Archiv für den Monat: September 2015

Katholische Kirche und Gläubige: Aneinander vorbeigeredet. Konservative Kräfte formieren sich für die Bischofssynode.

11.09.15, Kommentar von Matthias Drobinski, SZ

Unter dem Eindruck der Missbrauchsskandale hat die katholische Kirche in Deutschland einen Dialog mit den Gläubigen angestoßen. Das Ergebnis ist ernüchternd.

Papst Franziskus lässt die Reformbemühungen der Bischöfe blass erscheinen

So gesehen war der Dialogprozess eine Art katholische Gruppentherapie: Man hat Verletzungen aufgearbeitet, Vorurteile abgebaut, und kann auch wieder miteinander reden. Das ist ein respektables Ergebnis. Aber ob es reicht, Impulse für eine Kirche in der Entscheidungszeit zu geben?

Die konservativen Kräfte organisieren sich gerade für die Bischofssynode, in der es im Oktober um die Frage geht, wie die Kirche künftig über Ehe, Familie, Sexualität redet. Dass sie das tun, ist nicht schlimm und böse, sondern naheliegend und ihr gutes Recht: Dialog heißt ja gerade nicht, dass nun alle gefälligst einer Meinung sind. Dass aber jene so verzagt sind, die sich für Veränderungen einsetzen – das erstaunt schon….  Der Kommentar in der SZ.

Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin Brot für die Welt, ruft auf zur Demonstration gegen TTIP

09/2015

TTIP ist auch ein Versuch, dem Welthandel die Regeln der reichen Industriestaaten aufzudrücken. Ärmere Länder haben keine Chance, ihre Interessen geltend zu machen. TTIP setzt Standards – aber nicht für Menschenrechte, Arbeits- und Umwelt-Standards, sondern zur Absicherung der Wettbewerbsvorteile von EU und USA….

Der Aufruf zur Demonstration gegen TTIP in Berlin

Anm. F.S.: Ist TTIP eigentlich auch für die Kirchen(leitungen) oder Synoden ein Thema?

Die Inklusionslüge. Interview mit dem Sozialethiker Uwe Becker, Ev. Fachhochschule Bochum

10. September 2015

Unsere Schulen scheinen nicht nur kinderfeindlich zu sein. Auch und gerade die Rhetorik und aktuelle politische Praxis um das diesbezügliche „Endlich soll das besser werden!“, das insbesondere Politiker, die sich für inklusive Beschulung und also eine bessere Behandlung von Kindern mit Behinderungen einsetzen, könnte sich als groß angelegte Täuschung erweisen. Das befürchtet jedenfalls – gemeinsam mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren [PDF] – der Sozialethiker Uwe Becker im Gespräch mit Jens Wernicke.  Das Interview.

Christlicher Schöpfungsglaube und naturwissenschaftliches Weltverständnis. Wie kann man dem Kreationismus argumentativ begegnen? Von Prof. em. Dr. Christian Link.

09/2015

Prof. em. Dr. Christian Link, hier als Professor für Systematische Theologie an der Ruhr-Universität Bochum. Er hat vor der Theologie drei Jahre Physik und Mathematik studiert.

„Die Schöpfungsgeschichte hat eine ganz andere Pointe als die wissenschaftliche Erklärung des Anfangs der Welt, meint Christian Link und hält den Kreationismus deshalb für zum Scheitern verurteilt.

2.3 In welchem Sinne ist die Schöpfung ein Anfang?

Die Bilder des Anfangs, die uns im Zeichen der Schöpfung überliefert sind, wollen zunächst als Gegenbilder zu der auch damals allgegenwärtigen Erfahrung einer zerbrechenden Welt verstanden werden. Es ist nicht ohne Bedeutung, dass die berühmte Erzählung der Genesis nach allem, was wir wissen, erst in der Zeit des Babylonischen Exils, also sozusagen über den Trümmern Jerusalems aufgezeichnet ist. Sie ist die theologische Antwort auf die im Chaos der Verbannung versinkende Welt Israels. Angesichts des zerstörten Tempels, der Verwüstung des von Gott verliehenen Landes – die Gewalt der Vertreibung noch vor Augen – fragt man jedoch nicht primär nach den Rätseln der Kosmogonie. Der Blick ist aufs Überleben gerichtet. Das Reden von Schöpfung und Schöpfer ist das Reden des bedrohten Menschen in einer bedrohten Welt, nicht die Frage des Intellektuellen nach der prima causa des Universums….“

Zum Vortrag.

Verdrängung des Mittelstandes in Griechenland: Eigenes Dach in Griechenland „schwerer“ als in ganz Europa!

29.10.14

Die steuerliche Belastung des eigenen Dachs über dem Kopf ist in Griechenland heftiger als in allen übrigen Ländern Europas.

Einheitliche Immobilienbesitz-Steuer (ENFIA), Außerordentliche Immobilien-Sonderabgabe (EETIDE / EETA), Immobiliensteuer (FAP) … – die Besteuerung der Immobilien in Griechenland hat sich in den letzten Jahren für den griechischen Steuerzahler zu einer unerträglichen Abzocke entwickelt.

Viele argumentieren, entsprechende Steuern werden auch in anderen Ländern der Europäischen Union erhoben, und der durchschnittliche Anteil, den die Besteuerung des Immobilienvermögens am BIP der OECD-Mitglieder ausmacht, entspreche 3% des BIP. Die Griechen sind nicht die einzigen europäischen Steuerzahler, die zu entsprechenden Zahlungen gezwungen werden. Allerdings führt eine Reihe von Charakteristika zu einer besonders hohen Belastung der griechischen Steuerzahler, wie sich aus den Daten zeigt, die sie mit anderen europäischen Steuerzahlern vergleichen. Zum Artikel.

37. öffentliche Bundesversammlung „50 Jahres Zweites Vatikanisches Konzil – 40 Jahre Würzburger Synode – 20 Jahre Wir sind Kirche“

23. – 25. Oktober 2015 in Hofheim bei Frankfurt
In diesem Herbst – 50 Jahre nach Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils und 40 Jahre nach Ende der Gemeinsamen Synode in Würzburg – jährt sich das 1995 in Österreich gestartete KirchenVolksBegehren zum zwanzigsten Mal. Genau an dem Wochenende unser Bundesversammlung endet auch die Ordentliche Bischofssynode zur Familie in Rom…

Mehr dazu.

Mit Bestien spielt man nicht. SWR2 Feature am Sonntag.

07/2015

Flucht in die nächste Gesellschaft
Von Annette Brüggemann und Leonhard Koppelmann

Krise. Krise. Krise. Die westlichen Demokratien werden durch den weltweiten Finanzkapitalismus erschüttert. Und der sieht alt aus. „Wir werden dominiert von toten Ideen, die wie Zombies sind“, meint der amerikanische Globalisierungskritiker Michael Hardt: „Es scheint, als gäbe es heutzutage nur zwei Möglichkeiten: Entweder akzeptierst du die Gesetze des freien Marktes oder du wirst vom Staat kontrolliert.“
Und wenn man diese Alternative nicht hinnimmt? Wenn man beim Spiel mit den Bestien von Markt und Staat nicht mitmacht? Feature-Autoren spielen die Fiktion als Ernstfall durch. Und lassen Krisen-Überlebende die Flucht nach vorn antreten: auf Inseln der liquiden Demokratie, utopischen Terrains der Gemeinwohl-Ökonomie, der KaosPilots. Dort erkämpfen sie eine alternative Gesellschaft und zwingen die untoten Zombies überalterter Systeme in ihre Särge zurück.
(Produktion: SWR/WDR 2013)

Jüdischer Fundamentalismus von Prof. em. Micha Brumlik

07/2015; Junge Kirche 2/2015, von Micha Brumlik

emer. Professor am Fachbereich Erziehungswissenschaften
an der Universität Frankfurt am Main

„“Die Väter des Fundamentalismus

Wer waren und sind diese Fundamentalisten? Die stärkste gegenwärtig aktive Persönlichkeit ist der 1972 in Haifa geborene Naftali Bennett, Vorsitzender der mit beinahe sieben Prozent in der Knesseth vertretenen Partei „Jüdisches Heim“ (Ha Bajit hajehudi), der detaillierte Pläne zur Annexion von Teilen der West Bank vorgelegt hat und vor seiner politischen Karriere ein überaus erfolgreicher, im persönlichen Auftreten höchst moderner, überdurchschnittlich reicher „Start Up“- Unternehmer war. Er steht in der Tradition dreier Männer:
• Zunächst der 1935 geborene Rabbiner Moshe Levinger,…“

Résumée:

„Ob die israelische Demokratie, ihr Institutionengeflecht und ihre überwiegende laizistische, zionistische Mehrheit die Kraft besitzen wird, den Rücksturz in den Fundamentalismus aufzuhalten und damit den säkularen Zionismus zu retten, ist glücklicherweise noch immer nicht entschieden – wenngleich sich die Waage zugunsten der Siedler gesenkt hat. Zu stark vermischen sich auf Seiten der demokratischen, nicht fundamentalistischen Rechten sicherheitspolitische und ideologische Interessen, zu weit ist die säkulare Rechte dem religiösen Fundamentalismus schon entgegengekommen.“

 

Protestantismus und die Probleme mit der Demokratie

21.08.2015 FaZ

Die evangelischen Kirchen fremdelten lange in Deutschland mit der Demokratie. Professor Hans Michael Heinig zeigt in in der FaZ die historischen Ursachen und die heutigen Auswirkungen. Vor allem die Morallehre der evangelischen Kirchen nach der es keinen Ausgleich von Interessen sondern eine eindeutig richtige Option gibt zeigt bis heute Wirkung. Wenn ProtestantInnen mit dem Kirchenasyl gesetzliche Regeln aushebeln oder sich vor Atomcastoren anketteten.