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Ökumene

Friedrich Schorlemmer zur Debatte “Ökumene jetzt”

aus der Stellungnahme von Friedrich Schorlemmer:

…“Die Menschen erwarten von uns Christen zu Recht ein gemeinsames Zeugnis im Horizont der Reich-Gottes-Botschaft: ein Zeugnis des Friedens, ein Zeugnis der Barmherzigkeit, ein Zeugnis der Gerechtigkeit.

»Ihr seid das Licht der Welt, ihr seid das Salz der Erde«, ruft Jesus der Schar zu, die nun überall auf der Welt das Christuszeugnis verkörpert.

Geistliche Vertiefung wächst in gemeinschaftlicher Erfahrung. Sensibles Wahrnehmen unserer Mitverantwortung für die Bewahrung dieser wunderbaren Schöpfung entspringt der Dankbarkeit, auch für das, was Jesus in die Welt gebracht hat – als Glaubender, als Hoffender, als Liebender….“

Die Stellungnahme von Friedrich Schorlemmer.

Erster Sprecherkreis der Pfarrer- Initiative auf Bundesebene gewählt

Juli 2013.

Die Reformkreise von Priestern und Diakonen der (Erz-)Diözesen Augsburg, München, Passau, Rottenburg-Stuttgart und Würzburg haben sich nun auch formell zur „Pfarrer-Initiative Deutschland“ zusammengeschlossen. Zum ersten Sprecherkreis auf Bundesebene wurden Christian Ammersbach (Diözese Würzburg), Albert Bauernfeind (Erzdiözese München-Freising), P. Peter Hinsen (Diözese Augsburg), Karl Feser (Diözese Würzburg) und Klaus Kempter (Diözese Rottenburg-Stuttgart) gewählt. Zum Artikel.

Ein autoritäres Angebot – zur Enzyklika „Lumen fidei“

Hermann Häring, em. Prof. der Theologie, Tübingen und Norbert Scholl, em. Prof., Heidelberg, am 6. Juli 2013, zur Enzyklika „Lumen fidei“ von Papst Franziskus


„Ein dritter Punkt kommt hinzu, der viele reformorientierte Christinnen und Christen wohl am meisten stört, weil er die Logik der gestellten Fragen fortsetzt und alle Gegenfragen ignoriert. Die Enzyklika stellt sich ja, wie wir sahen, gegen die (moderne) Welt. Sie macht sich also nicht die Mühe, auf die großen  Fragen  der  Gegenwart  (Gleichberechtigung,  Sexualmoral,  Menschenrechte,  Armutsfragen) einzugehen.  Ferner präsentiert sie den Glauben an Christus in  einer weltfernen, metaphysisch ausformulierten Sprachperfektion. Von Nachfolge und neuen Glaubensformen, der Glaubenssprache in verschiedenen  Kulturen  und  der  Glaubenspraxis  in  globalen  Kontexten  ist  nicht  die  Rede.  Dieses Rundschreiben nimmt uns Frauen und  Männer, Eltern und pastorale Verantwortliche nicht ernst in unserem modernen Alltag, der täglich neue Herausforderungen bringt.“ Zum Artikel.

 

Papst Franziskus tadelt «Globalisierung der Gleichgültigkeit»

«In dieser Welt der Globalisierung sind wir in eine Globalisierung der Gleichgültigkeit gefallen. Wir sind an das Leid der anderen gewöhnt – es geht uns nichts an, es ist nicht unsere Sache», sagte der Papst in einer Predigt, die die offizielle Vatikan-Website news.va dokumentiert. Die Menschen lebten wie in einer «Seifenblase» und seien unempfindliche für den «Schrei der anderen», sagte er in einer Messe auf dem Sportgelände der Insel. Niemand fühle sich verantwortlich für das «Blut dieser Brüder und Schwestern», die bei der Fahrt über das Mittelmeer ihr Leben verloren haben. Lesen Sie mehr.

Bitte beachten Sie den Praxistipp zur Problematik in den Wort-Meldungen.

Ein „Fehlurteil“ der EKD in Sachen Missbrauch (Regionalbischöfin Greiner)

Langsam muss sich wohl jeder Sorgen um die Verfassung der EKD machen. In der letzten Ausgabe der Wort-Meldungen berichteten wir, dass die EKD der Auffassung ist, dass sie nicht durch die Grundrechte gebunden sei: „Die Kirche ist nach Art. 140 GG i. V. m. Art. 137 Abs. 3 WRV in der Ausgestaltung ihres Dienstrechtes unabhängig. Daraus folgt, dass sie generell weder durch die Grundrechte noch durch … gebunden ist“. Diese Aussage darf man ruhig noch einmal nachlesen und überdenken.

Wie frei und souverän man sich fühlt, zeigt die EKD jetzt aufs Neue mit einem Urteil der Disziplinarkammer in einem Falle sexuellen Missbrauchs.

Was ist vorgefallen? Im Jahr 2011 war in der Bayerischen Presse zu lesen:

Hof/Bayern. In der Schwere der Fälle und der „drückenden Beweislast“ sieht der Hofer Dekan Günter Saalfrank die Gründe für die Verurteilung gegen einen in Hof lebenden ehemaligen Pfarrer und Oberkirchenrat. Der heute 87-Jährige war wie berichtet von der Disziplinarkammer der evangelischen Landeskirche aus dem kirchlichen Dienstverhältnis entfernt worden, weil er in den 60er-Jahren ein junges Mädchen missbraucht und sich später sexueller Übergriffe an zwei erwachsenen Frauen schuldig gemacht hatte.“ Mehr dazu.

Der Beschuldigte ging bei einem übergeordneten EKD- Gericht in Berufung. Dort wurde jetzt das Disziplinarverfahren vom Disziplinarhof der EKD überraschend eingestellt (AZ 0125/1-11). „Die bayerische Landeskirche kann dieser ganzen Argumentation nicht folgen“, heißt es im Bayerischen Sonntagsblatt vom 30.06.13. (die Zitate auf den S. 4-6). „In den Äußerungen des Disziplinarhofs ‚dominieren die Interessen des Täters‘, die Situation der schwer traumatisierten Opfer und die Folgen der Entscheidung für Ansehen und Glaubwürdigkeit der Kirche bliebe außer Betracht“. Die vom Disziplinarhof benannten Gründe scheinen der Bayerischen Landeskirche „in entscheidenden Punkten verfehlt“, weswegen Regionalbischöfin Greiner auch offen und öffentlich von einem „Fehlurteil“ spricht.

Sprechend sind die Ereignisse an den Verhandlungstagen. Das Opfer war am 1. Tag auf 13 h bestellt, die Verhandlung wurde aber schon vorher – um 12.54h – endgültig beendet. Als sie dennoch den Verhandlungssaal betrat, „musste sie ansehen, wie der Angeklagte auf die Richter zuschritt und sich bei jedem Mitglied des Gerichts mit Handschlag dankend verabschiedete. Sie selbst wurde von der Vorsitzenden Richterin auf die Nachfrage, warum sie nicht aussagen durfte mit der Antwort abgefertigt: ‚Das war nicht unser Thema’“.

Besonders brisant: dem Beschluss wurden „Leitsatz“ und „Tenor“ vorangestellt. Ein Leitsatz enthält die Essenz des Urteils. Er „entfaltet oft große praktische Bedeutung als Quasi-Richtlinie für die nachgeordneten Gerichte“(wikipedia). Dem Urteil kommt also auch noch Präzedenzwirkung zu.

Auch in der katholischen Kirche stockt der Aufklärungsprozess. Daher wendet sich die

Priesterinitiative in der Diözese Augsburg

in einem Schreiben an die deutschen Bischöfe:

Aufruf an die deutschen Bischöfe zur Fastenzeit 2013 Aufklärung der durch Priester und Ordensleute begangenen Missbrauchsfälle und zukünftige Prävention.

vgl. zum Thema sexueller Missbrauch einen Fall aus Krems im Wiener Standard vom 01.07.13:

Missbrauch im Kloster erstmals vor einem Strafgericht

Am Landesgericht Steyr startet der Prozess gegen einen ehemaligen hochrangigen Geistlichen des Stiftes Kremsmünster. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 79-Jährigen unter anderem schweren sexuellen Missbrauch vor

 

 

Hoffnungszeichen

 

  1. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz und Erzbischof von Freiburg, Robert Zollitsch, setzt ein wichtiges ökumenische Signal: Er erkennt die „evangelische Kirche als Kirche an“
  2. Der neue Bischof von Vorarlberg, Benno Elbs, will mehr Team- und Basisarbeit in seiner Diözese sehen: Die Erneuerung der Kirche „wird von unten kommen“.
  3. Die österreichische Theologin und Professorin an der Universität von San Salvador, Sr. Dr. Martha Zechmeister der Congregatio Jesu (früher Englische Fräulein), spricht sich auf der Generalversammlung der Ordensoberinnen im Vatikan für einen „Gehorsam“ aus, der nur Gott gebühre. Dezidiert warnt sie vor einer „Europazentriertheit“ der Kirche.
  4. In einer Aussendung des „Rates der Europäischen Bischofskonferenzen“ (CCEE) wird der Islam nicht als Bedrohung, sondern als Chance der Erneuerung der „Transzendenz in einer Konsumgesellschaft“ gesehen.
  5. Die Vereinigung „Initiative Liberaler Muslime Österreich“ (ILMÖ) kritisiert das derzeitige Verbot durch die Regierung Saudiarabiens, in Saudiarabien christliche Kirchen zu errichten
  6. Das katholisch-lutherische Dokument zum Reformationsjubliläum 2017 mit dem Titel „Vom Konflikt zur Gemeinschaft – Gemeinsames lutherisch-katholisches Reformationsgedenken im Jahr 2017“ wird voraussichtlich am 17. Juni 2013 in Genf im Rahmen einer Ratsvollversammlung des Lutherischen Weltbundes veröffentlicht. aus: wir sind Kirche.

 

Kardinal Meißner spricht Klartext

Kardinal Meißner gilt schon lange als ein Katholik mit steilen Thesen. In der Stuttgarter Zeitung hat er ein Interview gegeben, das auch von vielen anderen Medien zitiert wurde. Aufhänger waren seine Thesen zur Familienpolitik. Doch das Interview zeigt auch an vielen anderen Stellen, warum Ökumene momentan so schwer zu realisieren ist. Ein Grund die Äußerungen von Herrn Meißner genauer zu betrachten.

 

Seinen Eucharistischen Kongress will Kardinal Meißner nicht als „Gegenkatholikentag“ verstanden wissen. Grund soll seine Bestürzung über die Missbrauchsskandale gewesen sein. Gegenüber der StZ gibt Meißner dann auch zu, das zum Eucharistischen Kongress jedoch die Opfer nicht explizit eingeladen wurden. Der Frage, ob sich eine der mehr als 800 Veranstaltungen der Missbrauchsproblematik widmet geht der Kölner Kardinal aus dem Weg. Wahrscheinlich mit gutem Grund. Auf der Website des Eucharistischen Kongress habe ich das Wort Missbrauch nicht ein einziges mal entdeckt. „Opfer“ taucht auch nur im Zusammenhang mit der Messe und Edith Stein auf. Falls Sie doch noch einen Hinweis auf Missbrauchsopfer sehen, dann schreiben Sie mir.

Lange kann die Bestürzung also nicht angedauert haben. Eine Veranstaltung zu einem Thema, das weder behandelt wird, noch Betroffene einlädt. Vielleicht sollte Meißner seinen Kongress gleich auch als vorgezogenen Karneval und die Jahreshauptversammlung der Deutschen Bank deklarieren? Das hat auch nicht weniger mit dem geplanten geschehen zu tun.

 

Meißners Äußerungen zur Familienpolitik haben die größten Wellen geschlagen. Kritisiert wird von Meißner der massive Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten. Gleichzeitig macht sich der Kölner Kardinal noch sorgen, denn Frauen werden nicht „öffentlich ermutigt, zu Hause zu bleiben und drei, vier Kinder auf die Welt zu bringen“. Einmal wieder zeigt sich das konservative Bild, das ein Entweder oder zeichnet. Frauen sollen sich zwischen Familie oder Karriere entscheiden. Beides zu gleich scheint nicht vorgesehen zu sein. Hindernis ist der egoistische Drang zur Selbstverwirklichung der Frauen und nicht die Kinderfeindlichkeit der Gesellschaft.

Eine scheinbare Verknüpfung für sein Argument führt Meißner mit der Zuwanderung von Qualifizierten Arbeitskräften ein. Meißner hat Recht, das Braindrain aus Deutschland ist ein Problem. Schon aktuell kauft Deutschland mit wenigen anderen reichen Staaten faktisch komplette Jahrgänge junger ÄrztInnen auf. Mit katastrophalen Folgen für die Länder, die ihre Ausbildung bezahlt haben. Jedoch ist es äußerst fraglich, ob mehr Geburten die Lösung dieses Problems sind. Noch heute gibt es nicht genügend Ausbildungsplätze um den Bedarf an ausgebildeten Arbeitskräften zu decken. Während Geburtenstarken Jahrgängen gab die Industrie auch zu, nicht jeden Jugendlichen ausbilden zu wollen. Auch die Ausweitung der Medizinstudienplätze ist kaum zu spüren. Genügend BewerberInnen muss es nach den Zulassungsbeschränkungen ja geben.

 

Die Basisbewegungen der katholischen Kirche kann Kardinal Meißner nicht anerkennen. Für ihn kann es nur eine „Kirche von oben her“ geben. Das ist eine effektive Methode um sich nicht mit abweichenden Meinungen befassen zu müssen. Gleichzeitig erschwert es aber ungemein den Dialog mit so fast jedem, der nicht der Papst ist.

 

Das die katholische Kirche nun eine Pille danach in Krankenhäusern ihrer Trägerschaft zulässt begründet Meißner mit neuen Erkenntnissen. Bis zum Januar wussten die Bischöfe nicht, das es eine solche Pille gibt. Das ganze klingt nach einer Nische oder einen ganz neuem Medikament. Weit gefehlt, nach der Pharmazeutischen Zeitung1 trifft das auf beide in Deutschland gebräuchlichen Präparate zu. Der Wirkmechanismus ist im Detail zwar umstritten. Untersuchungen Veröffentlichungen die eine Abtreibende Wirkung ausschließen gibt es aber schon seit Jahren.2 Wie gut, das diese Altherrenrunde sonst kaum etwas wichtiges zu entscheiden hat.

 

Die Hoffnung auf Kirchenreformen bremst Kardinal Meißner gewaltig: „In Fragen der Lehre passt zwischen Benedikt und Franziskus kein Blatt.“ Immerhin in diesem Punkt kann ich Kardinal Meißner nicht widersprechen.

1http://www.pharmazeutische-zeitung.de/?id=45436

2http://www.bprcem.com/article/S1521-690X%2812%2900099-1/fulltext#sec3.1

Freikirchen wehren sich gegen Gewaltstudie

Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) setzt sich gegen eine neue Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) zur Wehr, laut der streng religiöse Eltern ihre Kinder massiver und häufiger schlagen als andere. Peter Jörgensen, der die VEF im Bund vertritt, erklärte am Dienstag gegenüber der ARD, dass er die Untersuchung für ungenau und damit auch für unseriös halte. Das Forschungsinstitut betrachte die Situation nur oberflächlich.

„Wir haben seit Jahren im Gespräch mit dem KFN angeboten, unsere Expertise zur Verfügung zu stellen, um diesen genaueren Blick zu machen“, so Jörgensen. Doch das habe dessen Leiter und Mitautor der Studie, Christian Pfeiffer, nicht genutzt. Lesen Sie mehr.

50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil

von Jan-Heiner Tück, Dr. theol, ist Professor für dogmatische Theologie in Wien.

In Peter Handkes Erzählung „Die morawische Nacht“ findet sich die Aussage: „Es wurde dort kein besonderer Glaube gegen irgendwelche bösen Feinde oder feindlichen Brüder verteidigt. Keine Grenzziehungen wurden finster gefeiert. Kein Bollwerk gegen die oder die?…, keine Außenposten eines alleinseligmachenden Christentums.“ Im Sinne dieser Aussage ist festzustellen: Die katholische Kirche hat auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil die Auffassung, dass nur ein Teil der Menschheit von Gott ins ewige Leben gerettet wird – also den sogenannten Heilsparti­kularismus – verabschiedet. Der klassische Lehrsatz, dass „außerhalb der Kirche kein Heil“ sei, wurde entsprechend neu gedeutet. Der Rückgriff auf das heilsuniversalistische Erbe in der Heiligen Schrift und der Tradition hat eine dialogische Öffnung zu den nichtkatholischen Kirchen und nichtchristlichen Religionen eingeleitet.

Lesen Sie den vollständigen Artikel von Prof. Tück, Wien.

Friedrich Schorlemmer zur Debatte „Ökumene jetzt“

„Protestantische Leisetreterei gegenüber dem amtierenden Papst, für den die Kirchen der Reformation keine richtigen Kirchen sind, bringt uns nicht weiter. Verständnis dafür grenzt an Selbstentwürdigung. Elementare Voraussetzung aller wirklichen ökumenischen Gesinnung wäre ein respektvolles Anerkennen des jeweils anderen.“

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