürde und ihrer grundlegenden Menschenrechte und Freiheiten entstanden ist.

Zur Quelle.

Die Flüchtlingsfrage – in der ganzheitlichen Praxis vertane Chance für Diakonie und Kirche.

03/2016

Von Friedhelm Schneider

Eher selten äußert sich die geistliche Leitung der Landeskirchen gleichzeitig und unisono zu politischen Fragestellungen. Hinsichtlich der Flüchtlingsströme ist dies wohl zunächst aus einem humanitären Impuls heraus erfolgt. Einige Landeskirchen stellen sogar aus den sprudelnden
Kirchensteuern Finanzmittel für die Flüchlingsarbeit bereit. In diesen Fällen will man es also nicht bei Worten belassen, sondern wirken. Das geschieht an der Basis ohnehin in ertaunlich vielfältigen Aktivitäten, die Menschen den Flüchtlingen gegenüber entwickelt haben.

Hilfe für die Flüchtlinge heißt konkret: Unterkünfte, Verpflegung, Rechtsberatung, Sprachunterricht, Kommunikationsangebote. Das sind in der Regel staatliche Aufgaben. Allerdings kann (oder will) der Staat diese Leistungen nicht selbst erbringen, sondern stellt dafür die Finanzmittel zur Verfügung oder baut auf das Engagement Freiwilliger. Finanzmittel werden hauptsächlich für die Unterbringung bereitgestellt  damit freie Träger, Verbände, Investoren, Unternehmer diese Aufgaben erfüllen können.
Ist auch das eine Aufgabe der Kirchen? Eigentlich und auf den ersten Blick nicht. Man denkt dabei aber an freie Träger, also an die Diakonie. Inwieweit aber ist die Diakonie als
vertrauenswürdiger Akteur als Partner der staatlichen Stellen in den Kommunen und
Landratsämtern in Sachen Flüchtlingsunterkünften aktiv? Inwieweit kommt sie Ihrer Aufgabe nach? Wird die Aufgabe in der Diakonie überhaupt als Aufgabe wahrgenommen? Werden nicht nur die Aufgaben und Risiken, werden auch die Chancen, die humanitären wie auch die wirtschaftlichen Chancen wohlgemerkt, wahrgenommen? Seit Mitte letzten Jahres werden bei Investoren Hochglanzbroschüren für den Markt von Flüchtlingsunterkünften lanciert (z.B. Horinnzonte20xx; Dr. Klein Wohnungswirtschaftsplatttform 02/2015).. Aber bei der Diakonie herrscht – so der Eindruck – Desinteresse.

Ein aktuelles Beispiel aus Mittelfranken: der in die Jahre gekommene Eigentümer eines
Gasthofs an der romantischen Straße mit einer stattlichen Zahl von Fremdenzimmern will seinen Betrieb aus Altersgründen verkaufen. Als Kaufinteressenten treten auf mehrere Privatpersonen/-unternehmer, die das Haus für die Unterbringung von Flüchtlingen nutzen wollen. Die Mieterträge sind so hoch, dass sich die Investition in einem Jahr amortisiert hat. Das bringt auch windige Interessenten auf dem Plan, bei denen die Sachbearbeiter des Landratsamtes Magenschmerzen bekommen. Man kann sich vorstellen, wie erfreut man dort über entsprechende (wie gesagt:hochverzinsliche) Investitionen der Diakonie wäre. Allein:
seitens der Diakonie herrscht Funkstille. Die Arbeit – und das Geschäft – überlässt man
anderen. Das ist bürokratisierte Diakonie. Sie unterscheidet sich nicht von bürokratisierter
Kirche. Welche Synergien hätte Diakonie und Kirche in Kooperation in dieser
Aufgabenstellung entwickeln können? Diakonie investiert und betreibt, Kirche bietet
die Infrastruktur der Kommunikationsangebote. Besagter – auch kirchlich engagierter – Gasthofbesitzer hätte in einer diakonisch geführten Flüchtlingsunterkunft sogar selbst Integratiosangebote ehrenamtlich und uneigennützig angeboten und bereitgestellt. Er wäre sicher nicht der einzige aus der Kirchengemeinde gewesen.

Wenn ich recht sehe, exisitert solches diakonisch-kirchliche Unternehmertum nicht. Und
dies Manko gereicht Diakonie und Kirche zum Schaden. Gerade wenn man prognostiziert, dass
die Kirchensteuern sinken werden, müsste man sich – aus unternehmerischer Sicht – mehr einfallen lassen als simples Downsizing, als das Schließen von Einrichtungen, das Herunterfahren von Angeboten, die Entlassung von Personal oder den Abbau von Stellen. So reagieren Verwaltungsjuristen. Woran es den Verwaltungen fehlt ist: unternehmerischer Geist, der nicht überall, aber doch gerade dort aktiv wird, wo die Kirche in Erfüllung humanitärer Aufgaben wirtschaftlich gewinnbringend handeln kann.Wenn man so denkt, dann kann die Flüchtlingsaufgabe auch als unternehmerische Chance, ja als Chance für die Organisationsentwicklung der eigenen, bürokratisierten Organisation selbst gesehen und wahrgenommen werden. Als Chance, seine originiäre Aufgabe zu erfüllen, dafür satt mit stattlichen Mitteln unterstützt zu werden und durch die Arbeit gesellschaftliche und staatliche Anerkennung zurückzugewinnen.

Eine ähnliche Situation gab es übrigens schon einmal, Anfang der 90iger Jahre. Damals war die Diakonie als Verband ebenfalls nicht aktiv. In die Lücke sprangen jedenfalls im Rhein-Main-Gebiet Kirchengemeinden. Sie haben genau die Aufgabe erfüllt, die oben beschrieben wurde. Sie wurden in der Kirche von keiner Seite unterstützt, sondern waren auf sich selbst gestellt. Doch sie hatten mit ihrer Arbeit Erfolg. Sie gründeten damals den Verband christlicher Flüchtlingshilfen im Rhein-Main-Gebiet. Der Träger Diakonie hätte das Modell also noch nicht einmal neu entwickeln müssen, die Erfahrungen und Kennzahlen waren vorhanden.
Für dies mal dürfte diese Chance des unternehmerischen Wirkens von Diakonie in Kooperation mit Kirche, also einer ganzheitlichen Herangehensweise an das Problem, verpasst sein. Nicht nur im Gasthof in Mittelfranken. Der wurde an einen Privatinvestor verkauft. Dem die Flüchtlinge egal sind. Der aber weiß, dass er mit den Mieterträgen eines Jahres den Gasthof schon finanziert hat. Ob und wann es ein nächstes Mal gibt – wer weiß. Ob die Diakonie dann aus den Erfahrungen gelernt haben wird…?

Asylbewerber und Christentum. »Ich fühle mich wie neugeboren«.

03/2016, Ev. Sonntagszeitung

Andrea Enderlein/epd

Pfarrer Ernst Ludwig Fellechner tauft in Mainz einen 31-jährigen Zentralafrikaner. Von Dezember bis Februar hatten sich die beiden dreimal die Woche getroffen und über den christlichen Glauben gesprochen.
Einige wollen nur wissen, was es mit dem Christentum auf sich hat, andere wollen sich taufen lassen. In immer mehr Gemeinden gibt es Glaubenskurse für Flüchtlinge.

Für seine Taufe hat er sich festlich gekleidet, er wirkt ernst. Erst als die Gemeinde versichert, den Täufling aufnehmen zu wollen, lächelt er. »Ich fühle mich wie neugeboren«, sagt der Asylbewerber aus der Zentralafrikanischen Republik nach der Taufe in der Mainzer Auferstehungsgemeinde. Mit Ruhestandspfarrer Ernst Ludwig Fellechner hat er sich von Dezember bis Februar dreimal pro Woche getroffen, um sich für die Aufnahme in die christliche Gemeinde vorzubereiten.. Zum Artikel.