Schlagwort-Archive: Gemeindefusion

Von Dorf zu Dorf. Gert Sommerfeld muss sich als evangelischer Pfarrer gleich um fünf Gemeinden kümmern. Impressionen aus der ELK Bayern von von Harald Hordych, SZ

27./28.02., von Harald Hordych, SZ
“ Aus fünf Gemeinden kommen gleich vier Posaunenchöre. Vier? Könnte man da nicht vielleicht den ein oder anderen zusammenlegen? Ausgeschlossen! Synergieeffekte wie bei Unternehmen sind nicht vorgesehen. Das Eigenständige und die Unterschiede auf kleinstem Raum machen die Gegend aus. 1987 kam Sommerfeld hierher. Zunächst war er für zwei Gemeinden zuständig… Zum Artikel.

„Das Grundvertrauen in die Institution Kirche ist in ein Grundmisstrauen umgeschlagen.“ – Epochenwechsel in der römisch-katholischen Kirche? Von Christian Weisner, Wir sind Kirche

28. Jg.1 2015, Frühjahrs-Heft „Kirchen in Bewegung“ des FORSCHUNGSJOURNAL SOZIALE BEWEGUNGEN
Sind wir ZeugInnen eines fundamentalen Paradigmenwechsels in der mit 2000 Jahren wohl ältesten Organisation Europas? Folgt die römisch-katholische Kirche mit Papst Franziskus jetzt endlich dem Kurs des Reformkonzils, dessen 50-jähriges Jubiläum in diesem Jahren begangen wird? Welche Auswirkungen weit über den binnenkirchlichen Raum hinaus sind zu erwarten und zu erhoffen? Es folgt der Versuch einer Einschätzung des Umbau des 2000-jährigen Kirchenschiffes – mitten im Sturm auf hoher See, mit einem Wechsel des Kapitäns und Aufnahme eines neuen Zielkurses – aus der Sicht der katholischen Reformbewegung Wir sind Kirche.

von Christian Weisner

Im Artikel die Themen:

6.1. Limburg hat Systemfragen auf die Tagesordnung gebracht:
„Das Grundvertrauen in die Institution Kirche ist in ein Grundmisstrauen umgeschlagen.“

6.2. Subsidiaritätsprinzip auch innerhalb der Kirche
Immer mehr Menschen entfernen sich in Deutschland von den großen Kirchen. Der demografische Wandel, Priestermangel vor allem in der katholischen Kirche und Skandale verstärken diesen Prozess. Die Kirchen reagieren darauf mit Strukturreformen. Viele Bistümer und Landeskirchen sehen ihr Heil darin, den bestehenden Kirchengemeinden Pfarrei- und Gemeindefusionen aufzudrängen oder gar aufzuzwingen. Einwendungen und Proteste werden ignoriert oder kalt abgewiesen. Die Auswirkungen sind dramatisch: Durch die Beseitigung gerade der dörflichen Kirchengemeinden wird das Vertrauen der Menschen in die Kirche weiter erschüttert. Die Fusionen beschleunigen die Flucht selbst der Treuen aus der Kirche. Es droht die Auflösung der Volkskirche in der Fläche. „Amtskirche beseitigt Volkskirche“, so bringt es der Humangeograph Gerhard Henkel auf den Punkt (Süddeutsche Zeitung 27.9.2014)

Zum Artikel.
Das Frühjahrs-Heft „Kirchen in Bewegung“ des „Forschungsjournals Soziale Bewegungen“ enthält auf über 200 Seiten Beiträge u.a. von Prof‘in Sabine Demel, Prof. Karl Gabriel, Karin Kortmann (ZdK), Prof. Thomas Meyer, Dr. Thomas Mittmann, Dr. Peter Neher (Caritas), Prof. Thomas Schüller, Dr. Thomas Wagner und Christian Weisner (Wir sind Kirche“).

Forschungsjournal Soziale Bewegungen, Heft 1/2015: „Kirchen in Bewegung“
www.forschungsjournal.de

Die Print-Ausgabe kann bei Wir sind Kirche Deutschland bestellt werden:
Sonderpreis: 15 Euro/Heft plus Versand
info@wir-sind-kirche.de

Strukturreformen in den Diözesen – wo bleiben die Gemeinden? Studientag der Pfarrer – Initiative.

1.12.2014 ; Studientag der Pfarrer – Initiative am 26.11.2014 in Stuttgart
… Kritisiert wurde, dass in allen Diözesen die Prozesse von den Bischöfen und den Verantwortlichen in den Ordinariaten ausgingen, unter großem zeitlichem Druck umgesetzt würden und es oft an der nötigen Transparenz mangelt. Zudem seien die Gemeinden als Hauptbetroffene zu wenig an den Beratungs- und Entscheidungsprozessen beteiligt gewesen, wobei es diesbezüglich deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Diözesen gibt. Deutliche Kritik übten die Mitglieder der Pfarrer-Initiative, dass alternative Lösungsmodelle wie die Leitung von Gemeinden durch Laien oder die Feier von sonntäglichen Wortgottesdiensten in etlichen Diözesen wieder zurückgefahren wurden. Zur Quelle.

Lasst den Dörfern ihre Kirchen. 15 Thesen zum kathol. Reformprozess von Prof. Gerhard Henkel (Humangeograph) und Prof. Johannes Meier (Kirchengeschichtler)

30. November 2014,Von Gerhard Henkel und Johannes Meier; erschienen in: Christ in der Gegenwart

Wir danken für die Freigabe der Verlinkung des Artikels für den Leserkreis der www.wort-meldungen.de. An dieser Stelle nur ein kurzer Auszug. Vollständiger Text, s.u.

In vielen Bistümern werden aufgrund des Priestermangels Pfarreien aufgelöst. Die Kirche wiederholt damit die Fehler der kommunalen Gebietsreformen und zerstört damit das in Jahrhunderten gewachsene Denken, Fühlen und Handeln der Dorfbewohner für ihre Kirche. Davon sind der Humangeograf mit Schwerpunkt Land- und Dorfentwicklung Gerhard Henkel und der Kirchengeschichtler Johannes Meier überzeugt. Ihre Argumente und Thesen zu den Folgen der Zusammenlegung von Gemeinden sowie zu konkreten Alternativen stellen wir zur Diskussion…

Problemfall Bürokratie
1. Gemeindefusionen dienen in keiner Weise der Seelsorge vor Ort oder gar einem aktiveren Gemeindeleben…

2. Die Kirchengebäude, vor Jahrhunderten von Dorfbewohnern errichtet und – auch in Zeiten der Armut – gepflegt und modernisiert, Mittelpunkte und Symbole des Glaubens und Gemeindelebens, sollen dem Dorf weggenommen und einer anonymen Großgemeinde übereignet werden..

Das größte Eigentor
3. Die kirchlichen Gemeindefusionen wiederholen die gravierenden Fehler der kommunalen Gebietsreformen der zurückliegenden Jahrzehnte in einigen Bundesländern…

4. Der Amtskirche fehlt das Vertrauen in die Gläubigen der Ortskirchen, auf deren Gefühle, Kompetenzen und Kräfte, und in lokale demokratische Gremien…

5. Die Kirche verliert heute immer mehr Gläubige, vor allem im mittleren und jugendlichen Alter. Dazu tragen zurückliegende und aktuelle Missstände in der Amtskirche bei, besonders aber deren Verschleierung und Vertuschung..

Alternative: Verbandsgemeinde
6. Es ist durchaus sinnvoll, die bestehenden Kirchengemeinden organisatorisch miteinander zu vernetzen und von Verwaltungsarbeit zu entlasten. Dieses kann und sollte man zentralisieren. Aber man braucht dazu keine Fusionen…

7. Man kann vorhersehen und teilweise schon beobachten, was nach Fusionen passiert: In der Amtskircheden anonymen Großgemeinden können nicht alle Kirchen, Pfarrheime und Pfarrhäuser „gehalten“ werden…

Unerhörter Weckruf
8. Die zentralen Raumordner im Umfeld der Bischöfe argumentieren gerne mit den Kosten. Manchmal heißt es auch, man wolle die Kirche „demografiefest“ machen. Hehre und hohle Schlagwörter, die Wesentliches außer Acht lassen…

9. Strukturreformen sollten vor allem die Seelsorge und das Mitmachen vor Ort wieder stärken, was in Zeiten zunehmender Kirchenferne – auch auf dem Lande – schwer genug ist…

10. Kommt es zu den Fusionen von Kirchengemeinden, werden die bestehenden Defizite der Landpastoral nur vergrößert…

Leitbild Bürger
11. In unserer Gesellschaft gibt es – nicht nur in der Jugend – ein wachsendes Unbehagen an der Praxis der Demokratie. Durchsteuern von oben nach unten ist nicht zeitgemäß…

12. Die Verantwortlichen in den deutschen Bistümern müssen sich fragen lassen, welche Lehre der Kirche ihr Denken bestimmt…

Was Papst Franziskus möchte
13. In diesem Sinne äußert sich auch Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“…

14. Die Gesellschaft braucht die Kirche, der ländliche Raum braucht die Kirche. Aber die Kirche nimmt dies und ihren Auftrag zu wenig wahr…

Positives Kirchturmdenken
15. Mit der Auflösung der Ortspfarreien schadet die Kirche nicht nur sich selbst, sondern auch dem Land und seinen Menschen…  Zum vollständigen Text.

Pfarrer-Initiative der Diözese Würzburg: Wir sagen NEIN

Zusammenschluss reformorientierter Priester und Diakone

„WOFÜR WIR STEHEN
In unserer Diözese Würzburg entstehen immer größere pastorale Räume als Antwort auf den sogenannten Priestermangel und die gesellschaftlichen Veränderungen. Wir setzen uns dafür ein, über andere Formen von kirchlichen Strukturen nachzudenken. Die einzelne
Kirchengemeinde ist für uns ein wertvoller Lebensraum. Hier können Menschen ihr Christsein selbst in die Hand nehmen. Hier kann der einzelne Christ sich als Subjekt erleben, er kann Beziehungen pflegen und sich einbringen. In „Großraumpfarreien“ geht der Kontakt untereinander sehr schnell verloren. Die Priester werden zu Pfarrmanagern, sie haben immer weniger Zeit für die Kontaktpflege und die Seelsorge. Sie werden entwurzelt, weil sie zu „Dauerreisenden“ werden.

Im Blick auf diese Entwicklung sagen wir NEIN:

Wir lehnen eine weitere Vergrößerung der Pfarreiengemeinschaften
ab… “

Was von der Pfarrer-Initiative des Weiteres abgelehnt wird, lesen Sie hier.

Münchner kath. Reformgruppen: „Überdenken der Pfarreireform dringend notwendig“

München, 1. August 2014

Gemeinsame Pressemitteilung der drei Reformgruppen Gemeindeinitiative.org, Münchner Kreis und Wir sind Kirche in der Erzdiözese München-Freising


Die bisherige Zusammenlegung zu XXL-Pfarreien und großen Pfarrverbänden habe zwar die Enge und Selbstbezogenheit mancher Gemeinden aufgebrochen, aber auch viele Gläubige von Kirche weiter entfernt und entfremdet, heißt es in einem Schreiben der drei Reformgruppen Gemeindeinitiative.org, Münchner Kreis (von Priestern und Diakonen) sowie KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche an den Bischofsrat.
zum Beitrag.

Katholikentag III: Pressemitteilung der Reformbewegungen. Bischöfe dürfen Franziskus-Effekt nicht verpassen

Regensburg 1.6.2014

Zum Abschluss des Regensburger Katholikentages appellieren kirchliche Reformgruppen an die Bischöfe, den positiven „Franziskus-Effekt“ nicht zu verspielen und zu verpassen, und warnen vor einer Folgenlosigkeit dieses Katholikentages. Die Bischöfe dürften nicht nur vom Dialog und Aufbruch reden, sondern müssten endlich konkrete Schritte tun und konkrete Reformen einleiten.

Die zahlreichen ermutigenden Impulse von Franziskus haben große Hoffnungen und Erwartungen bei den Gläubigen geweckt, die nun voller Ungeduld darauf warten, dass der jahrzehntelange pastorale Reformstau endlich abgebaut wird. Papst Franziskus hat die Bischöfe in aller Welt aufgefordert, mutige Vorschläge für die Pastoral in den einzelnen Kulturkreisen zu machen, und hat eindringlich den Klerikalismus kritisiert. Deshalb ist es nun Aufgabe der Bischöfe, die Arbeitsergebnisse aus ihren Diözesen und aus dem bundesweiten „Dialogprozess“ offensiv nach Rom zu bringen. Als Vorsitzender der Deutschen und der Europäischen Bischofskonferenz sowie Mitglied päpstlicher Beratungsgremien trägt Kardinal Reinhard Marx hierbei eine besonders große Verantwortung, damit der weltweite positive „Franziskus-Effekt“ nicht verpufft.

Reformen jetzt!!

Bischöfe und Priester brauchen Mut und Solidarität für eine dringend notwendige Reform der Pastoral, die theologisch geboten ist. Statt der Zusammenlegung zu XXL-Gemeinden braucht es realisierbare Konzepte für lebendige Gemeindearbeit mit Gemeindeleiter/innen und Seelsorge vor Ort. Gemeinden müssen sich im Sinne von Eucharistie versammeln können – unabhängig davon, ob ein Priester anwesend ist oder nicht. Das Sakrament der Eucharistie ist ein Recht eines jeden Getauften und keine Belohnung für Wohlverhalten gegenüber der Amtskirche. Dies gilt auch für nach einer Scheidung Wiederverheiratete. Die katholische Sexualmoral muss auf den Prüfstand, wie auch die veröffentlichten Ergebnisse der Vatikan-Umfrage zur Familien-Synode zeigen. Wo Menschen in der Sexualität zu Objekten gemacht werden, wird die Würde des Einzelnen verletzt, werden Missbrauch, Menschenhandel und Abwertung toleriert.

Ende der klerikalen Volkskirche

Der Regensburger Katholikentag war von einer Volkskirchlichkeit geprägt, wie es sie wohl in keinem anderen deutschen Bistum mehr gibt. Noch stärker hat diesen Katholikentag aber die theologisch konservative Linie des gastgebenden Bischofs Dr. Rudolf Voderholzer und seines Vorgängers Gerhard Ludwig Müller geprägt, die sehr viel mehr auf der Linie des emeritierten Papstes Benedikt als auf der von Papst Franziskus liegt. Die Berufung von Bischof Voderholzer als Berater der Glaubenskongregation, die von Kardinal Müller geleitet wird, wurde während des Katholikentages offiziell bekannt gegeben.

Die vom Regensburger Bischof und anderen Bischöfen vehement vertretene Fokussierung auf den unbedingten Lebensschutz (Ablehnung der kirchlichen Schwangerschaftskonfliktberatung) hat schon jetzt dazu geführt, dass die Positionen der römisch-katholischen Kirche in anderen ethischen Fragen (wie z.B. assistierte Sterbehilfe) in der gesellschaftlichen und politischen Debatte immer weniger Gehör finden.

Die vollständige Pressemitteilung.