Archiv der Kategorie:
Stellung von Religion im (säkularen) Staat

Sonntagsarbeit. VGH: Kein verkaufsoffener Sonntag in Weiterstadt.

04.05.2016, Von Sabine Eisenmann
WEITERSTADT/KASSEL – Die Geschäfte dürfen am kommenden Sonntag in Weiterstadt nicht öffnen. Der Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) hat am Mittwoch eine entsprechende Entscheidung des Verwaltungsgerichts Darmstadt bestätigt. Wie berichtet, hatte die Stadt Weiterstadt Beschwerde gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Darmstadt eingelegt. Diese wurde nun vom VGH zurückgewiesen.

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Evangelische Kirchen Europas als kritische Partner in Flüchtlingshilfe und Sozialarbeit

29. April 2016
53. Tagung für Konfessionskunde in Europa vom 21. bis 24. April 2016 in Ukraine

Kirchen sollen nicht einfach auf Armut oder die Flüchtlingssituation in Europa reagieren, „sondern selbst die Initiative ergreifen: Statt eines reaktiven Verhaltens sollten sie neue Themen und die Entwicklung innovativer Lösungsmethoden anstoßen.“ Dies forderte Sándor Fazakas vom Reformierten Kolleg in Debrecen während der 53. Tagung des Evangelischen Arbeitskreises für Konfessionskunde in Europa (EAKE). Die historisch bedingte fehlende Bürgerkultur in den Staaten Süd-, Ost- und Mittel-Europas wirke sich in einer unterentwickelten demokratischen Diskurskultur aus. Kennzeichen seien „der mangelnde Respekt vor der Meinung des Anderen und der Verlust an Diskurs und Argumentation.“…

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EAK – Ev. Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden: 60 jähriges Jubiläum am 09.+10.Juni 2016 in Bonn

05/2016

60 Jahre Beratung von Kriegsdienstverweigerern
– notwendig damals wie heute-

Man könnte meinen, dass seit 2011, mit Aussetzung der Wehrpflicht, eine Beratung für Kriegsdienstverweigerer in Deutschland obsolet geworden sei. Ein weit verbreiteter Irrtum! Die Einberufung zur Wehrpflicht in Friedenszeiten ist ausgesetzt. Die Wehrpflicht selbst besteht weiterhin.
Wenn eine Armee sich verändert, immer häufiger auch Jugendliche rekrutiert, sich zur Einsatzarmee entwickelt und ihr Aufgabenfeld auch nach innen erweitert, bekommt die Beratung von Kriegsdienstverweigerern eine neue Qualität. Heute sind es vor allem aktive Soldaten und Soldatinnen, freiwillig Wehrdienstleistende, aber auch Reservisten, die in der angespannten politischen Lage ihr Recht auf Kriegsdienstverweigerung (KDV), den Schutz ihres Gewissens, in Anspruch nehmen.

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Kirchen sind provinzieller geworden. Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann scheidet aus dem Amt und bickt zurück.

06.05.16, SZ, Interview mit Mathias Drobinski,
„…Macht das nun die Europaskeptiker stark, dass beim Projekt Europa die innere Mitte schwach geblieben ist?

Da gibt es sicher Versäumnisse. Aber es ist auch ein Problem, dass die EU zu rasch zu viele Länder aufgenommen hat.

Ist die Europa-Idee am Ende?

Nein. Ich glaube, mit Ländern wie Polen, Ungarn, auch Tschechien muss man Geduld haben. Vielleicht auch mit manchem Europaskeptiker im alten Kerneuropa, der aus Frust heraus eine rechte Partei wählt.

Zählt für Sie die AfD dazu?

Für mich ist das eine Partei in der Pubertät. Was heißt das: Der Islam gehört nicht zu Deutschland?…

Warum engagieren sich die Kirchen Europas nicht stärker für Europa?

Das ist eine Enttäuschung, dass wir auch auf kirchlicher Ebene in Europa nicht stärker zusammenarbeiten. Viele Kirchen haben doch eine große Nähe zu den Auffassungen ihrer Regierungen und sehen sich wenig dem Ganzen verpflichtet. Unsere Stärke in Europa, auch gemeinsam mit den evangelischen und orthodoxen Kirchen, hat dadurch gelitten. Wir sind provinzieller geworden…

Wäre nicht jetzt die Zeit der Theologie gekommen, die fragt: Was gilt in einer Zeit, in der vieles unsicher geworden ist? Man hat selten den Eindruck, dass die Theologen diese Debatten führend mitgestalten.

Es ist die Stunde der Theologie. Sie könnte sich tatsächlich deutlicher zu Wort melden. Vielleicht steckt dahinter manche Resignation. Aber so ändert man nichts….

Ihre Bischofskollegen Stefan Oster aus Passau oder Rudolf Voderholzer in Regensburg fordern, dass die Theologen sich stärker am Lehramt orientieren sollen. Das klingt nicht nach großer Freiheit.

Das sind Debatten von vorgestern.

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Grüne: Betriebsverfassungsgesetz soll auch für Angestellte der Kirchen gelten. Abschlussbericht der Kommission „Weltanschauungen, Religionsgemeinschaften und Staat“ vorgelegt.

04/2016, Der Tagesspiegel, Berlin

… Der Bericht betont an vielen Stellen, dass auch die Grünen am inzwischen 100 Jahre alten deutschen Kooperationsmodell festhalten wollen… Es ist nicht laizistisch, verbannt Religion nicht ins Privatleben, sondern fördert die Zusammenarbeit von Staat und Religionsgemeinschaften, bisher die Kirchen, etwa durch kirchliche Krankenhäuser, im Religionsunterricht an staatlichen Schulen oder in der Sozialarbeit. “Neutralität und Trennung von Religion, Weltanschauung und Staat bedeuten kein Kooperationsverbot“, heißt es im Bericht, man wolle das Modell aber „weiterentwickeln“. Sogar die Kirchensteuer hat Fans unter den Kommissionsgrünen…

Die grünen Vorschläge zum kirchlichen Arbeitsrecht freilich, das gibt auch die Chefin zu, “werden den Kirchen nicht gefallen: Die Kommission will zum Beispiel, dass das Betriebsverfassungsgesetz grundsätzlich auch für Angestellte der Kirche, von Diakonie und Caritas gilt. Schließlich seien sie mit 1,2 Millionen Beschäftigten nach dem Staat der größte Arbeitgeber, in vielen Gegenden hätten sie ein Monopol. Außerdem sollen die Kirchen, wie Unternehmen auch, ihre Finanzen offenlegen. Bisher sind Religionsgemeinschaften per Gesetz nicht zur Rechnungslegung verpflichtet… Zum Artikel.

Der Abschlussbericht der Kommission.

Reformierte Schweiz: Wir schneiden nichts ab, sondern pflanzen es um. Ansprache von Kirchenregierungsrat Christoph Neuhaus am 11. Januar 2016.

03/2016

…Wenn wir uns also anschicken, das Verhältnis zwischen Kirche und Staat im Kanton Bern weiterzuentwickeln, dann nicht von ferne mit dem Ziel Voltaires, der jeden seiner Briefe mit dem Schlussatz: „Ecrasez l’infâme!“ unterschrieb und damit meinte, man müsste dem Christentum zu Leibe rücken. Sondern wir wollen, dass die Kirche mehr Autonomie bekommt mehr Freiheit, ihre eigenen Angelegenheiten auch selber an die Hand zu nehmen und damit weniger von den staatlichen Autoritäten abhängig zu sein. Was heisst das nun konkret, wie gehen wir vor? Wie Sie wissen, haben Regierungsrat und Grosser Rat in der letzten Septembersession im Rahmen der Beratung des Berichtes „Das Verhältnis von Kirche und Staat im Kanton Bern“ die Totalrevision des bernischen Kirchengesetzes beschlossen. Ein Kernpunkt der Revision betrifft die Übergabe der kantonalen Pfarrdienstverhältnisse von der Justiz-, Gemeinde- und Kirchendirektion (JGK) in die Verantwortung der drei Landeskirchen. …

Zum Vortrag.

Scharia-Gerichte in westlichen Demokratien? – Interview mit Prof. Manfred Brocker.

01/2016

Im Rahmen des sogenannten internationalen Privatrechts muss ein deutsches Zivilgericht paradoxerweise die Scharia anwenden.

Kommt dies tatsächlich häufig vor?

Weit öfter als man denkt. Denn viele Muslime in Deutschland verfügen nicht über die deutsche Staatsbürgerschaft. Deutsche Richter benötigen hier viel Fingerspitzengefühl, um im internationalen Privatrecht das Heimatrecht der Betroffenen nachvollziehen und anwenden zu können und dabei doch nicht mit dem ordre public, also der deutschen Rechtsordnung und ihren Prinzipien, in Widerspruch zu geraten. …  Zum Interview.

„Religion, Religionslosigkeit und Atheismus in der deutschen Gesellschaft? Darstellung auf der Basis sozial-empirischer Untersuchungen“. Von Prof. Gert Pickel, Leipzig.

(EPD), 16. Januar 2014

Soziologe: Religion verliert weiter an Bedeutung

von Christiane Ried

München, Leipzig (epd). Religion wird in der Gesellschaft nach Aussage des Leipziger Religionssoziologen Gert Pickel immer mehr an Bedeutung verlieren. „Eine Rück- oder Wiederkehr des Religiösen lässt sich mit Blick auf empirisches Material nicht finden“, sagte der gebürtige Kronacher bei einer Veranstaltung der Eugen-Biser-Stiftung in München laut Mitteilung. Für nur noch 31 Prozent der unter 35-Jährigen in Westdeutschland spiele Religion eine wichtige Rolle im Leben, in Ostdeutschland seien es nur 20 Prozent.

Hinzu komme, dass sich immer mehr Menschen „neuen Offenheiten“ und „Bastelreligiositäten“ zuwenden, sagte Pickel, der eine Professur an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig innehat. Individualisierte Formen
der Religiosität seien aber häufig temporär und wenig verankert. „Nicht jede Suche nach Lebenshilfe und Orientierung kann als religiös interpretiert werden.“

Während die Zahl der Mitglieder der evangelischen und katholischen Kirche zurückgehe, seien die Anhänger von „bis vor wenigen Jahren kaum sichtbaren“ Religionen angewachsen, sagte der Religionssoziologe. Inzwischen machten die Muslime einen Anteil von fünf bis acht Prozent der Bevölkerung in Deutschland aus…  Zum Beitrag.