Archiv der Kategorie:
Institutioneller Wandel außerhalb der Kirchen

Stell Dir vor es ist PISA und keiner schaut hin

20.10.13 von Karl-Heinz Dammer

Ich habe einen Traum…: Eines Tages kreißt der PISA-Berg und die Medien ignorieren die Geburt der Maus. Der Traum mag noch in weiter Ferne liegen, dennoch sei ein kleiner Beitrag zu seiner Verwirklichung erlaubt. Vor Kurzem erschien der für Erwachsene im Alter von 16 bis 65 Jahren konzipierte Ableger von PISA, die PIAAC-Studie (Programme for the International Assessment of Adult Competencies), die wie ihr schulisches Pendant von der OECD initiiert wurde und dem langfristigen Bildungsmonitoring dienen, also in regelmäßigen Abständen wiederholt werden soll.

Ihre wesentlichen Ergebnisse sind: Die deutschen Erwachsenen liegen bei allen drei getesteten Bereichen – Lesekompetenz, mathematische Kompetenz und Computerkenntnisse – im Mittelfeld, genauer: bei der Alltagsmathematik und den Computerkenntnissen leicht über, bei den Lesekompetenzen leicht unter dem OECD-Durchschnitt, wobei die Bandbreite der Punktunterschiede geringer ist als bei der PISA-Studie. Weit überdurchschnittlich viele Erwachsene verfügen über keine ausreichende Lesekompetenz und die Kopplung von Lesekompetenz und sozialer Herkunft ist ebenfalls überdurchschnittlich hoch. Das ist und bleibt natürlich ein Missstand, wir kennen ihn aber bereits aus sämtlichen bisherigen PISA-Studien. Nicht wirklich überraschend ist auch die Erkenntnis, dass ältere Mitbürger nur über unterdurchschnittliche Computerkenntnisse verfügen, ja nicht einmal die Botschaft, dass die jüngeren Probanden den älteren überlegen sind, lässt wirklich aufhorchen, denn schließlich liegt ihre Schulzeit noch nicht so lange zurück und außerdem sind sie an diese Form von Befragungen dank PISA seit mehr als zehn Jahren gewöhnt; da kann man wohl höhere Testkompetenz erwarten.

Eben aus diesem Grund dürfte selbst einem Menschen mit mittlerem Kompetenzprofil die Frage in den Kopf kommen, was denn bei den Erwachsenen anderes als Mittelmaß herauskommen soll, wenn sie in Schulen unterrichtet wurden, denen PISA von Anfang an eben dieses Mittelmaß bescheinigte? Zum Artikel.

Bild-Zeitung hetzt gegen Lehrer-Streik

24. Oktober 2013. Unerhört! Skandalös! Lehrer schwänzen und wollen auch noch Beamtengehälter!

Wer sich im Fach Propaganda weiter bilden will, kommt an der Springer-Presse nicht vorbei. Sie beherrscht das anspruchsvolle Handwerk, die arbeitende Bevölkerung gegeneinander auszuspielen und die eine Berufsgruppe von der Unsinnigkeit berechtigter  Forderungen einer anderen Berufsgruppen zu überzeugen. Mehr dazu.

Kinofilm Alphabet

Erwin Wagenhöfer ist nach seinen Dokumentationen „We feed the world“ und „Let’s make money“ für seinen kritischen Blick auf die Gesellschaft und Wirtschaft bekannt.

Nun befasst er sich mit seinem neuem Film mit dem Bildungssystemen auf dieser Welt. Er betrachtet global mehrere Systeme um zu zeigen, welche Auswirkungen die Konzentration auf die Verwertbarkeit von Bildung hat. „„Leistung“ als Fetisch der Wettbewerbsgesellschaft ist weltweit zum unerbittlichen Maß aller Dinge geworden.“, analysiert Wagenhöfer. Die Auswirkungen sind gravierend. Die erlernten Denkmuster sind zu engstirnig. Diese Form der Bildung macht er für die aktuelle Krise mit verantwortlich. Es ist unseren Eliten fast unmöglich langfristige Perspektiven zu entwickeln.

Bildung ist für ihn umfassender: „Was wir lernen, prägt unseren Wissensvorrat, aber wie wir lernen, prägt unser Denken.“

Sehen Sie hier den Trailer zu Alphabet und lesen Sie hier ein Interview mit der Zeit.

Staatsdiener vereinigen sich in Staatsallianz und fordern einen starken öffentlichen Dienst

Berlin – Beamte, Soldaten, Richter und Staatsanwälte haben sich zur Durchsetzung gemeinsamer Interessen zu einer ‚Staatsallianz‘ zusammengetan… ‚Sparrunden, Privatisierungswellen und Reformaktionismus‘ hätten die Leistungsfähigkeit des öffentlichen Sektors ’stark beschädigt‘, heißt es in einem am Montag in Berlin vorgestellten Thesenpapier des Bündnisses. Mehr in der SZ.

in „10 Thesen für einen starken öffentlichen Dienst“ bezieht die Staatsallianz Position:

1. Berufsbeamtentum stärken!
Die Beamten, Soldaten, Richter und Staatsanwälte garantieren eine effektive, unabhängige
und verlässliche Erledigung hoheitlicher Aufgaben. Um die Konkurrenzfähigkeit des
öffentlichen Dienstes als Arbeitgeber im Wettbewerb um die besten Köpfe auf dem
Arbeitsmarkt zu sichern, müssen ihre Besoldung und Arbeitsbedingungen verbessert werden. Das Streikverbot darf nicht angetastet werden.

Die Thesen. 

Kommentar: wo bleiben die 10 Thesen der Pfarrerinnen und Pfarrer?

Wenn Helfer verlieren, sind alle die Verlierer

Aus der Solidarität ist eine ökonomische Größe geworden. Damit ist die Entsolidarisierung in unserer Gesellschaft konsensfähig. Doch wenn aus einer sozialen Interaktion eine ökonomische Interaktion wird, verlieren alle.

Lesen Sie dazu den Kommentar von Waltraud Schwab in der TAZ: Helfen bedeutet also verlieren

Prof. Jochen Krautz: Ware Bildung – Buchbesprechung

Der große Umbau deutscher Hochschulen und die neuen Studiengänge werden weder zu besserer Anschlussfähigkeit deutscher Abschlüsse führen noch zu einer besseren akademischen Bildung. Das ist nur ein Punkt in Jochen Krautz Generalabrechnung mit der Umgestaltung des deutsche Bildungssystems, für die die Schlagworte Bologna und PISA stehen.

Unter dem Zwang der Effektivierung, des Benchmarking, Ranking und der Outputorientierung ist Bildung verloren gegangen, und deshalb stellt Krautz den Bildungsbegriff an den Beginn seiner Kritik. Als Kunsterzieher leitet er ihn anschaulich und gut verständlich aus der Betrachtung eines Reliefs über dem Tor einer tschechischen Volksschule her. Bildhaft und angenehm lesbar wie der Einstieg ist das ganze Buch geschrieben. Bildung als Persönlichkeitsentwicklung und Erziehung als ein personaler Prozess zwischen Lehrer und Schüler sind verloren gegangen, stattdessen geht es nur noch um die Ausbildung der eigenen Arbeitskraft und der quasi industriellen Produktion von Kompetenzen, um das Human-Kapital der künftigen Ich-AGs.

Zur immer noch aktuellen Buchbesprechung von Wolfgang Lieb von 2007.

Ökonomisierung und Entdemokratisierung des Bildungswesens – Veranstaltungshinweis

Sind Kompetenzen, Standards und Methoden ein Allheilmittel?
Vortragsreihe: Vom 31.10.2013 bis 30.01.2014 alle 14 Tage donnerstags um 19:30 Uhr in der Goethe-Uni Frankfurt, Campus Bockenheim Hörsaalgebäude, Gräfstraße, Ecke Mertonstraße

Bildungsstandards, Einzug des Qualitätsmanagements in die Schule, Individualisierung der Lernprozesse durch selbstorganisiertes Lernen, Ausrichtung der Schule an betriebswirtschaftlichen Kriterien – das sind einige der Schlagwörter, mit denen Bildungsplaner/-innen das auf angeblich abgestandenes „Abfragewissen“ zielende Schulsystem in Deutschland umkrempeln wollen.

Die Veranstaltungsreihe „*Ökonomisierung und Entdemokratisierung des Bildungswesens*“ der Frankfurter GEW in Kooperation mit dem AStA der Goethe-Universität und der „Gesellschaft für Bildung & Wissen“ zielt auf den Blick hinter die Kulissen, die von Politikern/-innen und Meinungsmonopolisten aufgebaut wurden und werden, um die Aufmerksamkeit von den für Lehrkräfte und betroffene Schülerinnen und Schüler negativen Folgen der beabsichtigten „Reformen“ abzulenken und um Veränderungen von Strukturen und Inhalten des Bildungssystems durchzusetzen, die kritisch zu hinterfragen sind.
Zum Programm der Abende.

Medleaks – Neue Plattform für eine EINE NEUE KULTUR IN KLINIK UND ÄRZTESCHAFT

Ärzte, Pfleger, Physios, MT(R)A, Ergos und viele andere Kollegen übernehmen täglich Verantwortung für Patienten. Die Arbeitsbedingungen in den Kliniken aber untergraben ihr idealistisches Engagement zunehmend.

Profitinteresse, Lobbypolitik und mittelalterliche Hierarchien bestimmen die Behandlungs- und Berufsbedingungen im Krankenhaus. Dies schadet Patienten, Mitarbeitern und dem Nachwuchs.

Jedermann kann über medleaks anonym Vorgänge öffentlich machen, die solchen Alltags-Schaden dokumentieren. Nur durch Öffentlichkeit kann in Krankenhäusern und Ärzteschaft endlich der Druck zur notwendigen Veränderung entstehen.

Beteiligen Sie sich und holen Sie sich Ihren Beruf zurück! Zur neuen Plattform.

Studie: Erzieherinnen sind Hochrisiko-Gruppe für Burnout

23.09.13 Professor Johannes Jungbauer von der Katholischen Hochschule Aachen hat eine umfangreiche Studie durchgeführt und fast 850 Erzieherinnen zu den speziellen Belastungen ihres Berufes befragt. Was im Übrigen gar nicht so leicht war, denn in der Studie zeigte sich auch, dass viele Kita-Träger es nicht gern sahen, dass ihre Mitarbeiterinnen sich zu diesem Thema äußerten.

Das Ergebnis der Untersuchung ist alarmierend, denn viele Erzieherinnen und Erzieher sind extrem Burnout-gefährdet. Stressquelle Nummer eins ist die mangelhafte Personalausstattung in den Einrichtungen. Lesen Sie den Artikel.

Kampagne “Schule ohne Militär” startet

Zu Beginn des neuen Schuljahres startet das landesweite Bündnis „Schule ohne Bundeswehr (NRW)“, in dem sich Friedens- und antimilitaristische Gruppen, die LandeschülerInnenvertretung, Gewerkschaften und Jugendverbände zusammen­geschlossen haben, eine neue Kampagne „Schule ohne Militär“. Motiviert durch eine zunehmende Zahl von Schulen, die Werbe- und sonstige Auftritte der Bundeswehr vor Schülerinnen und Schülern ablehnen, will das Bündnis seine Aktivitäten verstärken.

Zum Artikel.

Zum Flyer, mit der über die Kampagne informiert werden kann