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EKHN Hessen- Nassau

EKHN will Nachwuchsproblem extern lösen: 1/3 sollen „aus anderen Regionen Deutschlands… aus anderen Landeskirchen oder über den 2. Bildungsweg zur EKHN“ kommen.

09/2015, Jahresbericht der EKHN 2014/2015

„Um die Altersabgänge langfristig zu kompensieren, werden etwa 45 Neuzugänge pro Jahr gebraucht. Das Ziel: 30 junge Menschen gewinnt die EKHN aus dem eigenen Kirchengebiet und bis zu 10 aus anderen Regionen Deutschlands. Weitere 5 Personen wechseln aus anderen Landeskirchen oder kommen über den 2. Bilduungsweg zur EKHN.“ (Jahresbericht 2014/2015, S. 72)

Die Zukunft der zurückliegenden Personalpolitik der Kirchen wirft ihre Schatten voraus. Die jungen Menschen wollen nicht auf die Werbebroschüren, auf die Kampagnen („Mach doch was Du glaubst“) flugs geschaffener Referate zur Nachwuchsköderung in den Landeskirchenämtern von Kiel bis Darmstadt. Jedenfalls nicht in ausreichender Zahl. Außerdem scheinen frühere Planzahlen zur erforderlichen Anzahl von TheologiestudentInnen von der Realität offensichtlich weit entfernt. In der EKHN z.B. wollte der gerade – mit standing ovations von der Synode in den Ruhestand verabschiedete – Personaldezernent Bechinger noch bis zuletzt mit 30 NachwuchstehologInnen den zukünftigen Bedarf an PfarrerInnen decken. Sein Nachfolger kalkuliert mit 45. Der Bedarf liegt also offensichtlich 50% höher als gerade eben noch geplant. Die Gründe für die offensichtliche Fehlkalkulation können hier nicht recherchiert werden.
Politisch nicht weniger interessant ist aber die Tatsache, dass die EKHN ihr Problem auf Kosten anderer Landeskirchen lösen will. Und da ist sie nicht allein. Auch Bayern hält die „Türen für Theologen aus anderen Landeskirchen weit offen“. Die finanzstarken Landeskirchen werden sicher nicht in den Wettstreit gegeneinander eintreten wollen, sondern ihren Mangel durch Kräfte aus den finanzschwachen Landeskirchen decken wollen. Diese finanzschwachen Landeskirchen, etwa Hannover, haben aber schon heute, vor Beginn der Pensionierungswelle, eine sehr ungünstige „Pastorationsdichte“. Hannover 1 : 3361. Da dürfte dem Personaldezernenten ohnehin schon heute bange sein – auch ohne die Androhung der Abwerbung von Theologennachwuchs durch seine Kollegen aus den südlichen Landeskirchen. (F.S.)

EKHN: Kirchensteuereinnahmen real im Vergleich zu 1990 um 17% gestiegen.

09/2015, aus Jahresbericht der EKHN.

Der Jahresbericht der EKHN wartet mit einer kleinen Sensation auf: der Entmytologisierung der früheren Angaben zur Entwicklung der Kirchensteuer real (inflationsbereinigt). Die Angabe der Steigerung um 17% der realen Kirchensteuern seit 1990 findet sich in der Grafik S. 6: Im Jahr 1990 lag der Realwert bei 303 Mio. € (Grafik des Diagramms), im Jahr 2014 bei 355,6 (Grafik und Legende des Diagramms). Das ist nach Adam Riese eine Steigerung um 17,16%.

Unbeschadet dessen gilt unsere mehrfach getroffene Aussage, dass die Realwertbetrachtung bei den Kirchensteuern nur mit Einschränkungen zutrifft (vgl. S. 6: Der Sinn der Realwertprognose).

Noch im Jahresbericht 2012/2013 wurde als Trend für die Entwicklung des Realwertes ein Minus von 0,9 angegeben, vgl. die entsprechende Grafik S.6. nebst folgendem Kommentar:

Die Fragen verlangen eine seriöse (Hervorhebung F.S.) Antwort, und diese macht
es dann doch nötig, tiefer in die Zahlen einzusteigen:
[1]
Die hohen Kirchensteuereinnahmen aus dem Jahr 2012 – nominell die zweithöchsten überhaupt – ergeben, für sich gesehen, ein irreführendes Bild von der tatsächlichen Einnahmesituation der Kirche. Denn der entscheidende Faktor ist die Kaufkraft des Geldes zum jeweiligen Zeit punkt. Die Grafik unten links zeigt: Bereinigt man nun die Kirchensteuereinnahmen der vergangenen Jahre um die jeweilige Inflationsrate, um damit die »reale Einnahmesituation« abzubilden, stellt man Erstaunliches fest: Real betrachtet liegen die Einnahmen 2012 in etwa auf der Höhe der Einnahmen des Jahres 2009, sind aber niedriger als die Einnahmen in den Jahren 1993 bis 1995 sowie 1999 und 2000. Der um die Inflationsraten bereinigte langfristige Trend der Kirchensteuer entwickelt sich insgesamt leicht negativ.

Anm. F.S.: Der von den Finanzprognosten vorausgesagte negative Trend hat sich also – wieder einmal – nicht bestätigt und muss innerhalb Jahresfrist deutlich nach oben korrigiert werden. Er müsste korrigiert werden. Leider muss man sich die Ergebnisse der Angaben selbst errechnen. Man kann nur hoffen, dass die Verantwortlichen in der Finanzabteilung der EKHN diese Werte selbst auch errechnet haben. Und es über dem umfangreichen operativen Tagesgeschäft (auch die EKHN will ja die Doppik einführen…und stockt gerade bei 2 Pilotprojekten) nur vergessen ging, diese Angaben noch expressis verbis zu benennen.

EKHN, Kirchensteuereinnahmen: Steigerung um 12,4% im Jahr 2014 gegenüber dem Vorjahr. Seit 1990 Steigerung um 61%.

09/2015, aus Jahresbericht der EKHN 2014:

Kirchensteuer EKHN 2014: + 12,4%

„Die Gesamteinnahmen der EKHN betrugen 596 Mio. Euro. Den mit 82 Prozent größten Teil davon verdankt die EKHN ihren Mitgliedern. Im Jahr 2014 haben sie 489 Mio. Euro an Kirchensteuern aufgebracht. Ich danke ihnen im Namen der ganzen Kirche herzlich dafür. Damit lagen die Kirchensteuereinnahmen korrespondierend zur allgemeinen guten Wirtschaftslage 44,8 Mio. Euro über dem Planansatz von 445 Mio. Euro. Nach dem Rückgang der Einnahmen im vergangenen Jahr gehört die EKHN nun wieder zu den finanzstärkeren unter den evangelischen Kirchen in Deutschland.“

vgl. S. 6 und S. 7.

Im Vergleich zu 1990 Steigerung der Kirchensteuereinnahmen um 61%. Diese Zahl wird natürlich nicht als Erfolgsmeldung präsentiert. Sie ist auch nicht als Fließtext zitierbar. Sie ergibt sich aber aus der Grafik der Kirchensteuerstatistik S. 8 des Jahresberichts 2014/15.  In der Legende wird dort als absolute Zahl für 2014 489 Mio. € genannt. Aus der Grafik kann man für 1990 einen Ausgangswert von ganz leicht über 300 Mio. ablesen, sagen wir 303 Mio. In diesem Falle ergibt sich eine Steigerung von 2014 gegenüber 1990 um 61%. Dabei darf man nicht vergessen, dass gleichzeitig ein umfangreiches Kürzungsprogramm umgesetzt wurde. Um nur weniges zu nennen: 20% Kürzung der Zuweisung an die Gemeinden 1997, Streichung von 20% der Gemeindepädaggogenstellen 1997, weitgehendes Einfrieren der Pfarrgehälter, Streichung von zusätzlichen Leistungen (etwa bei Dienstwohnung, Fortbildung etc.), Stellenreduktion. Freie Mittel, enorm viel freie Mittel also. Mit denen die Kirche sinnvolle Arbeit hätte leisten können.

Und wofür wurde investiert?  In Strukturreformen, in Pensionsrücklagen (die in der EKHN übrigens auch vorher schon vorhanden waren). Der mehr und auch der weniger geneigte Kirchensteuerzahler wird also nach dem Verbleib der vielen Euros fragen, wird Transparenz fordern, Transparenz über die – aufaddiert – etlichen 100 Millionen Euros an Kirchensteuerüberschüssen der letzten 25 Jahre. Mit dem Heim von Tebartz-van Elst wurden 30 Mio. an Kirchensteuermitteln versenkt. Vielleicht muss man angesichts der EKHN-Statistik und den daraus sich ergebenden Fragen anfügen: in Limburg waren es „nur“ 30 Mio. F.S.

EKHN: Kirchenausttritte 2014 im Vergleich zu 2010 fast verdoppelt

09/2015:

Kleine Statistik der EKHN 2015 (zu finden unter Überschrift „Kirchengebiet der EKHN“)

Kirchenaustritte EKHN: 19.703

Eintritte: 3.153

Kleine Statistik der EKHN- 2011

Austritte: 10.978

Eintritte: 4.226

 

EKHN: Rekordeinnahmen trotz Austrittswelle

3.9.2015 Hessenschau

Die EKHN verzeichnete 2014 trotz der zweithöchsten Kirchenaustrittswelle die höchsten Kirchensteuereinnahmen ihrer Geschichte. Wi lange will die Kirche noch an dem Märchen der sinkenden Einnahmen festhalten?

EKHN: Pilotphase zur Einführung der Doppik wird verlängert. Flächendeckende Implementierung auf 2017 (!) verschoben.

26.05.2015, EKHN/Kirchenbunt

Die Kirchenleitung hat in ihrer Sitzung am 21. Mai 2015 dem Beschluss der Projektsteuerungsgruppe Doppik zugestimmt, die Pilotphase der Doppik-Einführung zu verlängern und den flächendeckenden Roll-Out in 2017 vorzunehmen. Die Kirchengemeinden, -verbände und Dekanate der EKHN erhalten in Kürze dazu ein persönliches Schreiben von der Kirchenverwaltung.  Dazu.

Ursprünglich sollten die Dekanate der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau 2016 auf die Doppik umstellen. Erhebliche Probleme mit der Software zwingt nun die Kirchenleitung, die Pilotphase zu verlängern und den Roll-Out, d.h. die flächendeckende Einführung des neuen Buchungssystems auf 2017 zu verschieben. Das berichtet die Evangelische Regionalverwaltung Starkenburg-Ost auf ihrer Website…  Zum Artikel des Kirchenbunt.

Revisted: Pfarrberufe zwischen Praxis und Theorie. Aus Ergebnissen früherer Pfarrerzufriedenheitsstudien. Von Dr. Dieter Becker.

aus Dt. Pfarrerblatt, 10/2008, hier: Aus Ergebnissen früherer Pfarrerzufriedenheitsstudien:

Beurteilung des Images der eigenen Landeskirche
Weniger als 5% der Pfarrpersonen sind mit dem Image der eigenen Landeskirche vollkommen oder sehr zufrieden. Dagegen sind über 60% der Pfarrpersonen der beiden hessischen Kirchen mit dem Image weniger bzw. unzufrieden; in Hannover sind es über 45%.

Zufriedenheit mit dem Image der Kirche

 

Bildschirmfoto vom 2015-05-23 15:24:57

 

Nicht anders sehen die Ergebnisse im Blick auf die Wertschätzung und Zufriedenheit mit landeskirchlichen Vertretern bzw. kirchlichen Gremien aus. In allen drei Kirchen sind die Pfarrer/innen unzufrieden mit ihrer eigenen landeskirchlichen Vertretung (66–80% in der EKHN), mit der eigenen Wertschätzung (53–60% in Hannover) und mit der Alltagsunterstützung (28–47% in der EKKW, 48-69% in Hannover)…

Im Zusammenhang mit dem Pfarrberufsergebnissen kommt Peter Höhmann zu dem Schluss: »Insgesamt ist … eine Richtung zu erkennen, auf die hin Pfarrerinnen und Pfarrer ihre Unzufriedenheit kanalisieren. Die eigenen Handlungskompetenzen werden als positiv bewertet, Teilhabe an der Gesamtkirche und damit der positionale Bezug zu den Bedingungen, unter denen die Kompetenzen sich entfalten können und sollen, bleiben von diesem Urteil getrennt.« Die empirischen Daten erhärten die These von einer »Entkirchlichung der pastoralen Berufsgruppe«. Die Rede von einer »inneren Kündigung« gegenüber der eigenen Landeskirche hat hier ihre Begründung.

„Göttin Inge“ vergibt Kirchen-Videopreis. Werbung für Kirchen-Berufe in der EKHN.

12.03.2015

Hollywood-Feeling in Frankfurt: Mit einem Videowettbewerb im Internet wirbt die hessen-nassauische Kirche für beruflichen Nachwuchs. Jetzt wurden die Sieger gekürt – unter anderem von keiner Geringeren als „Göttin Inge“ höchstselbst. Zur Seite der EKHN.

Doppik in EKHN: Mehrkosten, Intransparenz, Frust: Doppik-Einführung in der EKHN legt Fehlstart hin. Wachsames Dekanat legt Finger in Wunden.

05/2015, von Roland Wolewski

Der ambitionierte Zeitplan für die flächendeckende Einführung der Doppik in der EKHN ab 2016 scheint zu scheitern! Daran konnte auch die hochgelobte, jedoch teure Software mit dem verheißungsvollen Namen „MACH“, was ja irgendwie nach Schnelligkeit und Überschallgeschwindigkeit klingt, nichts ändern – im Gegenteil: MACH scheint mit ein Grund des Absturzes zu sein.
Eigentlich sollte auf der EKHN-Frühjahrssynode (23. – 25.04.2015) das Thema „Doppik“ nur versteckt im schriftlich vorgelegten „Bericht der Kirchenleitung“ unter vielen anderen Themen möglichst geräuschlos abgehandelt werden. Doch dank der Fragen zweier Synodaler in der sog. „Fragestunde“ musste die Kirchenleitung nun doch öffentlich einräumen, dass der avisierte Zeitpunkt einer flächendeckenden Einführung der Doppik ab 2016 wahrscheinlich nicht zu halten ist.
Sogar die von Haus aus kirchenleitungsfreundliche Evangelische Sonntagszeitung berichtet in ihrer Ausgabe am 3.5.2015 in einem eigenen Artikel „Doppik kommt wohl erst später“ über die Missstände:
„Die Software ist fehlerhaft und störanfällig, es werden weiterhin Papierbelege benötigt, weil das Scannen und digitale Verarbeiten nicht funktioniert – die zum 1. Januar 2016 geplante flächendeckende Einführung des kaufmännischen Rechnungswesens in der hessen-nassauischen Kirche muss wegen zahlreicher Pannen in der Testphase vermutlich um mindestens ein Jahr verschoben werden. Finanzdezernent Heinz Thomas Striegler erklärte in der Fragestunde der Synode, wegen der bisherigen Erfahrungen mit der Doppik in zwei Regionalverwaltungen sei ein Festhalten am Termin „nicht zu verantworten“.
Ein hinzugezogenes Beratungsunternehmen habe klargestellt, dass für ein derartiges Vorhaben in der Regel mehr Personal und Zeit erforderlich seien, als von der Kirche zunächst vorgesehen. Vermutlich werde die mit insgesamt neun Millionen € veranschlagte Einführung der doppelten Buchführung nun eine Million € teurer. Der Software-Lieferant habe Vertragsstrafen zahlen müssen, deren Höhe Striegler nicht bezifferte. Wenn alles funktioniere, werde der Aufwand für die Gemeinden aber im Vergleich zum bisherigen System auf ein Viertel reduziert, versicherte er.“
Da bleibt manches im Trüben – von Transparenz kann man nur bedingt sprechen. Auf die schriftlich eingereichte Frage eines Synodalen, was das Projekt Doppik bisher gekostet hat, wurden 3,68 Mio € beziffert.
Jedoch: Kann das stimmen bei den jetzt evident gewordenen Problemen und Verzögerungen? Wieviel hat eigentlich das extra hinzugezogene Beratungsunternehmen verlangt für seine in der Tat weise, aber nicht neuwertige, sondern durchaus zu erwartende Erkenntnis, dass hier personell, finanziell und zeitlich deutlich fehlgeplant wurde und die von der Synode beschlossenen neun Mio € nicht reichen werden? Wann wird Herr Striegler (oder aus optischen Gründen eine von ihm gebriefte, freundliche, hübsch anzusehende Dame seines Hauses wie bei der Grundsatzentscheidung zur Doppik) vor die Synode treten, um bedeutungsschwanger mit beeindruckendem medialen Einsatz bunt glitzernder Präsentations-Charts auf der Großbildleinwand weitere Millionensummen beschließen zu lassen? Vermutlich wird er dies wohlweislich erst vor der neugewählten Synode ab 2016 tun, dann erinnern sich nämlich nicht mehr allzu viele Synodale daran, mit welcher Euphorie und mit welchen Heilsversprechungen die Kirchenleitung das Projekt Doppik trotz ernstzunehmender Warnungen einst der Synode für „nur“ neun Millionen Euro „verkauft“ hat.
Interessant und hilfreich für ein transparentes Vorgehen wäre es auch, zu erfahren, wie hoch die angesprochene Vertragsstrafe für die Softwarefirma MACH ausgefallen ist. Tatsache ist nämlich, dass die ganze jetzt evident werdende Problematik bei der Doppik-Einführung nichts Neues ist. Die EKiR hat diese Erfahrungen mit MACH bereits schmerzhaft hinter sich, verbunden mit extrem steigenden Ausgaben. Unwidersprochen stehen dort mittlerweile 60 Mio. € Einführungskosten im Raum. Aber anstatt seitens der EKHN daraus die Konsequenz zu ziehen und abzuwarten, wie sich das Projekt mit Hindernissen in der Nachbarkirche entwickelt, tappen die EKHN-Verantwortlichen blindlings in dieselbe Misere und verbrennen ohne Not Kirchensteuermittel in Millionenhöhe. Man kann verstehen, dass diese Tatsache nicht unbedingt in die Öffentlichkeit gelangen sollte, denn nach der Tebartz-Affäre sind auch die ev. Christen wacher und sensibler geworden, was mit ihren Geldern geschieht, die sie ihrer Kirche anvertrauen. Ein Doppik-GAU scheint nicht mehr ausgeschlossen zu sein, auch wenn Herr Striegler tollkühne Behauptungen aufstellt, dass sich der Aufwand für die Gemeinden schlussendlich auf ein Viertel im Vergleich zum bisherigen System reduzieren wird. Das Ganze erinnert an einstige Beteuerungen, dass sich der GAU in einem Atomkraftwerk statistisch wohl kaum einzustellen wird. Wohin sich jedoch die vermeintlich sichere Atomkraft entwickelt hat, wissen wir alle seit Fukushima – wohin sich die Doppik zu entwickeln droht, das zeigen die Erfahrungen in der Rheinischen Kirche oder auch im kommunalen Bereich. Der Bericht des Landesrechnungshofes Rheinland-Pfalz von 2008 (!) „Orientierungsprüfung Kommunale Doppik“  spricht Bände. Vielleicht wäre es für Herrn Striegler und seine Mitarbeitenden angesagt, sich diesen Bericht zu Gemüte zu führen, um sich die Augen öffnen zu lassen. In seinem Kommunalbericht bilanziert der Rechnungshof übrigens ein Jahr später (S. 51): „Sowohl die Orientierungsprüfung „Kommunale Doppik“ als auch die Querschnittsprüfung „Kommunale Eröffnungsbilanzen“ zeigten, dass die Einführung und auch die Umsetzung des neuen Rechnungswesens erhebliche personelle und sachliche Ressourcen binden und zu teilweise beträchtlichen zusätzlichen Aufwendungen für Personal, Schulungen sowie Hard- und Software führten. Die mit der Doppik erwartete Verbesserung in der Steuerung und Transparenz der kommunalen Haushalte hat sich hingegen bei den meisten Kommunen bisher noch nicht oder allenfalls ansatzweise eingestellt.“
Jedenfalls fragt man sich angesichts dieser Erkenntnisse, wann der Tag kommen wird, den Herr Striegler schon so eisern und heilsversprechend im Blick hat: „Wenn alles funktioniere…“ Da werden noch manche schmerzhafte Naherwartungsverzögerungen zu verkraften sein – nicht zuletzt auch pekuniär. Bis dahin gilt es deshalb, den neutestamentlichen Ratschlag nicht aus dem Blick zu verlieren: „Seid wachsam!“
In diesem Zusammenhang ist es zu begrüßen, dass nicht nur die beiden Synodalen das Thema für die Fragestunde der Synode aufgegriffen haben, sondern sich auch die Dekanatssynode des Dekanates Bergstraße entsprechend positioniert hat.
In einem Antrag an die Kirchensynode heißt es: „Die Kirchenleitung soll einen Bericht über die Einführung der Doppik vorlegen.“
Zudem lauten weitere Anträge:

Bildschirmfoto vom 2015-05-09 21:04:38
Sind wir also gespannt, wie die Synode nun reagiert. Noch ist es nicht zu spät – besser jetzt ein Stopp, als weitere Millionen zu verpulvern. Der „Point of no return“ ist nicht mehr allzu weit entfernt. Und dann wird es richtig teuer! Da wird anstatt Reduzierung Erhöhung angesagt sein. Und ein Viertel von neun Millionen (2,25 Mio.) wird auch Herrn Striegler als Nachschlag bei weitem nicht reichen. Und das bei, seiner Aussage nach, sich nur seitwärts entwickelnden Kirchensteuereinnahmen…

Hat die Religionspädagogik in der EKHN und EKKW noch eine Zukunft? Das fusionierte religionspädagogische Institut von EKKW und EKHN öffnet in Marburg.

05/2015, homepageeinträge von RPZ, RPI und PTI der EKHN und EKKW: 

Dritter Umzug des RPI (des Religionspädagogischen Instituts der EKHN) innerhalb von 4 Jahren von Kronberg-Schönberg nach Dietzenbach (2011) und von dort nach Marburg (2015) und Umzug der Regionalstelle Marburg der EKKW innerstädtischer Umzug innerhalb Marburgs:

„Der 1. Januar 2015 ist ein entscheidendes Datum. Ab diesem Zeitpunkt wird in rechtlicher und finanzieller Hinsicht das gemeinsame religionspädagogische Institut der beiden ev. Landeskirchen von Kurhessen-Waldeck und Hessen-Nassau seine Arbeit beginnen. Die Trägerschaft des Instituts übernimmt die EKKW.

Für die Zentrale in Marburg hat die EKKW das Hans-von-Soden Haus bereitgestellt. Hier wird das RPI gemeinsam mit der ESG Marburg die Gebäude nutzen. Derzeit sind die notwendigen Umbauarbeiten in vollem Gange. Wir erwarten, dass die Räume im Frühjahr 2015 bezogen werden können.

Das Institut wird dann über neun regionale Arbeitsstellen verfügen, fünf auf dem Gebiet der EKHN (Gießen, Frankfurt, Darmstadt, Mainz und Nassau) und vier auf dem Gebiet der EKKW (Kassel, Marburg, Fulda und Fritzlar)…  Zur Quelle.

Neben den offiziell aufgeführten, in Zukunft erwarteten oder in die Zukunft projizierte Vorteile, liegen etliche schmerzliche Verluste des Downsizing-Prozesses auf der Hand und sind seitens des Personals zu verarbeiten: 

– Ein Tagungshaus mit Übernachtung ist nicht vorgesehen, (Tagungen wechseln an unterschiedlichen Orten durch die EKHN und EKKW)

– Die Bibliothek (des RPZ Schönberg) ist aufgelöst. In Darmstadt fand vor Kurzem der Ausverkauf der Bibliothek statt.

– Die seit Jahrzehnten renommierte „Marke“  „Schönberger Hefte“ musste eingestellt werden. Nur durch einen zähen Kampf konnten die Relipäds  eine Nachfolgezeitschrift retten. Schlagendes Argument in ihrem Kampf: „Ihr habt uns so viel weggenommen, nicht auch noch die Zeitschrift“ .

Zur Erinnerung: Erst vor wenigen Jahren musste das RPI der EKHN das Stammhaus RPZ Schönberg aufgeben:

„Am 12.4.2011 hat die Eröffnung der neue Räume des Institutes in Dietzenbach stattgefunden. Buchstäblich bis auf die letzte Minute haben die Handwerker gebraucht, aber alles ist fertig geworden. Die Mitarbeiter/innen des Institutes haben  echt eine starke Arbeit geleistet, kaum einer der Gäste mag geahnt haben, dass am Vorabend noch Baustelle angesagt war. „ Zur Quelle.

Damals herrschte im RPI tiefe Betroffenheit über die vollendeten Tatsachen, die die EKHN-Synode in einer zweiten Einbringung schaffte, nachdem die Synode die Zustimmung zur Veränderung in einer ersten Synodaltagung verwehrt hatte:

Am meisten schmerzt uns der Verlust unseres Tagungshauses. Die Synode der Ev. Kirche in Hessen und Nassau hat im Februar beschlossen das RPZ Tagungshaus spätestens zum 31.12.2012 zu schließen. Da das Anwesen aufgrund voraussehbarer Schwierigkeiten und infolge reaktiven Managements nach Auszug des RPZ jahrelang leer stand, dient es auf Initiative der Gemeinde heute als Flüchtlingsunterkunft. (vgl. hier.)

Was ist noch offen? Wo wird das RPI seinen Hauptsitz haben, wenn das Tagungshaus in Schönberg geschlossen wird und die Villa nicht mehr zur Verfügung steht? Werden wir in unserem Hauptsitz noch eine personelle Verstärkung erfahren, besonders in dem strategisch so wichtigen Arbeitsfeld wie der Konfirmandenarbeit? Was geschieht mit der Bibliothek? Wie gelingt uns die Balance zwischen schulfachlicher Arbeit und Fortbildungsarbeit? Wie entwickeln wir konzeptionell eine regionale Unterstützungsarbeit für den Religionsunterricht?“ Zur Quelle.

Frage: bisher werden Fusionen ja immer reduktionistisch mit dem Kostenargument begründet. Hier ist – wie in allen solchen Fusionsfällen – zu fragen: wann werden sich die Kosten durch Umzüge, durch Renovierungsarbeiten, durch Abschreibungen auf Gebäude (Verluste beim Verkauf), durch langanhaltende Lähmung des Betriebs etc., amortisiert haben? Die Wette gilt: nicht vor der nächstfolgenden Fusion. Oder ist bei der vorgelegten Geschwindigkeit des Downsizing-Prozesses am Ende eine Abwicklung von RPI/PTI geplant?  (F.S.)