Archiv der Kategorie:
Religionen und Konflikte

Soziologe Armin Nassehi: „Die Wildheit des Religiösen einhegen“. Interview von Lisa Nimmervoll, Der Standard/Wien

2. Jänner 2016,

Soziologe Armin Nassehi über Religion als Desintegrationsressource, junge Männer, die auf blöde Ideen kommen, und Wertekurse für Flüchtlinge, die zwar gut gemeint, aber nicht genug sind für eine erfolgreiche Einwanderungspolitik.

STANDARD: Tatsächlich kommt es durch die Flüchtlinge auch zu einer auffälligen Rückkehr der Religion bzw. ihrer Sichtbarkeit im öffentlichen Raum. Wie lässt sich das in säkulare, moderne Gesellschaften integrieren – ohne Einschränkung errungener Freiheiten? Nassehi: Wir wissen aus der Forschung, dass religiöse Segregation, wenn Menschen in ihrer religiösen Gruppe bleiben und dies das wichtigste Merkmal ihres Lebens ist, immer eine Folge von Desintegration ist. Religion wird als Ressource verwendet, wenn die Dinge nicht gut funktionieren. Interessanterweise kamen in den 1950er-Jahren eigentlich keine Muslime, obwohl die türkischen Gastarbeiter natürlich Muslime waren. Sie haben sich erst später als Muslime definiert, auch als Reaktion auf misslungene Integration. –  Zum Interview.

Muslime als Opfer. Dieser Topos spielt in Deutschland keine Rolle – zu Unrecht.

07.12.2015, von: Christian H. Meier

… Als Opfer religiöser Diskriminierung finden Muslime in unseren Medien selten Erwähnung. Ganz im Gegensatz zu Christen, deren ideologisch motivierte Unterdrückung und Verfolgung in vielen Ländern – zu Recht – regelmäßig angeprangert wird. Ebenso regelmäßig heißt es dann, dass »Christen die Religionsgruppe sind, deren Angehörige am häufigsten verfolgt werden« (Volker Kauder mit Bezug auf Papst Benedikt XVI). Aber trifft das zu?

Hier zu widersprechen, zieht unweigerlich den Verdacht auf sich, eine Aufrechnung von Opferzahlen vornehmen zu wollen. ..  Zum Bericht.

Papstreise ins Chaos. Weshalb der Papstbesuch in der Zentralafrikanischen Republik auch ein globales Zeichen ist.

Veröffentlicht am 27.11.2015, Von: Susanne Stollreiter

„…

Die Zivilbevölkerung, ob christlich oder muslimisch, ist schon lange zum Frieden bereit. Sie wird jedoch von gewalttätigen Gruppen drangsaliert, auf die auch der Papstbesuch nur eine geringe Wirkung haben wird. Nichtsdestotrotz ist der Papstbesuch für die Menschen ein wichtiges Zeichen, dass sie nicht alleingelassen und vergessen werden. Als ebenso wichtiges Symbol dürfte sich dabei erweisen, dass das Oberhaupt der katholischen Kirche plant, die größte Moschee des Landes zu besuchen. In einer Zeit, wo Terrorismus und Islamismus häufig mit „dem Islam“ und einem Religionskrieg gegen das Christentum gleichgesetzt wird, ist dieser Besuch nicht zuletzt ein wichtiges globales Zeichen.“  Zum Artikel.

Israel: Mehr Kairo als Berlin. Von Johannes Becke, Israel Institute.

28.10.15, SZ

Israel sieht sich als Vorposten des Westens im Orient, als „Villa im Dschungel“. Dabei ist es längst Teil des „Dschungels“.

Von Johannes Becke, Israel Institute, Fellow at the Moshe Dayan Center (Tel Aviv University)

Während die palästinensisch-arabische Seite eine gefährliche Tendenz zur Fälschung der Geschichte aufzeigt (der Tempelberg sei gar nicht die historische Stätte des Tempels), so wollen die Tempelberg-Aktivisten gleich das messianische Ende der Geschichte erzwingen – durch die Erstellung von Tempelgerät, das Schlachten von Pessach-Lämmern und die Züchtung einer „roten Kuh“ zur rituellen Reinigung der zukünftigen Priester…. Zum Artikel

Jüdischer Fundamentalismus von Prof. em. Micha Brumlik

07/2015; Junge Kirche 2/2015, von Micha Brumlik

emer. Professor am Fachbereich Erziehungswissenschaften
an der Universität Frankfurt am Main

„“Die Väter des Fundamentalismus

Wer waren und sind diese Fundamentalisten? Die stärkste gegenwärtig aktive Persönlichkeit ist der 1972 in Haifa geborene Naftali Bennett, Vorsitzender der mit beinahe sieben Prozent in der Knesseth vertretenen Partei „Jüdisches Heim“ (Ha Bajit hajehudi), der detaillierte Pläne zur Annexion von Teilen der West Bank vorgelegt hat und vor seiner politischen Karriere ein überaus erfolgreicher, im persönlichen Auftreten höchst moderner, überdurchschnittlich reicher „Start Up“- Unternehmer war. Er steht in der Tradition dreier Männer:
• Zunächst der 1935 geborene Rabbiner Moshe Levinger,…“

Résumée:

„Ob die israelische Demokratie, ihr Institutionengeflecht und ihre überwiegende laizistische, zionistische Mehrheit die Kraft besitzen wird, den Rücksturz in den Fundamentalismus aufzuhalten und damit den säkularen Zionismus zu retten, ist glücklicherweise noch immer nicht entschieden – wenngleich sich die Waage zugunsten der Siedler gesenkt hat. Zu stark vermischen sich auf Seiten der demokratischen, nicht fundamentalistischen Rechten sicherheitspolitische und ideologische Interessen, zu weit ist die säkulare Rechte dem religiösen Fundamentalismus schon entgegengekommen.“

 

Fundamentalismus ist nicht „schriftgemäß“. Von Prof. Jürgen Ebach.

Junge Kirche, Ausgabe 2/2015

Statt religiösen Fundamentalismus zu definieren, nenne ich vier Merkmale, die in meiner Sicht Fundamentalisten 1 kennzeichnen. Sie suchen in ihrer Orientierung in Politik, Gesellschaft und Glauben nach einfachen und eindeutigen Antworten. Je unübersichtlicher die Lebenswelt wird, desto mehr wächst bei Vielen das Bedürfnis nach einem unbedingt sicheren Halt. Das ist ein Grund, warum der Fundamentalismus seit einiger Zeit in nahezu allen Religionen Konjunktur hat. Fundamentalisten – ein zweites Merkmal – suchen die Schuld für all das, was in ihrer Sicht falsch läuft, bei ‚den Anderen‘. ‚Die Anderen‘ sind nicht zuletzt die je anderen Fundamentalisten. Islamisten und christliche Fundamentalisten hassen einander, obwohl, ja weil sie einander so ähnlich sind. Ein dritter Charakterzug: Fundamentalisten haben Probleme mit dem Humor… Zum Artikel  (klicke Ausgabe 2/2015 und dort den entsprechenden Artikel).

Erklärung zum Nahen Osten. Vom Exekutivausschuss der Weltgemeinschaft reformierter Kirchen (WGRK).

am 15. Mai 2015 beschlossen

Wir, der Exekutivausschuss der Weltgemeinschaft reformierter Kirchen (WGRK), die wir uns im Libanon im Dhour Choueir Evangelical Conference Center zum Thema „Gott des Lebens, führe uns auf Deinem Weg der Gerechtigkeit, des Friedens und der Versöhnung“ versammelt haben, streben danach, mit den Worten des Propheten Jesaja als solche bezeichnet zu werden, „die Lücken zumauern und Straßen ausbessern, dass man da wohnen könne“ (Jesaja 58,12) und können uns daher keinen geeigneteren Ort für unsere Tagung vor stellen, als diesen, hier im Nahen Osten.

In der Vergangenheit haben Christen und Muslime häufig ganz friedlich als Nachbarn zusammengelebt, einen Dialog des Lebens genossen und gemeinsame Werte zum Wohl der Gesellschaft miteinander geteilt. Wir beklagen die Verschlechterung der Beziehungen, die durch radikale religiöse Bewegungen verursacht wurde und wir bedauern die Art und Weise, wie Religion für politische Zwecke missbraucht wird… Zum vollständigen Text der Erklärung.

Gericht: Juden dürfen am Tempelberg beten

03.03.2015 – Jerusalem
Das Jerusalemer Amtsgericht hat das Recht auf jüdische Gebete auf dem Tempelberg bestätigt. Wie israelische Medien am Dienstag berichteten, urteilten die Richter am Montag, Juden hätten das Recht, sich auf dem Tempelberg aufzuhalten und dort zu beten. Der bisherige Status Quo am Tempelberg sieht für Gläubige aller Religionen Zugangsrechte zu dem Heiligtum vor, das Recht auf öffentliches Gebet ist Muslimen vorbehalten.

Zur Meldung.

„Wer fromm ist, muss politisch sein“. Der EKD- Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm zu Dietrich Bonhoeffer.

9.4.2015, DIE ZEIT

Dietrich Bonhoeffer war einer der einflussreichsten Theologen des zwanzigsten Jahrhunderts. Anlässlich seines 70. Todestags erhebt ihn Bedford-Strohm zu einem Vorbild für die aktuelle Theologie.

Der politische Ansatz Bonhoeffers ist weiterhin eine Orientierung für die Kirche. Wahrhaftige Verkündigung zieht auch Konsequenzen über die Kirche hinaus. In der Predigt und dem Leben in der Welt gibt es keine Widersprüche.

In der säkularen Sprache der Politik sieht Bedford-Strohm ein Vorbild für den interreligiösen Dialog. Ein gemeinsames Einstehen für Frieden ist angesichts der weltweiten Konflikte notwendig. Die Friedensethik kann zu einem Band der Verständigung werden.