Archiv der Kategorie:
Katholische Kirchen und Bistümer

Papst Franziskus will die Kirchenbürokratie umkrempeln.

14. Februar 2015, von Christiane Florin, DIE ZEIT

Papst Franziskus hat seine Kardinäle nach Rom bestellt, um über eine Reform der Kurie zu beraten. Wie arbeitet diese Verwaltung der Weltkirche eigentlich? 

„Wir wissen, dass es an diesem Heiligen Stuhl schon seit einigen Jahren viele gräuliche Missbräuche in geistlichen Dingen und Exzesse gegen die göttlichen Gebote gegeben hat, ja, dass eigentlich alles pervertiert worden ist. […] [Wir werden] jede Anstrengung unternehmen …, dass als erstes diese Kurie, von der das ganze Übel ausgegangen ist, reformiert wird.“

Klingt wie Franziskus, doch es war Papst Hadrian VI., der diese Diagnose vor rund 500 Jahren stellte. …  Zum Artikel.

Neue Formen der Gemeindeleitung. Ein Modellprojekt im Bistum Würzburg.

01/2015, Pfarrerinitiative

Die Pfarrerinitiative begrüßt das Modellprojekt der Diözese Würzburg zur Entwicklung „ergänzender Formen der Gemeindeleitung“ und bringt gleichzeitig aus der eigenen Sicht einige Gesichtspunkte mit in die Diskussion ein. Zu unserem Selbstverständnis gehört es, Leitung nicht als Aufgabe eines einzelnen Priesters zu verstehen, sondern als gemeinsame Aufgabe eines Teams, in das neben dem Priester auch andere Gemeindemitglieder ihre verschiedenen Charismen einbringen.
Das bisherige Verständnis von Gemeindeleitung als rein klerikal-priesterliche Amtsausübung ist weder im Sinne Jesu, noch im Sinne des Volk-Gottes-Gedankens des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die durch die Vergrößerung von Seelsorgsräumen notwendig gewordene Unterscheidung von Pfarrei(engemeinschaft) als durch das Kirchenrecht einem Pfarrer zugeordnete Territorium auf der einen und Gemeinde als christliche Gemeinschaft vor Ort auf der anderen Seite stellt die Frage nach einer Neugestaltung kirchlicher Leitungsstrukturen. So ist eine alleinige Wahrnehmung aller Leitungsaufgaben in jeder Gemeinde allein durch einen Pfarrer nicht nur theologisch, sondern auch praktisch nicht mehr möglich. Dies bir gt die Chance neue Modelle der Leitung zu praktizieren, die den Charismen und Bedürfnissen der Gemeinden mehr entsprechen und dem Auftrag Jesu, der Sorge um den Nächsten, dienen. Diesen großen Spielraum gilt es phantasievoll aus zu nutzen und neue Wege zu gehen….

Wir hoffen, dass die Entwicklung gemeinschaftlicher und charismenorientierter Leitungsmodelle auf Gemeinde ebene auch Impulse gibt für eine Weiterentwicklung des Leitungsverständnisses auf höheren kirchlichen Ebenen. Zur Stellungnahme.

Armenier-Völkermord: Zahlreiche Gedenkfeiern zum 100. Jahrestag

02.02.2015; Papst Franziskus feiert armenischen Gottesdienst im Petersdom – Diskussion in Deutschland über zögerliche Haltung der Regierung

Wien-Bonn (KAP) In aller Welt sind derzeit Veranstaltungen zum 100-Jahr-Gedenken an den Beginn des Völkermords an den Armeniern im Osmanischen Reich in Vorbereitung. Dieses Datum markierte der 24. April 1915, als die osmanische Geheimpolizei in den frühen Morgenstunden zahlreiche Repräsentanten der armenischen Elite in Konstantinopel verhaftete. Fast alle Verhafteten kamen nach ihrer Deportation in Anatolien um.

Papst Franziskus wird am 12. April – dem diesjährigen „Sonntag der Barmherzigkeit“ – im Petersdom eine Messe mit armenisch-katholischen Gläubigen feiern. …

Der Gottesdienst gilt durchaus als politisch heikel, berichtete die Stiftung „Pro Oriente“ am Montag: Im Juni 2013 war es zu einem diplomatischen Zerwürfnis zwischen Ankara und dem Heiligen Stuhl gekommen, weil Papst Franziskus bei einer vom vatikanischen TV-Zentrum (CTV) aufgezeichneten Begegnung mit Patriarch Nerses Bedros XIX. die Vorgänge in Anatolien von 1915 bis 1923 als „ersten Genozid des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet hatte. Mehr dazu.

Kirchliche Autorität im Strukturwandel der Gesellschaft. Ein Buch von Heiner Katz .

Heiner Katz (* 1935) ist Dominikaner, Theologe und Soziologe. Er lehrt z.Zt. an der Universität Vechta und der Hochschule Osnabrück.

Die gegenwärtig verbreitet wahrgenommene Kirchenkrise im katholischen Christentum lässt sich nicht trennen vom derzeit ungelösten Problem der innerkirchlichen Autorität. Die Gehorsamsbereitschaft vieler, gerade auch engagierter Kirchenmitglieder gegenüber deren bis in Alltagsfragen reichende Sinn- und Weisungsansprüche hat sich dramatisch abgeschwächt. Gesellschaftlicher Strukturwandel und ein darin verändertes Bewusstsein erfordern eine neue Aufmerksamkeit für die subjektorientierten Selbstverständnisse von Kirchenmitgliedern. Wissenssoziologische und prozessorientierte Analysen von einschlägigen Dokumenten und Vorgängen seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil verdeutlichen die Grenzen institutioneller Legitimierungsstrategien. Im Rekurs auf psychologische wie sozial-kommunikative Voraussetzungen von Akzeptanz wird ein radikales Umdenken traditionaler Autoritätskonzepte unumgänglich. Zur Quelle.

Heiner Katz
Kirchliche Autorität im Strukturwandel der Gesellschaft
Eine religions- und wissenssoziologische Untersuchuchung zum nachkonziliaren Autoritätsproblem der katholischen Kirche
Reihe: Forum Religion & Sozialkultur – Abt. A: Religions- und Kirchensoziologische Texte
Bd. 15, 2012, 536 S., 39.90 EUR, 63.90 CHF, br., ISBN 978-3-8258-9623-2

 

Bistum Regensburg. Missbrauchsopfer warnt Betroffene „Wendet Euch nicht an dieses Bistum!“ und: Zweiter Domspatz warnt vor dem Bistum.

Missbrauchsopfer warnt Betroffene „Wendet Euch nicht an dieses Bistum!“

15 Jan 2015; von Stefan Aigner

Der ehemalige Domspatz Udo Kaiser widerspricht dem Rechtsanwalt Geedo Paprotta, der im Auftrag des Bistums Regensburg Anträge auf Anerkennung sexuellen Missbrauchs prüft. Paprotta hatte einen sexuellen Missbrauch bei Kaiser verneint, lehnt es aber in einer weithin beachteten ARD-Dokumentation ab, sich näher dazu zu äußern.

Sie haben sich 2009 mit diesen Schilderungen an die Missbrauchsbeauftragte des Bistums Regensburg gewandt und später einen Antrag auf „Anerkennung des erlittenen Leids“ gestellt. Dieser Antrag wurde 2012 abgelehnt. Sie erhielten einen Serienbrief, in dem Ihre Schilderungen als „nicht nachvollziehbar“ bezeichnet wurden. Wegen Details hat man Sie an Rechtsanwalt Paprotta verwiesen. Wie verlief das Gespräch mit ihm?

Wir haben vielleicht eine Stunde geredet. Herr Paprotta hat mir erklärt, dass er – ausdrücklich er – aufgrund der Aktenlage entschieden habe, dass es bei mir zu keinem sexuellen Missbrauch gekommen sei. Er hat auch eingeräumt, dass er an dem Serienbrief mitgeschrieben hat, mit dem ich der Lüge bezichtigt werde. Insofern ist es falsch, wenn Herr Paprotta behauptet, er hätte nichts zu entscheiden. In meinem Fall hat er entschieden…  Zum Artikel.

19 Jan 2015

Zweiter Ex-Domspatz warnt vor dem Bistum
„Fall neu aufrollen“? Missbrauchsopfer reagiert mit offenem Brief

Das Bistum Regensburg hat angekündigt, seinen Fall neu aufrollen zu wollen: Jetzt antwortet der ehemalige Domspatz Georg Auer (hier schildern wir seinen Fall ausführlich) darauf in einem offenen Brief und erklärt, warum er überhaupt den schweren Weg in die Öffentlichkeit gewagt hat. Wir veröffentlichen ihn in kompletter Länge. Post vom Bistum Regensburg hat Auer übrigens schon letzte Woche bekommen: Zwei Jahre nach seinem Kirchenaustritt fordert das Katholische Kirchensteueramt eine Nachzahlung von 7,27 Euro.

Offener Brief an die Leitung des bischöflichen Ordinariats Regensburg

Sehr geehrter Bistumssprecher Clemens Neck und Generalvikar Michael Fuchs,

laut den letzten Medienberichten will das Bistum Regensburg auf die Ausstrahlung der ARD-Dokumentation „Sünden an den Sängerknaben“ meinen Missbrauchsfall bei den Regensburger Domspatzen neu prüfen und neu bewerten, ob nun doch eine Opferentschädigung in meinem Falle infrage kommt. Des Weiteren sprach man davon, dass die Leitung des Bistums in dieser Angelegenheit mit meiner Person erneut Kontakt aufnehmen will.

Hierzu will ich mich nun persönlich und öffentlich äußern.

1. Seit meinem Brief an die Leitung der Domspatzen-Vorschule im Juni 2006 – in dem ich meine Missbrauchs- und Gewalterlebnisse in der damaligen Vorschule in Etterhausen schilderte – hatte ich niemals einen persönlichen Kontakt mit irgendwelchen Personen des Bistums. Meine damaligen Kontakte beschränkten sich nur auf die damalige Missbrauchsbeauftragte des Bistums Regensburg und den damaligen Direktor der Domspatzen-Vorschule…  Zum vollständigen Text.

 

Bistum Regensburg: Doku „Sünden an den Sängerknaben“. Wien: Mühlsteinenthüllung gegen kirchliche Missbrauchsverbrechen

Regensburg:

Vom Umgang des Bistums Regensburg mit den missbrauchten Domspatzen: Am 7. Januar, 23.30 Uhr, zeigt die ARD dazu die Dokumentation „Sünden an den Sängerknaben“. Die Filmemacherin Mona Botros hat drei Betroffene bei ihrem Kampf um Gehör und Gerechtigkeit begleitet. Erstmals gibt in dieser Doku auch Geedo Papprotta ein Interview, der „Opferanwalt“, der im Auftrag der Diözese Regensburg die Anträge auf Entschädigung prüft und der einem Betroffenen erklärte, warum der an ihm begangene sexuelle Missbrauch kein sexueller Missbrauch sei…  Zur Sendung.

Wien, 28.12.14:

TAG DER UNSCHULDIGEN KINDER: HEUTE WIRD MEGA-MÜHLSTEIN AM WIENER STEPHANSPLATZ AUS PROTEST GEGEN KIRCHLICHE MISSBRAUCHSVERBRECHEN ENTHÜLLT

PLATTFORM BETROFFENER KIRCHLICHER GEWALT VERLANGEN MAHNMAL DIREKT AM STEPHANSDOM
EMPÖRUNG, WEIL LH PRÖLL AN GOLDENEM EHRENZEICHEN FÜR PÄDOKRIMINELLEN GROER FESTHÄLT

Einen 300 kg schweren Mühlstein deponiert die Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt am 28. Dezember am Stephansplatz. Der 28.12 ist der “Tag der unschuldigen Kinder“ – Gedenktag der ermordeten Kinder von Bethlehem nach Herodes´ Geheiß. Mit der Hinterlegung des Mühlsteins vor dem Stephansdom erinnert die Plattform an die Vertuschung und Verleugnung sexueller, körperlicher und seelischer Gewalt an unschuldigen Kindern durch Kirchenrepräsentanten… Zum Artikel.

Zur Kritik des Papstes an der Kurie: Der nächste Papst dankt ab. Von Dr. Roman Stöger.

Leserbrief SZ, 08.01.15, S.17 zum Artikel „Der Papst geißelt Kurie“ vom 23.12.14 (Leserbrief überschrieben dort: Zerstörtes Vertrauen)

mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Papst Franziskus hat nun also gesprochen und es waren deutliche Worte: Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, stellt er der Kurie, dem Vatikan und insbesondere dem Führungspersonal ein sehr schlechtes Zeugnis aus: Unfähigkeit zur Veränderung, Doppelmoral, Eitelkeit, Bigotterie und Machtgier. Eine solche Weihnachts-Ohrfeige hat das katholische Führungspersonal rund um den Petersdom in ihrer Geschichte wohl noch nie erhalten. Viele Katholiken werden spontan Zustimmung, Respekt und Erleichterung über diese Form der Kritik verspüren. Endlich spricht ein Papst aus, was Sache ist. Zu lange schon schweigt die Kirchenspitze über die Selbstzufriedenheit der kirchlichen Obrigkeit und deren Folgen: sinkende Glaubwürdigkeit, Zusammenbruch der Seelsorge, fatale Personalentscheidungen, Festhalten an tradierten Moralvorstellungen und Wirklichkeitsverweigerung am Beginn des dritten Jahrtausends.

Ebenso viele Katholiken werden mit dieser Weihnachts-Schelte auch die Hoffnung verbinden, dass sich in und mit der Kirche etwas ändert. Die mediale Resonanz für den Papst war auch durchwegs positiv und nicht selten wird vermutet, dass dies der Beginn eines durchgreifenden Wandlungsprozesses ist. Ich würde das zutiefst begrüssen, sehe aber die Äusserungen des Papstes als genaues Gegenteil. Es ist das Ende seiner Reformbemühungen und damit auch leider das inhaltliche (nicht zeitliche) Ende des Papsttums von Franziskus. Die Gründe dafür liegen nicht in der Theologie, sondern haben mit Organisation und Führung zu tun:

– Wenn der Papst die Kurie derart kritisiert, dann stellt er sich als Chef dieser Organisation selbst ins Abseits. Als Katholik erwarte ich mir vom Papst, dass er die Kurie in seinem Sinn verändert und führt – und nicht, dass er sie öffentlich blossstellt. Seine Kritik an den Kardinälen und dem Vatikan ist mindestens ebenso Kritik an seiner eigenen Führungsleistung und Dokument eines Gescheiterten.

– Mit dieser Art von Kritik hat er einen wichtigen Führungsgrundsatz zerstört, nämlich Vertrauen. Wie kann der Papst annehmen, dass er mit seinem Führungsapparat – der Kurie – noch vernünftig und konstruktiv zusammenarbeiten kann? Die Kurie wird ihn „auflaufen“ lassen und permanent ins Abseits stellen. Medial hat der Papst vielleicht gewonnen, organisatorisch hat er verloren.

Die Äusserungen des Papstes mögen aus seiner Sicht menschlich verständlich und für uns Katholiken nachvollziehbar und in gewissem Sinne auch sympathisch gewesen sein. Im Kern sagen sie aber leider etwas ganz anderes aus: Der Papst wollte Kurie und Kirche verändern und hat jetzt als Führungsperson abgedankt. Neben Papst Benedikt haben wir nun einen zweiten zurückgetretenen Papst: den Reformer Franziskus.

Dr. Roman Stöger
Kufstein / Österreich

Kardinal Reinhard Marx: Wir lehnen es ab,…das in Europa in der Regel gute Miteinander von Christen und Muslimen in Gefahr zu bringen.

08.01.2015

Zum Attentat auf die Journalisten der Pariser Zeitschrift Charlie Hebdo erklärt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx:

…Zugleich stellt der Anschlag den Versuch dar, in Frankreich und darüber hinaus das friedliche Zusammenleben zwischen den verschiedenen Gruppen in der Gesellschaft und auch zwischen den Religionen zu zerstören. Und diesem Bestreben muss – gerade von Seiten der Kirchen und Religionen – ein klares Nein! entgegengesetzt werden. Wir lehnen es ab, Mördern und Extremisten den Gefallen zu tun, sie als legitime Vertreter einer Religionsgemeinschaft zu betrachten und damit das in Europa in der Regel gute Miteinander von Christen und Muslimen in Gefahr zu bringen…  Zur aktuellen Meldung der Deutschen  Bischofskonferenz.

Vatikan stellt Abschlussbericht der Untersuchung der U.S. Frauenorden vor Pressekonferenz der Kongregation für das religiöse Leben in Rom.

Der folgende Bericht ist dem Newsletter der Organisation „Pink Smoke Tour – Roy Bourgeois: Vom Schweigen zur Solidarität – Initiative für Frauenrechte in der Kirche“ vom 16.12.2014 entnommen.

In einer Pressekonferenz stellte der Vatikan heute den abschließenden Bericht einer langjährigen Untersuchung der U.S. Ordensfrauen vor.


Kardinal Rodé, der die Untersuchung vor 6 Jahren in die Wege leitete, sagte damals, dass es um Unregelmäßigkeiten und Unterlassungen seitens der Frauenorden ginge. Er meinte, dass sich in den Orden eine weltliche Mentalität und vielleicht auch ein gewisser ‚feministischer‘ Geist breit gemacht hätten. Von diesen anfänglichen Anschuldigungen Rodés war heute nicht die Rede….

Der Bericht dankt den Ordensfrauen, dass sie neue Arbeitsfelder für ihre Orden erschlossen haben, kritisiert jedoch diejenigen Orden [und dabei handelt es sich um die überwältigende Mehrzahl der Orden in den USA], die sich nach Vatikan II entschlossen, die Ordenstrachten abzulegen…

Der Bericht weist darauf hin, dass eine Anzahl von Ordensfrauen sich mehr Anerkennung und Unterstützung von den Gemeindepfarrern wünscht. Es gäbe fortlaufend Bedarf für einen ehrlichen Dialog mit den Bischöfen und dem Klerus. Manche Ordensfrauen sind der Meinung, dass ihre Mitwirkungsmöglichkeiten bei pastoralen Entscheidungen, die sie betreffen und in denen sie beträchliche Kompetenz und Erfahrung besitzen, nicht ausreichend sind…

Mehr dazu bei Wir sind Kirche.