Schlagwort-Archive: Ethik

Teil einer universellen Schöpfung. Gespräch mit dem Philosophen Richard David Precht über Tierethik in der Bibel.

17.12.16, Zeitzeichen

Wie sollen wir mit Tieren umgehen? Was ist der Maßstab für unsere Tierethik? Es ist die Intuition, sagt der Philosoph Richard David Precht. In seinem neuen Buch beleuchtet er das Verhältnis von Mensch und Tier und setzt sich intensiv mit der Rolle der Religionen dabei auseinander.

Mehr dazu.

Fromm = politisch ?

21.9.2016 Deutschlandfunk

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirchen in Deutschland Bedford-Strohm sieht aus der Reformation den Impuls sich politisch einzumischen. Von seinen ungarischen Kollegen fordert er mutige Worte zur Flüchtlingskrise. Wo blieben unsere zum Afghanistankrieg, deutscher Beihilfe zu globalen Drohnenmorden oder deutscher Handelspolitik? Diese Fragen stellt der Artikel leider nicht.

Lesen Sie dennoch hier den Artikel.

Bedford-Strohm wirbt für eine Ethik der Empathie

8.11.2015 Sueddeutsche Zeitung

Der aktuelle und wahrscheinlich auch zukünftige Präsident der EKD Bedford-Strohm wirbt in der Flüchtlingskrise für eine Ethik der Empathie. Die Kirche soll eine kritische Distanz zum Staat halten, sich aber dennoch nicht entweltlichen.

Lesen Sie hier den Artikel.

Vier soziale Sünden, die zum Himmel schreien

Der katholische Moraltheologe Karl Golser schreibt über „eine vergessene, aber anscheinend wieder aktuelle Kategorie“.

Vier Sünden, die zum Himmel schreien werden in der Bibel erwähnt: Der Brudermord an Abel, die sexualisierte Gewalt in Sodom, die Unterdrückung von Armen und das Vorenthalten des verdienten Lohns. Die Kategorie folgt keiner inneren Logik, sondern listet Verbrechen auf, deren Opfer keine Möglichkeit haben sich an menschliche Gerechtigkeit zu wenden. Daher schreien die Sünden zum Himmel und appellieren direkt an Gott zum Eingreifen.

Der im 19. Jahrhundert populäre Begriff ist nun in der Moraltheologie in Vergessenheit geraten. Dabei bietet er heute interessante Perspektiven.

Vielen Dank an Theology.de, deren Newsletter mich zu dem Text brachte.

Die Auswirkungen des Bluttest auf Trisomie21

Ob ein ungeborenes Kind das Downsyndrom hat, lässt sich heute unkompliziert und schnell diagnostizieren. In meiner Ethikvorlesung habe ich gelernt, dass 90% aller Kinder bei denen eine Trisomie21 festgestellt wird abgetrieben werden. Die Möglichkeiten der genetischen Diagnostik werden immer besser. Selbst das deutsche Ärzteblatt titelte neulich mit einer „Eugenik von unten“.

Ein Feature der Zeit widmet sich den Erfahrungen zweier Familien, deren Kinder die Diagnose Downsyndrom bekommen haben. Eindrücklich werden die Auswirkungen der Entscheidung auf das Leben der Familien geschildert.

Wehrmachtsdeserteur Ludwig Baumann: »Es gibt nichts Besseres, als jeden Krieg zu verraten«

Warnung an Soldaten vor dem Vorwurf der Fahnenflucht im Februar 1945 in Danzig. Ende März 1945 wurde Danzig im Zuge der Schlacht um Ostpommern erobert.

92 Jahre und kein bisschen leise: Deutschlands letzter lebender Wehrmachtsdeserteur Ludwig Baumann ermutigt zum Widerstand.

Die Lippe abgeplatzt, die Augen geschlossen. Aus einem Betonquader ragt ein Kopf mit Nato-Stahlhelm. So steht Deutschlands erstes Mahnmal für den »Unbekannten Deserteur« im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus Bremen-Vegesack. Selbst neben der nur 1,20 Meter hohen Stele sieht Ludwig Baumann schmächtig aus.

Doch innerlich ist der heute 92-Jährige zum Riesen gewachsen. Zum Riesen mit Rückgrat.

Denn vor allem er war es, der über Jahrzehnte trotz massivster Anfeindungen für die Rehabilitierung von Wehrmachtsdeserteuren und sogenannten »Kriegsverrätern« gekämpft hat. Letztlich mit Erfolg.

Dem Münchner Journalisten Norbert Joa hat der letzte lebende Wehrmachtsdeserteur jetzt seine Geschichte erzählt… Zum Bericht.

Wolfang Huber zur ethischen Frage im Irak einzugreifen

Der ehemalige Präsident der EKD Wolfgang Huber gab der Zeit ein Interview zur Problematik der Waffenlieferung an die Jesiden und dem Terror des Islamischen Staat. Huber präsentiert eine ausgewogene Position auf der Basis protestantischer Ethik. Wie Bonhoeffer hebt er die Verstrickung in Schuld hervor. Schuldig macht, sich wer eingreift und wer die Opfer alleine lässt.

Die Rolle der UN sieht Huber in diesem Konflikt kritisch: „Nein. Ich bin erschrocken und empört, dass die Vereinten Nationen nicht ihre Schutzverantwortung wahrnehmen. Sie haben sich vor mehr als einem Jahrzehnt auf die responsibility to protect als Handlungsprinzip in internationalen Konflikten geeinigt. Jetzt wäre die Stunde, das anzuwenden. „

Auch auf die Pazifisten geht der ehemalige Präsident der EKD zu: „Pazifismus heißt nicht Passivität. Pazifisten sind diejenigen, die Frieden machen. Pazifisten sind nicht diejenigen, die alles geschehen lassen. „

Ein lesenswertes Interview.

Profile für ethisches Wirtschaften. Antrittvorleseung Prof. Dr. Martin Büscher, Bielefeld

21.2.2014

Ein Grenzgänger und akademischer Weltbürger gibt Antrittsvorlesung am Institut für Diakoniewissenschaft in Bielefeld.

Professor Dr. Martin Büscher hat jetzt offiziell seine Antrittsvorleseung gehalten. Als erster Hochschullehrer wurde er auf den bislang einzigen wirtschaftswissenschaftlichen Lehrstuhl an einer theologischen Fakultät in Deutschland berufen. Zum Volltext.

Mit Video der Antrittsvorleseung.

Wie viel Religion verträgt der liberale Staat? – von Jürgen Habermas

6. August 2012, Jürgen Habermas, NZZ

Die Antwort, die der Laizismus gibt, ist unbefriedigend. Die Religionsgemeinschaften dürfen, solange sie in der Bürgergesellschaft eine vitale Rolle spielen, nicht aus der politischen Öffentlichkeit in die Privatsphäre verbannt werden, weil eine deliberative Politik vom öffentlichen Vernunftgebrauch ebenso der religiösen wie der nichtreligiösen Bürger abhängt. Wenn die schrille Polyfonie aufrichtiger Meinungen nicht unterdrückt werden soll, dürfen die religiösen Beiträge zu moralisch komplexen Fragen wie Abtreibung, Sterbehilfe, vorgeburtliche Eingriffe in das Erbgut usw. nicht schon an der Wurzel der demokratischen Willensbildung abgeschnitten werden. Religiösen Bürgern und Religionsgemeinschaften muss es freistehen, sich auch in der Öffentlichkeit religiös darzustellen, sich einer religiösen Sprache und entsprechender Argumente zu bedienen.

In einem säkularen Staat müssen sie freilich auch akzeptieren, dass der politisch relevante Gehalt ihrer Beiträge in einen allgemein zugänglichen, von Glaubensautoritäten unabhängigen Diskurs übersetzt werden muss, bevor er in die Agenden staatlicher Entscheidungsorgane Eingang finden kann. Es muss gewissermassen ein Filter zwischen die wilden Kommunikationsströme der Öffentlichkeit einerseits und die formalen Beratungen, die zu kollektiv bindenden Entscheidungen führen, andererseits eingezogen werden. Denn staatlich sanktionierte Entscheidungen müssen in einer allen Bürgern gleichermassen zugänglichen Sprache formuliert und gerechtfertigt werden können. Zum Artikel.