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Neoliberalismus und Rassismus – das Beispiel Ayn Rand.

14. Januar 2015

Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Die 1982 verstorbene US-Schriftstellerin und neoliberale Sozialphilosophin Ayn Rand ist in Europa weitgehend unbekannt, in den USA aber umso einflussreicher. Mit Werken wie „The Fountainhead“ und insbesondere „Atlas Shrugged“ gilt sie bis heute als eine der zentralsten und wichtigsten Figuren des Neoliberalismus. Umso interessanter, welchen Rassismus sie gegenüber den Indianern Amerikas an den Tag gelegt hat.

Von Patrick Schreiner.

…Überraschen kann die hierin zum Ausdruck kommende Nähe zwischen Neoliberalismus und Rassismus aber nicht. Der Neoliberalismus hat viele Einfallstore für ausgrenzendes Denken. Spätestens wenn es darum geht, soziale Ungleichheit zu erklären und zu begründen, greift er gerne und schnell auf rassistische Argumentationsmuster zurück. Denn der Kapitalismus produziert soziale Ungleichheiten, die zu seiner Selbsterhaltung Rechtfertigung brauchen. Dies gilt umso mehr für den neoliberalen Kapitalismus, der von sozialstaatlicher Sicherung und Umverteilung nichts wissen möchte.


Adam Smith. In seinem Hauptwerk “Der Wohlstand der Nationen” von 1776, auf das sich Liberale und Neoliberale bis heute positiv beziehen, widmet er viele Seiten dem Thema “Kolonialismus”. Nicht alles an dieser Passage ist unproblematisch. Doch ist Smith vom platten Rassismus einer Ayn Rand weit entfernt. Er schreibt unter anderem:

Torheit und Ungerechtigkeit waren anscheinend die vorherrschenden Motive und bestimmten die ersten Pläne zur Gründung der Kolonien: Die Torheit, Gold und Silber nachzujagen, und die Ungerechtigkeit, den Besitz eines Landes zu begehren, dessen harmlose Eingeborene weit davon entfernt waren, jemals einen Europäer zu beleidigen….  Zum Artikel.

Michael J. Sandel: Gerechtigkeit. Wie wir das Richtige tun. Buchvorstellung

Der seit 1980 in Harvard Politische Philosophie lehrende Michael J. Sandel ist spätestens seit seinem 2012 erschienenen Buch »Was man für Geld nicht kaufen kann. Die moralischen Grenzen des Marktes« (vgl. die Besprechung von Wolfgang Erich Müller in ThLZ 138 [2013], 735 f.) auch in Deutschland einer der bekanntesten Moralphilosophen. Vor allem das Thema »Gerechtigkeit« und seine sehr anschauliche Art, höchst diffizile ethische Dilemmata von allen Seiten zu beleuchten, haben ihn weltweit populär gemacht. Auch im hier möglichst vielen Lesern und Leserinnen empfohlenen Buch führt Sandel – oft in juristischer Argumentationsmanier – eine Vielzahl von aus dem Leben gegriffenen Fallbeispielen vor. Seine Ausführungen sind infolgedessen immer an konkrete Geschehnisse rückgebunden, was gewiss ein Hauptgrund für den Erfolg seiner Vorlesungen und Bücher ist.
Sandel geht davon aus, dass menschliche Moralvorstellungen nicht ein für alle Mal »durch Erziehung und Glauben« feststehen, sondern dass vernunftgeleitete moralische Überzeugungsarbeit möglich ist (vgl. 42). Er hat an dieser Stelle die teils stark ideologisch gefärbten religiösen Grabenkämpfe seines US-amerikanischen Kontextes vor Augen. Das Thema seines Buches beschreibt er folgendermaßen: »Wie also können wir mit unserer Vernunft so erfolgreich durch das umstrittene Terrain navigieren, in dem es um Fragen der Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, Gleichheit und Ungleichheit, die Rechte des Einzelnen und das Allgemeinwohl geht?« (43). …

Mehr dazu.

Michael J. Sandel, Aus dem Amerik. v. H. Reuter.
Gerechtigkeit. Wie wir das Richtige tun
Berlin: Ullstein 2013. 413 S. Geb. EUR 21,99. ISBN 978-3-550-08009-8.

College-Kultur in den USA: Der Efeu welkt

Harvard, Yale oder Princeton galten lange als Ideal der Universitätskultur. Doch die amerikanischen Eliteuniversitäten sitzen auf der Anklagebank – wegen Rassismus, sexueller Gewalt und einer Erziehung zur Anpassung. Den Angriff auf den Kern hat im Sommer der Anglist und Literaturkritiker William Deresiewicz geführt. Anfang August stand auf dem Titelbild des Magazins The New Republic die Fahne der Harvard University in Flammen. “Don’t send your kid to the Ivy League”, schrie die Überschrift, Unterzeile: “A better education – and a better life – lies elsewhere.” Online wurde der Text auf einen Schlag zum meistgelesenen in der Geschichte des Magazins. Und im Herbst ließ Deresiewicz dann das Buch folgen, das die These ausführlich ausrollt (Excellent Sheep: The Miseducation of the American Elite and the Way to a Meaningful Life. Free Press, New York 2014). Sie lautet, sehr kurz gefasst: Die Fixierung darauf, es durch die brutalen Auswahlschleusen bis hoch in die Ivy League und dadurch mutmaßlich ins Lager derjenigen zu schaffen, die sich über Geld keine Sorgen mehr machen müssen, produziere überangepasste Strebernaturen, töte Neugier, Abenteuergeist und Kreativität und stürze ganze Familien ins Unglück. Mehr dazu.

Der Terror von Paris und die globale Gewaltspirale. Jens Wernicke im Gespräch mit dem schweizer Historiker Daniele Ganser.

20. Januar 2015;  Daniele Ganser (Dr. phil.) ist Schweizer Historiker, spezialisiert auf Zeitgeschichte seit 1945 und Internationale Politik. Seine Forschungsschwerpunkte sind Friedensforschung, Geostrategie, verdeckte Kriegsführung, Ressourcenkämpfe und Wirtschaftspolitik. Er unterrichtet an der Universität St. Gallen (HSG) zur Geschichte und Zukunft von Energiesystemen und an der Universität Basel im Nachdiplomstudium Konfliktanalysen zum globalen Kampf ums Erdöl.

? Stecken denn alle Menschen in dieser globalen Gewaltspirale?

Ganser: Nein. Wir sind derzeit 7 Milliarden Menschen in 200 Ländern. Nur ein Prozent, also 70 Millionen, tötet und foltert derzeit oder gibt Untergebenen den Befehl zu töten oder foltern…

? Ist bei den 70 Millionen Gewalttätern weltweit das Merkmal Religion denn wirklich das entscheidende Moment?

Ganser: Nein. Diese 70 Millionen kommen aus verschiedenen Ländern und gehören verschiedenen Religionen an. Es sind aber meistens Männer. Oft geht es im Kern um den Zugriff um Ressourcen wie Erdöl oder Erdgas, die Religionen werden dabei vor allem dazu benutzt, um die Gruppen in die Gewaltspirale hineinzuführen, als „Begründungserklärung“ sozusagen, um die es aber im Hintergrund überhaupt nicht geht, die nicht ausschlaggebend für territoriale oder Ressourcenkriege ist. Und diese gewalttätigen Männer haben ganz verschiedene Weltbilder. Sie sitzen etwa in den USA und steuern – wie sie denken, im Kampf für Freiheit, Menschenrecht und Demokratie – eine Drohne im Auftrag des Pentagons. Oder sie sind Präsident im Sudan und töten die Christen – vermeintlich im Auftrag Gottes oder der Religion. …

Das vollständige Interview.

Bundestag lehnt Antrag zur Übermittlung des vollständigen und ungeschwärzten CIA-Folterreports ab.

30.01.15, nds

Heute hat der Bundestag über den Antrag der GRÜNEN diskutiert, den CIA-Folterbericht über das Internierungs- und Verhörprogramm der CIA vollständig und ungeschwärzt von den zuständigen Stellen in den USA zur Verfügung gestellt zu bekommen. Dieser Antrag wurde von Union und SPD abgelehnt.
Wolfgang Nešković sagt: „Dieser Beschluss zeigt, dass die Regierungsfraktionen den politischen Konflikt mit den USA scheuen. Die Ablehnung des Antrages durch die Regierungsfraktionen beweist, dass die parteiübergreifende Verurteilung der Folterpraxis der CIA in der Aktuellen Stunde am 17. Dezember im Bundestag nur leeres Geschwätz war. Darüber hinaus nährt das Verhalten der Regierungsfraktionen den Verdacht, dass der ungeschwärzte, vollständige Bericht Belege über mögliche Beteiligungen deutscher Sicherheitsbehörden beinhalten könne…  zum Beitrag, vgl. Pos.3

«Den Westen interessiert nur das Öl». Interview von Reformiert mit Patriarch Ignatius Ephrem II, Oberhaupt der syrisch-orthodoxen Kirche.

14.01.2015, reformiert online

Christliche Minderheiten sind im Orient unter Druck: Ignatius Ephrem II., Oberhaupt der syrisch-orthodoxen Kirche, ist dennoch optimistisch, dass die Christen in ihren Herkunftsländern verwurzelt bleiben…

? Der Westen wagt es nur halbherzig, die Türkei als Nato-Partner an ihre historische Verantwortung zu erinnern. Auch im Irak haben sich die USA lange nicht um die orientalischen Christen gekümmert. Wenig christliche Solidarität also.

Ignatius Ephrem II: Wir wollen nicht, dass die westlichen Staaten kommen, um uns Christen zu beschützen. Aber in Wahrheit kümmert sich die westliche Politik weder um Muslime noch Christen, sondern ist vor allem im Nahen Osten an einem interessiert: den ungehinderten Zugang zum Öl. Für mich stellt sich aber auch die Frage: Ist der Westen überhaupt noch christlich?

? Gilt das auch für die USA, wo Sie lange als Geistlicher gewirkt haben?

Ignatius Ephrem II: Sicher gehen die Amerikaner mehr zur Kirche als die Europäer. Sie haben durchaus fromme Politiker. Je weiter man nach oben zum Kapitolhügel kommt, desto weniger spielt das Christliche eine Rolle…  Zum vollständigen Interview.

Zur Person: Ignatius Ephrem II., 49
steht der syrisch-orthodoxen Kirche mit weltweit fünf Millionen Mitgliedern vor. Sie gehört zu einer der ältesten christlichen Kirchen der Welt. Das Wörtchen «syrisch» leitet sich von assyrisch ab. Vor seiner Wahl zum Patriarchen 2014 war er achtzehn Jahre lang Erzbischof für die Gläubigen in den USA. Dort leben mehr syrisch-orthodoxe Christen als in der Türkei, Syrien und Irak zusammen. Im Dezember 2014 besuchte der Patriarch aus Damaskus die Schweiz mit einer Diaspora von 6000 Aramäern.

Zum amerikanischen Fundamentalismus. Von Prof. Peter Tepe, Düsseldorf und Prof. Noam Choamsky, MIT

Peter Tepe ist Professor für Neuere deutsche Literatur an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Er ist u.a.  spezialisiert auf Fundamentalismusforschung. Wir übernehmen diesen Beitrag mit freundlicher Genehmigung des Autors.

1.1 Zum amerikanischen Fundamentalismus

Grundsätzlich gilt: Alle Ideen, die mit der jeweiligen ‘absoluten’ Wahrheit in Konflikt geraten, werden vom Fundamentalisten als ‘großer Irrtum’ verworfen. Dieses Verwerfen ist unabhängig davon, ob z.B. eine Theorie nach wissenschaftlichen Kriterien gut bestätigt und kognitiv leistungsfähig ist. Die entscheidende Grundlage für die Ablehnung ist immer der Konflikt mit einer ‘absoluten’ Wahrheit, über die man zu verfügen glaubt. Wenn z.B. der „Glauben an den allmächtigen Schöpfergott“ den Status einer unumstößlichen Wahrheit hat, so müssen alle Lehren, die damit im Widerspruch stehen, abgelehnt werden – unabhängig von den Argumenten, die für diese Lehren ins Feld geführt werden. Zur ‘großen’ Glaubensgewißheit gehört also die apriorische Ablehnung aller damit in Konflikt stehenden Auffassungen.

Dieses Schema, das für RF 1 konstitutiv ist, lässt sich auf die unterschiedlichsten ‘Inhalte’ anwenden. Ein weiteres Beispiel, das für den amerikanischen Fundamentalismus relevant ist: Gilt etwa die „Irrtumslosigkeit der Bibel“ als unumstößliche Wahrheit, so muss die „Anwendung der historisch-kritischen Methode auf die Bibel“ mit großer Sorge betrachtet werden. Denn die Interpretation der Bibel „mit denselben Methoden wie andere historische Dokumente auch“ hat zweifellos die Tendenz, den behaupteten religiösen Sonderstatus der Bibel zu unterminieren (15). Die historische Relativierung ist mit der Annahme, die biblischen Texte seien von Gott offenbart worden und enthielten die ‘absolute’ und vollständige Wahrheit, letztlich nicht vereinbar…
Eine solche Gestalt des zumindest ansatzweise politisierten Fundamentalismus (RF 2) finden wir in Nordamerika in den 20er Jahren. Den Anhängern ging es „nach dem Krieg v.a. um Aktionen gegen die von den ‘Modernisten’ vertretene ‘Irrlehre’“, sie „setzten ihre Hebel v.a. in der Schulausbildung an und machten in den folgenden Jahren das Thema ‘Evolution’ zu ihrer Sache. Ihre Anti-Evolution Crusade wurde ungeheuer populär und erreichte ihren Höhepunkt im Jahre 1925.“ (37)

Diese Version des RF 2 konnte sich jedoch nicht durchsetzen, überhaupt führte der Fundamentalismus (RF 1 und RF 2) „für mehrere Jahrzehnte ein Schattendasein in der amerikanischen Gesellschaft“ (38). Danach bahnte sich jedoch ein neuer Aufschwung an: Die „militanteren Fundamentalisten organisierten sich dann Ende der 70er Jahre in einer Form, die bis dahin im amerikanischen Fundamentalismus unbekannt war: sie taten sich mit der politischen Neuen Rechten zusammen und schufen so die New Religious Right […]. Damit tritt ein weiteres Novum hervor: zum erstenmal in der Geschichte der Vereinigten Staaten gibt es eine Koalition zwischen militanten Protestanten und Katholiken, geeinigt durch dieselben moralischen und religiösen Themen und durch dieselben Feindbilder.“ (39).
Diese Gestalt des politisierten Fundamentalismus (RF 2) zeichnet sich nicht zuletzt dadurch aus, dass sie sich massiv neuer kommunikationstechnischer und werbestrategischer Mittel bedient. Einige Stichworte: „Direct Mail-Verfahren“ (39), Rekrutierung neuer Anhänger mehr durch „emotionsbesetzte Themen als durch komplexe politische Fragen“ (39), Kooperation mit „bekannten Fernsehpredigern“ (40), Gründung neuer „politisch-religiöser Gruppierungen“ mit dem Ziel, „rechte Christen für politische Aktionen zu mobilisieren“ (40).

Bekämpft wird der „säkulare Humanismus“. „Unter dem Oberbegriff ‘säkularer Humanismus’ fassen die Fundamentalisten alle ‘Lehren’, die die Menschen darin bestärken, zur Lösung individueller wie gesellschaftlicher Probleme allein ihren eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten zu vertrauen. Nach Meinung der Fundamentalisten habe der Einsatz dieser satanischen Waffen – liberale Erzieher, modernistische Kirchen und die Gerichte fungieren als ‘Instrumente’ Satans – zur Vergiftung des Denkens der Kinder und Jugendlichen, zur Infiltrierung der Kirchen und zur Verfälschung des Evangeliums geführt.“ (41f.)
Diese Grundauffassung führt zu diversen Kampagnen, z.B. gegen das „Recht zur Abtreibung auf Verlangen“, an denen sich auch „Fernsehprediger“ mit „geschicktem Einsatz moderner Kommunikationstechnologie“ beteiligen. Diese Version des RF 2 „verfolgt das langfristige Ziel, die eigenen ‘moralischen Prinzipien’ der gesamten Gesellschaft aufzuzwingen“ (48). Und das wiederum ist ein Merkmal, das auf alle Ausdifferenzierungen des RF 2 zutrifft.
Mit „Agitations-Propaganda wird das Gefühl von Bedrohung geschürt, das wiederum die Adressaten für politische Appelle empfänglicher macht, die darauf abzielen, die sog. social ills (die ‘Übel der Gesellschaft’) konkret zu bekämpfen. Die Adressaten werden dazu aufgefordert, ihren eigenen, individuellen Beitrag – etwa gegen Homosexualität – zu leisten, indem sie direkt auf ihre politischen Repräsentanten Einfluß nehmen.“ (43)

Dem „Zugriff auf die staatlichen Schulen“ wird besondere Bedeutung zugemessen, etwa im Sinn der Forderung der „gleichberechtigten Behandlung der ‘Lehre vom Kreationismus’ neben der Evolutionstheorie“ (43). Angestrebt wird darüber hinaus der „’Schutz’ vor der Konfrontation mit […] ‘unchristlichen’ Inhalten“ (43f.)…
Eine wichtige Aufgabe der verstehenden Denkformanalyse besteht darin, den Verbindungen des RF 1 und RF 2 mit einem Weltuntergangsdenken, vor allem aber mit einem apokalyptischen Denken nachzugehen. „Die Vorstellung, daß ‘Armageddon’ nahe sei, wurde durch wiederholte Äußerungen nicht nur fundamentalistischer Fernsehprediger, sondern auch Präsident Reagans genährt.“ (45)

Mehr dazu: gehen Sie auf das Feld „Fundamentalismus als Denkform“, dort Teil1: Religiöser Fundamentalismus.

 

Noam Chomsky interviewt von Amina Chaudary © Islamica Magazin , Ausgabe 19, April und Mai 2007

Choamsky stellt in aller Kürze die Entstehung und Entwicklung des christlichen Fundamentalismus in den USA im 20. Jh. dar. Dabei steht die signifikante Veränderung der Gestalt ab 1982, dem Beginn der Regierung Ronald Reagans, im Zentrum. Die USA ist demnach heute „eines der fundamentalistischsten Länder der Welt“.  „Das passierte in den vergangenen 25 Jahren und Religion ist jetzt eine enorme Kraft – fundamentalistische Religion, auf keinen Fall alle Religionen.“

hieraus kurzer Auszug:

?

Noam Chomsky: Nun, die wesentlichen Probleme der Welt sind fast definitionsgemäß diejenigen, die in den mächtigsten Staaten auftreten, denn was auch immer diese Staaten betrifft, betrifft jeden. Und der mächtigste Staat der Welt sind die USA, und sie sind zufällig auch eins der fundamentalistischsten Länder der Welt. Extremistische fundamentalistische Religion könnte in den USA einen größeren Einfluss auf die Öffentlichkeit haben als im Iran, obwohl ich noch nie eine Umfrage aus dem Iran gesehen habe. Aber ich bezweifle, dass 50 Prozent der Bevölkerung dort glauben, die Welt sei vor 6000 Jahren geschaffen worden, und zwar genau in der Form, wie sie jetzt ist.

Das ist eigentlich seltsam, denn lange zurück in der amerikanischen Geschichte bis zur Zeit der Kolonisten gab es immer wieder Epochen religiöser Erweckungsbewegungen. Zuletzt sahen wir das in den 1950er Jahren, die eine große Periode religiöser Erweckungsbewegungen waren. Dadurch kommen wir zu Sätzen wie „In God We Trust“ (Wir vertrauen auf Gott) und „One Nation under God“ (Eine Nation unter Gott). Religiöse Erweckungsbewegungen sind in den letzten Jahren wieder stärker geworden. Bis vor wenigen Jahren waren sie keine wichtige Kraft in politischen Angelegenheiten. Das passierte in den vergangenen 25 Jahren und Religion ist jetzt eine enorme Kraft – fundamentalistische Religion, auf keinen Fall alle Religionen. Beispielsweise waren die USA oft stark gegen das Christentum eingestellt…

Das vollständige Interview.

TTIP-Massenproteste stürzen EU in Erklärungsnot: bei einer Umfrage sind 97% kritisch gegenüber TTIP.

13.01.14, Die Welt

Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände ihre Bedenken und Positionen vortragen konnten.
Die Resonanz war überwältigend: Fast 150.000 Antworten gingen ein. Das Ergebnis fiel aus Sicht der EU-Kommission allerdings desaströs aus: 97 Prozent der Antworten fielen kritisch aus. Sie lehnten entweder TTIP oder Schiedsgerichte ab. Mehr dazu.

Eine US-Megakirche ist am Ende. Polarisierender Führungsstil: Nach Kontroversen tritt der Pastor der »Mars Hill«-Gemeinde zurück.

07.12.2014, Bayer. Sonntgsblatt

Die Mars-Hill-Kirche in Seattle im Nordwesten der Vereinigten Staaten: Bis vor wenigen Monaten war das eine renommierte Adresse in der Welt US-amerikanischer Megakirchen, eine dynamische evangelikale Gemeinde mit einem scharfzüngigen Prediger. Diesen Herbst ist das Projekt zusammengebrochen…

Und in der Mars-Hill-Gemeinde kamen schon länger schwelende Konflikte über Driscolls ruppigen Führungsstil an die Öffentlichkeit. Mehrere Pastoren, die Driscoll kritisiert hatten, wurden Medienberichten zufolge aus der Kirche gedrängt. Ein interner Untersuchungsausschuss urteilte, »Pastor Mark« habe sich Mitarbeitern gegenüber »arrogant und herrisch« verhalten. Blogger stießen auf Online-Kommentare in obszöner Sprache, die Driscoll unter einem anderen Namen verfasst hatte. Darin machte er sich lustig über »verweiblichte« Männer, die Gemeinden mit Pastorinnen besuchten. Mitte Oktober trat Driscoll zurück. Seine »Persönlichkeit und sein Führungsstil« hätten polarisiert, bekannte Driscoll… Mehr dazu.