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Schlüsselposition PfarrerIn

„Führungskräfte, die ihren Mitarbeitern klar signalisieren: Ich stehe hinter dir… agieren extrem gesundheitsförderlich.“ Interview mit der Biologin Carola Kleinschmitt in der FAZ.

05.01.2015, FAZ, Interview mit der Biologin Carola Kleinschmidt.

„…

Frau Kleinschmidt, Sie beschäftigen sich mit neuen Erkenntnissen aus der Stressmedizin. Was hat Sie am meisten überrascht?

Es ist erstaunlich, wie sehr Druck am Arbeitsplatz mit unserem Gefühlsleben zusammenhängt. Wenn ich beispielsweise unter Zeitdruck an einer anspruchsvollen Aufgabe sitze, macht mich jeder, der mich stört, ärgerlich oder sogar richtig wütend. Ich möchte auf keinen Fall scheitern. Da kommen deutlich mehr negative als positive Gefühle auf, übrigens auch bei tollen Projekten…

Also geht es wieder um das große Thema Wertschätzung im Beruf?
Vor allem darum, dass die Anerkennung letztlich ein Signal für die wichtigere Botschaft ist: Du gehörst dazu. Der Düsseldorfer Medizinsoziologe Johannes Siegrist (vgl. Die Ursache für Burnout liegt in der Arbeitswelt) hat das mit seinen Studien zur „Gratifikationskrise“ belegt, in die geraten Menschen, wenn erstens die Anerkennung durch die direkte Führungskraft ausbleibt, sie zweitens nicht den Eindruck haben, das Gehalt sei angemessen für ihren Einsatz, oder sie drittens zu wenig persönliche Entwicklungsmöglichkeiten sehen. Dazu gibt es beeindruckende Zahlen. Menschen mit einer Gratifikationskrise haben ein doppelt so hohes Risiko für einen Herzinfarkt oder eine Depression. Führungskräfte, die ihren Mitarbeitern klar signalisieren: Ich stehe hinter dir, schätze deine Leistung und stärke dich, damit du deine Arbeit gut machen kannst, agieren extrem gesundheitsförderlich…“  Zum vollständigen Text.

Kein Job wie jeder andere: Attraktivität und Krise des Pfarrberufs. Von Prof. Ulrike Wagner-Rau,

Vortrag von Prof. Ulrike Wagner-Rau, Dt. Pfarrerblatt 02/2015

1. Zur Einführung

Der Pfarrberuf mit seiner Freiheit und in seiner Vielfalt der Tätigkeiten und Begegnungen ist attraktiv. Das kann ich aus persönlicher Erfahrung und Überzeugung unterstreichen. Das zeigen aber auch die quantitativen empirischen Studien zum Pfarrberuf, die in den letzten Jahren einhellig ein hohes Maß an Zufriedenheit der Pfarrerinnen und Pfarrer mit ihrem Beruf dokumentiert haben. Rund drei Viertel der Befragten z.B. in der Untersuchung »Pastorin und Pastor im Norden«, die im Frühjahr 2010 durchgeführt wurde, gaben an, mit ihrem Beruf zufrieden oder sogar sehr zufrieden zu sein. Diese Aussage erstaunt umso mehr, als zu diesem Zeitpunkt die drei norddeutschen Kirchen – Nordelbien, Mecklenburg und Pommern – mitten in dem konfliktreichen Prozess der Fusion steckten, die Nordelbische Kirche zudem bereits seit den 90er Jahren tiefgreifende Strukturreformen hinter sich hatte. Freilich differenziert sich das Bild, wenn unterschiedliche Aspekte der Einstellung zum Beruf in den Blick genommen werden. So ist z.B. die Zufriedenheit hoch im Blick auf das Arbeitsklima und die Zusammenarbeit im kollegialen Umfeld, extrem niedrig aber im Blick auf die kirchlichen Strukturveränderungen und die Möglichkeiten einer Laufbahnplanung.3

Der positive Blick auf den eigenen Beruf ist in der Pfarrerschaft also vorhanden, aber – das ist nicht überraschend – es gibt auch deutliche Schattenseiten. Insofern ist es nötig, die Ambivalenzen in den Blick zu nehmen: Ich werde zunächst einige Aspekte der Attraktivität des Berufs mit ihren Schattenseiten konfrontieren. Im zweiten Teil werde ich diesen ambivalenten Befund auf unterschiedliche Krisen des Berufes zurückführen – Krisen auch hier in ihrer doppelten Funktion gesehen eals Gefährdungen auf der einen, als Veränderungsimpulse auf der anderen Seite. Drittens werde ich die Überlegungen auf wesentliche Aspekte im Wandel des Berufsbildes hin zuspitzen, um schließlich einige Anregungen für das Handeln der mittleren Ebene in der Kirche zu formulieren. Zum Vortrag.

Worin unterscheiden sich PrädikantInnen eigentlich noch von PfarrerInnen?

Im Glaubens-ABC der EKD  wird PrädikantIn folgendermaßen definiert:

„Prädikant wird ein von der Kirche mit dem Predigtdienst beauftragter Laie genannt.“

Entsprechend galt früher und gilt heute noch in der Schweiz folgende Regelung:

„Prädikantinnen und Prädikanten der Reformierten Kirchen Bern-Jura-
Solothurn sind Personen, die nicht zum Pfarramt ordiniert, aber für die
aushilfsweise Leitung von Gottesdiensten berufen und ausgebildet sind.

Sie bringen mit ihrem Dienst zum Ausdruck, dass alle getauften Men-
schen berufen sind, an der Verkündigung des Evangeliums mitzuwirken.“

aus: Verordnung über die Prädikantinnen und Prädikanten (Prädikantenverordnung) vom 12. Dezember 2013 (Stand am 26. Februar 2015), Art. 2 Prädikantinnen und Prädikanten

In den deutschen Landeskirchen ist diese restriktive Definition und Beauftragung längst überholt. Hier gilt etwa in der EKiR:

„Die rheinische Kirche betont, dass neben dem Pfarramt, das hauptberuflich und nach Absolvierung eines theologischen Studiums, der wissenschaftlichen Prüfungen und des pfarramtlichen Vorbereitungsdienstes ausgeübt wird, auch Gemeindeglieder, die dazu nach dem Urteil der Gemeindeleitung befähigt sind und zugerüstet wurden, den Dienst an Wort und Sakrament und in der Seelsorge ausüben können…“

Oder ausführlicher im Zusammenhang:

„In der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) können ehrenamtlich und beruflich Mitarbeitende auf Antrag des Presbyteriums nach landeskirchlichen Vorbereitungskursen ordiniert und in den Dienst der Prädikantin oder des Prädikanten berufen werden.
Die rheinische Kirche betont, dass neben dem Pfarramt, das hauptberuflich und nach Absolvierung eines theologischen Studiums, der wissenschaftlichen Prüfungen und des pfarramtlichen Vorbereitungsdienstes ausgeübt wird, auch Gemeindeglieder, die dazu nach dem Urteil der Gemeindeleitung befähigt sind und zugerüstet wurden, den Dienst an Wort und Sakrament und in der Seelsorge ausüben können…

Etwa 650 ehrenamtliche Prädikantinnen und Prädikanten gibt es in rheinischen Kirche. Sie kommen aus allen Altersgruppen, Berufen und sozialen Schichten und tun ihren Dienst im strikten Sinne ehrenamtlich. Dabei tragen sie in der Ausübung ihres Predigtdienstes ebenso wie die Pfarrerinnen und Pfarrer den Talar… „

 In die gleiche Richtung wie die EKiR, aber nicht so weitgehend, zielt auch die VELKD:

7. Dienstauftrag

In der Dienstordnung, die der Genehmigung durch den Bischof oder die Bischöfin oder einer von ihm oder ihr beauftragten Person bedarf, ist insbesondere festzulegen:
a) der Dienstbereich, in dem der Prädikant oder die Prädikantin tätig werden soll (z.B. Kirchengemeinde, Dekanat bzw. Kirchenkreis, Einrichtung),
b) inwieweit der Dienstauftrag regelmäßige Gottesdienste mit Feier des Abendmahls umfasst,
c) die Teilnahme an Dienstbesprechungen oder Sitzungen des Kirchenvorstandes, wenn wichtige Fragen des Amtes der Verkündigung beraten werden,
d) die Einbindung in die Gemeinschaft der übrigen nach CA 14 ordnungsgemäß berufenen Personen. Ausnahmsweise kann im Einzelfall der Dienstauftrag auch auf Amtshandlungen (Taufen, Trauungen, Bestattungen) erweitert werden, die der Prädikant oder die Prädikantin im Einvernehmen mit dem für die Gemeinde zuständigen Pfarrer oder der für die Gemeinde zuständigen Pfarrerin vornimmt. Ausnahmsweise kann die Dienstordnung bestimmen, dass dem Prädikanten oder der Prädikantin nach dem erfolgreichen Abschluss einer zusätzlichen Seelsorgeausbildung besondere Seelsorgeaufgaben übertragen werden.

Aus:  Verwaltungsvorschrift über den Dienst der Prädikantinnen und Prädikanten
(Prädikantendienstverwaltungsvorschrift–PrädVwV) Vom 4. März 2014

Fazit: die Definition im EKD-Glaubens- ABC ist veraltet und korrekturbedürftig.

Studie: „Pastorin und Pastor im Norden. Antworten – Fragen – Perspektiven“, Hrsg. Gothart Magaard & Wolfgang Nethöfel

Der Pfarrverein der EKHN hatte die erste Pfarrerzufriedenheitsstudie (Gesamtübersicht hier) einer Landeskirche in der EKHN 2001 selbständig in Angriff genommen und beauftragt. Danach folgte eine landeskirchlich beauftragte Befragung der Pfarrer der EKKW unter dem Titel “Professionsbrüche im Pfarrberuf“ (zur Zusammenfassung). Und schließlich 2010 die hier im Folgenden vollständig in Ergebnissen und Auswertungen zugängliche Studie der dritten Befragung der Schlüsselposition PfarrerIn einer Landeskirche in der (damals frisch fusionierten) Nordkirche:

Ein Arbeitsbuch zur Befragung der Pastorinnen und Pastoren der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs, der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche und der Pommerschen Evangelischen Kirche herausgegeben von Gothart Magaard & Wolfgang Nethöfel aus dem Jahr 2011.

„Einführung der Herausgeber

80 Fragen auf 22 Seiten unterteilt in 10 Bereiche: Die Befragung „Pastor/in im Norden“, von Februar bis April 2010 in drei Landeskirchen gleichzeitig durchgeführt, war ein mutiges Projekt! Umso mehr freut es uns, dass die Befragung erfolgreich abgeschlossen wurde: Von 1839 Pastorinnen und Pastoren der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs (ELLM), der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (NEK) und der Pommerschen Evangelischen Kirche (PEK) haben 1213 den Fragebogen ausgefüllt und zurückgeschickt – eine Quote von über 65%. Bis Juli 2010 wurden die Daten digitalisiert, anschließend am Institut für Wirtschafts- und Sozialethik an der Philipps-Universität Marburg (IWS) gesichtet und für weiter gehende Auswertungen aufbereitet. Das IWS war auch verantwortlich für die Konzeption und Durchführung der Befragung. Von Beginn an wurden Vertreterinnen und Vertreter aus allen Bereichen des kirchlichen Lebens in die Erarbeitung einbezogen. So konnte sichergestellt werden, dass durch die Befragung ein nachhaltiger Diskussionsprozess in den Landeskirchen angestoßen wird. Das vorliegende Arbeitsbuch führt diesen Diskussions- und Beratungsprozess nun weiter: Autorinnen und Autoren aus verschiedenen Bereichen aller drei Landeskirchen stellen wichtige Ergebnisse der Befragung vor und bringen ihre Einschätzungen und Schlussfolgerungen in die aktuelle Diskussion… „

Der vollständige Text der Befragung und Auswertung der Nordkirche.

Für die Zukunft der Kirche am wenigsten wichtig: Kirchenreformen. Aus der Studie „PastorIn in der Nordkirche“.

02/2015, WM

Aus der Studie PastorIn in der Nordkirche wollen wir hier nur ein Ergebnis herausgreifen. Die Frage: „Wenn Sie an die Zukunft unserer Kirche denken. Für wie wichtig halten Sie die folgenden Maßnahmen?“.  Die Schlüsselposition der Kirche, die PastorInnen, setzen dabei die Maßnahmen, die für die Kirchenreformmaßnahmen der zurückliegenden Dekade stehen, an die letzten Positionen (vgl. S. 104 der Studie): 

NEK_Zukunft-der-Kirche-UmfrageS104_Bildschirmfoto vom 2015-02-24 21:00:43

EKM/ Gustav-Adolf-Werk Thüringen: Zur jüngsten Entwicklung des Vereins und der anhängigen Disziplinarverfahren gegen vier theologische Vorstandsmitglieder.

aus:  01/2015

Nachdem vier der theologischen Vorstandsmitglieder des GAW Thüringen seit zwei Jahren mit Disziplinarverfahren belegt sind (vgl. die Wort-Meldungen) , wird in der neuesten Ausgabe des Mitteilungsblattes des Thüringer Pfarrvereins  weiter über die jüngste Entwicklung berichtet. Daraus hier nur zwei kurze Auszüge:

Mit Schreiben vom 15.05.2014 wurde die ELKM durch das Verwaltungsgericht der EKD auf das Prozessrisiko hingewiesen. Beide Seiten werden zur Stellungnahme aufgefordert. Als Termin für die mündliche Verhandlung wird der 29.10.2014 angesetzt. Rechtsanwalt Hertzsch erläutert am 07.10.2014 für seinen Mandanten das Interesse an dieser Klärung gegenüber dem Gericht unter anderem so:
„Die Landeskirche hat gegen den Beklagten ein Disziplinarverfahren unter anderem mit der Begründung eingeleitet, dass Pfarrer Burmeister weiter vom rechtlichen Bestand des GAW Thüringen ausgehe und in der Folge dessen seine Funktion als Vorstand weiter wahrgenommen habe. Damit habe er Amtspflichten verletzt, weswegen ein Disziplinarverfahren einzuleiten war. Aus Sicht der Landeskirche ist es also von Entscheidungserheblicher Bedeutung auch für das Disziplinarverfahren, ob dem GAW Thüringen eine eigene Rechtspersönlichkeit zukommt und ob dieses fortbesteht. In diesem Falle hätte Pfarrer Burmeister schon vom Ansatz her keine Pflichtverletzungen – die zur Einleitung eines Disziplinarverfahrens Anlass gegeben hätten – begehen können…
Eine andere Frage ist selbstverständlich, ob die Landeskirche als Disziplinarbehörde ihren disziplinarischen Vorwurf darauf stützen könne, dass eine Rechtsfrage nicht sicher zu beantworten sei. Darauf einen disziplinarischen Vorwurf zu stützen, muss im Ergebnis scheitern, da selbst leitende Juristen des Landeskirchenamtes sich nicht in der Lage sehen, die hier maßgeblichen Rechtsfragen rechtssicher zu entscheiden. Gerade deshalb wurde hier die kirchengerichtliche Klärung eingeleitet.
Um wie viel weniger kann ein Pfarrer ohne juristische Ausbildung diese Frage entscheiden. Ein Disziplinarverfahren muss also insoweit an der Schuldfrage scheitern…

‚Am 06.11.2014 fordert Rechtsanwalt Hertzsch erneut die bisher nicht gewährte Einsicht in die Verfahrensakte seines Mandanten und betont, dass die Vorwürfe bisher nicht konkretisiert worden seien, auch dass aus den dargelegten Gründen das GAW fortbestehe, der Vorstand seine Funktion wahrnehmen könne und sogar wahrnehmen müsse. Zu den Vorwürfen selbst führt er aus: „Eine Pflichtverletzung und damit ein Anlass für disziplinarische Maßnahmen ist damit weder in objektiver noch in subjektiver Hinsicht festzustellen. Wie bereits ausführlich dargestellt, dürfte in subjektiver Hinsicht ein Verschuldungsvorwurf ins Leere gehen, da selbst das Landeskirchenamt trotz der Ausstattung mit dem gebündelten Sachverstand zahlreicher Volljuristen sich nicht in der Lage sieht, die hier zu entscheidenden Rechtsfragen sicher zu beantworten. Umso weniger kann die Beantwortung dieser schwierigen Rechtsfragen von einem Pfarrer ohne juristische Ausbildung erwartet werden. Der Pfarrer ohne juristische Ausbildung kann sich insoweit nur auf die Auskunft externer Berater verlassen. Diese Auskünfte hat der Betroffene hier eingeholt. Die hier zu entscheidende Rechtsfrage zum Fortbestand des GAW Thüringen ist dabei klar beantwortet worden. Auf dieser Grundlage hat der Betroffene als Vorstandsmitglied weiter gearbeitet. Dies kann ihm unter keinen Umständen als Disziplinarverstoß vorgeworfen werden.“…‘

Zum vollständigen Text (S. 20ff).

„Mit hellem Schein im Herzen“. Eine Kontroverse mit Rolf Kötter. Von Maximilian Hesslein.

 

Große Lust und Freude am Pfarramt spricht aus diesem Text, der die Bedeutung des Pfarramtes als Schlüsselfunktion kirchlicher und gesellschaftlicher Transformation errichtet und festhält (vgl. Rolf Kötters Artikel im Hess. Pfarrerblatt (S.2ff)).

Dabei geht es Ralf Kötter vor allem um eine „Präsentation des Evangeliums mitten in der Gesellschaft“. Binnenkirchliche Verengung muss abgeschafft, den Versorgungsansprüchen des Vereinskirchentums muss widersprochen, die Befreiung des Pfarrdienstes von den Fesseln der Vergangenheit muss geleistet werden.

Es steht außer Zweifel, dass das Pfarramt kein attraktiver Beruf in diesen Zeiten ist. Die Studierendenzahlen gehen seit Jahren zurück. Es fehlen die Menschen, die sich in einer klaren Orientierung am Evangelium mit Offenheit und Weite dem Dienst in der Kirche widmen und zugleich den Blick für die und in der Gesellschaft pflegen.

Kötter bietet nun an, unter Rückgriff auf die Anliegen der Reformation die Attraktivität zu steigern, indem das Pfarramt nicht mehr in seiner binnenkirchlichen Funktion gedacht wird, sondern als ein Dienst an der Gesellschaft. Das Wort Gottes muss mitten hinein in die Welt. Damit wird die Kirche ganz und gar eine Kirche für andere.

Dabei geht er mit der bestehenden Kirche hart ins Gericht. Die Kirche und die Menschen, die in ihr arbeiten, seien wehleidig, pflegten einen kirchlichen Binnen-Jargon und starre Insider-Formen.

Ja, das gibt es. Es gibt unproduktive Wehleidigkeit. Es gibt verschiedene einengende Ketten der Tradition. Es gibt das ängstliche Verharren im Status quo. Ja, das lähmt die Kirche an vielen Stellen ihrer Arbeit und ihres Dienstes.

Dass manche Formen und auch die gepflegte Sprache aber zu den Schätzen der Kirche gehören könnten, geht dem Autor leider nicht auf. Er erschöpft sich vielmehr in der pauschalen Kritik an der bestehenden Kirche und ihrer Amtsträger, bläst damit in das Horn, das seit Kirche der Freiheit Pfarrerinnen und Pfarrer demotiviert und quält. Ob diese pauschale Kritik nun zu einer besseren Motivation junger Menschen führt, als Pfarrerinnen und Pfarrer einen Beitrag für die Kirche und in der Gesellschaft zu leisten, darf bezweifelt werden. Ob Pfarrerinnen und Pfarrer sich unter diesen Voraussetzungen an eine Neuausrichtung ihres Berufes machen, ist unwahrscheinlich.

Dass die Kirche als Teil der sich weiter entwickelnden Gesellschaft manche Veränderungen nötig hat, ist unbestritten. Leider lässt die pauschale Kritik Kötters den Blick auf das bestehende Gute nicht zu. Es geht ihm damit nicht um eine kontinuierliche Weiterentwicklung, wie sie in vielen Gemeinden derzeit geleistet wird, sondern um Abwicklung und Neuaufbau.

In seinen Ideen zur theologischen Fundierung des Transformationsprozesses und zum Heraus aus den angstbesetzten Rückzugsgefechten, in seinen Ideen zur kirchlichen Präsenz in der Kommune und zur Einheit von Verwaltung und Verkündigungsdienst im Pfarramt liegen viele Chancen begründet. Die sollten wahrgenommen werden, ohne die bestehenden Amtsträger gleich zu diskeditieren. 

Neu: Nordkirche verleiht Pfarrerin an ev.-methodistische Gemeinde.

01/2015

Regina Waack ist in der Nordkirche die erste Pastorin, die an eine evangelisch-methodistische Gemeinde abgeordnet wurde. Früher wurde die Gemeinde in Flensburg von dem Pastor aus Kiel mitversorgt, der zwei methodistische Gemeinden betreute und sonntags zwei Gottesdienste gestalten musste. Die Gemeindemitglieder in Flensburg fühlten sich nicht gut betreut, weil der Pastor beim anschließend üblichen Kirchencafé mit Sprechzeit immer fehlte. Einen Pastor in Vollzeit kann sie sich nicht leisten. Die Gemeinde schrumpfte.

So entstand die Idee, dass ein Pastor in Flensburg jeweils eine methodistische und eine lutherische halbe Pfarrstelle betreut. Sonntags kann er Gottesdienst mit der methodistischen Gemeinde feiern und wochentags Tätigkeiten in der lutherischen Kirche wahrnehmen. Waack kümmert sich neben der Gemeindearbeit noch um die lutherischen Prädikanten im Kirchenkreis….  Zum Artikel.

Abgewiesen, ausgegrenzt, eingeschränkt – heute unverzichtbar: 80 Jahre berufliche Erfahrungen evangelischer Theologinnen in Württemberg

01/2015 Deutsches Pfarrerblatt

Von: Christel Hildebrand

Die erste württembergische Theologin, Lydia Schmid (1897-1946), konnte 1921 ihr Studium nur mit einem Dr. theol. abschließen, und sah sich wegen fehlender beruflicher Perspektive in der Kirche genötigt, ihn 1922 mit einem Dr. phil. zu ergänzen. Erst seit 1927 wurden kirchliche Examen in der evangelischen Kirche in Württemberg möglich. Elisabeth Mack hatte erfolgreich darum gekämpft. Bis 1929 hatten drei Theologinnen dieses Examen abgelegt. Diesen vier Frauen wurde das Erteilen von Religionsunterricht erlaubt, sie führten den Titel: »Höher geprüfte kirchliche Religionshilfslehrerin.«  Zum Artikel.

Mit Mobbing-Strategien zum Erfolg. Wenn’s offen nicht klappt, geht man eben hintenrum.

01/2015 von Ingrid Ullmann.

Mobbing beschreibt negative kommunikative Handlungen, die gegen eine Person gerichtet sind (von einer oder mehreren anderen) und die sehr oft über einen längeren Zeitraum hinweg vorkommen und damit die Beziehung zwischen Täter und Opfer kennzeichnen. Die sozialen, physischen und psychischen Folgen von Mobbing sind heute wissenschaftlich erwiesen und als Faktum anerkannt. Das öffentliche Problembewußtsein wird aufgeschreckt durch spektakulären Fälle wie der Freitod einer jungen Polizistin in München. Doch zwischen Suizid und Krankheit, Abwehr und Resignation, Verstörung und Depression, gibt es ein sprachloses Heer von Betroffenen, die oft nachhaltig sozial, materiell und psychisch geschädigt werden. Die Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen geht von 10% der Erwerbstätigen aus, die schon einmal körperlichen oder seelischen Belästigungen am Arbeitsplatz ausgesetzt waren. Mobbing in der Kirche hat noch einmal eine besondere Problematik… Zum Bericht.