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EKD

Zu viel Kirche beim Kirchentag.

29.04.2015, Von Uli Röhm

Zehntausende Christen treffen sich demnächst zum Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEKT) in Stuttgart. Der versteht sich als Graswurzelbewegung und als Gegenüber zur Amtskirche. Aber ist das wirklich so? Über Anspruch und Wirklichkeit eines christlichen Mega-Events.
An der Spitze des Kirchentags amtiert ein Präsidium, das momentan aus 26 Personen besteht…

Keine Gewerkschafter, dafür Unternehmensvertreter

In den Leitungsgremien des DEKT fehlen beispielsweise Arbeitslose, die ihre Probleme und Lebenserfahrung einbringen könnten, völlig. Es gibt auch keine Menschen aus der immer größer werdenden Gruppe geringfügig Beschäftigter oder solchen ohne regelmäßiges Einkommen. Im Kirchentagspräsidium gibt es zwar prominente Unternehmensvertreter, aber keinen einzigen Gewerkschafter. So einen findet man nicht einmal unter den rund 110 Mitgliedern der Präsidialversammlung. So zeigt sich das gestörte Verhältnis der Kirche zur Arbeitnehmerschaft auch beim Kirchentag.

Das Fehlen von Gewerkschaftern wirkt sich auf das Kirchentagsprogramm aus. Wer in der elektronischen Programmdatenbank zu den rund 2500 verschiedenen Veranstaltungen beim Stuttgarter Kirchentag nach Podien oder Referaten zu Themen wie Arbeitslosigkeit, „Schlecker-Frauen“, Mindestlohn, Tarifverträge oder prekäre Arbeitsverhältnisse sucht, bekommt jedes Mal die Meldung: „Es konnten leider keine Veranstaltungen zu den angegebenen Suchkriterien gefunden werden.“ … Zum Artikel.

EKD- Denkschrift „Solidarität und Selbstbestimmung im Wandel der Arbeitswelt“ vorgestellt.

Soziale Ungleichheit, Verlust von Freizeit, seelische Belastungen: Die EKD erkennt schwere Mängel in der modernen Arbeitswelt – aber auch Chancen.

28. April 2015,, Von Matthias Drobinski, SZ

München – Die evangelische Kirche in Deutschland (EKD) kritisiert die wachsende soziale Ungleichheit im Land. Der Arbeitsmarkt insgesamt entwickle sich zwar positiv, doch gebe es immer mehr Beschäftigte, die von ihrem Lohn nicht leben können, heißt es in der Denkschrift „Solidarität und Selbstbestimmung im Wandel der Arbeitswelt“…

Bei allem Lob für Tarifautonomie und Tarifverhandlungen möchte die EKD am sogenannten Dritten Weg festhalten. Die Gewerkschaft Verdi hatte vergeblich versucht, vor dem Bundesarbeitsgericht diese Regelung zu kippen, die Streiks in kirchlichen Einrichtungen verbietet. Man sei sich aber mit den Gewerkschaften einig, dass der Sozialsektor eine angemessene Finanzierung brauche. Zum Artikel.

„Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln“. Osterbotschaft des EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm.

2. April 2015

Logo der EKD „Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln.“ Dieser Satz stammt von dem Theologen Dietrich Bonhoeffer, der vor 70 Jahren, am 9. April 1945, kurz nach Ostern, hingerichtet wurde. „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“ Auf dieses Wort Jesu aus dem Johannesevangelium hat Bonhoeffer auch im tiefsten Dunkel vertraut. … Zum Text.

Ist die EKD auf dem Weg zu einer Friedenskirche? Zur EKD- Konferenz für Friedensarbeit tagte in Villigst. Von Hans Dieter Zepf, Pfarrer i. R.

02/2015

Am 20. und 21. Januar 2015 tagte in der Evangelischen Akademie Villigst die EKD – Konferenz für Friedensarbeit. Das Thema lautete „In der noch nicht erlösten Welt … für Recht und Frieden … zu sorgen“, Frieden, Gerechtigkeit, Recht und staatliche Gewalt im Kontext von Just Policing.

In der Einladung heißt es:

„ Die Präambel der UN-Charta aus dem Jahr 1945 nennt den Krieg eine Geißel der Menschheit, die es zu überwindengelte. Die Weltversammlung der Kirchen erklärte im Jahr 1948 den Krieg als unvereinbar mit Gottes Willen. Die friedensethische Grundposition der Evangelischen Kirche in Deutschland wie auch die ökumenische Bewegung heute richten sich aus am Leitbild des gerechten Friedens. Angesichts der aktuellen Beispiele für die Entgrenzung von Gewalt und staatlicher Ordnung in den internationalen Beziehungen stellen sich die Fragen nach der Legitimität der Anwendung von militärischer Gewalt zur Rechtserhaltung ganz neu. `Die Schrift sagt uns, dass der Staat nach göttlicher Anordnung die Aufgabe hat, in der noch nicht erlösten Welt, in der auch die Kirche steht, nach dem Maß menschlicher Einsicht und menschlichen Vermögens unter Androhung und Ausübung von Gewalt für Recht und Frieden zu sorgen.`So formulierte die Bekenntnissynode von Barmen im Jahr 1934 in ihrer 5. These. Gewiss haben die Synodalen damals die militärische und kriegerische Gewalt zu dem legitimierten staatlichen Gewaltpotential gerechnet.

Die Tagung nimmt das friedensethische Dilemma zwischen Interventionsverbot und Schutzgebot auf und fragt nach dem ´Maß menschlicher Einsicht und menschlichen Vermögens` heute: Wie ist staatliche Gewalt zu organisieren, wenn sie für Recht und Frieden sorgen, jedoch auch der Ächtung des Krieges entsprechen soll? Welche Optionen zur Konfliktbewältigung bietet eine internationale Polizei als Alternative zum klassischen Militär? Kann die Konzeption von Just Policing einen zukünftigen Weg aufzeigen, wenn es darum geht, Terror, Völkermord und anderen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu widerstehen?“

Politiker, Theologen, Sozialwissensschaftler und Soldaten haben in zwei Tagen über ein schwieriges Thema nachgedacht. Die pazifistische Position wurde durch Dr. Jakob Fehr vom Deutschen Mennonitischen Friedenskomitee vertreten. In einer anschließenden Pressemitteilung heißt es, dass die Kirche zu „einer Kirche der Gerechtigkeit und des Friedens werden“ soll. Und der Friedensbeauftragte des Rates der EKD unterstreicht: “Ich bin davon überzeugt, dass friedenstheologische Fragen wieder stärker aufgegriffen und behandelt werden müssen, in den Gemeinden, in den Landeskirchen und auch im Rat EKD“. Das alles klingt gut. Dass die Kirche zu „einer Kirche der Gerechtigkeit und des Friedens werden“ soll, ist das Eingeständnis, dass sie es bisher nicht war.

Um eine Friedenskirche im klassischen Sinne zu werden, müsste die EKD das in der Friedesdenkschrift von 2007 Ultima-Ratio-Denken aufgeben.

Alle bisherigen Äußerungen der EKD sind weithin eine Bestätigung der vorherrschenden Sicherheitspolitik der BRD.

Weiter wird in der Pressemitteilung auf den Beschluss der Synode der badischen Landeskirche vom 24. Oktober 2013 verwiesen, der mit dem „Entwurf eines Positionspapieres zur Friedensethik“ zusammenhängt.

Eine Stellungnahme zu diesem bemerkenswerten Positionspapier erfolgt in einem eigenen Artikel, der demnächst in Wort-Meldungen erscheinen wird.

Deutsche Bischöfe: schwerste Bedenken gegen TTIP und CETA. EKD-Synode bittet den EKD-Rat um Tat.

9. Dezember 2014 von Jörg Haas

Aus unerwarteter Richtung ist ein Diskussionspapier zu den Abkommen TTIP und CETA aufgetaucht. Das Kommissariat der Deutschen Bischöfe – kurz Katholisches Büro – findet den enthaltenen Investitionsschutz mehr als fragwürdig. Das Papier transportiert eine vernichtende Kritik – und macht klar: Auch die Bischöfe stehen nicht hinter den Abkommen.

Das Katholisches Büro ist eine Dienststelle der deutschen Bischofskonferenz, das die Anliegen der katholischen Bischöfe in Berlin und Brüssel wahrnimmt. Politisch würde es kaum einer auf der linken Seite des politischen Spektrums ansiedeln. Um so bemerkenswerter ist das vom Katholischen Büro verfasste Diskussionspapier zu TTIP und CETA, den beiden Handelsabkommen der EU mit den USA und Kanada.
Besonders kritisch nimmt das Katholische Büro gegen die geplanten Investitionsschutzklauseln Stellung. Wir erinnern uns: Sigmar Gabriel hatte sich anfangs mit der SPD gegen die Paralleljustiz durch Schiedsgerichte gewandt. Doch jüngst fiel er um – und behauptet nun, es ginge gar nicht anders als den Schiedsgerichten zuzustimmen… Mehr dazu.

Die EKD- Synode formuliert im Nov. 2014  ihre Bedenken und „bittet den Rat“:

Beschluss der 11. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland auf ihrer 7. Tagung (12. Nov. 2014) zum geplanten Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA (TTIP)

Die Synode bittet den Rat der EKD im Hinblick auf das geplante Freihandelsabkommen mit den USA (Transatlantic Trade and Investment Partnership, TTIP), sich gegenüber der Bundesregierung und den europäischen Institutionen dafür einzusetzen, dass

  • die über das Mandat hinausgehenden Verhandlungsdokumente offengelegt werden und die weiteren Verhandlungen im Interesse der Bürgerinnen und Bürger transparent und unter Beteiligung der Zivilgesellschaft erfolgen,
  • es keine Absenkung nationaler und europäischer Gesundheits, Verbraucherschutz, Sozial, Datenschutz und Umweltstandards geben wird,
  • geprüft wird, ob Investitionsschutzvorschriften in einem Abkommen zwischen der EU und den USA grundsätzlich erforderlich sind,   Der vollständige Beschlusstext.

2011.14, Landessynode der EKvW fordert mehr Transparenz / Soziale und ökologische Standards sollen bleiben

Die transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP und CETA gefährden nicht nur die Verfassung und viele Arbeitsplätze. Sie bedrohen auch ökologische, soziale und gesundheitliche Standards. Davor warnt die Synode der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW). Am Donnerstag (20.11.) befasste sich das „Kirchenparlament“ mit dem Thema Freihandel. TTIPP und CETA würden Grundlagen des Rechtsstaates außer Kraft setzen und staatliches Handeln beschränken, so die Befürchtung. Zum Beschluss.

Die angebliche kirchliche Finanzkrise wird erneut umetikettiert. Ultimative Volte in der Finanzkrisenargumentation der EKD.

Erinnern wir uns: bei der kirchlichen Rede von der Finanzkrise stand am Anfang die „einfache Formel“ (Finanzkrisenvariante I). Als diese Erklärung von der Empirie falsifiziert war, wurde die Finanzkrise durch sinkende reale Kirchensteuerverluste erklärt. Danach seien die Kirchensteuereinnahmen zwar tatsächlich gestiegen, aber (leider) nur nominal. Also „nur“ mit dem gestiegenen Wert, der tatsächlich im Rechnungswesen erscheint (!). Der reale Wert, der die Inflation und deren Kaufkraftverlust berücksichtigt, der sei aber in Bezug auf den Ausgangszeitpunkt der Berechnung gesunken. Das Sinken des Realwertes – das belege Krise. Das war also die zweite Stufe der Finanzkrisenargumentation. Dass das Ergebnis einer solchen Berechnung eine im Kontext der kirchlichen Sparpolitik stark zu relativierende Information liefert, haben wir an anderer Stelle ausgeführt (vgl. den Artikel, insbes. S. 6, 7). 

In einem Artikel in Horizont E, Oldenburgische Landeskirche, wird nun unter der Hand eine interessante neue, dritte Stufe, ein Superlativ der Kriseninterpretation geliefert. Und die geht so: „Nach absoluten Zahlen geht es uns in der Tat sehr gut“, räumt Begrich zu Beginn des Gesprächs ein nicht ohne einschränkend hinzuzusetzen, dass unter Berücksichtigung der echten Geldwerte nicht mehr Geld zur Verfügung stehe als Mitte der 1990er Jahre.“ (S. 4, fett und kursiv F.S.) Krise ist hier nicht mehr, dass heute real weniger Mittel zur Verfügung stehen als zu den Glanzzeiten Mitte der 90iger Jahre (Krisenargument Stufe II). Als Krise wird deklariert, wenn die Finanzlage real „nur“ unverändert ist. (Wohlgemerkt: bei nominal gestiegenen Einnahmen der Kirchensteuer von 3,6 Mio. € im Jahr 2005 auf über 5 Mrd. € im Jahr 2014.). 

Es ist interessant, dass bei der verblüffenden superlativen Finanzkrisenargumentation III, fast die gleichen Vokabeln verwendet werden wie bei der Finanzkrisenargumentation II. Dabei unterscheidet sich der Inhalt deutlich. Denn wenn die verfügbaren Mittel selbst real gleich blieben, wo ist dann, bitteschön, noch die Krise? Da ist nichts mehr mit Kausalkette. Krise ist keine Schlussfolgerung bei nominal stark gestiegenen und selbst real gleich bleibenden Kirchensteuern. Die Argumentation zeigt sich als das, was sie eigentlich schon immer war: ein Narrativ mit oft geringem Unterhaltungswert. Die nunmehr fehlende Logik fällt aber gar nicht auf, hat man sich doch in der Kirche seit 20 Jahren an die Beschwörung der Finanzkrise gewöhnt. Ich räume ein, auch mir ist der Unterschied tatsächlich erst jetzt, beim zweiten Lesen aus gegebenem Anlass (s.u.) aufgefallen.

Die Rede von der Finanzkrise und darauf aufbauende Reformen hat die Kirche stark beschädigt. Wie groß der Flurschaden ist, zeigt die bemerkenswerte Reaktion des Pfarrvereins der EKiR. Sie fordert ein Moratorium der Reformmaßnahmen (s.u.). Die Pfarrerschaft nimmt damit spät ein Korrektiv wahr, zu dem die eigentlich andere berufenen Organe der Kirche in der Kirche (hier der EKiR) offensichtlich nicht mehr in der Lage sind. Wichtig wäre, die unselige und unsinnige Finanzargumentation als Basis einer Kirchenstrategie endlich zu verabschieden. Diesen Weg beschreitet in der EKM Bischöfin Ilse Junkermann. Siehe dazu den entsprechenden Beitrag in dieser Ausgabe.

Wie sagte ein mittelständischer, ehrenamtlich in der Kirche engagierter Unternehmer: es brauche eine neue Ernsthaftigkeit in der Finanzpolitik der Kirche. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Friedhelm Schneider

P.S.: Auch in anderen Landeskirchen wird der Fakt eingeräumt, dass die Kirchensteuer real seit 2 Jahrzehnten auf gleichem Niveau liegt. Aber es wird nicht offen erklärt, sondern verschämt verschleiert. So wird z.B in der EKHN im Finanzbericht von Dezernent Thomas Striegler der jüngsten Synode eine Grafik verwendet, in der die Kurve der realen Kirchensteuerentwicklung kommentiert wird durch die Bemerkung: „Kurve bewegt sich seitwärts“.

Entwicklung der Kirchensteuer

Synode EKBO: Personalentscheidungen?

Im „Wort des Bischofs“ auf der Herbstsynode der EKBO äußerte sich Dr. Markus Dröge auch zu den anstehenden Wahlen zum Präsidenten- und Propstamt: „Die Wahlentscheidungen, die die Synode zu treffen hat, sind, das ist uns allen bewusst, wesentlich für den weiteren Weg unserer Kirche. Auf der Frühjahrstagung ist die Synode dem  Wahlvorschlag der Kirchenleitung nicht gefolgt, was ihr gutes Recht ist. Natürlich hat die Kirchenleitung anschließend aber sehr genau darüber nachdenken müssen, was dies für die neuen Wahlvorschläge bedeutet. Sie hat entschieden, für beide jetzt anstehenden Wahlen jeweils mehrere Personen zur Wahl zu stellen, gleichzeitig aber die Amtsinhaberin des Propstamtes gebeten, sich der Wahl zu stellen.“ Friederike von Kirchbach jedoch erhielt nur 37 Stimmen und wurde nicht wiedergewählt, ebenso nicht der langjährige Jurist des Konsistoriums Dr. Martin Richter (20 Stimmen bei 5 Enthaltungen). Wie in der Frühjahrssynode diesen Jahres wurden von der Synode langjährig bewährten Mitgliedern der Kirchenleitung das Vertrauen nicht erteilt. Das wundert besonders im Blick auf die Pröpstin, die mit ihrer Fröhlichkeit, Redegewandtheit und optimistischen Ausstrahlung das Bild einer von älteren Männern dominierten Kirche so erfrischend aufbrach.

Andererseits hat die Synode alle entscheidenden Gesetze zur Umstrukturierung der Landeskirche in ein von oben nach wirtschaftlich Gesichtspunkten regierbares Unternehmen durchgewinkt. Auf die nun Gewählten richten sich offensichtlich etwas diffuse, aber deutliche Erwartungen nach einer Änderung. Der neue Konsistorialpräsident Dr. Jörg Antoine, im ersten Wahlgang mit 89 von 116 Stimmen gewählt, wirkt sympathisch und ist mit seiner Dissertation über Sterbehilfe jemand, der sich zu den aktuellen Diskussionen im Bundestag überzeugend äußern kann.

Dr. Christian Stäblein, gleichfalls im ersten Wahlgang mit 60 von 115 Stimmen gewählt, wird im Sommer 2015 das Amt des Propstes übernehmen. Auch auf ihn, den Direktor des Predigerseminars im Kloster Loccum, richten sich offensichtlich Hoffnungen. Doch ähnlich wie bei der Wahl des bayerischen Bischofs Heinrich Bedford-Strohm auf der EKD-Synode am Dienstag dieser Woche sollten Kritiker des Reformkurses der EKD und der EKBO sich keine Wunder von diesen Personalentscheidungen erhoffen. Das Kirchenschiff ist auf Kurs gebracht und fährt weiter unter Volldampf in Richtung Ökonomisierung und Schaffung eines nationalen Großunternehmens, kontrollier- und steuerbar dank der entsprechenden Software, Buchhaltung und interner Gesetze und Vorschriften. Nur die Frist bis zur vollständigen Bilanzierung des kirchlichen Vermögens und Besitzes soll die Synode um ein halbes Jahr verlängern und auf 2017 schieben.

Dr. Katharina Dang

Mehr Mut täte gut. Ein Kommentar zur EKD- Synode von Mathias Drobinski.

Keine Debatte, kaum Wortmeldungen – der Synode der Evangelischen Kirche hätte mehr Luther’scher Bekennermut gutgetan. Der neue Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm muss die Kirche wieder zu einem Korrektiv der Politik machen…

Ein Kommentar zur EKD- Synode von Mathias Drobinski, Süddeutsche


Ein bisschen mehr Luther’scher Bekennermut täte gut
Manchmal muss man sagen: Sie hätte das zu bieten. Denn die in Dresden versammelte Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland ist von der gleichen Diskursscheu befallen, die auch die Politik in den Zeiten der großen Koalition bedroht. Weder auf de Maizières Appell noch auf den Ratsbericht des scheidenden Vorsitzenden Nikolaus Schneider gab es eine echte Debatte, trotz der mehr als 50 Wortmeldungen: Jeder trug seine kleine Anmerkung vor, sein Anliegen – bloß nicht den Kopf zu weit herausstrecken, ja sich nicht angreifbar machen, nichts riskieren. Die Synodalen sind da, schaut man sich außerhalb der Kirchen um, in guter Gesellschaft – ein bisschen mehr vom Bekennermut des Martin Luther würde ihnen aber guttun… Zum Kommentar.

EKD Synode verabschiedet Worthülsen zur digitalen Welt

Die Synode der EKD beschäftigte sich mit dem Thema „Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Gesellschaft“. Heraus gekommen sind zehn Wahrnehmungen und Folgerungen, die evangelisch.de vorab publiziert.

Leider zeigt sich symptomatisch, woran der Umgang mit der Digitalisierung mangelt. Die Digitalisierung wird als ein Umbruch gesehen, der Fragen produziert, die nicht gestellt werden müssen. Entsprechend erarbeiteten die 10 Foren der Synode einen großen Haufen Worthülsen. Das Wort Digitalisierung lässt sich beliebig gegen Erfindung der Schrift auf Tontafeln, Buchdruck, Einführung des Postwesens, Erfindung des Telefons oder Höhlenmalerei austauschen:

Wir wissen nicht genau, was die Fotokopie bewirken wird. Als evangelische Kirche sehen wir die Notwendigkeit, die Fotokopie in ihrer Vielfalt und in ihren Ambivalenzen besser zu verstehen, um daraus Konsequenzen für die Kommunikation des Evangeliums zu ziehen. „

Wie schon die Entwicklung der Schrift und die Erfindung des Buchdrucks macht der Rundfunk Kommunikation unabhängiger von Raum und Zeit. Die damit verbundene Erweiterung von kommunikativer Reichweite und Verfügbarkeit führt zu einer bisher unbekannten Fülle an Informationen. Die Prozesse zur Auswahl, Gewichtung und Aufbereitung von Informationen haben sich verändert. „

Das Spiel kann ich mit dem gesamten Text fortsetzen. Doch Sie erkennen, worauf ich hinaus will.

Wer die Digitalisierung als etwas neues begreift, versteht das Phänomen nicht. Menschen haben eine technische Evolution angestrengt. Kommunikation entwickelt sich hin zu größerer Reichweite, mehr EmpfängerInnen und schnellerem Austausch. Jeder technologische Schritt führt in diese Richtung. Die Kirche hat 2000 Jahre Erfahrung. Diese Erfahrung gilt es auf jede neue Form der Kommunikation anzuwenden.

Statt das Neuland mit Worthülsen zu Lobpreisen oder vor ihm zu warnen kann die Kirche konkrete Aufträge und Forderungen formulieren:

  • Seelsorge braucht Vertraulichkeit in der Kommunikation. Die Kirche hat die Pflicht geeignete Kommunikationsstrukturen zu schaffen. Hierzu gehören die Kryptographie, Schulungen um sie richtig einzusetzen und Einfluss auf den Staat die Verschwiegenheit der Seelsorge auch digital zu achten.
  • Soziale Räume müssen gepflegt und geregelt werden. Auch das gilt schon für den offenen Jugendtreff, den Gemeindebrief und den Kaffee nach dem Gottesdienst. Jeder Soziale Raum hat explizite und unausgesprochene Regeln und Konventionen. Die Kirche muss soziale Räume entwickeln, diese Pflegen und beaufsichtigen. Dabei muss Zielgruppengerecht vorgegangen werden. Sichere und beaufsichtigte Räume für Kinder und Jugendliche, Einfach zugängliche für Senioren, vertrauliche für die Bedrückten …
  • Der Auftrag der Verkündigung wirkt sich auf jedes Medium aus. Jedes Medium bietet neue Formen und auch kreative Umsetzungsideen. Kreativität und Professionalität sind wichtig um die Botschaft wirksam zu versenden. Daher brauchen wir neben JournalistInnen, Rundfunkschafenden und vielen anderen auch YoutuberInnen, FacebookerInnen und WebdesignerInnen in der Verkündigung.
  • Inklusion ist ein wichtiges Anliegen. Jede Kirche und jedes Gemeindehaus wird so ausgestattet, dass Menschen, die von der Gesellschaft behindert werden, partizipieren können. Das muss auch Digital berücksichtigt werden. Jedes digitale Zeugnis auch für Blinde, Farbenblinde, Menschen, die keine Maus bedienen können … zugänglich sein.

Die Digitalisierung ist ein seit Jahren laufender Prozess. Viele VikarInnen sind bereits „digital natives“ und die Synode verabschiedet Worthülsen.