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Schlüsselposition PfarrerIn

Dienstwohnungspflicht Pfarrhaus: Der Mietwertstreit mit den Finanzämtern ist immer noch nicht geklärt und Wohnen im Pfarrhaus wird teurer. Aus dem Vorstandsbericht des Pfarrvereins der EKKW.

06/2015

Hess. Pfarrrerblatt 3/2015, S. 13ff

Franz Illgen

Dienstwohnungspflicht Pfarrhaus

„Der Mietwertstreit mit den Finanzämtern ist immer noch nicht – weder zufriedenstellend noch überhaupt – geklärt. Zum Teil stehen Nachzahlungen von mehreren Tausend Euro im Raum.
Es steht zu befürchten, dass die in anderen Landeskirchen schon vor Jahren getroffenen Regelungen – in der Regel Entlastungen für die Dienstwohnungsnehmer/innen – in unserer Landeskirche nicht mehr möglich sind. Freilich betrifft dies ohnehin staatliches (Steuer-)Recht, auf das die Kirche, wenn überhaupt, nur mittelbar Einfluss hat, den sie aber offenbar bisher leider nicht zum Wohl der Dienstwohnungsnehmer/innen geltend machen konnte. (Die Pfarrvertretung hat jahrelang in dieser Sache eine Regelung angemahnt.) Darüber hinaus bestehen aber verschiedentliche Möglichkeiten, bei denen die Kirche rechtlich frei ist, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln. Um eine Maximalforderung in den Raum zu stellen, die nicht ganz aus der Luft gegriffen ist: Wenn ein Unternehmen wünscht, dass Mitarbeitende aus repräsentativen oder auch aus Kostengründen einen Dienstwagen fahren, dann wird der oft auch noch zur privaten Nutzung gestellt. Der Neupreis wird monatlich mit 1 % versteuert. Das war es dann in der Regel. Überträgt man dies auf die Dienstwohnungen, wäre eine Versteuerung des Mietwertes hinreichend, geschieht doch das Wohnen in einer Dienstwohnung als Teil des Dienstauftrages. Dass seit Jahresanfang 2015 auch der Familienzuschlag neben dem früheren sog. Ortszuschlag für das Wohnen in einer Dienstwohnung einbehalten wird, liegt im freien Ermessen des Dienstgebers. So sind auch andere Regelungen üblich, wie beispielsweise in Hannover. Dort werden meist Beträge unter 500 e neben der Schönheitsreparaturen-Pauschale gezahlt, ohne sonstigen Einbehalt! Dieser Einbehalt scheint in der EKD ein kurhessisches Spezifikum zu sein (lediglich die Pfalz hat eine ähnliche Regelung). In vielen anderen Landeskirchen gelten den Hannoveranern vergleichbare Regelungen, m. a. W.: der zu zahlende (einbehaltene) Betrag und der zu versteuernde Betrag sind je für sich und in der Summe schlicht zu hoch. Hinzu kommt die Variable „Heizkosten“, die aufgrund der baulichen Zustände vieler Pfarrhäuser ebenfalls zu hoch liegt. (s.17)

So kann es aus unserer Sicht doch wesentlich darum gehen, die Attraktivität des Pfarrberufs zu erhalten, wenn nicht sogar noch zu steigern, um den wenigen Bewerber/innen interessantere Bedingungen als anderswo zu bieten. Privatisierung der Kosten des Wohnens (ohne in der Regel wirklich frei entscheiden zu können, wo man wohnt), aber auch formale Hürden wie das sog. 3. Examen, dürften dem gegenläufig sein.“ ( vgl. S.17)

War der Beratungsausschuss nicht mal erfunden worden, um aus der erwarteten Theologenschwemme die geeignetsten herauszufischen? Ist das angesichts heutiger Bewerbungslage noch zeitgemäß (attraktiv), wirklich alle dieses Gremium durchlaufen zu lassen, wohlgemerkt, neben den üblichen Examina und Anstellungsverfahren? Anders gesagt: Wir hoffen und wünschen, dass es der Kirche gelingt, sich für zukünftige Generationen attraktiv aufzustellen. (S.17)

Kirchenleitende Führungskräfte denken um: „Zukunft des Pfarrdienstes in unserer Kirche.“ Von Präses Annette Kurschuss, EKvW.

Kirchenleitende Führungskräfte denken um, besonders hinsichtlich der Haltung der Institution gegenüber der Schlüsselposition, den Pfarrerinnen und Pfarrern. 

06/2015, Bericht vom 18.11.2014 

Wohl gemerkt: Nicht die Pfarrerinnen und Pfarrer sind das Problem. Das kann gegenwärtig gar nicht oft und klar genug gesagt werden. Zu lange ist in unserer Kirche ein gegenteiliger Eindruck entstanden, der nachhaltige Kränkungen bei vielen Pfarrerinnen und Pfarrern hinterlassen hat. Wir brauchen in diesem Dienst –…

Das bringt einiges ins Wanken, was bisher geklärt schien. Zugleich reagieren hoch qualifizierte Ehrenamtliche und spezialisierte Fachleute in anderen kirchlichen Berufen bisweilen schon gereizt, wenn von dieser Situation der Pfarrerinnen
und Pfarrer überhaupt nur die Rede ist. Die Pfarrerinnen und Pfarrer seien allein aufgrund ihres gesicherten Beamtenstatus privilegiert, bekomme ich zu hören. Und: Bei uns sei alles ohnehin viel zu pfarrerzentriert. So entsteht ein seltsames Tabu, sich über die gegenwärtigen Herausforderungen des Pfarrdienstes öffentlich zu verständigen. Darin liegt das Problem….

Ich möchte über die Bedeutung des Pfarramtes sprechen können, ohne dies gegenüber anderen kirchlichen Berufsgruppen rechtfertigen zu müssen. Und ich bin fest davon überzeugt, dass eine Klärung und Stärkung des Pfarramtes die Stärkung sämtlicher anderer Berufsfelder einschließlich des Ehrenamtes in unserer Kirche mit sich bringen wird. Denn es geht hier nicht um eine Frage der Hierarchie von mehr oder weniger wichtigen Ämtern und Diensten. Es geht um Rollenklarheit…

Zum mündlichen Bericht der Präses über die Tätigkeit der Kirchenleitung sowie über die für die Kirche bedeutsamen Ereignisse auf der 3. (ordentlichen) Tagung der 17. Westfälischen Landessynode vom 17. bis 20. November 2014.

„Der Pfarrer im Spannungsfeld zwischen kirchlichem Selbstbestimmungsrecht und staatlichem Rechtsschutz“. Von Dr. Armin Schwalfenberg. Vortrag und Presseerklärung.

Presseerklärung des Vereins zur Unterstützung evangelischer Theologinnen und Theologen, die von Mobbing, Abberufung und Entlassung betroffen sind

12.05.15

Zur Veröffentlichung der Analyse „Der Pfarrer im Spannungsfeld zwischen kirchlichem Selbstbestimmungsrecht und staatlichem Rechtsschutz“

von Dr. Armin Schwalfenberg vom 25.04.2015 Evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer können auch nach dem neuen Pfarrdienstrecht der EKD (PfDG.EKD) jederzeit aus ihrer Stelle wegversetzt (früher:„abberufen“) werden, wenn es zu einer „nachhaltigen Störung“ (früher: „ungedeihliches Wirken“) kommt, ohne dass dazu ein Fehlverhalten oder Versagen ihrerseits nötig wäre und ohne dass ein Rechtsschutz vor staatlichen oder kircheneigenen Gerichten gegen so eine „Bestrafung ohne Verschulden“ existieren würde. Auf dieses „Damoklesschwert“ über dem Pfarramt macht eine von Rechtsanwalt Dr. Armin Schwalfenberg aus Herborn im Auftrag der Hilfsstelle erstellte Analyse aufmerksam, die ab sofort allen Interessierten zum Download auf der Seite www.hilfsstelle.de zur Verfügung steht…  Zur Seite.

Verein zur Unterstützung evangelischer Theologinnen und Theologen, die von Mobbing, Abberufung und Entlassung betroffen sind.

06/2015

§ 2 Vereinszweck
1) Zweck des Vereins ist es,
a) den Erfahrungsaustausch Betroffener untereinander zu ermöglichen
b) die Belange Betroffener in der Öffentlichkeit bekannt zu machen
c) betroffene Theologinnen/Theologen, andere kirchliche
Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter und deren Familien zu beraten, sowie psycho-sozial
und seelsorgerlich zu begleiten
d) Abberufungen aus der Pfarrstelle möglichst zu verhindern
e) gegen Psycho-Streß und Mobbing in der Kirche zu wirken
f) willkürlicher Handhabung des Rechts in der Kirche entgegenzuwirken,
und damit einen Beitrag zur Erhaltung des freiheitlich-demokratischen
Rechtsstaates zu leisten und die Freiheit der Verkündigung des Wortes Gottes in
der Kirche sichern zu helfen.
Die angestrebte rechtliche Sicherheit und Fairness bei Konflikten zwischen
Christen versteht der Verein auch als Verpflichtung für seine internen Umgangs-
und Arbeitsweisen.
2) Der Verein verfolgt seine Zwecke
a) durch Aufklärung über Mobbing,
b) durch Seelsorge an Mobbingopfern,
c) durch Arbeit an Themenstellungen wie „das Verhältnis von Theologie und
Recht, das Verhältnis von Staat und Kirche, das Verhältnis von Kirche und Recht“.
In Verfolgung seines Zweckes organisiert der Verein Diskussionsveranstaltungen,
Tagungen, Seminare, Begegnungen, Selbsthilfegruppen und Pressekonferenzen
für alle an der Thematik interessierten Bürger, Christen, kirchliche Mitarbeiter,
Theologen, Juristen, Politiker und Mobbingopfer.
Der Verein betreibt oder fördert Veröffentlichungen in Zeitschriften, Zeitungen
und Literatur oder anderen Medien.
Der Verein führt Gespräche mit kirchlichen, politischen, staatlichen oder
sonstigen gesellschaftlichen Instanzen und Einrichtungen, verfaßt und übergibt
Eingaben oder führt Interviews. (vgl. auch § 4 Zusammenarbeit)
Der Verein begleitet exemplarische Streitfälle und trägt mit seinen Mitteln und
Möglichkeiten im Sinne des Vereinszweckes zur Durchführung bei. Dazu kann er
auch Musterprozesse führen oder fördern.Er richtet nach Bedarf und Möglichkeit Beratungsstellen ein und stellt die
erforderlichen Einrichtungen (z.B. Büro…) und Mitarbeiter, Seelsorger und
Berater bereit.

Zum Portal des Vereins.

Braunschweig/ Pfarrerbefragung: Zufriedenheit mit der gegenwärtigen Arbeitssituation gegenüber früherer Befragung erkennbar gesunken.

05/2015, von Gunther Schendel, Deutsches Pfarrerblatt

Ergebnisse einer aktuellen Befragung aus der Evang.-luth. Landeskirche in Braunschweig. Die Zufriedenheit von Pfarrerinnen und Pfarrern mit der Leitung, dem Arbeitsfeld und den Strukturreformen:

„Sechzehn Jahre ist es her, dass die Pfarrerinnen und Pfarrer der Evang.-luth. Landeskirche in Braunschweig erstmals nach ihrer Berufszufriedenheit gefragt wurden. Jetzt hat das Sozialwissenschaftliche Institut (SI) der EKD eine neue Befragung durchgeführt… 


Resümee

Hier konnten nur einige Ergebnisse der braunschweigischen Pfarrerinnen- und Pfarrerbefragung vorgestellt werden. Wie bei den anderen Befragungen ergibt sich ein gemischtes Bild: Eine verbreitete allgemeine Zufriedenheit mit dem Pfarrberuf steht neben dem Eindruck einer gewachsenen Arbeitsverdichtung und einer zum Teil recht großen Unzufriedenheit mit konkreten Arbeitsbedingungen. Im Vergleich zu einer älteren braunschweigischen Befragung ist die Zufriedenheit mit der gegenwärtigen Arbeitssituation erkennbar – wenn auch nicht dramatisch – gesunken.

Insgesamt ergibt sich das Bild, dass die Gemeindepfarrerinnen und Gemeindepfarrer in einem sehr fragilen »Kraftfeld« arbeiten: Hilfreich sind »weiche« Faktoren im Nahbereich wie das Arbeitsklima im pastoralen Tätigkeitsfeld oder die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen. Belastend sind der wachsende Zeitdruck und die diffuse Vielfalt der Aufgaben: Erwartungen aus der Gemeinde und organisatorische Verpflichtungen wie die Verwaltungsarbeit. Und dazu kommen – wenn man diese Perspektive einmal weiterführt – noch externe »Eingriffe« in den Nahbereich: der aktuelle Kürzungsdruck, die absehbaren rechtliche Veränderungen.

Da die aktuellen finanziellen und personellen Entwicklungen die einfache Entlastung des Pfarrpersonals unwahrscheinlich machen, muss nach anderen Wegen gesucht werden. Unsere Ergebnisse legen zwei Richtungen nahe: Neben der Arbeit am Organisationsvertrauen – eine Aufgabe aller landeskirchlicher Ebenen – erscheint auch eine stärkere Vernetzung der Pfarrerinnen und Pfarrer sinnvoll, um die sichtbar gewordene Individualisierung des Leidensdrucks aufzubrechen. Der vollständige Artikel. „

Kommentar und Ergänzung F.S.:
Bemerkenswert ist in der Sache:
1. Der Vergleich mit einer früheren (hier nicht bekannten) Befragung in der Braunschweigischen Landeskirche ist, dass „die Zufriedenheit mit der gegenwärtigen Arbeitssituation erkennbar… gesunken“ ist. (Zahlenangaben dazu fehlen im Text). 

2. Die aktuellen Ergebnisse aus Braunschweig decken sich im Kern des gemeinsamen Fragenspektrums von der Tendenz her noch immer mit den Ergebnissen der ersten wissenschaftlichen Untersuchung der EKHN 2001 (verantwortlich: Dr. Dieter Becker, Dr. Peter Höhmann, Beauftragung durch den Pfarrerausschuss der EKHN Richard Dautermann – eine Studie, die Autor Gunter Schendel ignoriert…). Sie zeigte eine relativ hohe Zufriedenheit der PfarrerInnen mit dem Beruf im Kontrast zu einer hohen Unzufriedenheit mit  den Leitungsorganen. Dies Ergebnis war damals für die Leitung(en) regelrecht desaströs. Hier hat sich offensichtlich in den zurückliegenden 15 Jahren (!) nichts zum Positiven verändert. Ergebnis Braunschweig: „Bei anderen Faktoren überwiegt die Unzufriedenheit. Am höchsten ist die Unzufriedenheit im Umgang mit der Kirchenleitung mit Pfarrerinnen und Pfarrern…“ (S. 274)

Die differenzierter berichtenden und bewertenden Autoren der ersten Studie, Dieter Becker und Peter Höhmann, brachten den Sachverhalt in einem späteren, im Dt. Pfarrerblattt erschienen Artikel folgendermaßen auf den Punkt:

„Im Zusammenhang mit dem Pfarrberufsergebnissen kommt Peter Höhmann zu dem Schluss: »Insgesamt ist … eine Richtung zu erkennen, auf die hin Pfarrerinnen und Pfarrer ihre Unzufriedenheit kanalisieren. Die eigenen Handlungskompetenzen werden als positiv bewertet, Teilhabe an der Gesamtkirche und damit der positionale Bezug zu den Bedingungen, unter denen die Kompetenzen sich entfalten können und sollen, bleiben von diesem Urteil getrennt.« Die empirischen Daten erhärten die These von einer »Entkirchlichung der pastoralen Berufsgruppe«. Die Rede von einer »inneren Kündigung« gegenüber der eigenen Landeskirche hat hier ihre Begründung.“

Dass sich in dieser Schlüsselfrage – der Bewertung der Leitung durch die „Schlüsselposition“ der PfarrerInnen – innerhalb von 15 Jahren keine positive Veränderung zeigt, sollte die Kirchenleitungen bedenklich stimmen.

Die relative Stabilität der Aussagen in den unterschiedlichen Landeskirchen (horizontale Sicht) über den Zeitraum von 15 Jahren (zeitlich vertikale Sicht) hinweg in den gemeinsamen Kernfragen kann am Beispiel der Frage nach dem Image der Kirche nachvollzogen werden:

Zufriedenheit der PfarrerInnen

3.Die Pfarrerschaft lehnt die Umbauprozesse auf breiter Front ab! Die in der früheren Studie aus der Nordkirche abgefragte und dort schon sichtbare Ablehnung konkreter Komponenten des Umbauprozessses (also der Reformen) wird in  der aktuellen Braunschweiger Studie bestätigt. „Hier entsprechen die braunschweigischen Ergebnisse weitgehend denen aus dem Bereich der Nordkirche“. D.h.: 62% der Befragten sind „mehr oder weniger unzufrieden“. 

4. Aufgrund der Übereinstimmungen von Studien unterschiedlicher (westlicher) Landeskirchen ist in den bislang nicht untersuchten Landeskirchen mit ähnlichen Ergebnissen auch in den anderen Landeskirchen zu rechnen. Graduelle Unterschiede etwa nach Unternehmenskultur sind dabei nicht ausgeschlossen, größere Unterschiede aufgrund der Kulturveränderung bei Landeskirchen mit fortgeschrittener Umsetzung der Reformprozesse zu erwarten.

5. Die Ergebnisse werfen Fragen auf. Auch etwa hinsichtlich der Pfarrvertretungen. Zweifellos zeigen die Ergebnisse eine große Distanz zw. Pfarrerschaft und Kirchenleitungen und eine breite Ablehnung von Leitungsentscheidungen (Stichwort Reformprozesse). Aus Managementsicht ist das bedenklich. Die Und man fragt sich: wo waren und wo bleiben da die Pfarrvertretungen? Interessenvertretungen der Pfarrrerschaft (Pfarrvereine, Pfarraussschüsse) konnten offensichtlich bei dieser Entfremdung kein Korrektiv bilden, die dies systemische Problem hätte entschärfen können. Diese Tatsache wirft Fragen auf.

Hintergrundinformationen:

Vgl. dazu die früheren Pfarrerzufriedenheitsstudien  aus anderen Landeskirchen, soweit heute noch im Netz verfügbar (und also nicht – aus welchen Gründen?) von den Verantwortlichen wieder aus dem Netz entfernt:

Der EKHN aus dem Jahr 2000,

der EKKW (2003) unter dem Titel “Professionsbrüche im Pfarrberuf”

der Hannover’schen Landeskirche (2005) und

aus der Nordkirche (2010): “Pastorin und Pastor im Norden. Antworten – Fragen – Perspektiven”, Hrsg. Gothart Magaard & Wolfgang Nethöfel

Revisted: Pfarrberufe zwischen Praxis und Theorie. Aus Ergebnissen früherer Pfarrerzufriedenheitsstudien. Von Dr. Dieter Becker.

aus Dt. Pfarrerblatt, 10/2008, hier: Aus Ergebnissen früherer Pfarrerzufriedenheitsstudien:

Beurteilung des Images der eigenen Landeskirche
Weniger als 5% der Pfarrpersonen sind mit dem Image der eigenen Landeskirche vollkommen oder sehr zufrieden. Dagegen sind über 60% der Pfarrpersonen der beiden hessischen Kirchen mit dem Image weniger bzw. unzufrieden; in Hannover sind es über 45%.

Zufriedenheit mit dem Image der Kirche

 

Bildschirmfoto vom 2015-05-23 15:24:57

 

Nicht anders sehen die Ergebnisse im Blick auf die Wertschätzung und Zufriedenheit mit landeskirchlichen Vertretern bzw. kirchlichen Gremien aus. In allen drei Kirchen sind die Pfarrer/innen unzufrieden mit ihrer eigenen landeskirchlichen Vertretung (66–80% in der EKHN), mit der eigenen Wertschätzung (53–60% in Hannover) und mit der Alltagsunterstützung (28–47% in der EKKW, 48-69% in Hannover)…

Im Zusammenhang mit dem Pfarrberufsergebnissen kommt Peter Höhmann zu dem Schluss: »Insgesamt ist … eine Richtung zu erkennen, auf die hin Pfarrerinnen und Pfarrer ihre Unzufriedenheit kanalisieren. Die eigenen Handlungskompetenzen werden als positiv bewertet, Teilhabe an der Gesamtkirche und damit der positionale Bezug zu den Bedingungen, unter denen die Kompetenzen sich entfalten können und sollen, bleiben von diesem Urteil getrennt.« Die empirischen Daten erhärten die These von einer »Entkirchlichung der pastoralen Berufsgruppe«. Die Rede von einer »inneren Kündigung« gegenüber der eigenen Landeskirche hat hier ihre Begründung.

Revisted: Zur Pfarrerstudie in der ELK Hannover: Pfarrberuf zwischen Selbststeuerung und Organisation.

eingestellt 05/2015 

10/2005, von M. Kronast, S. Griesel und W. Nethöfel, Dt. Pfarrerblatt

Themenkomplex Regionalisierung:

„…
Deshalb wurden die hannoverschen Pastor/innen auch nach der Zukunftsrelevanz von Regionalisierung gefragt. Nur 8,5% gaben an, sie für »sehr wichtig« für die Zukunft der Kirche zu halten. Damit wird die Regionalisierung z.T. deutlich schlechter bewertet als die meisten anderen Maßnahmen. Zum Vergleich: Die Stärkung der Gemeinden halten 39,7% für »sehr wichtig«…

Kirche wird als Gemeinschaft erlebt und geliebt, nicht als Organisation. Die Regionalisierung scheint zum Symbol für eine gefühlte Bedrohung der Interaktion durch die Organisation geworden zu sein. Hier entstehen neue Organisationsstrukturen, die den Interaktionsraum öffnen und es erforderlich machen, in größeren Räumen zu handeln. Spezialisierung, vermehrter Sitzungsaufwand und zunehmende Verwaltungstätigkeiten zwingen zur verstärkten Beschäftigung mit der Organisation. Die ganzheitliche Zuwendung zu einzelnen Menschen scheint immer weniger möglich. Das Verhältnis der Befragtenmehrheit zur Regionalisierung scheint zunächst negativ und resignativ zu sein: Man spricht der Regionalisierung die Zukunftsrelevanz ab, ist sich aber bewusst, dass sie den Pfarrberuf in hohem Maße verändern wird. …“

Themenkomplex Verwendung von Finanzmitteln, Investition und Desinvestitionen:

„In welchen Bereichen wünschen sich die Befragten nun vor diesem Hintergrund trotzdem verstärkte Investitionen? Die Antworten auf Frage 6.617 sind deutlich: bei Pastorinnen und Pastoren und der Ortsgemeinde (je 56,7% Nennungen von »mehr«). Finanzielle Kürzungen werden von der Mehrheit dagegen beim Neubau kirchlicher Gebäude (85,7% Nennungen von »weniger«), in der Verwaltung (75,7%) und bei den übergemeindlichen Diensten (59,6%) befürwortet…“ Zum Artikel.

Zur Situation der Pfarrerschaft. In Memoriam Friedrich Weber.

05/2015 Vortrag vor dem Gesamtkonvent am 21. August 2002 in Wolfenbüttel, vom verstorbenen Landesbischof Dr. Friedrich Weber


2. Überlastung

Am Ende ist so mancher atemlos und ausgebrannt. Es gibt viele verschiedene Strategien, um mit der Überlastung umzugehen: Rückzug oder verstärkter Aktivismus, das Stöhnen über das Zuviel an Verwaltung, oder die Konzentration auf weniges, was eher dem persönlichem Hobby als der Breite der pfarramtlichen Tätigkeit gerecht wird, oder gar Frustration und Zynismus.

Die Frage ist nicht, ob das alles richtig oder falsch ist, entscheidend bleibt als Ausgangspunkt, dass Überlastung von einer breiten Mehrheit subjektiv empfunden wird. …

3. Verunsicherung über die Rolle des Pfarrers und der Pfarrerin

Zu den inneren wie äußeren Umbrüchen in Kirche und Gesellschaft kommt eine tiefe Verunsicherung von Pfarren und Pfarrerinnen über ihre Rolle und Aufgabe in Kirche und Gesellschaft. Folgende Faktoren, die ich nur summarisch aufliste, haben zu dieser Verunsicherung beigetragen:
– historisch: der Wandel des Pfarrerbildes durch die Frauenordination,
– die Spannung zwischen Profession und Beruf, zwischen Theologie und Verwaltung,
– die Qual der Rollenunklarheit: Priester oder Prophet,
– die Stellenteilung von Pfarrehepaaren und die eingeschränkten Dienstaufträge (50%, 75 %, 80 %),
– das Verhältnis von Ordinierten und Laien (Sakramentsverwaltung),
– das Verhältnis von Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen,
– Fleiß und Frust im parochialen Alltag,
– Fragen der Residenzpflicht und der Einkommensentwicklung.

4. Eine Theologie des Amtes

Ganz elementar formuliert brauchen wir Pfarrerinnen und Pfarrer, die von ihren Voraussetzungen her in der Lage sind, und es zugleich als Aufgabe begreifen, suchende, ratlose, leidende, sterbende, aber auch fröhliche und erfolgreiche Menschen auf ihrem Weg mit Gott zu begleiten, deren Lebensweg vom Evangelium her zu deuten. Dass wir gerade in dieser Begleitung von Menschen selbst beschenkt werden, oft reichlicher empfangen als wir gegeben haben, ist hoffentlich eine Erfahrung, die auch sie immer wieder in Ihrem pastoralen Alltag machen dürfen.

Vor diesen kurz skizzierten Aufgaben, muss eine neu zu entwerfende Theologie des Amtes nicht alles neu erfinden. Sie darf sich in den Eckpunkten der Tradition bewegen, die als Aufgabe des Pfarrers und der Pfarrerin die Kommunikation des Evangeliums beschreibt, und die zugleich festhält, dass die Botschaft des Evangeliums auch für den Amtsträger gilt: Simul iustus et peccator. ”Die kirchliche Tradition stellt die Ordinierten unter den besonderen Anspruch Gottes…

5. Schlaglichter pastoraler Arbeitsfelder

Insbesondere die Aus- und Fortbildung der kirchlichen Amtsträger hat sich daran zu orientieren, ihnen geistliche und seelsorgerliche Kompetenz in der Verantwortung der eigenen Lebensführung zu ermöglichen. Ich frage mich manchmal, ob wir als Pfarrer und Pfarrerinnen neu beten lernen müssen?

Dazu kommt die Förderung der hermeneutischen Kompetenz zur Vermittlung von Glaubensfragen und zum Verhältnis von Glaube und Institution Kirche. In der Kompetenz der Amtsträger liegt zugleich die Möglichkeit sich von einer verwaltenden zu einer missionarischen Kirche zu entwickeln…
6. Zur Residenzpflicht

Ohne damit eine neue Lösung zu präsentieren, möchte ich zuerst fragen: Was ist zu tun, damit Pfarrerinnen und Pfarrer das Wohnen im Pfarrhaus wieder leichter fällt? Das ist für mich die eigentlich entscheidende Frage in der gesamten Problematik der Residenzpflicht.

Ich will an dieser Stelle auch erwähnen, dass das gesamte Kollegium die finanziellen Einbußen der Pfarrerschaft in den letzten Jahren deutlich zur Kenntnis genommen hat. Die Schönheitsreparaturenpauschale u.a.m. seien hier erwähnt. (Rundschreiben OLKR Dr. Fischer hat die Problematik angezeigt) Andererseits kann ich der gelegentlich kolportierten Berechnung nicht zustimmen, dass durch das Wohnen im Pfarrhaus ein Betrag in Höhe von mehreren hunderttausend Euro den Pfarrerinnen und Pfarrern verloren geht.

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Landesbischof Dr. Friedrich Weber: Zur Situation der Pfarrerschaft S. 27

Psychische Belastungen und Burnout beim Bildungspersonal Empfehlungen zur Kompetenz- und Organisationsentwicklung Gutachten.

05/2015, vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (Hrsg.)

Zusammenfassend sprechen die oben zitierten Studien dafür, dass Burnout bei
Beschäftigten im Bildungsbereich nicht nur ein bedeutsames Problem darstellt,
weil viele Betroffene frühverrentet werden oder durch häufige Fehltage auffallen.
Darüber hinaus – insofern Burnout in beträchtlichem Umfang vorkommt – wird
die Qualität des Bildungssystems insgesamt beeinträchtigt, das Potenzial der
zu Erziehenden oder zu Bildenden weniger effektiv gefördert und somit werden
weniger gute Lernergebnisse erzeugt. Dass auch Beschäftigte in anderen Institutionen des Bildungswesens – außer den am besten untersuchten Lehrkräften an Schulen – in ihrer beruflichen Tätigkeit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben, ist wahrscheinlich… Das Gutachten als pdf.

Gunter Dueck zur Schwarmdummheit. Oder: Warum unrealistische Vorgaben in Betrieben zum Niedergang führen.

Unrealistische Wachstumserwartungen in der Wirtschaft führen zu gestressten ArbeitnehmerInnen und schlechter Arbeitsqualität. Der Mathematiker und Autor Gunter Dueck erklärt auf der re:publica anschaulich und humoristisch, warum ambitionierte aber unrealistische Vorgaben zwangsläufig zum Niedergang führen. Ein gelungenes Plädoyer für Pausen und Freiheit.