Archiv der Kategorie:
Kirchenaustritt/ Konfessionslose/ religiös Unbestimmte

Marktanteile als Maßstab, schrumpfende Mitgliederzahlen als Alarmzeichen?

von Barthel Schröder am 7. Oktober 2013

Markanteile als Maßstab für die Effizienz der Hierarchie-Stufen
…Alle Alarmglocken läuten in Unternehmen, wenn Marktanteile verloren gehen, oder das Vertrauen der Kunden in das Unternehmen sinkt. Die Erfahrung zeigt, dass eine Rückgewinnung des Ansehens und eine Wiedereroberung von verloren gegangenen Marktanteilen ungleich schwieriger zu realisieren ist, als ein rechtzeitiges Gegensteuern.

Schrumpfende Mitgliederzahlen und schwindende gesellschaftliche Bedeutung lösen hingegen in der Kirche keine verstärkten Aktivitäten aus. Der Wechsel von jährlich 18 Millionen Katholiken in Brasilien zu den Pfingstkirchen, so die Zeitschrift „Stimmen der Zeit“, weil deren Gemeinden in der Nachbarschaft und ihre Seelsorger direkt erreichbar sind, bereitet erkennbar keine schlaflosen Nächte. Wird nicht der Mut der Pastoralbriefe aufgebracht, bewährte Verwaltungsstrukturen und Entscheidungsabläufe zur Bewältigung der aktuellen Kirchenkrise zu nutzen, und wird weiterhin mit Hilfe einer phantasielosen Bürokratie nur der Untergang verwaltet, werden die Gemeinden bei weiter sinkenden Mitgliederzahlen zu unbedeutenden Minderheiten in einer konfessionslosen, säkularen Gesellschaft werden und damit ihrer Aufgabe, Salz und Licht zu sein, nicht gerecht mehr werden können…. Zum Beitrag bei futur2

Kirchenaustritte: Rekord in Hamburg: Fast 6000 treten aus Nordkirche aus

14.08.14, Von Hanna-Lotte Mikuteit

Fast 6000 Austritte im ersten Halbjahr in der Hansestadt. Michel-Pastor, Alexander Röder, vermutet einen Zusammenhang hinsichtlich der Veränderungen bei der Erhebung der Kirchensteuer.
Hamburg. Michel-Hauptpastor Alexander Röder weiß auch nicht mehr so recht, wie er die steigenden Kirchenaustritte noch erklären soll. „Die Menschen brauchen einen Anlass, um die Kirche zu verlassen. Das ist wie ein Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt“, sagt er. Im vergangenen Jahr sei es vor allem der Skandal um den katholischen Limburger Bischof Tebartz-von Elst gewesen. „Für manche ist es jetzt die veränderte Erhebung der Kirchensteuer auf Kapitalerträge.“ Sehr bedauerlich sei das, so der Oberhirte von Hamburgs berühmtester Kirche, und es klingt ein bisschen resigniert. Inzwischen ist die Kirchenflucht auf jeder Sitzung des Kirchengemeinderats der Hauptkirche St. Michaelis Thema… Zum Artikel.

Zum Thema Kirchensteuer auf Kapitalerträge auch hier und hier und hier (SZ)

Zum Thema Anstieg der Kirchenaustritte 2014, siehe  für Bayern und Baden-Württemberg hier(FAZ) und generell hier.

 

Exodus aus der Kirche: In Schleswig-Holstein treten immer mehr Menschen aus

vom 1. September 2014

Ursache dürfte eine Änderung beim Einzug von Kirchensteuern auf Kapitalerträge sein.

KIEL | Die Zahl der Kirchenaustritte steuert auf einen neuen Höchststand seit dem Jahr 2000 zu. „Im ersten Halbjahr hat es in der Nordkirche möglicherweise einen Anstieg um 50 Prozent und mehr gegeben“, sagte Kirchensprecher Frank Zabel in Schwerin. So hätten die Kirchenkreise für Hamburg 60 Prozent gemeldet, der Kirchenkreis Altholstein mit Kiel mehr als 50 Prozent. Die Angaben stammten von den Kirchenkreisen, komplette Zahlen für die Nordkirche lägen noch nicht vor…. Zum Artikel.

Mitgliederschwund im Land der Reformation Sachsen- Anhalt

In Wittenberg begann 1517 mit dem Thesenanschlags Martin Luthers an die Schlosskirche die Reformation der Kirche. 2017 ist das 500 Jahre her und soll weltweit gefeiert werden – auch wenn die Kirche dort, wo alles begann, kaum Mitglieder hat.


Etwa 1,8 Millionen Männer und Frauen und damit 82 Prozent der Bevölkerung des Bundeslandes (Rund 2,3 Millionen Menschen) gehört laut Zensus weder der evangelischen noch der katholischen Kirche an.

Zum Bericht.

Kleine kathol. Statistik: Rückgang der Priesterzahl seit 1990 minus 35%; Rückgang der Gemeindeglieder minus 15%; Steigerung der Kirchensteuereinnahmen plus 40%.

18.07.2014
Der Katholikenanteil lag 2013 bei 24,2 Millionen Menschen und damit 29,9 Prozent der Bevölkerung. Für Kardinal Reinhard Marx ist das schmerzliche Ergebnis angesichts hoher Austrittszahlen 2013 ein “Weckruf“.

Die jüngst vorgestellte Statistik belegt aber nicht nur eine sprunghaft gestiegene Austrittsrate, sondern auch die aktuellen Zahlen zu den Mitarbeitern: 9222 Priester aktiv in der Seelsorge, assistiert von 3140 Pastoral und 4470 Gemeindereferenten. Zum Artikel.

Die Anzahl der in der Seelsorge (Pfarrseelsorge oder anderen Seelsorgebereichen) tätigen Priester in Deutschland sank ab 1990 bis 2012 von 14160 im Jahr 1990 auf 9222 2013. Das ist ein Rückgang von 35%. Die Anzahl der Kirchenmitglieder sank im gleichen Zeitraum von 28.252.000 auf 24.200.000. Das entspricht einem Rückgang von 15%. Zur Statistik der Dt. Bischofskonferenz. F.S.

Im selben Zeitraum stiegen die Kirchensteuereinnahmen von 3,88 Mrd. € 1991 auf 5,45 Mrd. € 2013. Das ist eine Steigerung von 40%. Statistik der Dt. Bischofskonferenz.

„Schiebt es nicht auf die Banken!“

Die automatische Erfassung der Kirchensteuer auf Kapitalerträge wird für die neue Austrittswelle aus den Kirchen verantwortlich gemacht. Seit dem gibt es regelmäßig gegenseitige Schuldzuweisungen zwischen Kirchen und Banken über die Kommunikation.

Die Zeit interviewte den Nordrheinwestfälischen Finanzminister Norbert Walter-Borjans zur Kirchensteuer: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Steuer nur der Anlass und nicht der Grund für die Austritte ist. Viele Kirchenmitglieder fühlen sich der Amtskirche offenbar nicht mehr verbunden. Das ist so, als ob man seit Jahrzehnten in einem Verein passiv Mitglied ist. Plötzlich kommt ein Brief: Der Mitgliedsbeitrag wird um zehn Cent erhöht. Das macht einen erst darauf aufmerksam, dass man schon lange hätte austreten können. Es ist ein Erinnerungsposten.“ so Walter-Borjans Einschätzung der Lage.

Das Interview zeigt interessante EInblicke in die Kirchensteuer aus der Perspektive der einziehenden Behörde.

Zahl der Kirchenaustritte im ersten Halbjahr 2014 signifikant angestiegen. Von Reinhard Bingener.

07.08.2014, Reinhard Bingener, FAZ

… Die dahingehenden Ahnungen aus den vergangenen Wochen lassen sich nun erstmals mit Zahlen aus drei der größten Landeskirchen belegen. So verzeichnet die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern von Januar bis einschließlich Juni 2014 etwa 14.800 Austritte, wie dieser Zeitung auf Nachfrage mitgeteilt wurde. Das sind mehr als 50 Prozent mehr als im Vorjahr, denn im Vergleichszeitraum 2013 betrug die Zahl der Austritte etwa 9.700. In der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers hofft man, mit nur etwa 30 bis 40 Prozent mehr Austritten davonzukommen.

Daten aus der Evangelischen Landeskirche in Württemberg allerdings bestätigen eher den bayerischen Trend… Zum Artikel.

 

 

Kirchenaustritte als „Weckruf“ für die Kirche?

SZ., 28.07.14, Leserbrief von einem Pfarrer zum sprunghaften Anstieg der Kirchenaustritte aus der kath. Kirche.

Wer bitte soll da rufen und wecken und wer soll wozu aufwachen? Kirche, egal ob katholisch oder evangelisch, ist nicht mehr anziehend. Sie ist leidenschaftslos, desorientiert und krank geworden, paralysiert von der inneren Emigration ihrer Mitarbeiter und den Austritten ihrer Mitglieder. Humpelnd auf den Krücken der Kirchensteuer und der Sucht nach gesellschaftlicher Anerkennung, fürchtet sie die Medien mehr als Gott. Sie predigt davon,
dass Jesus die Kranken geheilt hat und wird doch selbst immer kränker, weil sie dem nicht mehr rückhaltlos vertraut, der allein sie heilen könnte. Statt ein Gegenmodell zu dieser von Gier getriebenen Gesellschaft zu sein, versucht sie mitzuhalten im Hamsterrad des Kapitalismus. In ihren Schaufenstern stehen Schilder mit der Aufschrift „Barmherzigkeit“, „Güte“, „Glaube, Hoffnung und Liebe“, „Heilung und Erlösung“. Aber was sie anbietet, sind eben nur Schilder, nicht die Sache selbst. Hinter den Fassaden alter Riten und Liturgien ist es „wüst und leer“ geworden. Was soll man von einer Kirche erwarten, die Angst hat
vor Buße und Umkehr, vor Veränderung und Erneuerung? Was soll man von dieser
Kranken noch erwarten, die selbst den Weg nicht findet zu Christus, ihrem Herrn und Arzt?

Mit freundlicher Genehmigung des Autors

Hans Löhr, evangel. Pfarrer Sommersdorf-Burgoberbach/Bayern

Für Pfarrers Renten spekulieren Kirche an der Börse

Gerne reklamiert die Kirche ein moralisches Wächteramt. Sie will die Gesellschaft vor Fehlentwicklungen warnen. Zur Finanzkrise schrieb der Rat der EKD die Denkschrift Wie ein Riss in einer hohen Mauer. Darin wurde das Profitstreben der Finanzindustrie kritisiert.

Doch gleichzeitig beteiligen sich die Kirchen mit ihren Pensionsfonds als Großinvestoren am Finanzmarkt.

Christoph Fleischmann betrachtet in seinem Radiofeature den ethischen Anspruch und die Realität der Pensionsfonds.

Lesen Sie hier das Script: Für Pfarrers Rente spekulieren die Kirchen an der Börse.