Archiv für den Monat: Juni 2016

Verpasste Chance. Von Friedrich Schorlemmer: Die Erinnerung an den Überfall auf die Sowjetunion vor 75 Jahren stehen allzu sehr im Schatten der aktuellen deutschen Russland-Politik.

22.06.2016
22. Juni 1941 Die Erinnerung an den Überfall auf die Sowjetunion vor 75 Jahren stehen allzu sehr im Schatten der aktuellen deutschen Russland-Politik


Warum ringt sich der Bundespräsident, nachdem er jeden Kontakt zur russischen Führung so lange und beharrlich gemieden hat, nicht wenigstens zum 75. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion dazu auf, seine stoische Distanziertheit aufzugeben? Es müsste nicht unbedingt nach Moskau fliegen. Ein Auftritt im Bundestag täte es auch…
Um richtig verstanden zu werden, 1941 hatte ein verbrecherischer Diktator einen anderen verbrecherischen Diktator „betrogen“. Nach 1990 haben demokratische Staaten Europas ein sich demokratisierendes Russland getäuscht. Bestehende Abrüstungsverträge wurden aufgekündigt oder ausgehöhlt. Mit der NATO-Osterweiterung entstand eine veränderte strategische Balance in Europa, weil sich das westliche Militärbündnis weit nach Osten schob. …

Zum Artikel.

„Erzbistum München besitzt 6,3 Milliarden. Die Zahlen fachen die Debatte über den Reichtum der katholischen Kirche wieder an.“ (SZ., 21.06.16). Pressestimmen zu einem offensichtlich wichtigen Thema des Qualitätsjournalismus.

06/2016

DIE WELT
So reich ist die katholische Kirche wirklich Erstmals hat die Erzdiözese München und Freising eine Bilanz präsentiert. Ihr offizielles Vermögen ist mit rund sechs Milliarden Euro beträchtlich. Doch die wahre Größenordnung ist das nicht. Mehr dazu.

BR: Reich, reicher, München
Das Erzbistum München beziffert sein Vermögen auf über 5,5 Milliarden Euro. 1,5 Milliarden stecken in Finanzanlagen, 1,3 Milliarden Euro schwer ist der Immobilienbesitz. Weitere liquide Mittel belaufen sich auf knapp 450 Millionen Euro. In Bildung, Gemeinden und caritative Zwecke fließen knapp zwei Milliarden Euro. Die Emeritenanstalt, die Pensionen der Priester sichert, bindet knapp 250 Millionen Euro und der Erzbischöfliche Stuhl gut 50 Millionen… Zur Quelle.

SPIEGEL: 5,5 Milliarden Euro: Erzbistum München ist noch reicher als alle anderen

Das Erzbistum München legt erstmals sein Vermögen offen – und siehe da: Es ist noch reicher als alle anderen. Paderborn kommt nur noch auf den zweiten Platz. Zur Quelle.

ZEIT online: Erzbistum München legt Milliardenvermögen offen

Beer räumte ein, dass die Antwort der Kirche auf die Frage, was und warum sie so viel besitze, in der Vergangenheit nicht immer gelungen sei. Die öffentliche Debatte über die Kirchenfinanzen habe manche „schmerzliche Selbsterkenntnis“ hervorgebracht. Einiges sei versäumt und übersehen worden. Im Zuge der Vermögenserfassung seien aber auch die Zuständigkeiten grundlegend geändert worden. „Wir haben das Geld vor uns selbst in Sicherheit gebracht.“

BILD: Erzbistum hat Vermögen von 6 Milliarden Euro

…Das Erzbistum München und Freising hat zum ersten Mal sein Vermögen offen gelegt. Es beträgt 6 Milliarden Euro. Die Einnahmen aus Kirchensteuer betragen jährlich um die 570 Millionen Euro. Das ist viel. Sehr viel. Das ist sogar dem Erzbistum fast unangenehm…. Zur Quelle.

Die sachliche Variante (eigentlich nur in der FAZ):

…Den Vermögenswerten des Erzbistums, im Wesentlichen Finanz- (1,4 Milliarden) und Sachanlagen (1,2 Milliarden), stehen erhebliche Verpflichtungen gegenüber. Die größten Posten bilden die Rückstellungen für die Pensionsverpflichtungen gegenüber den Mitarbeitern (477 Millionen) sowie zweckgebundene Rücklagen, etwa für den Erhalt und Unterhalt von rund 6000 Immobilien, für die das Erzbistum unmittel- oder mittelbar verantwortlich ist (2,6 Milliarden). Das Aufkommen aus der Kirchensteuer – im Jahr 2015 rund 570 Millionen Euro – dient hingegen in erster Linie der Finanzierung der Personal- und Sachkosten, die bei der Erfüllung der kirchlichen Aufgaben in der Seelsorge, der Verkündigung und der Bildung sowie der Caritas anfallen. … Mehr dazu.

 

 

Das Erzbistum München-Freising hat seinen Besitz offengelegt: fast sechs Milliarden Euro. Ist das reich? Ja und nein. Ein Kommentar von Matthias Drobinski, SZ

20. Juni 2016, Kommentar von Matthias Drobinski

Eine Kirche, die nur um den Selbsterhalt kreist, wird krank, hat Papst Franziskus gesagt. Erst recht eine Kirche, deren Finanzpolitik allein der Sicherung und der Vermehrung des Vermögens dient. Daran wird sich messen, ob der Reichtum des Erzbistums angemessen ist oder nicht.

Der Kommentar.

Kirchensteuer 2015 auf Rekordniveau. Einnahmen steigen auf elf Milliarden Euro.

22.06.2016, Wirtschaftswoche
Die Kirchensteuereinnahmen in Deutschland sind 2015 trotz sinkender Mitgliederzahlen auf einen Rekordstand gestiegen. Im vergangenen Jahr seien rund 11,46 Milliarden Euro an die katholische und evangelische Kirche geflossen, berichtet die „Bild“-Zeitung unter Verweis auf das Statistische Bundesamt. Im Jahr davor waren es 10,77 Milliarden Euro.

Die katholische Kirche nahm demnach rund 6,09 Milliarden Euro ein, die evangelische Kirche etwa 5,37 Milliarden….  Mehr dazu.

Die andere Art der Kirchenfinanzierung: Breite finanzielle Unterstützung der italienischen Waldensergemeinden durch Kultursteuern von Menschen, die der Waldenser-Kirche nicht angehören.

06/2016

In Italien wird die sogenannte 8-Promille-Steuer erhoben: Einkommensteuerpflichtige können bei ihrer Steuererklärung eine sozial ausgerichtete Organisation ankreuzen, der sie 8 Promille ihres Einkommens zukommen lassen wollen. Zu den Organisationen, die diese Steuer erhalten können gehören u.a. die katholische Kirche in Italien, die jüdischen Gemeinden in Italien und seit 1993 auch die Waldenser-Kirche. Im Unterschied zur deutschen Kirchensteuer ist die 8-Promille-Steuer unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer Kirche. In den letzten Jahren überstieg die Anzahl der Kreuze für die Waldenser-Kirche deren Mitgliederzahl um mehr als das Dreißigfache. Die Waldenser-Kirche hat sich selbst dazu verpflichtet, die Mittel aus dieser Steuer nicht für innerkirchliche Zwecke einzusetzen – wie z.B. für die Pfarrbesoldung. Mehr dazu (klicken Sie auf „8-Promille-Steuer“)

Anm. F.S.: Die kleine Waldenserkirche verschafft sich durch ihre Arbeit ein erstaunlich positives Renommee in der Gesellschaft. Die Eigenmittel sind minimal, die Unterstützung durch andere, hier über die Kultursteuer, aber sehr hoch. Ein anderer ekklesiologischer und kirchenpolitischer Ansatz  jenseits der reform-bürokratisierten und -hierarchisierten Amtskirche, der im Volk gut ankommt. Man höre, staune und – lerne.

10 Jahre EKD- Umbauprozess: Wolfgang Huber zog Bilanz (Interview von 12/2013)

06/2016, evangelisch.de

Als EKD-Ratsvorsitzender trieb Wolfgang Huber den Reformprozess der evangelischen Kirche voran. Jetzt zieht der Altbischof im Interview mit evangelisch.de eine Zwischenbilanz. Und übt Selbstkritik mit Blick auf das umstrittene Zukunftspapier „Kirche der Freiheit“ von 2006.


Sie sagen, Strukturveränderungen sind kein Selbstzweck. Nach meiner Beobachtung kommt das aber an der Basis oft anders an. Kann es sein, dass wir erst einmal eine spirituelle Erneuerung bräuchten? Oder auch eine theologische Vertiefung des Reformprozesses?
Huber: Es kann sein, dass das nicht genügend ankommt, weil wir eine Form der kirchlichen Leitung haben, die stark auf gesetzliche Vorgaben und deren Umsetzung fixiert ist. Da wird eine staatsanaloge Struktur vererbt, die sich aus den Zeiten des landesherrlichen Kirchenregiments und seiner Verwaltungskirche erklärt. Wenn man sich die Tagesordnungen von kirchlichen Gremien anschaut, dann sind sie sehr stark von Strukturfragen – Kirchengesetze, Haushalt, Bau, Personal – geprägt. Da ist es schwer, Fragen des geistlichen Lebens, Überlegungen zur geistlichen Schwerpunktbildung ins Zentrum zu rücken… Das Interview.

Religionszugehörigkeit in der Schweiz 2013-2015

06/2016

Die evangelisch-reformierte Kirche als einst stärkste Religionsgemeinschaft der Schweiz verliert seit 1950 zunehmend an Mitgliedern. Auch die römisch-katholische Kirche verliert an Mitgliedern, wenn auch erst ab den 1970er Jahren, da der Mitgliederschwund durch Zuwanderungen aus katholisch geprägten Ländern wie etwa Italien, Spanien oder Portugal etwas verzögert wurde. Durch serbische Zuwanderung in Folge der Jugoslawienkriege in den 1990er-Jahren wuchsen die christlich-orthodoxen Kirchen in der Schweiz, die zusammen mit den alt-orientalischen und den ostkirchlich Orthodoxen heute die viertgrösste Religionsgruppe in der Schweiz darstellen…. Mehr dazu (Diagramm).

Völlig unbedeutend sind Evangelikale, Pfingstler, Endzeitgemeinden.

Gender: Maria Magdalena wird den Aposteln gleichgestellt, Radio Vatikan

10.06.2016

Maria Magdalena wird liturgisch aufgewertet: Ihr „gebotener Gedenktag“ am 22. Juli wird künftig in der ganzen römisch-katholischen Kirche als „Fest“ eingestuft. Ein kleiner Schritt aufwärts im „Who is who“ der Heiligen, aber ein großer Schritt für die Wertschätzung der Rolle von Frauen in der Kirche. Die Gleichstellung Maria Magdalenas mit den Aposteln erfolgt auf ausdrücklichen Wunsch von Papst Franziskus und soll auch das kirchliche Nachdenken über die Würde der Frau anregen…. Mehr dazu.

Magere Zeiten für Rentner. Die Versorgungswerke senken die Zinsen immer weiter herab – jetzt sogar von 1,75 auf 0,25 Prozent, wie bei der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder.

21. Juni 2016, Von Thomas Öchsner, SZ
Die Bundesregierung sagt es ganz offen: Die gesetzliche Rente allein wird in Zukunft nicht ausreichen, „um den Lebensstandard des Erwerbslebens im Alter fortzuführen“. Die Regierung rät daher stets, für den Ruhestand zusätzlich vorzusorgen. Doch nicht nur das Rentenniveau, also das Verhältnis eines Durchschnittsverdiensts zur Standardrente, sinkt. Auch die Einschnitte bei der betrieblichen Altersversorgung werden auf Grund der historisch niedrigen Zinsen immer größer… Zum Artikel.