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Personalentwicklung

EKiR: Pfarrstellen, Pensionierungen, Nachwuchsmangel – ein Interview mit Personaldezernent Pistorius

Die Grenzen bei der Arbeitsverdichtung sind erreicht, neue Denkanstöße sind gefragt: Oberkirchenrat Christoph Pistorius über Pfarrstellen, Pensionierungen von Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Nachwuchsmangel – ein Interview.

Die Zahl der Pfarrstellen nimmt in den kommenden Jahren weiter ab, andererseits wirbt die rheinische Kirche verstärkt um theologischen Nachwuchs. Worauf hat sie sich einzustellen?

Die Evangelische Kirche im Rheinland steht bei der Besetzung von Pfarrstellen vor einer dramatischen Entwicklung. Die durch Pensionierung frei werdenden Stellen werden nicht mehr alle wiederbesetzt werden können, da derzeit pro Jahr nur rund 20 Theologinnen und Theologen ihre Ausbildung beenden. Ohne Gegenmaßnahmen werden ab 2030 noch rund 530 Pfarrstellen besetzt werden können. Ungeachtet der anstehenden Spardiskussion ist der mangelnde Nachwuchs der Grund für die angespannte Stellenlage.

Theologenmangel in der EKiR

im Präsesblog der EKiR findet sich folgender Beitrag zum Titel:

Beitrag von: Alexa von Zotwitz am 11.12.2013
um 07:43 Uhr – Bernd Kehren schrieb am 30.11.2013:

“in den letzten Jahren konnte (fast) kein theologischer Nachwuchs eingestellt werden; die Zahlen der Theologiestudierenden sind dramatisch eingebrochen und erholen sich erst ganz langsam; ab 2020 werden so viele TheologInnen pensioniert, dass bis 2030 gut 1000 Pfarrstellen allein deshalb nicht wieder besetzt werden können, weil es kein ausgebildetes Personal dafür gibt.”

Zur Klarstellung und Präzisierung im Sinne der von Präses Rekowski und Herrn Pistorius anvisierten Transparenz ist darauf hinzuweisen, dass nicht mehr die Anzahl der Studierenden für zukünftige Pfarrstellenbesetzungen entscheidend ist, sondern das “Nadelöhr” Predigerseminar (= Seminar für pastorale Ausbildung) in Wuppertal als Gemeinschaftsveranstaltung der rheinischen, westfälischen und lippischen Landeskirche sowie der reformierten Kirche mit dem Ziel, zukünftige Pfarrerinnen und Pfarrer zwischen erstem und zweitem Examen auszubilden. Dort hat die rheinische Kirche pro Jahr 20 Ausbildungsplätze – wenn Lippe und Reformiert “zugreifen” nach meiner Laienkenntnis nur noch 18.

Dies bedeutet, dass pro Jahr nur maximal 20 (!) für ein Pfarramt in Frage kommende Theologen nach Bestehen des 2. Examens (möge keiner “durchfallen”) für eine zukünftige Bestzung einer Pfarrstelle zur Verfügung stehen bei folgenden “Pensionierungszahlen” (Gemeindepfarrstellen ohne Funktionspfarrstellen):

2015: 24
2016: 31
2017: 31
2018: 50
2019: 47
2020: 81
2021: 75
2022: 121
2023: 111
2024: 129
2025: 139

Die Zahlen basieren auf “Statistik Theologen”, die jährlich für die Landessynode erstellt wird. Zu beachten ist jedoch: Nicht alle durch Pensionierung “frei” gewordenen Pfarrstellen werden auch zur Wiederbesetzung wieder frei gegeben – sie werden einfach “aufgehoben”.

Für Gemeinden mit mehren Pfarrstellen wird eine “Nichtwiederbesetzung” (= Aufhebung der Pfarrstelle) schmerzhaft, jedoch verkraftbar sein. Die sogenannten “ländlichen” Kirchenkreise werden erhebliche Probleme haben, eine Pfarrstelle wieder zu bestzen. “Fusionen” von Gemeinden oder “pfarramtliche Verbindungen” sind eine den Augenblick gut überbrückende Möglichkeit.

Mehr dazu: Beitrag von: Alexa von Zotwitz am 11.12.2013

 

Neoliberales Personalmanagement verteidigt Bastionen: EKiR vor der Landessynode in Ahrweiler

Wenige Tage sind es noch bis zur Synode und es ist still geworden. Ruhe vor dem Sturm? Wohl eher Resignation. Wie wurden im Herbst noch Erwartung und Hoffnung geweckt auf gleich mehreren Veranstaltungen: Der Rheinische Pfarrertag, Kirchenleitung im Gespräch und das Papier „Zeit fürs Wesentliche“ stellte dem Bodenpersonal endlich lebbare und EU-Gesetzeskonforme Arbeitsbedingungen in Aussicht. Endlich ernst genommen, endlich entlastet vom Zwang, vor Ort ungeschützt zerrieben zu werden. Mittlerweile ist die Erleichterung jedoch zerplatzt wie eine Seifenblase. Wochenstundenzahlen sind zurückgenommen, die Gremien werden erneut bis 2015 (!) um Stellungnahmen gebeten, obwohl die z.T. schon vorliegen (Pfarrvertretung) oder zurückgenommen wurden (Landeskirche). Als Termin für die Vorlage eines „Vorschlags“ (!) steht jetzt 2017 im Raum. Ich fühle mich im Stich gelassen von einer Kirchenleitung, die auch im Weihnachtsbrief wieder von dem Recht der Begrenztheit eigener Ressourcen spricht. Bei Finanzen darf und muss und kann es jetzt schnell gehen – im Hinblick auf das Personal hingegen darf selbst die Sicherstellung von Arbeitsverhältnissen, die der Salutogenese entsprechen (oder zumindest dieser nicht widersprechen), trotz deutlicher Problemanzeige noch Jahre dauern.
Der prognostizierte und teilweise berechnete Strukturwandel wird sich in der Fläche der EKiR weder gleichzeitig noch gleichmäßig vollziehen. Manches, was in Düsseldorf, Wuppertal, Köln – wenn überhaupt – tatsächlich erst 2030 Realität wird, ist in anderen Gegenden längst Wirklichkeit. Wir brauchen vor Ort kirchenleitende Unterstützung bei der Vereinbarung lebbarer und tragbarer Strukturen. Wir brauchen die Unterstützung jetzt und nicht erst in ein paar Jahren.
Grundsätzliche Regelungen brauchen und verdienen Zeit. Für die Jahre dazwischen sollte zumindest über eine Interimslösung inkl. Anlaufstelle nachgedacht werden. Andernfalls drohen uns bei den gegenwärtigen Arbeitsbedingungen noch weitere – freiwillige und unfreiwillige – Vakanzen und das unlängst genannte Anwerben zusätzlicher Pfarrpersonen zur Entlastung aller wäre zumindest mit einem deutlichen Fragenzeichen zu versehen.
Ratlose Grüße am 2. Weihnachtstag. Zum Blog.

Ein Theologiestudent fragt: Oh Gott, was kommt da auf mich zu?

Angesichts der herbeigeredeten Finanzkrise der Kirche schreibt der Theologiestudent Hannes Leitlein über seine vermeintlichen Zukunftsaussichten. Lesen Sie in seinem Artikel, der auch in der Zeit erschien, welche Sorgen und Ängste der theologische Nachwuchs angesichts der Sparsynoden haben.

Oh Gott, was kommt da auf mich zu?

Rundbrief zur Synode in Hilden

An die Interessierten an der Zukunft der Rheinischen Landeskirche!

Als Besucher der ausserordentlichen Landessynode in Hilden kann ich dem Eindruck nur beipflichten, dass die große Mehrheit der Synode die Kirchenleitung dabei unterstützt, deutliche Sparanstrengungen in erheblicher Höhe zur Sanierung des landeskirchlichen Haushaltes und der Versorgungskassen vorzubereiten.

Aus Gemeindesicht ist bei vielen sehr positiv wahrgenommen worden, dass die neue Kirchenleitung mit dem neuen Präses und den neuen Verwaltungs- und Finanz-verantwortlichen nicht primär den Gemeinden eine neue Sparrunde aufdrückt, sondern zuerst die landeskirchliche Ebene einer gründlichen Prüfung unterzieht. Ebenso positiv wird wahrgenommen, dass der Außenwirkung kirchlicher Aufgaben dabei erhöhte Priorität beigemessen wird und besonders intensiv nach Sparmaßnahmen im Innenbereich gesucht werden muss.

Aber: Der Besucher der Landessynode auf der erhöhten Seitentribüne nimmt manche Eindrücke vielleicht anders wahr als die 210 Synodalen und 150 beratenden Mitglieder oder die landeskirchliche Presseabteilung.

1.) Es gab einige kritische Anfragen an die Berechnung des (anscheinend) defizitären landeskirchlichen Haushaltes. Ein saarländischer Superintendent hinterfragte – und stützte sich dabei auf ein Votum von über einhundert zustimmenden Unterschriften, ob bei NKF die „Abschreibung“ von Gebäuden und die gleichzeitige Erhebung einer „Substanzerhaltungspauschale“ nicht eine Doppelung ergebe, die überflüssig sei und im Endeffekt zu einem Haushaltsdefizit führe, das ohne diese Doppelung so nicht entstanden wäre? Auch aus anderen Voten von Synodalen war deutlich die Befürchtung herauszuhören, dass hier durch NKF ein Haushalt künstlich defizitär gerechnet würde. Weder die Kommunen noch die Wirtschaft würden eine solche Doppelung kennen. Zwar müssen Unterhaltungskosten eingeplant werden: aber dann kann es nur entweder Abschreibung oder Substanzerhaltungspauschale geben. Niemals beides zusammen. Hier sei NKF falsch angelegt.

Wer in einer Ortsgemeinde das Erschrecken mitbekommen hat, wie ordentlich geführte und solide finanzierte Gemeinden durch NKF auf einmal zu notleidenden Gemeinden werden können, kann nachvollziehen, wie eine solche Doppelung Haushalte übermäßig belasten kann und dann zur Begründung für rigide Sparmaßnahmen dient.

Hans-Jürgen Volk hat vor einigen Tagen auf seiner Homepage (http://www.zwischenrufe-diskussion.de/pages/ekir/in-den-sand-geschrieben.php) auf diese Problematik beim rheinischen NKF hingewiesen:

Der Haushalt der Landeskirche gerät also nicht etwa auf Grund sinkender Kirchensteuereinnahmen unter Druck. Ein entscheidender Faktor ist die unsinnige Doppelung von Substanzerhaltungspauschalen (SEP) und Abschreibungen (AfA) bei Gebäuden, die es sonst in der Doppik weder bei Kommunen noch bei den Ländern gibt. Der landeskirchliche Haushalts wird mit 13,4 Mio. € für Beides belastet. Dies macht etwa 22% der gesamten Haushaltsmittel aus. Die AfA hat ein Volumen von 5,2 Mio. €, SEP von 8,2 Mio. €. Würde man auf die AfA verzichten, reduzierte sich das Defizit des landeskirchlichen Haushalts auf 2,6 Mio. €, bei Abschaffung der SEP würde unter Beibehaltung der AfA selbst nach den Planzahlen für 2013 ein Plus von 400.000 € zu verzeichnen sein.“

(Eine sehr vereinfachte Erklärung: Man bezahlt monatlich erstens einen Autokredit ab und legt zweitens gleichzeitig einen Betrag zurück, um sich nach Verschrottung des ersten Autos ein neues Auto kaufen zu können. Der Haushalt wird also momentan gleichzeitig für den Kauf zweier Autos belastet. Selbstverständlich müssen normale Unterhaltungskosten für das Auto eingerechnet werden.)

OKR Baucks hat darauf geantwortet, dass die KL das Problem sähe und eine Arbeitsgruppe daran arbeite, dieses Problem zu lösen.

2.) Hier stockt einem der Atem: Seit Jahren wird über NKF intensiv in den Synoden und Gemeinden gestritten, es gab ein Moratorium, es gab eine Neuaufstellung der Verantwortlichen für die Umsetzung und nun erst, nach gefühlten zehn Jahren Leiden unter NKF, wird ein Grundfehler deutlich, der verheerende gravierende Auswirkungen auf die Beurteilung von Finanzlagen hat. Warum wurde dieses Probleme nicht schon vor zehn Jahren offen dargelegt und besprochen? Warum erst heute?

Was nun:

  • Haben die verantwortlichen Verwaltungsmenschen das nicht gesehen und gewusst? Das ist sehr unwahrscheinlich, da auch Menschen, die ursprünglich aus der Kommunalverwaltung (ohne diese Doppelung) kommen, jetzt in einflussreichen Stellen und Ausschüssen in unserer Kirche tätig sind: Aber dann wären ihnen wegen Unfähigkeit dringend solche Aufgaben zu entziehen! NKF wäre in ganz schlechten Händen.

  • Oder haben sie jahrelang das Problem vor den Synodalen, der KL und den Gemeinden verschwiegen? Und bekämen so die Synodalen Recht, die auf der Synode durch NKF eine künstliche Schlechterrechnung der Finanzen befürchteten? Sollten so insgeheim kirchenpolitisch motiviert Sparmaß-nahmen und Strukturveränderungen zu Lasten der Gemeinden und der theologischen und diakonischen Arbeiten der Landeskirche gepuscht werden?

  • Oder?

Das Misstrauen, dass hier nicht von allen Beteiligten im finanziellen Bereich mit offenen Karten gespielt wurde, war bei einigen Synodenvoten deutlich zu spüren. Hier muss die KL dringend für Klarheit sorgen, bevor dieses Misstrauen auf die neue Kirchenleitung selbst übergreifen kann.

3.) Und dann kamen noch zwei Voten, die bei mir Erstaunen und Erschrecken hervorgerufen haben: Der von der Kirchenleitung berufene Synodale Preutenvorbeck, Verwaltungsleiter des KK Jülich, gab etwas überraschend in der Diskussion ein Votum ab, dass man mit weiteren Kostensteigerungen bei NKF zu rechnen habe und diese dringend nötig seien. Der Finanzchef OKR Baucks, stimmt ihm zu und bedankte sich ausdrücklich für diesen Hinweis. Man müsse auch technisch auf dem neuesten Stand sein. Und es gäbe keine Alternative zum Weitermachen. Das blieb so stehen. Keine weiteren Voten dazu.

Anscheinend stehen weitere 1,1 Millionen € zur Debatte.

War das Resignation, dass sich niemand von den Synodalen gegen diese neuere Kostensteigerung wehrte? Hatte man das schon eingeplant und abgehakt? Gilt das Projekt als unberechenbar und unbeherrschbar?

Aber die Bedeutung einer solchen Haltung ist unbegreifbar: Da wird über die Existenz landeskirchlicher Arbeit hautnah diskutiert: der Fortbestand der Schulen oder des Internates in Hilden, über die Kirchliche Hochschule oder andere landeskirchliche Arbeitsfelder an, mit und für Menschen: und gleichzeitig werden Millionenbeträge für neue Methoden der Finanzverwaltung ausgegeben: Kein einziges Gemeindeglied wird einen kleinen Vorteil von NKF haben oder verspüren, aber entscheidende kirchliche Arbeitsgebiete müssen wegfallen. Mitarbeiter zittern um ihre Arbeitsplätze.

Es ist unglaublich und unbegreifbar: Da werden Verwaltungsträume und erhoffte Verbesserungen seit Jahren mit immer mehr Millionenbeträgen subventioniert (Ende nicht absehbar) und die dringend notwendige Arbeit an und für Menschen wird zurückgefahren. Ich habe noch nirgendwo von Einsparungen bei der Verwaltung durch Synergieeffekte gehört, aber dauernd wird mir von neuen Stellen und ausufernden Kosten für die Verwaltung berichtet.

Darf für eine Kirche NKF wichtiger sein als die Arbeit mit Menschen? Darf man für dieses Projekt im Rechnungswesen noch weiter unabsehbare Millionenbeträge ausgeben, ohne dass das Ende der Fahnenstange in Sicht ist?

Ein begrenzter, teilweiser Stopp dieser Finanzumstellung NKF könnte mit fünf Schritten Ruhe in die ganze Sache bringen:

a) Alle Kirchengemeinden und Kirchenkreise, die noch nicht umgestellt haben, stoppen den Prozess der Umstellung umgehend.

  • Sie müssen nicht mehr teuer zu bezahlende externe Berater einkaufen, weil der Personalmarkt sonst keine geeigneten Personen für die Umstellung hergibt.

  • Sie müssen nicht mehr noch unfertige Konzepte ausprobieren und teures Lehrgeld bezahlen.

b) Die linke Seite des Haushaltsbuches wird vorerst in allen Institutionen auf Eis gelegt. Die oft als „Haushaltslyrik“ verspottete linke Seite mit den Zielvorstellungen ist für die Gemeinden und Kirchenkreise weitgehend uninteressant und überflüssig. Wo wichtige Ziele sich anbieten, werden Gemeinden sie auch ohne linke Seite im Blick haben und über die notwendigen Finanzen beraten. Wenn Gemeinden oder Kirchenkreise aber ernsthaft sich auf die Zielformulierungen und Zieldiskussionen einlassen würden, hätten sie im ganzen Jahr für nichts anderes mehr Zeit. Was nützen von der Verwaltung vorgeschlagene leere Worthülsen? Oder vom Vorsitzenden mühsam überlegte Zielvorschläge? Oder leer abgegebene Seiten? Angesichts der vielfach herrschenden Finanznot ist nicht die Aufstellung des Haushaltsplanes der richtige Ort, sich über Prioritäten klar zu werden.

c) Nur die Institutionen, die schon umgestellt haben, führen diesen Prozess weiter. Sie experimentieren mit den noch offenen Problemen, optimieren die Prozesse und Methoden und bilden einen kompetenten Mitarbeiterstab aus. Ziel sollte die Ausarbeitung eines einheitlichen NKF-Modells sein, das preiswert und sparsam ist, das leicht verständlich und verwaltungstechnisch beherrschbar ist, das auf andere Kirchengemeinden und Kirchenkreise übertragbar ist und das für Presbyterien und KSV-Mitglieder überschaubar und verständlich ist, damit die Leitungskompetenz bei den dafür zuständigen Gremien bleibt und nicht auf die Verwaltung übergeht. Nur diese Kirchenkreise investieren vorerst in dieser Experimentier- und Erprobungsphase auch in neue Hard- und Software.

Für die Ausarbeitung eines solchen NKF – Modells reichten einige engagierte Kirchenkreise und Gemeinden aus. Es muss nicht die ganze Landeskirche zu einem superteuren Experimentierplatz werden.

d) Erst wenn das angestrebte optimierte Modell erfolgreich den Praxistest bestanden hat, kopieren die anderen Kirchenkreise, Gemeinden und Werke dieses Modell. Inzwischen wird es dann genügend kompetente Verwaltungsmitarbeiter geben, die dieses fertige Modell preiswert in Nachbarkirchenkreisen und Gemeinden einführen können.

e) Die linke Haushaltsseite bleibt optional: Nur wer für seine Institution diese linke Seite für sinnvoll und sachgerecht hält, macht sie zum Teil des Haushaltsbuches.

Diese linke Haushaltsseite ist kein notwendiger Bestandteil von NKF, sondern ist die zusätzliche Einführung eines neuen Führungssystems in der Kirche. Dieses System hat mit NKF im Kern nichts gemein.

Bei der Einführung von NKF im Rheinland wird nicht nur die Buchführung umgestellt auf doppelte Buchführung, sondern es wird mit der linken Haushaltsplanseite gleichzeitig ein neues Management-System für die Leitung von Gemeinden, Kirchenkreisen und der Landeskirche eingeführt: „management by Objectives“

 

Management by Objectives (MbO) (zu Deutsch: Führung/Führen durch Zielvereinbarung) ist eine Methode aus der Betriebswirtschaftslehre zur Führung von Mitarbeitern eines Unternehmens.

Ziel dieses Verfahrens ist es, die strategischen Ziele des Gesamtunternehmens und der Mitarbeiter umzusetzen, indem Ziele für jede Organisationseinheit und auch für die Mitarbeiter gemeinsam festgelegt werden.“ (wikipedia)

Eine solche Methode hat nichts direkt mit dem Finanzwesen zu tun und ist somit nicht zwingend mit der Einführung der doppelten Buchführung zu verbinden.Durch diese Koppelung wird aber die Einführung der doppelten Buchführung verkompliziert und für Presbyterien und KSVs kaum durchschaubar: Notgedrungen müssen sie der Verwaltung die Handhabung überlassen und Teile ihre Leitungsfunktion abgeben.

Sollte nicht in einer Kirche gelten: Besser einige Jahre Zweigleisigkeit für Haushaltspläne und Abschlüsse -das klappt ja im Moment auch- als weiter dieses NKF-Fass ohne Boden zu füllen und dafür die Arbeit an Menschen zu kappen.

Die Landessynode könnte hier im Januar 2014 die (zeitweise) Notbremse ziehen, ohne die ganze Umstellung in Frage zu stellen und viel Geld vergeblich ausgegeben zu haben.

Viele Grüße und Gottes Segen für Ihrer Arbeit

Manfred Alberti

p.s.: Eine differenzierte Auseinandersetzung mit den Schwächen und Gefahren des Verwaltungsstrukturgesetzes, das am 01.April 2014 so in Kraft tritt, wenn die Landessynode 2014 es nicht noch verändert und einen finanziellen Rahmen setzt, können Sie finden auf: www.presbyteriumsdiskussion-ekir.de Kap. A 2 Verwaltungsstrukturgesetz 2013 Kritische Analyse

Dortmunder Initiative – Erklärung

Der Priestermangel veranlasst viele Diözesen zu pastoralen Großraumplanungen. Wir halten dem entgegen, dass wir eine „Pastoral der Nähe“ brauchen, die den direkten Kontakt zu den Glaubenden pflegt.

Notwendig ist eine Stärkung der Eigenständigkeit und Zuständigkeit von

ehrenamtlichen und hauptamtlichen Laien- MitarbeiterInnen und Diakonen.

Die Lebendigkeit der Gemeinden vor Ort ist ein großer Wert…

Der vollständige Text der Erklärung.

Die evangelische Landeskirche in Bayern kürzt Pfarrstellen um fünf Prozent

Pressemitteilung vom 25.10.2013.

„Landesstellenplanung 2010 abgeschlossen – 800 Stellen in Gemeinden und Jugendarbeit verändert. Im Oktober konnte ein Mammutprojekt der bayerischen Landeskirche erfolgreich abgeschlossen werden: Die Landesstellenplanung 2010 ist umgesetzt…

Hinzu kommt ein zweiter Trend: Die Evangelischen in Bayern werden weniger. Etwa 0,6% der Mitglieder verlieren die evangelischen Kirchengemeinden durchschnittlich pro Jahr. Das hat vor allem demografische Gründe, aber auch die rund 15.000 Kirchenaustritte pro Jahr tragen dazu bei. Die Landesstellenplanung hat das Ziel, nach 10 Jahren die Anzahl und Verteilung der Pfarrstellen anzupassen. So wurden bei der Landesstellenplanung 5% aller Stellen in der Gemeinde und Jugendarbeit gekürzt…“ Zum aktuellen Pressebericht.

Kommentar: Lesen Sie den Artikel. Haben Sie den Inhalt verstanden? Oder haben Sie Fragen. Wie z.B: um welche Stellen geht es? Zum besseren Verständnis hier noch eine frühere Pressemeldung von OKR Völkl:

„Landessynode verabschiedet Stellenplan
Derzeit gibt es in der Landeskirche den Angaben zufolge rund 2100 Pfarrstellen in Kirchengemeinden und Dekanatsbezirken, von denen rund 1.900 in Kirchengemeinden, Dekanatsbezirken und im Religionsunterricht eingesetzt sind. Rund 200 sind im Landesweiten Dienst oder bei überregionalen Projekten angesiedelt. Im landesweiten Durchschnitt bedeutet diese Kürzung fünf Prozent weniger Stellen.“ Zum Bericht.

Kommentar Friedhelm Schneider: Die aktuelle Pressemitteilung ist in großen Teilen kryptisch. Worum geht es? Um den bereits in den zurückliegenden Jahren begonnenen und jetzt abgeschlossenen Pfarrstellenabbau um 5%. Bei weiteren Recherchen auf den Seiten der Landeskirche findet man eine Mitteilung von OKR Völkl (s.o.): „Etappenziel bei der Anpassung der Pfarrerzahl zur abnehmenden Gemeindezahl“. OKR Völkl ist also sicher der bessere Pressesprecher, weiß doch der Leser jetzt, woran er/sie ist, was sich hinter der „Landesstellenplanung“ verbirgt. (Hier zeigt sich also nebenbei am praktischen Beispiel, welche Probleme bei der Zwitterrolle von weichspülendem Pressesprecher und/versus gutem Journalisten entstehen – vgl. dazu den Beitrag zum Thema des Monats – s.o. Nr.1). Nicht geht es jedenfalls bei der Kürzung um alle Stellen der Landeskirche, wie man eigentlich vermuten könnte und müsste. Hinter der Landesstellenplanung verbirgt sich die Pfarrstellenplanung, die Pfarrstellenbemessung, die… möglichen anderen, vielfältigen Bezeichnungen des Sachverhalts des Pfarrstellenabbaus in den EKD Gliedkirchen. Quantitativ geht es in Bayern vermutlich um einen Abbau von 5% ab 2010/11 bis heute. Das wären dann pro Jahr gut 1,6% – und damit 1% mehr als der Rückgang der Mitgliederzahl, der -s.o.- mit 0,6% beziffert wird. Nicht ganz auszuschließen ist, dass die Reduktion einen größeren Zeitraum betrifft. Andererseits wäre die Abbauquote von 1,6% im Verhältnis zu der in anderen Landeskirchen (bspw. EKKW > 2% p.a.) und Bistümern (vgl. Bistum Mainz 2% p.a.) eher moderat. Denn starker Pfarrstellenabbau ist die – ökumenische – Devise.

Dazu wichtige Fragen:

1. Nirgendwo wird aber bisher die Frage gestellt, ob positiv korrelierende Rückgangs-/Abbauquoten von Gemeindegliederzahlen und Pfarrstellen eine wirklich sinnvolle Steuerungskennziffer darstellen? Erst wenn diese Frage gestellt und nach alternativen Antworten aus dem (realwirtschaftlich fundierten) Management gesucht wird, verlässt die Führung der Kirche den Pfad von Magie und Ideologie, auf der sich Entscheidungen bisher leider zu häufig, wie auch bei der Pfarrstellenplanung, bewegen.

2. Was bringt der Pfarrstellenabbau im Vergleich zur Einführung der Doppik? Für die Einführung der Doppik schlagen bislang ca. 40 Mio. € zu Buche. Wir halten eine Verbesserung mit für die kirchlichen Aufgaben erforderlichen Steuerungsinstrumente (z.B. gezielte Erweiterungen der Kameralistik) für sinnvoller und vor allem kostengünstiger. Ca. 10 Mio. € wären hierfür zu veranschlagen. Die Bayerische Landeskirche hätte also – bei besserer Leistung – ca. 30 Mio. € einsparen können. – 30 Mio. € – das sind etwa die Kosten für 600 Pfarrstellen p.a. (ohne Versorgung). Über einen Zeitraum von 10 Jahren hätte man mit diesen Mitteln also 60 Pfarrstellen p.a. finanzieren können. Das sind 3% der Pfarrstellen in Bayern. Der Stellenabbau hätte also rechnerisch und finanziell deutlich verlangsamt werden können. Bei einer im Vergleich zur Doppik besseren Steuerungsalternative!

Bistum Mainz baut weiter Priesterstellen ab – bis 2025 um 2% p.a.

„Die Zahl der Pfarrerstellen im Bistum Mainz soll von 237,5 Ende Dezember 2012 auf 178 im Jahr 2025 sinken. So sieht es der Entwurf des Stellenplans vor, den Generalvikar Dietmar Giebelmann derzeit in den Dekanaten des Bistums vorstellt.“

Kommentar F.S.: Im Bistum Mainz ist demnach – beginnend auf niedrigem Niveau – ein Abbau von Pfarrstellen um etwas mehr als 2% p.a. vorgesehen. Das deckt sich mit der von der Kirchenleitung der Kirche_ohne_(pastorale)_Zukunft geplanten, von der Synode 2012 kassierten Vorlage zur Pfarstellenbemessung 2025 der EKHN.

Nachwuchsproblem ist hausgemacht

Nach der katholischen Kirche hat nun auch die evangelische Kirche ein Nachwuchsproblem. Das zwingt zu Reformen. Von Gabriele Meister

Die evangelische Kirche hat ein Nachwuchsproblem. Im Norden Deutschlands werden allein in den nächsten sieben Jahren 356 Pfarrer in den Ruhestand gehen. Das sind gut zwanzig Prozent der dortigen Pfarrerschaft. Gleichzeitig ist die Zahl der Theologiestudenten rapide gesunken. Zum Artikel.

Später Erfolg für den Hannover’schen Pfarrverein: Synode für Rücknahme der Streichungen

von Anneus Buisman und Andreas Dreyer

Vielleicht waren wir als Pfarrerschaft naiv, als wir seinerzeit, vor rund 15 Jahren, einer befristeten teilweisen Gehaltskürzung zustimmten, um zusätzliche Stellen für den Nachwuchs in kirchlichen Berufen zu ermöglichen. Fünfzig zusätzliche Pfarrstellen sollten für einen Zeitraum von rund zehn Jahren geschaffen werden, dafür war man bereit, ebenfalls befristet auf ein Jahrzehnt bis zu 2,5% Abschlag beim Gehalt und die Streckung um zwei Dienstalters-Stufen bis zum Erreichen der Durchstufung nach A14 zuzustimmen (vom 39. auf das 43. Lebensjahr verschoben). Nicht mehr bei Erreichen der zehnten, sondern erst bei der zwölften Stufe sollte der (im Übrigen einzige) Aufstieg während  der gesamten Dienstzeit erfolgen.

Dann folgte wenig später die vom Staat auch auf die Kirche übertragene sog. Kanther-Reform von 1997, die vieles von dem, wovon man zuvor ausgegangen war, zu Makulatur werden ließ. Denn die Dienstalters-Stufen wurden nun ohnehin vollkommen verändert und gestreckt (die entscheidende Durchstufung von A13 nach A14 wurde dadurch um eine Jahrzehnt vom 43. auf das 53. Lebensjahr verschoben), es folgte per Synodenbeschluss die komplette Streichung von A14. Nur der Pfarrerschaft wurde als einziger kirchlicher Dienst-Gruppe das Gehalt gekürzt, sowohl SuperintendentInnen als auch Kirchenbeamte kamen trotz anderslautendem Synodenbeschluss vollkommen ungeschoren davon. Nach zähem Ringen dann die kleine Zubilligung, immerhin ein vermindertes A14 ab dem 53. Lebensjahr zu zahlen. Soweit die Vorgeschichte.

Lesen Sie, wie es zum späten Erfolg der Pfarrvertretung kam und wie dieser aussieht.