Archiv für den Monat: September 2015

Systemwechsel von der sich selbstverwaltenden Gruppenuniversität zur „unternehmerischen“ Hochschule. Von Wolfgang Lieb.

21. September 2015,

Funktionale Privatisierung staatlicher Aufgaben – am Beispiel öffentlicher Hochschulen
von Wolfgang Lieb

Damit kein Missverständnis aufkommt, ich wende mich nicht gegen einen Wettbewerb um die besten Forschungsleistungen. Einen solchen Wettbewerb unter Wissenschaftlern hat es immer gegeben. Wissenschaft – zumal an einer von der Allgemeinheit getragenen Hochschule – ist genuin auf den Wettstreit um die richtige Antwort – pathetisch gesagt – auf den Wettstreit um Wahrheit angelegt.
Hinter dem Wettbewerb im Leitbild der „unternehmerischen Hochschule“ steht aber nicht das Bild vom Wettstreit um Wahrheit: Es ist das Bild einer Hochschule, die wie ein Unternehmen ihre „Produkte“ und „Waren“ – also ihre Forschungsleistungen sowie ihre Aus- und Weiterbildungsangebote – auf dem Markt an kaufkräftige Nachfrager abzusetzen hat: nämlich an zahlungskräftige Forschungsförderer und Auftraggeber, an Stifter und Sponsoren – und an Studierende, die nunmehr „Kunden“ sein sollen und deshalb für die eingekaufte „Ware“ namens Studium zur Kasse gebeten werden sollten….  Zum Bericht.

Am 29. November haben wir die Chance, unsere Politiker zu tatkräftigem Klimaschutz zu bewegen.

09/2015

Gemeinsam können wir diese Herausforderung meistern und die größte Klimamobilisierung aller Zeiten auf die Beine stellen.

Findet ein Event in eurer Nähe oder startet ein eigenes Event. Mehr dazu.

Meinungsforschung: Kinder sollten ein Musikinstrument lernen.

09/2015

57 Prozent der Bürger finden es wichtig, dass Kinder ein Instrument lernen.
Deutliche Unterschiede zwischen den sozialen Schichten.
Ob Klavier, Geige, Gitarre oder Blockflöte: Die Mehrheit der Bevölkerung hält es für
wichtig, dass Kinder ein Musikinstrument lernen. 57 Prozent der Bürger und 58 Prozent
der Eltern mit Kindern unter 18 Jahren sind der Meinung, dass Kinder ein Musikinstru-
ment lernen sollten. Nur eine Minderheit hält die Heranführung von Kindern an ein Mu-
sikinstrument für weniger wichtig (Schaubild 1)

Bundesliga Polizeieinsätze: Kosten sollten von Vereinen getagen werden. ifd-Insitut Allensbach.

09/2015

Ende Januar beginnt die Rückrunde der Fußball-Bundesliga. Bremen hat Ende des letz-
ten Jahres beschlossen, die Kosten für Polizeieinsätze bei Fußballspielen von Werder
Bremen, bei denen ein erhöhtes Risiko von Fan-Krawallen besteht, künftig der Deut-
schen Fußball-Liga (DFL) in Rechnung zu stellen. Das Vorgehen Bremens wurde teil-
weise kontrovers diskutiert. Andere Bundesländer haben sich – auch wegen rechtlicher
Bedenken hinsichtlich der Zulässigkeit einer solchen Regelung – bislang nicht ange-
schlossen. In der Bevölkerung findet die Kostenbeteiligung von Bundesligavereinen
bzw. DFL allerdings breite Zustimmung: 50 Prozent der Bürger sind der Auffassung,
dass die Vereine bzw. die DFL die Kosten vollständig übernehmen sollten. Weitere 33
Prozent sind der Meinung, dass sich Bundesländer sowie Vereine und DFL die Kosten
teilen sollten. Lediglich 6 Prozent der Bevölkerung befürworten die bisherige Regelung,
dass die Kosten für die Polizeieinsätze vollständig von den Bundesländern getragen wer-
den (Schaubild 1).  Mehr dazu.

„Wie die Haltung der Führungskräfte, so ist das Klima der Firma.“ Prof. Dr. Gerald Hüther – Gelassenheit hilft: Anregungen für Gehirnbenutzer

09/2015

Durch die aktuelle Ressourcennutzungskultur werden Effekte erzeugt, die der Potentialentfaltung der MitarbeiterInnen entgegen stehen.

Der Vortrag gibt Aufschluss darüber, warum und wie die Motivation von Mitarbeitenden ge- und zerstört wird. Wer verstehen will, was in der Kirche in Sachen Personalmanagement an Schaden angerichtet wurde, wird hier fündig: „Wie die Haltung der Führungskräfte, so ist das Klima der Firma“. Es gäbe aber Auswege.

Zum Video des Vortrags von Prof. Gerald Hüther. (Entscheidend sind die letzten 10 Minuten.)

Über den schleichenden, heimlichen Abzug der Finanzmittel von den Gemeinden und der Basis in der EKHN.

09/2015, von Friedhelm Schneider

Die EKHN der Nachkriegszeit hatte aus der Tradition der BK stammend eine gegnüber Amtskirchen stark gemeindeorientierte Grundordnung bekommen. Man kann von einem starken Zentrum mit flachen Hierarchien sprechen. So erfolgte der Einzug der Kirchensteuer  – anders als in der EKiR – zentral durch die Gesamtkirche. Wie auch die Anstellung und Besoldung der PfarrerInnen. Entsprechend war dann auch die Haushaltssystematik gestaltet. In der groben Version eines EKHN_1974_Mittelverwendung aus 1974:
– Mittel für Gemeinden
– Mittel für Landeskirche (inkl. der Pfarrbesoldung)
– Mittel für die EKD

Als nun Ende der 60iger Jahre die erste Bürokratisierungswelle die EKHN erfasste und die Gemeinden in finanzieller Hinsicht zu schwächen drohte, fasste die Synode der EKHN Anfang der 70iger Jahre den folgenreichen Beschluss, dass 50% der Kirchensteuermittel an die Gemeinden zuzuweisen seinen. Die Gemeinden erhielten demnach in der Folge 50% der Kirchensteuermittel zur freien Verfügung. Zusätzlich erhielten sie als Leistung – verbucht im Haushalt der Gesamtkirche EKHN – den Pfarrdienst. (Setzen wir Gemeindepfarrdienst inkl. Versorgungsleitstungen mit 25% (s.u. Jahresbericht 2002/03) an, dann erhielten die Gemeinden tatsächlich das Gros der Mittel, nämlich damals in den 70igern ca. 75% der Kirchensteuern.)

Dieser Beschluss der Kirchensynode der EKHN wurde bisher nicht revidiert, er ist also noch immer in Kraft: 50 der Kirchensteuermittel an die Gemeinden. Und er wird auch nominell noch umgesetzt. Allerdings bei deutlich geänderter Haushaltsystematik. Über die schleichende nominelle Uminterpretation geben die Jahresberichte der EKHN, herausgegeben seit 2000, Aufschluss.
Die bei Beschlussfassung gültige Systematik (s.o.) wird noch eingehalten ins Jahr 2002, allerdings wird dort die Quote des immer noch gültigen Synodenbeschlusses der 70iger Jahre mit 42,7% für Gemeinden und Dekanate um ca. 7% verfehlt:
2002/03

Kirchengemeinden und Dekanate:                                                             42,7%

Gesamtkirchliche Personalausgaben, darunter
Pfarrer (inkl. Altersvorsorge und Versorgung)                                         23,9%
s. S. Jahresbericht 2002/03, S.63

 
Die Quote von 50% gemäß Synodenbeschluss wird bald darauf wieder erreicht, ja sogar leicht übertroffen werden, allerdings unter Einbeziehung der Pfarrgehälter in die Zuweisungen für Gemeinden und Dekanate, also unter Abänderung der Haushaltssystematik. Sie werden zwar noch im landeskirchlichen Haushalt geführt, jetzt aber in einer veränderten Systematik für die Öffentlichkeit präsentiert. Ergebnis: die Zuweisungen an die Gemeinden sind de Fakto im Vergleich zu den 70iger Jahren um ca. 25% (eben die Kosten für die Pfarrgehälter) gesenkt worden:

2005/06

Kirchliche Arbeit auf Gemeinde- und Dekanatsebene:                             56,2%

s. S. Jahresbericht 2005/06, S.60

Diese neue Systematik wird bislang beibehalten, wobei die Kosten für den administrativen Teil (auch Gebäudeinvestitionen) ständig anwachsen. Der Anteil für die Pfarrbesoldung wird nun gar nicht mehr separat angezeigt. Dabei ist gerade das eine überaus wichtige Größe und – Steuerungskennziffer. Die eigentlichen Leistungen für das Gemeindeglied und die Öffentlichkeit also immer weniger sichtbar und erlebbar sind.

2014

Kirchengemeinden/Dekanate/Gemeindepfarrdienst et. al.:                     52,4%

s. S.Jahresbericht 2014, S. 78

 

 

Gern genutzt, aber noch nicht gern gesehen. Zwischenbilanz zum Live-Blogging aus der Kirchensynode der EKHN.

09/2015

Das erste Live-Blogging von einer Kirchensynode der EKHN im November 2012 war eine echte Innovation – und auch die folgenden Reportereinsätze blieben Feldforschung: Es war ein Trial and Error mit Themen, Stilformen und Tonlagen, mit User-Interaktionen, mit Provokationen und Kommentaren. Die persönliche Zwischenbilanz nach weit über 100 Stunden Live-Blogging: es ist gut und kirchenpolitisch enorm wichtig, aber auch derbe anstrengend und für Journalisten wenig attraktiv. Zum Artikel.

EKHN will Nachwuchsproblem extern lösen: 1/3 sollen „aus anderen Regionen Deutschlands… aus anderen Landeskirchen oder über den 2. Bildungsweg zur EKHN“ kommen.

09/2015, Jahresbericht der EKHN 2014/2015

„Um die Altersabgänge langfristig zu kompensieren, werden etwa 45 Neuzugänge pro Jahr gebraucht. Das Ziel: 30 junge Menschen gewinnt die EKHN aus dem eigenen Kirchengebiet und bis zu 10 aus anderen Regionen Deutschlands. Weitere 5 Personen wechseln aus anderen Landeskirchen oder kommen über den 2. Bilduungsweg zur EKHN.“ (Jahresbericht 2014/2015, S. 72)

Die Zukunft der zurückliegenden Personalpolitik der Kirchen wirft ihre Schatten voraus. Die jungen Menschen wollen nicht auf die Werbebroschüren, auf die Kampagnen („Mach doch was Du glaubst“) flugs geschaffener Referate zur Nachwuchsköderung in den Landeskirchenämtern von Kiel bis Darmstadt. Jedenfalls nicht in ausreichender Zahl. Außerdem scheinen frühere Planzahlen zur erforderlichen Anzahl von TheologiestudentInnen von der Realität offensichtlich weit entfernt. In der EKHN z.B. wollte der gerade – mit standing ovations von der Synode in den Ruhestand verabschiedete – Personaldezernent Bechinger noch bis zuletzt mit 30 NachwuchstehologInnen den zukünftigen Bedarf an PfarrerInnen decken. Sein Nachfolger kalkuliert mit 45. Der Bedarf liegt also offensichtlich 50% höher als gerade eben noch geplant. Die Gründe für die offensichtliche Fehlkalkulation können hier nicht recherchiert werden.
Politisch nicht weniger interessant ist aber die Tatsache, dass die EKHN ihr Problem auf Kosten anderer Landeskirchen lösen will. Und da ist sie nicht allein. Auch Bayern hält die „Türen für Theologen aus anderen Landeskirchen weit offen“. Die finanzstarken Landeskirchen werden sicher nicht in den Wettstreit gegeneinander eintreten wollen, sondern ihren Mangel durch Kräfte aus den finanzschwachen Landeskirchen decken wollen. Diese finanzschwachen Landeskirchen, etwa Hannover, haben aber schon heute, vor Beginn der Pensionierungswelle, eine sehr ungünstige „Pastorationsdichte“. Hannover 1 : 3361. Da dürfte dem Personaldezernenten ohnehin schon heute bange sein – auch ohne die Androhung der Abwerbung von Theologennachwuchs durch seine Kollegen aus den südlichen Landeskirchen. (F.S.)