Archiv der Kategorie:
Rechtstaatlichkeit

Schwarz-Gelb lehnt Debatte über NSA-Affäre im Bundestag ab

Der Bundestag hat in seiner wohl letzten Sitzung vor der Bundestagswahl mit der Mehrheit von CDU/CSU und FDP eine Debatte über die NSA-Affäre verhindert. Die Anträge dazu hatten die Oppositionsparteien SPD, Grüne und die Linke gestellt, fanden aber keine Mehrheit. Trotzdem kam es zumindest in der Debatte über die Geschäftsordnungsanträge zu einem heftigen Schlagabtausch. Das geschah vor vergleichsweise vollem Haus, weil eine Generaldebatte über die Situation in der Bundesrepublik anstand. Mehr darüber.

60 Jahre Europäische Menschenrechtskonvention

Den Schutz von Grund- und Menschenrechten für mehr als 800 Millionen Menschen in 47 Staaten garantiert die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK). Vor 60 Jahren wurde sie unterzeichnet. Bald soll auch die EU der EMRK angehören, in der bislang nur einzelne Staaten vertreten sind. Zum Artikel.

„Macht braucht Kontrolle!“ – Gustl Mollath in Gießen

Auf Initiative der Gießener Akademischen Gesellschaft, die sich der Aufgabe verschrieben hat, die Wissenschaft in den Dienst der Menschen zu stellen, fand am Samstag, dem 24. August 2013 in Gießen ein Symposion unter dem Titel Die Richter und ihre Denker – Strukturen in der Justiz und im Gutachterwesen statt. An der Veranstaltung nahm auch Gustl Mollath teil.
Ruhig und sachlich und ohne jeden Belastungseifer trug Gustl Mollath seine Kritik vor und appellierte an ein dem Anspruch nach demokratisches Gemeinwesen, längst fällige Reformen einzuleiten. Es sei nicht länger hinzunehmen, dass Menschen systematisch ihrer Würde beraubt und auf Gedeih und Verderb einer willkürlich verfahrenden Herrschaft ausgeliefert werden. Von
Götz Eisenberg

Die Hess. Landesregierung scheitert erneut vor Gericht

Diesmal scheitert das Land Hessen vor dem VGH, dem Hessischen Verwaltungsgerichtshof Kassel. Gegenstand: die Abflugrouten auf dem Rhein-Main-Flughafen.

…Das oberste Verwaltungsgericht des Landes in Kassel hatte am Dienstag überraschend die sogenannte Südumfliegung gekippt. Damit müssen startende Flugzeuge vom Frankfurter Flughafen in Richtung Norden künftig eine andere Route nehmen als bisher.

Geklagt hatten acht Kommunen und fünf Privatleuten aus Hessen und Rheinland-Pfalz. Die Route sei rechtswidrig, sagte die Vorsitzende Richterin Monika Thürmer. Die Revision wurde nicht zugelassen (Az: 9 C 323/12.T).

Nach Ansicht der Grünen im hessischen Landtag steht die schwarz-gelbe Koalition nun vor den „Trümmern ihrer Flughafenausbaupolitik“.

Lesen Sie den Artikel in der FAZ vom 04.09.13.

Kürzung von Finanzen für Kommunen in Hessen war verfassungswidrig

Wiesbaden. Die Kürzung von mehr als 340 Millionen Euro im Jahr 2011 bei den hessischen Kommunen ist verfassungswidrig. Der Staatsgerichtshof in Wiesbaden gab am Dienstag einer kommunalen Grundrechtsklage der Stadt Alsfeld im Vogelsberg statt. Lesen Sie mehr.

Kommunen von Hessischer Landesregierung verfassungswidrig unter Druck gesetzt

Wiesbaden. Die Kürzung von mehr als 340 Millionen Euro im Jahr 2011 bei den hessischen Kommunen ist verfassungswidrig. Der Staatsgerichtshof in Wiesbaden gab am Dienstag einer kommunalen Grundrechtsklage der Stadt Alsfeld im Vogelsberg statt. Lesen Sie mehr.

 

Hessen – Psychiatrisierter Steuerfahnder Rudolf Schmenger im Interview

30.07.13 Mollath ist einer der schillerndsten in einem Meer von Einzelfällen. Wer den Banken und den Steuerdieben, die bei ihnen das Geld vor dem Fiskus verstecken, zu nahe kommt, wird entweder bestochen oder aus dem Weg geräumt. Der ehemalige Steuerfahnder des Landes Hessen wurde aus dem Weg geräumt, weil er eine Beförderung ausschlug. Eine Beförderung, die ihm zuteil gekommen wäre, wenn er seine Arbeit als Steuerfahnder NICHT gemacht hätte, sondern über seine Erkenntnisse geschwiegen hätte. Klingt verrückt? Ist es auch. Aber ganz normal in dem Land.

Mittlerweile versucht die HVB sogar ihre Kunden zu psychiatrisieren. Schmenger schildert diesen Fall erstmals einem Medium in diesem Sommerinterview von stoersender.tv. Schauen Sie Episode 9.

 

Petition zur Verfahrensaufnahme im Fall Gustel Mollat

https://www.openpetition.de/petition/blog/freiheit-fuer-gustl-mollath

Liebe Unterstützerin, lieber Unterstützer von Gustl Mollath,

endlich eine gute Nachricht: Wie Sie sich schon erfahren haben, hat das „Oberlandesgericht Nürnberg“ heute den Wiederaufnahme-Anträgen von RA Dr. Gerhard Strate und der Staatsanwaltschaft Regensburg stattgegeben. Damit ist Gustl Mollath unverzüglich freizulassen!

Der erste Schritt, die Freiheit von Gustl Mollath, ist damit, auch Dank Ihrer aller Hilfe, erreicht. Noch nicht erreicht ist die vollständige Rehabilitierung von Gustl Mollath. Dies kann nur durch ein faires und transparentes Wiederaufnahme-Verfahren möglich werden.

Ich habe deshalb den Titel und den Text der Petition geändert. Ziel ist nun: „Gerechtigkeit für Gustl Mollath!“.

Der Fall Mollath in der Wiederaufnahme

Der Fall Mollath hält mittlerweile seit gut drei Monaten die bayerische Öffentlichkeit in Atem.

Ich hatte in meinem ersten Beitrag (hier) auf einige schon aus dem schriftlichen Urteil erkennbare Schwächen der Beweiswürdigung Bezug genommen. Inzwischen hatte ich Gelegenheit, sehr viele weitere Einzelheiten zu erfahren, die meinen ersten Eindruck, dass hier etwas im Argen liegt, bestätigen bzw. noch weit übertreffen: Nicht nur die Beweiswürdigung, auch die Beweisaufnahme zu den angeklagten Taten in Ermittlungsverfahren und in der Hauptverhandlung war fehler- und lückenhaft.

Der Blockupy- Kessel und die Reaktion der Kirchen

Aus einem offenen Brief (vgl. offener Brief) der Pfarrkonferenz des Ev.  Dekanates Darmstadt- Stadt an den hessischen Innenminister Boris Rhein:

Sehr geehrter Herr Innenminister,

die Presseberichte zur Frankfurter Blockupy-Demonstration und zum Polizeieinsatz in der letzten Woche sowie die zur Zeit noch andauernde politische Debatte haben auch im Evangelischen Dekanat Darmstadt-Stadt zu Diskussionen geführt. In der Gesamtkonferenz am 5.6.2013 haben die Pfarrerinnen und Pfarrer im Evangelischen Dekanat Darmstadt-Stadt unter dem Vorsitz des Dekans Norbert Mander aus diesem Grund die folgende Resolution mit großer Mehrheit verabschiedet:

Die Pfarrerinnen und Pfarrer des Evangelischen Dekanates Darmstadt-Stadt erwarten eine lückenlose Aufklärung des Polizeieinsatzes anlässlich der Blockupy- Demonstration am vergangenen Samstag. Augenzeugenberichte in dem Offenen Brief unter dem Titel „So war es nicht! Gegen die Ausgrenzung gesellschaftlicher Opposition durch Polizei und Teile der Medien“ lassen vermuten, dass demokratische Grundregeln massiv verletzt wurden. Wir sind in großer Sorge.“

Auf der homepage der Landeskirche EKHN wurde unter dem Suchwort Blockupy bzw. Blockupy Frankfurt kein Eintrag zum Thema gefunden…

 

 

Götze „Markt“ Die rabiaten Reflexe einer Geldreligion in Frankfurt und anderswo

Politisch ist es zumindest riskant, gegen einen Demonstrationszug der Blockupy-Bewegung, in dem bürgerliche und vor allem auch ältere Mitmenschen einen Großteil der TeilnehmerInnen ausmachen, derart rabiat vorzugehen, wie es am 1. Juniwochenende 2013 in Frankfurt geschehen ist. Der Bericht des Mitbegründers der ethikon-Stiftung Axel Köhler-Schnura beunruhigt und erschüttert. In einem offenen Brief, den zahlreiche angesehene Persönlichkeiten unterzeichnet haben, werden die Ereignisse von Frankfurt komprimiert geschildert und eine zum Teil einseitige Berichterstattung korrigiert. Die Frankfurter Rundschau bestätigt im Wesentlichen diese Darstellungen und bietet zudem eine umfangreiche Fotodokumentation zu dem Blockupy-Protest und zu der polizeilichen Gewalt. Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Interview mit dem Staatsrechtler und Spezialisten für Polizeirecht und innere Sicherheit Christof Gusy der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der den Polizeieinsatz als „unverhältnismäßig“ und „nicht zu rechtfertigen“ qualifiziert.

Sichtbar wird das Bild einer kalkulierten Strategie: Über Stunden hinweg wurden erkennbar friedliche Menschen eingekesselt und in rhythmischen Abständen Prügel- und Reizgasattacken ausgesetzt. Dem bürgerschaftlichen Engagement sollte der Schneid abgekauft, dem Citoyen die Haltung des marktkonformen Untertanen eingeprügelt werden. Einem ehemaligen Ministerpräsidenten Stefan Mappus hatte eine ähnliche Strategie bei „Stuttgart 21“ das Amt gekostet. Damals allerdings dokumentierte neben den überwiegend öffentlich-rechtlichen Sendern die bürgerschaftliche Video-Überwachung insbesondere durch die „Parkschützer“ in Echtzeit die politisch lancierte Brutalität des Staatsapparats. Das Element dieser heilsamen Öffentlichkeit war diesmal deutlich reduziert, vermutlich auch wegen der geringeren Anzahl der Protestierer. Deswegen ging man das Risiko öffentlicher Empörung mit politisch ungewollten Nebenwirkungen kalkuliert ein, war doch Ziel des Protests das „Allerheiligste“ des deutschen Kapitalismus: das Frankfurter Bankenviertel und der Sitz der EZB.

Die neureligiöse Rede vom Markt als höchster Instanz

In den USA gibt es religiöse Fanatiker fundamentalistisch-christlicher Provenienz, die vor sog. „Abtreibungskliniken“ mit Kleinkalibergewehren Ärzte, Schwestern und schwangere Frauen erschießen. Islamistische Fundamentalisten sprengen sich selbst und überwiegend andere Moslems bei „Selbstmordattentaten“ in die Luft. Auch der Massenmörder Anders Breivik war in gewisser Hinsicht religiös motiviert, zumindest hatte er mit anderen Fundamentalisten ein klares Weltbild gemeinsam, das auf die Aufteilung des Kosmos in „Gut“ und „Böse“ hinausläuft. Religion hat, wenn sie sich einem fanatischen Dualismus hingibt, eine erschreckend destruktive Seite.

Dass Ideologien sich zu Ersatzreligionen entwickeln können, ist nichts Neues. Die neoklassische Theorie hat das Potential, den Markt von einem pragmatisch zu handhabendenden Instrument zu einer höchsten Instanz mit religiösem Charakter wuchern zu lassen. Naomie Klein schildert in ihrem Buch „Die Schockstrategie“ eindrücklich, welch eine Blutspur die von Milton Friedman angeleiteten „Chicago-Boys“ im Verbund mit dem CIA und örtlichen Diktatoren in Ländern wie Chile, Argentinien oder Indonesien hinterlassen haben. Die Verteufelung nicht nur des Kommunismus oder des Sozialismus, sondern auch des Sozialen im Allgemeinen ist ein Hinweis auf einen gefährlichen Dualismus, der zur Rechtfertigung solcher Gewaltexzesse diente. Der Begriff „alternativlos“, von Maggy Thatcher bis Angela Merkel immer wieder missbraucht, um den materiellen Status von abhängig Beschäftigten und EmpfangerInnen staatlicher Transferleistungen zu reduzieren, teilt ebenfalls die Welt in schwarz und weiß auf – Marktfundamentalismus.

In der mittelalterlichen Stadt war die Kathedrale das alles überragende Bauwerk. In Metropolen wie Frankfurt sind es die Bankentürme. „Wir müssen die Märkte beruhigen.“ „Das Vertrauen der Märkte muss wiedergewonnen werden.“ Sätze wie diese deuten an, dass der Neoliberalismus mittlerweile so dominant ist, dass unwidersprochen dem Markt die Rolle der höchsten Instanz zugewiesen werden kann. Er überragt und beherrscht alles: Politik, Kultur, Bildung und sogar das kirchliche Leben. Nicht mehr die Verbesserung der Lebensumstände, sondern die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit wird zur absoluten Norm politischen und zunehmend auch gesellschaftlichen Handelns.

Nun gibt es zweifellos Profiteure der marktradikalen Ideologie: jener kleine Prozentsatz von 1-2% Hochvermögenden, die ihr Kapital in den letzten Jahrzehnten alleine auf Grund des schieren Umfangs gewaltig mehren konnten. Sie sind die Individuen, die insbesondere das Finanzmarktgeschehen beherrschen und mit ihrer ökonomischen Macht politische Gegenbewegungen ausbremsen. Dass sie hierbei in der Anwendung ihrer Methoden alles andere als zimperlich sind, hat die Geschichte – zuletzt eben auch in Frankfurt – gezeigt. In der Bankenstadt wurden junge Polizisten und Polizistinnen als Repressionsinstrument des Neoliberalismus missbraucht. Deutliche Kritik an diesem Vorgehen kommt bemerkenswerter Weise aus den eigenen Reihen. In einem Bericht der Frankfurter Rundschau werden Vertreter einer Spezialeinheit der Frankfurter Polizei zitiert: „In der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) der Frankfurter Polizei herrscht massiver Frust über den Einsatz bei der Blockupy-Demonstration am vergangenen Samstag. Im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau äußerten mehrere Beamte die Meinung, ihre zur Verstärkung aus anderen Bundesländern angereisten Kollegen hätten maßlos überzogen.“ „Die Kollegen aus den anderen Bundesländern hätten mit zwei Ketten einen viel zu großen Kessel gebildet. Es sei vollkommen klar gewesen, dass die allermeisten der eingekesselten Demonstranten keine Gewalttäter waren. Bei der Polizei rechnet man deshalb mit zahlreichen Strafanzeigen wegen Freiheitsberaubung.“ Weiter heißt es in dem Bericht: „Unterdessen scheint sich der Verdacht zu bestätigen, dass die Einkesselung der Demonstranten jedenfalls nicht so spontan erfolgte, wie es die Polizeiführung am Montag dargestellt hatte. So berichtet der Frankfurter Arzt Joachim Dlugosch, der mit seiner Familie an dem Protestzug teilgenommen hatte, in einem offenen Brief an Polizeipräsident Achim Thiel von einer Begegnung mit einem Beamten in der Nähe des Schauspiels. Dieser habe gesagt, ‚er wolle uns warnen, es wäre besser, wenn wir uns mit den Kindern entfernen, hier würde gleich etwas passieren‘. Entsprechende Schilderungen aus der Zeit vor dem Polizeieinsatz gibt es von mehreren Demonstranten.“ All dies deckt sich mit den Schilderungen von Axel Köhler-Schnura und belegt, dass die Gewaltmaßnahmen wohl kalkuliert waren. Im Hintergrund zogen offenkundig die Fundamentalisten einer Geldreligion und ihre Helfershelfer die Fäden, denen zur Durchsetzung ihres als absolute Wahrheit erkannten Glaubens jedes Mittel recht ist.

Der „marktkonforme“ Mensch

Religionen haben mitunter eine Neigung, ihren Anhängern Askese und Verzicht zur Erweiterung des religiösen Potentials zu predigen. Mit den Austeritätsprogrammen, die insbesondere in den südeuropäischen Ländern umgesetzt werden, aber auch mit der „Schuldenbremse“ in Deutschland will man die „Märkte beruhigen“ und die „Wettbewerbsfähigkeit steigern“. Dass der Aufruf zur Askese, der vor allem dem öffentlichen Sektor und abhängig Beschäftigten gilt, nicht nur materielle Aspekte hat, deutet die Forderung Angela Merkels nach einer „marktkonformen Demokratie“ an. Gemeint ist wohl ein politisches System, das dem Marktgeschehen angepasst ist und die Wettbewerbsfähigkeit nicht beeinträchtigt. Askese bedeutet hier u.a. Verzicht auf unbotmäßigen Protest, wie er sich z.B. im Rahmen von Blockupy in Frankfurt artikuliert hat. Hier waren „Sünderinnen und Sünder“ wieder die Wettbewerbsfähigkeit und den Finanzplatz Frankfurt auf der Straße, denen die unsanfte Behandlung letztlich nur zu dem Besten diente, sie auf den rechten Weg der Marktkonformität zu drängen.

Der marktkonforme Mensch ist zunächst als homo oeconomicus ein mathematisches Konstrukt der Mainstream-Ökonomie. Frank Schirrmacher dokumentiert in seinem höchst informativen, bedrückenden und zugleich anregenden Buch „Ego – Das Spiel des Lebens“, wie sehr jener homo oeconomicus insbesondere durch die Entwicklungen des digitalen Zeitalters in die Realität hineindrängt und wie die Autonomie des wirklichen Menschen immer stärker beschnitten wird. So muss es sein, denn der wirkliche Mensch mit seiner Fähigkeit zu lieben, sich für ein Gemeinwesen einzusetzen und seinem Gerechtigkeitssinn, ebenso wie mit seinen Abgründen – die Bibel beschreibt ihn ziemlich realitätsnah – ist ein bleibender Störfaktor im Marktgeschehen. Die immer rasantere Landnahme des Marktes verlangt nach einem „neuen Menschen“: dem fleischgewordenen homo oeconomicus.

Mit dem Vordringen des Marktes, der in rechter Dosierung wie ein Bewässerungssystem in der Steppe wirken kann, nahm die Anzahl der Menschen zumal in den Reihen der sog. „Verantwortungseliten“ zu, die den Vorgaben des homo oeconomicus entsprechen. Denn die Spielregeln von Wettbewerb und Konkurrenz verlangten nach Persönlichkeiten, die eben nicht nur bei der Produktion von Baustoffen oder Gartengeräten, sondern auch in der Politik, in der Medienlandschaft, dem Bildungswesen, als Künstlerinnen und Künstler oder in Großorganisationen wie den Kirchen rational nach der Vermehrung des eigenen Nutzens strebten. Nicht mehr der Einsatz für andere, für ein besseres Leben oder die Gemeinschaft steht an erster Stelle, sondern die eigene Karriere. Das eigene Selbstbild wird entlastet durch den marktfundamentalistischen Glauben, dass persönlicher Egoismus von Individuen das Gemeinwohl auf wundersame Weise fördert. Die Glaubensgemeinschaft der Geldreligion hat Zuwachs erhalten. Vor allem verfügt sie über nahezu unbegrenzte Ressourcen, um Medien in ihrem Sinne zu instrumentalisieren, politische Prozesse zu steuern und Ungläubige kaltzustellen.

Paulus schreibt im 1. Korintherbrief 13,13: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ Diesen Gnadengaben setzen die Jüngerinnen und Jünger der Geldreligion eigene Werte entgegen: „Nun aber bleiben Ansehen, Macht und Geld. Aber das Geld ist der höchste Wert, da es dem Erfolg den Weg ebnet.“

Jesus schreibt ihnen ins Stammbuch: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ (Matthäus 6,24)

von Hans-Jürgen Volk