Archiv für den Monat: November 2015

Vorgeschmack auf TTIP: Konzern zwingt Staat in die Knie

11/2015

Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer der CETA-Klage,
heute muss ich eine schreckliche Nachricht verbreiten. Ecuador wurde vom Schiedsgericht zu 1,1 Milliarden US-Dollar Strafzahlung verurteilt. Zwar anerkannte das Gericht, dass US-amerikanischen Ölkonzerns Occidental Petroleum (Oxy) gegen ecuadorianische Gesetze verstoßen habe, geht aber davon aus, dass die Firma durch den Staat benachteiligt wurde. „Eine Milliarde Dollar bedeutet 200 Schulzentren, die auf den Altaren des internationalen Kapitals geopfert werden“, sagte der Präsident Ecuadors, Rafael Correa, und bezeichnete das Urteil als Angriff auf die Souveränität des Landes.  Mehr dazu.

Rat und Synode der EKD: Für Veränderung nicht aufgeschlossen. Verpasste Chance für die jungen Protestanten.

EKD-Synode in Bremen
Kein Platz für die Jugend?

14.11.15

Junger Kandidat hat es nicht ins Parlament geschafft

Dieses Jahr hätte die Synode tatsächlich auch die Chance gehabt, einen Studenten in den Rat zu wählen. Der 28-jährige Ingo Dachwitz aus Oldenburg war angetreten, um die jüngere Generation zu vertreten.

Ich habe das ja auch ganz stark mit einem bestimmten Thema verbunden, mit der Frage, wie Kirche sich verändern muss, nicht nur um junge Menschen zu erreichen, sondern um überhaupt Kirche sein zu können in einer digitalen Gesellschaft, in einer digitalen Welt. Ich bin ja hier nicht nur als junger Mensch angetreten. Vielleicht hat die Vermischung von zwei Themen für Verwirrung gesorgt.
Doch Dachwitz bekam nur wenige Stimmen…

 

Mehr dazu.

Runter von der Kanzel. Von Mathias Drobinski, SZ

11.11.15, SZ

Mathhias Drobinski, SZ

Die evangelische Kirche schrumpft zusehends. Ihr neuer Ratsvorsitzender wird sie als Institution neu bestimmen müssen – sonst droht sie, bedeutungslos zu werden.

Es spricht viel dafür, dass ein derart formalisiertes Bündnis zwischen Staat und Religionen bald an seine Grenzen kommen wird. 2014 sind 275 000 Menschen aus der evangelischen und 218 000 aus der katholischen Kirche ausgetreten, das ist nur ein Indiz dafür. Die Kirchen haben an Bindungs- und Orientierungskraft verloren. In der kommenden Generation dürfte es mehr Konfessionslose als Kirchenmitglieder geben. Zum Kommentar.

EKD Finanzdezernent Thomas Begrich auf der EKD-Synode: 275000 Kirchenaustritte aus ev. Landeskirchen im Jahr 2014.

11/2015,

Jetzt ist es raus: 275000 Kirchenaustritte aus den Landeskirchen im Berich der EKD. Das gab es lange nicht mehr. Nachdem sich die im Sommer erschienen „Zahlen und Fakten zum kirchlichen Leben“ der EKD 2014 über die angeschwollene Zahl der Kirchenaustritte 2014 noch ausgeschwiegen hatte, ließ auf der aktuellen Herbstsynode Finanzdezernent Thomas Begrich die  Katze aus dem Sack: 275 000 Mitglieder verließen demnach die evangelischen Kirchen. Das ist fast eine Verdoppelung seit 2011, also innerhalb von nur 4 Jahren. (vgl. dazu auch hier).

Doch: wie soll man das Ergebnis für 2014 deuten? War es ein Ausreißer? Oder zeigt es Vorbote einer anhaltenden Tendenz?  Schaut man sich die längerfristige Entwicklung an (2015_EKD-Austritte_Statistik), dann zeigt sich in den 90iger Jahren nach den Austrittswellen  infolge der Soli- Einführung eine zunehmende Beruhigung und ein Rückgang der Austritte bis 2006. In diesem Jahr – dem Jahr übrigens, in dem das EKD-Impulspapier „Kirche der Freiheit“ veröffentlicht wurde, stiegen die Austrittszahlen
wieder moderat an und erreichten 2013 wieder das Ergebnis von 2001. Der Sprung folgte danach – 2014. Dieser traurige Spitzenwert wurde von Anfang an in Verbindung gebracht mit der Erhebung der Kirchensteuer auf Kapitalerträge:

„Einer der Gründe ist bereits klar: Seit 2014 wird die Kirchensteuer automatisch von der Kapitalertrags-Steuer abgezogen. Für viele ist das ein Grund, aus der Kirche auszutreten, sagt Klaus Winterhoff, bei der EKD zuständig für die Finanzen:

Die Frage muss man sich natürlich stellen. Ist das den Ärger wert, wenn man hinterher Verluste einfährt? Die Sache hat eine rechtliche Dimension, der man nicht ausweichen kann, nämlich die gerechte Besteuerung. Aber die Gerechtigigkeit ist mehr wert, als mancher Ärger, den man sich dabei einhandelt, würde ich als Jurist sagen.“ (zur Quelle).

Nun könnte man natürlich fragen, wie es mit der Gerechtigkeit bei der Kirchensteuer tatsächlich bestellt ist, schon angesichts der kirchenrechtlich schon eingeräumten Möglichkeit der Kappung, also Reduktion der Kirchensteuer um 50%.  Was heißt da Steuergerechtigkeit, wenn die einen 100%, die anderen aber nur 50% des Steuersatzes zahlen? Könnte man immerhin fragen.  Es könnte also sein, dass dies Argument der Gerechtigkeit, angesichts der erwähnten Umstände doch eher die verzweifelte Lage und Erklärungsnöte zeigt, in der sich die Verantwortlichen hier mittlerweile vorfinden.

Denn dass man da ein „Eigentor“ geschossen hat, war schnell klar. Und daran war man nicht unbeteiligt: “ Redete man jedoch länger mit Kirchenleuten über das Thema, ließ sich der eine oder andere zu der Bemerkung hinreißen, dass dies schon eine clevere Idee sei. Einwände, dass dieser cleveren Idee ein gewisser Selbstüberlistungsfaktor innewohne, wurden souverän hinweggewischt…“, so Mathias Drobinski in der SZ.

Frühere Versuche, die Schuld an der Misere den Banken in die Schuhe zu schieben, sind zwar verständlich, entbehren aber ebenfalls der Realität.

Was ist zu tun?
Derzeit geben zwei langjährige Unternehmensberater in dem Buch „Mad buisness“ Empfehlungen, wie der ökonomische Verstand in Organisationen zurückkehren kann. Vielleicht kann die Kirche davon lernen.

Die zweite Empfehlung scheint wie auf die Kirche zugeschnitten:

„Der zweite Ansatz… ist die Stärkung der Beiräte und Aufsichtsräte. In vielen Konzernen werden bei Misserfolgen lieber Teams aussgetauscht als jene Leute an der Spitze, die es
verbockt haben. Es braucht ein stärkeres Gegengewicht, um die personellen Ursachen des Irrsinns zu beheben.“ (Oliver Weyergraf, in: brandeins, 11/2015, S. 68)

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Friedhelm Schneider

Ökumenische Gebetsnacht für das Klima in Bayern.

11/2015

An 26 Orten in Bayern werden am Samstag, 14. November, Christen für das Gelingen der UN-Klimakonferenz beten.

Ab dem 30. November treffen sich die Regierenden der Welt zur 21. UN-Klimakonferenz in Paris. Klimaforscher und Nichtregierungsorganisationen mahnen, dass die Konferenz die letzte Gelegenheit sei, die Erderwärmung zu begrenzen und den Klimawandel aufzuhalten. Endet die Konferenz in Paris ohne konkrete Ergebnisse, so reiche die Zeit nicht aus, um die Erderwärmung unter zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu halten. Extreme Wetterereignisse würden dann häufiger als in den letzten Jahren, in vielen Teilen der Welt würden die Menschen ihrer Lebensgrundlagen beraubt. Die weltweiten Flüchtlingsströme nähmen Dimensionen an, die wir uns heute kaum vorstellen können. Mehr dazu.

„In der EKD interessiert sich keiner für die Gemeinden.“ Partys, Posen Protestanten: Siegfried Eckert zum Reformationsjubiläum 2017.

11/2015

„Der organisierte Protestantismus ist sich unsicher, wie gefeiert werden soll. Die Schar der Gratulanten scheint erwartungsvoller als das Geburtstagskind selbst. In einem von Pastorentöchtern, Pastoren und protestantischen Ministern regierten Land fehlt ein Roman Herzog, der kleingläubigen Christenmenschen eine Ruck-Rede hält. Katholiken können einfach ausgelassener feiern. Auch darin blieb Martin Luther katholisch. Er liebte üppiges Essen, gesellige Gelage und das Bier seiner Herrin Käthe. Von Diäten hielt er nichts.“… Mehr dazu.

„Topmanager sitzen im Elfenbeinturm“. Ein Gespräch mit den Autoren des Buches „Mad Business“ über abgehobene Manager, erfolgreiche Führungsstile und den Reiz der Start-up-Szene

vom 12.04.2015, Manuel Schumann

Untersuchungen (http://www.hare.org/) zufolge sind Menschen mit einer narzisstischen oder psychopathischen Persönlichkeit etwa drei- bis viermal häufiger in Machtpositionen vertreten als im Bevölkerungsdurchschnitt – Ihre Meinung?

Oliver Weyergraf: Das ist ein schmaler Grat. Wo hört der Soziopath auf, wo fängt der Psychopath an? Klar ist: Diejenigen, die in Weltkonzernen Karriere machen, müssen mit harten Bandagen kämpfen, sie sind meist durchsetzungsstark, eitel und extrem fokussiert. Fehlende Empathie und wenig Selbstreflexion sind üblich….

…Der kurzfristigen Gewinnmaximierung wird nahezu alles untergeordnet. …Dieses Konzept hat einiges verändert.

Speziell die Unternehmenskultur?
Oliver Weyergraf: Klar. Den meisten Managern geht es in erster Linie um die Frage: Wie optimiere ich den Aktionskurs meines Unternehmens? Danach richten sich ja später die Boni. Der Blick auf die Mitarbeiter dagegen schwindet zunehmend. Ebenso der Teamgedanke. Da sind Zielkonflikte entstanden, die nicht mehr auf die Schnelle zu lösen sind…. Das vollständige Interview.

Erste Erfahrungen mit der Dienstordnung für PfarrerInnen in Bayern.

11/2015, Korrespondenzblatt, Hans-Friedrich Schäfer


Ich sehe in der Festlegung von 48 Wochenstunden
als Obergrenze durchaus
einen Erfolg unserer Bemühungen. Bei
der Umsetzung zeigt sich aber, dass die
Wochenarbeitszeit einer Pfarrerin/eines
Pfarrer schwer zu berechnen ist, da es
innerhalb des Kirchenjahres Zeiten mit
unterschiedlichen zeitlichen Anforderungen
gibt. Die Arbeit auf Jahreswochenstunden
hochzurechnen, ist ein
Lösungsweg. Nicht gelöst ist aber damit
das Problem, dass sich erfahrungsgemäß
Belastungen über mehrere Wochen hinziehen,
für die keine zeitnahe Entlastung
möglich ist. Denn die Phasen, in denen
es in der Gemeinde ruhiger ist, gibt es
sehr selten. … Mehr dazu.
vgl. S. 150 – Mehr dazu..