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Alternative Reformkonzepte

Dortmunder Initiative – Erklärung

Der Priestermangel veranlasst viele Diözesen zu pastoralen Großraumplanungen. Wir halten dem entgegen, dass wir eine „Pastoral der Nähe“ brauchen, die den direkten Kontakt zu den Glaubenden pflegt.

Notwendig ist eine Stärkung der Eigenständigkeit und Zuständigkeit von

ehrenamtlichen und hauptamtlichen Laien- MitarbeiterInnen und Diakonen.

Die Lebendigkeit der Gemeinden vor Ort ist ein großer Wert…

Der vollständige Text der Erklärung.

EKiR: Lichtblicke unter dem Vorbehalt des Kurswechsels der Landessynode

Pfr. i.R. Manfred Alberti, Rundschreiben 26
An die Interessierten an der Zukunft der Rheinischen Landeskirche!

Seit der Präseswahl auf der Landessynode und der Neubesetzung der juristischen und der Verwaltungsleitung ist viel Bewegung in die Rheinische Kirche gekommen. Im Präsesblog und in Regionalkonferenzen etc. wird versucht, Informationen und Problembewusstsein über die Zukunft unserer Landeskirche zu verbreiten, und herausgefordert, gemeinsam nach neuen  Wegen und guten Lösungsansätzen zu suchen.

Die Zeit, dass die Landessynode weitgehend im Geheimen ihre Beschlüsse vorbereitete, ist hoffentlich zu Ende. Zu schlimm sind die verursachten Katastrophen (BBZ-Desaster), die ungelösten Finanzprobleme (Versorgungskassendefizit) und die Strukturprobleme (NKF, Verwaltungsstrukturgesetz).  Mitdenken, Mitüberlegen und  Mitplanen sollten nun nicht nur Kirchenleitung, Verwaltung und Landessynodale sondern alle, die an der Zukunft der Landeskirche Interesse haben.

Nur wenn frühzeitig alle guten Vorschläge und alle Bedenken mit in den Beratungsprozess einfließen, kann am Ende ein gutes Ergebnis entstehen. Die Kirchenleitung hat den Weg zu einer solchen neuen Diskussionskultur geöffnet.

Zwei besonders wichtige Punkte scheinen mir dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle zu spielen.

1.) Eine kleine Sensation kann man sehr leicht übersehen. In ihrem Beschluss vom 05. Juli 2013 zum Pfarrbild bestätigt die Kirchenleitung, dass es einen offensichtlichen Dissenz und eine Interessenkollision gibt zwischen der landessynodalen Sichtweise auf den Pfarrberuf, wie sie sich in dem Beschluss zur Personalplanung 2012 durchgesetzt hat, und der Sichtweise der Gemeindeglieder.

Zitat aus dem KL-Beschluss vom 05. Juli 2013:
http://www.ekir.de/www/downloads/ekir2013-07-05perspektiven_pfarrberuf.pdf

„B.3. Erwartungshaltungen, Selbstbilder und allgemeine Bilder
vom Pfarramt
Erwartungshaltungen der Kirchenmitglieder einbeziehen
Die Erwartungen an das Pfarramt und die darin enthaltenen Pfarrbilder sind
ein Pfund, mit dem Kirche wuchern kann. Gemeinden und funktionale Dienste
profitieren von diesen Bildern und dem darin enthaltenen Vertrauensvorschuss.
Sie ebnen denen, die nur selten kirchliche Angebote wahrnehmen, den Zugang zur Kirche. Sie sind Teil des Ordinationsvorhaltes: Glaubwürdigkeit,
Verschwiegenheit und Ansprechbarkeit des Pfarrers stehen in dem einen
Dienst der Kirche und sind Zugänge zur Erfüllung ihres Auftrages. Dass Menschen
eine gute Predigt hören wollen, im Trauerfall sich an eine Pfarrerin
wenden, ihren Besuch zur Taufe erwarten, ihre größer werdenden Kinder in
die Konfirmandenarbeit oder auf eine Schule in evangelischer Trägerschaft
schicken, sich einer Krankenhaus-, Gehörlosen- oder Gefängnisseelsorgerin
anvertrauen, ist ein großer Schatz der Kirche.

Spannung zwischen synodalem Modell und landläufigen Pfarrbildern
Diese Erwartungshaltungen und Bilder vom Pfarramt schlagen sich auch in
Mitgliedschaftsbefragungen und pastoraltheologischen Entwürfen nieder. Es
ist offenkundig, dass die Erwartungshaltung weiter Teile der Kirchenmitglieder
und das Mitarbeitendenmodell nach Epheser 4 in Spannung zueinander stehen.
Hier das Modell eines weiten Spektrums kirchlicher Berufe, eines gemeinsamen
Dienstes aller auf Augenhöhe und ohne Abstufungen in der Wertigkeit,
dort in den Umfragen das Bild, dass Pfarrerinnen und Pfarrer im Mittelpunkt
kirchlicher Tätigkeit stehen und dass man Kontaktaufnahme und Repräsentation
der Kirche vor allem von ihnen erwartet. Dazu kommen Erwartungen
an die Persönlichkeit von Pfarrerinnen und Pfarrern. Verschwiegenheit,
Ansprechbarkeit vor allem in Notsituationen, persönliche Qualitäten wie z.B.
Einfühlungsvermögen, Vorbild zu sein in Glaubensfragen, Ansprechpartner in
letzten Fragen und den damit verbundenen Ritualen prägen das Bild vom
Pfarramt und das Selbstbild von Pfarrerinnen und Pfarrern. Die damit verbundenen
Erwartungen sind aber keineswegs nur Last. Gelungene Begegnungen
und erfolgreiche Arbeit tragen erheblich zur beruflichen Zufriedenheit der
Pfarrer bei.“

Was wie eine kleine Korrektur aussieht, ist im Grunde eine radikale Kehrtwende: Der erkenntnisleitende Blick wird nicht mehr auf die Interessen einiger Gruppen in der Landessynode gerichtet (Z.B. Verwaltung oder Kirchenkreisleitungen), sondern der erkenntnisleitende Blick stellt die Gemeindeglieder und ihre Interessen in das Zentrum. Sie möchten ihren PfarrerIn, ihre Kirche, ihre christliche Heimat, ihre Gruppen haben und sehnen sich nicht nach übergeordneten Strukturen, zentralisierten Veranstaltungen und vom Kirchenkreis ausgeliehenem Personal in Verwaltung, Kirchenmusik und Jugendarbeit. „Kirche in der Nähe“ beschreibt eher die Leitvorstellung der Gemeindeglieder, denn dort finden Sie Heimat, ihren Raum für ehrenamtliches Engagement, ihre Möglichkeit, Kirche zu gestalten, ihren Verantwortungsraum als Presbyter und Presbyterinnen.

Die seit mehr als einem Jahrzehnt herrschende  landessynodale Strategie des Zusammenlegens von Gemeinden, der Konzentration der Verwaltung, der Entmachtung der Presbyterien und Überlastung der Kreissynodalvorstände, der  Bürokratisierung und Zentralisierung der Verwaltung ging an den Gemeindegliedern vorbei und hat zu vielfältigen Enttäuschungen, zu vielen Rückzügen aus ehrenamtlicher und presbyterialer Arbeit und zum Verlust vieler Gottesdienstbesucher geführt. Gelder flossen (in einigen Kirchenkreisen) massenweise aus gemeindlicher Arbeit in ausgedehntere Verwaltungsstrukturen.

Wenn jetzt die Kirchenleitung hier ein Stoppschild aufstellt und die Interessenlage der Gemeindeglieder in den Fokus rückt, dann vollzieht sie eine überaus wichtige Sichtänderung:
Die Kirche der Zukunft lebt nicht von einer Superverwaltung, von hellsichtigen und mächtigen KSV-Mitgliedern oder SuperintendentInnen, sondern die Kirche wird leben vom ehrenamtlichem Engagement der Gemeindeglieder: Sie und die Stärkung ihres Glaubens müssen im Zentrum kirchlicher Bemühungen stehen. Sie sind die Basis unserer Kirche in den kommenden Jahrzehnten.

Dass nicht alle Gebäude und alle Pfarrstellen aus finanziellen und demografischen Gründen erhalten werden können, verlangt nicht zwingend Konzentrationen und Zentralisierungen: Wohnortnahe kirchliche Orte, getragen von ehrenamtlichem Engagement, halten Menschen in gemeindlicher Nähe und bilden ein stabiles Fundament als gemeindliche Heimat: verantwortet und geleitet von Presbyterien mit ihrem/r PfarrerIn. So bildet ein bunter Teppich unterschiedlichster Bezirke und Gemeinden ein farbenprächtiges Bild einer lebendigen und den Menschen nahen Kirche.

Ein Beispiel für eine fatale landessynodal verantwortete Fehlentwicklung:

Ein KSV-Beauftragter rechnet einem Presbyterium vor: „Wieso habt ihr noch die Kirche und das Gemeindehaus in L? Ihr hättet das längst abschaffen sollen und euch auf die Hauptkirche konzentrieren sollen. Alleine an Substanzerhaltungspauschale könntet ihr dann jedes Jahr € 25 000 einsparen.“
So wird es dann vom Presbyterium beschlossen, weil dieser Weg anscheinend von oben als alternativlos angesehen wird. Damit verlieren fast 100 Ehrenamtliche ihre Freude an der Arbeit, die Küsterin ihren Minijob und 1500 Gemeindeglieder und diverse Gruppen ihre kirchliche Heimat.

Fatales Motto einer solchen Strategie: „Amputiere Dir ein Bein, dann brauchst Du nur einen Schuh zu kaufen.“
Dass der KSV-Beauftragte in seiner eigenen Gemeinde jährlich € 15 000 in seinen Haushalt für den Unterhalt einer seit einem Jahrzehnt leerstehenden unverkäuflichen Kirche einstellen muss, spielt im Beratungsprozess keine Rolle: Kirche und Gemeindehaus in L. werden geschlossen.

Gleichzeitig mit dem Heimatloswerden treuer Gemeindeglieder entwerfen aber  landeskirchliche und ekd – Organisationen  mühsam Konzepte, wie man kirchlich Fernstehende für Kirche interessieren kann und näher an Kirche bindet. Eigentlich eine absurde Situation!

Wenn jetzt die Kirchenleitung die Interessen der Gemeindeglieder wieder mit in den Mittelpunkt von Denken und Planen rückt, dann legt sie einen Grundstein für eine neue zukunftsfähige EKiR: „Kirche muss anders werden.“

Eine teure Verwaltung und ein ausgeufertes NKF binden nicht ein einziges Gemeindeglied an die Kirche. Im Gegenteil: Die EKiR läuft Gefahr, dass die hohen Verwaltungskosten, die den Gemeindegliedern nichts bringen, medial antikirchlich ausgeschlachtet werden. Man erinnere sich an die Verwaltungskostendiskussion der Spendenorganisationen vor einigen Jahren: Damals wurde durch die Medien bei den Spendenorganisationen das  Lernen erzwungen, wofür Menschen ihre Gelder ausgeben: Nicht für Verwaltung und nicht für Strukturen: Limburg lässt in diesen Tagen grüßen.
(Nähere Einzelheiten zum Verwaltungsstrukturgesetz siehe:
http://manfredalberti.de/kap-a-2-2013-verwaltungsstrukturgesetz/)

Aber ich möchte Sie noch auf einen zweiten Lichtblick hinweisen, auch wenn ich weiß, dass eine Schwalbe noch keinen Sommer macht:

Die Umstrukturierung unserer Kirche ist ja nicht nur ein rheinisches Problem: Die ganze EKD unterliegt seit ca. 2006 einem solchen Prozess. Damals hat die Schrift „Kirche der Freiheit“, die maßgeblich von Menschen aus der Wirtschaft mit entworfen wurde, den Weg der Landeskirchen für die Zeit bis 2030 mit weniger Gemeindegliedern und weniger Geld geplant: „Wachsen gegen den Trend.“

Man wollte mit von oben vorgegebenen Zielen und Maßstäben Qualitätsverbesserungen in der kirchlichen und gemeindlichen Arbeit erreichen, die Kirche für Menschen attraktiver und anziehender machen. Kirche sollte möglichst viele „Leuchtfeuer“ haben.  Kirche sollte hervorragende Produkte liefern. Bis 2030 sollte „Wachsen gegen den Trend“ das Leitbild sein.

Dazu sollten die Landeskirchen, Kirchenkreise und Gemeinden umgebaut werden zu überprüfbaren, qualitätsorientierten Organisationen, die von oben nach unten strukturiert und zielorientiert geleitet werden: Nicht mehr Presbyterien sollen für ihre Gemeinden die entscheidenden Leitungsgremien sein, sondern sie sind zwangsweise eingebunden in Strukturen, die viele Entscheidungen von oben vorgeben. Den Gemeinden und Presbyterien wird die Verantwortung für ihre Verwaltung, ihre Mitarbeiter, ihre Finanzen und letztlich auch für ihre Gemeindepfarrer entzogen.

Zugrunde lag diesem Denken ein grundlegender Irrtum: Die meisten Gemeindeglieder suchen in ihrer Gemeinde nicht das beste Produkt (Predigt, Gruppe, Vortrag, Chor etc), sondern sie suchen eine Heimat, in der sie sich wohlfühlen. Nähe mit Freunden und Bekannten, Freude an dem gewohnten Gottesdienst, feste bekannte Rituale, einen nahen Pfarrer oder Pfarrerinn wie einen Hausarzt, Gelegenheit zu eigenem ehrenamtlichen Gebrauchtwerden…, das bindet an eine Kirche, eine Gemeinde oder einen Bezirk.

Niemand wird etwas gegen Verbesserungen haben, aber falsche Ziele und Voraussetzungen führen in die Irre.

Ein kleines Beispiel: Da in einem Nachbarbezirk meiner früheren Gemeinde wenige Kilometer entfernt eine Preisträgerin des Deutschen Predigtpreises tätig war, hätte ich in der Logik des Denkens von „Kirche der Freiheit“  eigentlich vor leeren Bänken predigen müssen.

Nun der Lichtblick:
Einer der maßgeblichen Verfasser und Verfechter dieser Leitschrift „Kirche der Freiheit“, der EKD – Oberkirchenrat Dr. Thies Gundlach war gebeten worden, in einem Vortrag (Greifswald Mai 2013) seine Vision von Kirche im ländlichen Raum 2050 zu entwerfen. („Liebhaber ohne festen Wohnsitz“ – Kirche in der Fläche 2050) Wer gedacht hatte, der für Struktur- und Zukunftsfragen der Evangelischen  Kirche  zuständige Oberkirchenrat würde die Vision von „Kirche der Freiheit“ noch einmal zwanzig Jahre verlängern, wurde sehr überrascht. In seinem Vortrag ist nicht mehr von dem Erfolg von Exzellenzinitiativen, Leuchtfeuern und „Wachsen gegen den Trend“ die Rede, sondern von einem notwendigen und unausweichlichen Schrumpfungsprozess der Kirchen.

Damit ist auch kirchenamtlich für die EKD sehr deutlich geworden, was inzwischen überall offensichtlich ist, dass „Kirche der Freiheit“ nicht funktioniert hat: „Kirche der Freiheit“ ist ein Flopp.   Das „Wachsen gegen den Trend“ mag mit wirtschaftlichem Denken planbar sein. In der Kirche funktioniert das nicht. Kirche lebt nicht von besten Produkten, die sie zum günstigsten Preis anbietet und verkauft, sondern Kirche lebt als lebendige Gemeinschaften in den Gemeinden von dem haupt- und ehrenamtlichen Engagement ihrer Gemeindeglieder.

Thies Gundlach schlug dagegen ein anderes interessante Zukunftsbild vor: Unserer Kirche stehe in einer Gesellschaft ohne religiöses Grundbewusstsein eine „vierzigjährige Wüstenwanderung“ bevor.

Aber Kirche als wüstenwandernde Gemeinschaft von vielen kleinen selbständigen Gemeinden und Gruppen erscheint mir ein zukunftsträchtigeres, hoffnungsvolleres und realistischeres Bild als die grössenwahnsinnigen Traumvorstellungen von „Kirche der Freiheit“: Selbständige, eigenverantwortliche, ideenreiche, von ehren- und hauptamtlichem Engagement getragene Gemeinden mit einem Minimum an übergeordneter Organisation (und Verpflichtungen) erscheinen mir attraktiver und zukunftsfähiger zu sein als Kirchen in der Gestalt kostenträchtiger von oben geleiteter und verwalteter Großorganisationen.

Oder anders ausgedrückt: „Kirche der Freiheit“ sah sehr wirtschaftsnah kirchliche Strukturen von oben nach unten durchorganisiert: Gemeinden, Presbyterien, Mitarbeiter und PfarrerInnen als Erfüllungsgehilfen kirchenleitender Planvorstellungen. In dem Boom der deutschen Wirtschaft um 2005 schien ein solches Denken sehr erfolgversprechend zu sein. Übersehen wurde aber, womit dieser Boom erkauft wurde: Massive Lohneinschnitte durch Aufteilung von Vollarbeitsplätzen in Teilzeitarbeit, der Aufbau einer Vielzahl prekärer Arbeitsverhältnisse und massive Umverteilung der Besitzverhältnisse zu Lasten weiter Teile der Bevölkerung. Leider hat Kirche weitgehend solche Entwicklungen zu prekären Arbeitsverhältnissen und Lohneinschnitten selbst mitgemacht.

„Wir müssen anders Kirche werden“, ist Präses Rekowski nicht müde zu betonen. Oberkirchenrat Thies Gundlach hat ein Zukunftsmodell angedacht: Faszinierend ist an der Zukunftsvorstellung einer wüstenwandernden Gemeinde die Nähe dieses Modells zu den Gemeindegliedern, ihren Interessen und ihren Möglichkeiten. In der Wüste ist jede Gemeinschaft vor allem auf sich selbst gestellt und lebt von ihren Fähigkeiten und ihrem Engagement, motiviert von einem großen Ziel.

„Wüstenwanderung“: Eine solche Wanderung kann aber nur gelingen, wenn man keine Wackersteine im Rucksack mitschleppen muss. Noch kann die Rheinische Kirche sich und ihre Gemeinden vor solchen Wackersteinen im Rucksack bewahren:

Einige wichtige Chancen bestehen in den nächsten Wochen durch die beiden kommenden Landessynoden:

a.)      Die Landessynode sollte auf ihrer Tagung im Januar 2014 das beschlossene  Verwaltungsstrukturgesetz in der Weise abändern, dass die Verwaltungskosten nicht mehr als einen bestimmten Prozentsatz (10 % bis 12%) der Kirchensteuereinnahmen einer Gemeinde betragen dürfen. Heute schon teilweise zu entrichtende mehr als 35 Prozent der Kirchensteuereinnahmen sind ein Skandal!  Wenn  dieser Skandal öffentlich verhandelt würde, dann könnten die Austrittskonsequenzen für die Rheinische Kirche schwerwiegender sein als der Skandal in Limburg. Nicht ein einziges Gemeindeglied bezahlt seine Kirchensteuer für die Verwaltung. Dass kirchliche Verwaltung sich mit einer kommunalen Verwaltung vergleicht, die vor allem für ihre Bürger Serviceleistungen unterschiedlichster Art bereithalten muss, ist eine grundlegende fatale Täuschung. Verwaltung ist in gewissem Maße nötig, aber Verwaltung ist keine Gemeindearbeit.

Kreissynodeninitiativen zur  Veränderung des Verwaltungsstrukturgesetz, das beschlossen ist und am 1. April 2014 in Kraft treten soll, sind sehr sinnvoll, um zu verhindern, dass teure Verwaltungen in Zukunft den Gemeinden die finanzielle Luft zum Atmen nehmen.

b)      Die Landessynode 2014 sollte das Neue Kirchliche Finanzwesen auf die Umstellung auf die „doppelte Buchführung“ reduzieren.
Die gleichzeitig mit eingeführte arbeitsintensive „Führung durch Zielvereinbarung“ „management by objectives“  (Linke Seite des Haushaltsplanes) ist überflüssig und angesichts kirchlicher Arbeitsweisen deplaziert. Bezahlten Mitarbeitern kann man von oben Ziele vorschreiben, Ehrenamtlichen nicht. Man muss ihr Engagement fördern, ihre Ideen unterstützen und auf guten Erfolg hoffen. Außerdem ist es theologisches Einmaleins, dass es nicht im Bereich menschlicher Fähigkeiten liegt, Glauben durch Zielsetzung zu schaffen. Ganz davon abgesehen haben die wenigsten Gemeinden noch so viel Geld zur Verfügung, dass sie sich unter vielen Zielen frei ihnen gemäße (Wunsch-)Ziele aussuchen könnten.
Auch die für die Eröffnungsbilanz zu erhebenden Daten könnten erheblich reduziert und an kirchliche Verhältnisse angepasst werden.  Durch die fehlende Steuerveranlagung kirchlicher Institutionen ließe sich  der Umfang des NKF ohne Qualitätsverlust deutlich verringern.

c.)      Überlegungen zu einer Verschlankung der Landessynode mit gleichzeitiger Qualitätsverbesserung der Ergebnisse finden Sie auf der Homepage www.presbyteriumsdiskussion-ekir.de :
http://manfredalberti.de/reform-der-landessynode-vorschlag/

Unsere  Landeskirche befindet sich im Umbruch. Vielleicht hat der Schock mit dem bbz noch rechtzeitig zu einem Umdenken geführt. Andere Landeskirchen sehen sich vor ähnlichen Problemen und Herausforderungen und auch dort wächst der Widerstand gegen diese Umorganisation der Kirche von oben nach unten und die Ausdehnung der Verwaltung.

Wenn die Leitung unserer Kirche und die Leitung der ekd nun andere Wege einschlagen, dann wird am Ende  dieser „Wüstenwanderung“ eine verkleinerte evangelische Kirche stehen, die getragen wird von dem Engagement und der Verantwortung vieler motivierter Gemeindeglieder, ehren- und hauptamtlicher Mitarbeiter, Presbyterinnen und Presbyter, Pfarrerinnen und Pfarrer: Vertrauend darauf, dass Gott seine Kirche nicht alleine lässt.

Eine gesegnete Zeit wünscht Ihnen Ihr  Manfred Alberti

p.s.: Informationen zu den Entwicklungen in der ekd und anderen Landeskirchen finden Sie jede Woche aktuell bei „www.wort-meldungen.de“

Pfr. i.R. Manfred Alberti
An der Piep 8 c
42327 Wuppertal
Tel: 02058 87889
Handy: 0152 0421 8797
manfredalberti@hotmail.com
www.presbyteriumsdiskussion-ekir.de
02. Nov. 2013

Rückblende: Pastorenausschuss Hannover gegen „Personalentwicklungsgespräche“ als Instrument ephoraler Dienstaufsicht

21. Mai 2003. PEG Stellungnahme des Pastorenausschusses Hannover

Stellungnahme des Pastorenausschusses zu den im landeskirchlichen Pilotprojekt vorgeschlagenen “Personalentwicklungsgesprächen” (PEG)
Falls die vorgeschlagenen “Personalentwicklungsgespräche” landeskirchlich eingeführt werden sollten, müssen nach Auffassung des Pastorenausschusses dabei folgende Rahmenbedingungen erfüllt werden:
1.     Mit den landeskirchlichen Pfarrvertretungen und Pfarrvereine der EKD (”Fuldaer Runde”) hält auch der Pastorenausschuss die Bezeichnungsänderung: “Orientierungsgespräche” (OG) für unbedingt erforderlich.
2.    Diese Benennung soll die OG-Gespräche von vornherein als Angebote und Hilfen zur noch kompetenteren Gestaltung des kirchlich zentralen, unabhängigen Pfarramtes kennzeichnen.

4.    Mit der Gesamtpfarrvertretung der VELKD lehnt auch der Pastorenausschuss nachdrücklich jede Ausformung von “Orientierungsgesprächen” zu Instrumenten ephoraler Dienstaufsicht ab, die aus unabhängigen InhaberInnen der Gemeindepfarrämter abhängige MitarbeiterInnen der Kirchenkreise machen könnten.

Vollständiger Text der Stellungnahme.

Der 500. Beitrag der www.wort-meldungen.de

Der 500. Beitrag der www.wort-meldungen.de zu Veränderungsprozessen in Kirche und Gesellschaft – hier ist er!
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Ihre Redaktion

Sparen oder Gestalten? Überlegungen zum Umgang mit zukünftigen Pensionsansprüchen

(Zugleich Versuch einer Antwort auf die Ausführungen von Bernd Kehren im Präsesblog der EKiR) von Hans-Jürgen Volk.

Die Leitung der Ev. Kirche im Rheinland sieht die dringende Notwendigkeit, auf Grund zukünftiger Versorgungs- und Beihilfeansprüche die seit spätesten 2011 schon ungewöhnlich intensiv betriebene Kapitalbildung zu verstärken. Daher möchte sie die Kosten für die laufende kirchliche Arbeit zurückfahren. Ob dies eine vorläufige Positionierung ist, wird sich zeigen. Man hat mit dem Sparziel für den Haushalt der Landeskirche von 35% bis 2018 eine strenge Vorgabe gemacht. Ansonsten zeichnet sich tatsächlich ein neuer Leitungsstil ab. Die Absichtserklärung von Rekowski, „man wolle Entscheidungen im Dialog vorbereiten“, bewahrheitet sich bisher. Man geht nicht mit fertigen Konzepten und Strategien in Gespräche, sondern ist offen für Anregungen und Kritik. „Wir fühlen uns wieder ernst genommen!“ – so ein Feedback, das wiederholt zu hören war.

Im Hintergrund steht offenbar die Absicht, einen Umbau der rheinischen Kirche hin zu mehr Flexibilität, mehr Menschennähe und einer geringeren Krisenanfälligkeit zu gestalten – mit den Betroffenen an der kirchlichen Basis. Für sich genommen ist dies bereits ein Alternativkonzept zu den Top-down-Strategien der Vergangenheit. Allerdings glaubt man offenbar ohne den Aufbau von Finanzdruck gegen strukturkonservative Bestrebungen nicht ankommen zu können. In jedem Fall besteht das Ziel, die Ausfinanzierung zukünftiger Versorgungs- und Beihilfeansprüche deutlich zu verbessern – dies allerdings zu Lasten der Beschäftigten der landeskirchlichen Ebene.

Die Gründe für den Sparkurs sind wenig überzeugend

Die bisherigen öffentlichen Verlautbarungen zur Begründung des super-verschärften Sparkurses sind weder ins sich schlüssig noch überzeugend. In chrismon plus rheinland 09.2013 heißt es: „Als Grund für das Einsparen von 20 Mio. Euro wird vorrangig der kontinuierliche Mitgliederrückgang genannt.“ Auf Grund der ungleich verteilten Steuerlast und der Tatsache, dass lediglich etwa eine Drittel der Kirchenmitglieder überhaupt Kirchensteuern zahlen, hat diese Begründung keinen Bezug zur Realität. Empirisch lässt sich ein Zusammenhang zwischen Kirchensteuerentwicklung und Mitgliederentwicklung nicht nachweisen. Auch die Tatsache, dass der landeskirchliche Haushalt nach den Planzahlen für 2013 ein Defizit von 7 Mio. Euro aufweist, kann kein Grund für die drastischen Einschnitte sein. Denn schon jetzt zeichnet sich ab, dass es sich durch die positive Kirchensteuerentwicklung in 2013 erheblich reduzieren wird. Belastbar lässt sich eine Finanzsituation zudem erst auf Grund der Jahresergebnisse und nicht der Planzahlen beurteilen. Durch die NKF-Umstellung gibt es allerdings für 2012 noch kein Jahresergebnis. Das heißt: eine klare Analyse der Finanzsituation der Landeskirche ist im Augenblick gar nicht möglich.

Seit 2005 sind die Kirchensteuereinnahmen erheblich gestiegen, nominal um ca. 24%, geht man davon aus, dass der Verteilbetrag 2013 im Ergebnis um, wenn nicht über 600 Mio. Euro liegen wird. Auch inflationsbereinigt ergibt sich real ein deutliches Plus gegenüber 2005 – wobei die Inflationsrate, die im Wesentlichen die Preissteigerung bestimmter Konsumgüter misst, nicht wirklich geeignet ist als Kriterium zur Bestimmung der kirchlichen Finanzkraft. Das tatsächliche Verhältnis von Ausgaben und Einnahmen rechtfertigt also ebenfalls nicht den drastischen Sparkurs.

Was als Begründung übrig bleibt, ist die berechtigte Sorge um die Erfüllung des Rechtsanspruchs bezüglich zukünftiger Versorgungs- und Beihilfeansprüche. Eine Ausfinanzierung, die je nach Zinsentwicklung zwischen 27-34% liegt, ist alarmierend gering- jedenfalls im Vergleich zu der Situation in anderen Landeskirchen (- die EKHN hat eine Quote von über 100%) oder auch zu den Pensionsfonds und Betriebsrentenfonds großer Konzerne. Allerdings liegt die EKiR hier durchaus auf dem gleichen Niveau oder sogar günstiger als die Bundesländer NRW und Rheinland-Pfalz. Insgesamt steht es um die Finanzkraft der EKiR sogar deutlich besser als um die der Bundesländer NRW und Rheinland-Pfalz. Beispiel: Der Landeshaushalt 2013 von Rheinland-Pfalz hat ein Volumen von ca. 13 Mrd. € bei einem Schuldendienst von ca. 1 Mrd. €. Seinem Pensionsfond führt Rheinland-Pfalz 2013 etwas über 600 Mio. € zu.

Versorgungskasse: Missmanagement am Anfang vergrößert das Problem

Die rheinische Situation ist bis heute bestimmt durch Fehler der Kirchenleitungen in den 90-er Jahren – Missmanagement. Vereinfacht ausgedrückt war der Kapitalzufluss an die Versorgungskasse an bestehende Stellen geknüpft. Da bereits damals kräftig Pfarrstellen abgebaut wurden, reduzierten sich die Zuflüsse – offenkundig unbemerkt von den damals Verantwortlichen. Zugleich wurden die Beiträge zur Versorgungssicherung abgesenkt – durchaus in dem Bewusstsein, über außerordentlich hohe Rücklagenmittel zu verfügen und schon alleine deshalb zukünftigen Herausforderungen gewachsen zu sein. Vor etwa 10 Jahren wuchs das Problembewusstsein, hervorgerufen durch die Steuerreform der damaligen rot-grünen Bundesregierung, die hohe Arbeitslosigkeit und eine insgesamt schwierige wirtschaftliche Lage. Man erzählt sich von schlaflosen Nächten angesichts zukünftiger Versorgungsansprüche und sinkender Kirchensteuereinnahmen. Schrittweise war man bemüht, dem Problem Herr zu werden und das nachzuholen, was in anderen Landeskirchen bereits auf den Weg gebracht worden war. Hierzu gehörte z.B. das Einholen versicherungsmathematischer Gutachten, die es in der rheinischen Kirche erst seit wenigen Jahren gibt. Außerdem erhöhte man den Kapitalzufluss erheblich und führte eine Versorgungsicherungsumlage ein. Zunächst war eine schrittweise Erhöhung des Kapitalzuflusses an die Versorgungskasse geplant, bis nach etlichen Jahren 20% des Netto-Kirchensteueraufkommens zur Versorgungssicherung verwendet werden sollten. Allerdings entwickelte sich das Kirchensteueraufkommen seit 2005 unerwartet positiv, was man jedoch als vorrübergehendes Phänomen ansah. Die durch die vorangehenden Einbrüche und durch ungünstige Langfristprognosen auf Sparen eingestimmte Kirche sollte nun dazu gebracht werden, den Mittelzuwachs in erheblich größerem Ausmaß als ursprünglich geplant zur Versorgungssicherung zu verwenden – und sogar noch ein wenig mehr. 2010 lag die Versorgungssicherungsumlage bei durchaus beachtlichen 11,56 € pro Gemeindeglied. Für das Haushaltsjahr 2011 verdoppelte sich dieser Betrag nahezu auf 20,70 €. Die Versorgungssicherungsumlage lag damit zum ersten Mal über der landeskirchlichen Umlage in Höhe von 20,29 €. Für 2013 liegt die Versorgungssicherungsumlage übrigens bei 22,04 €, die landeskirchliche Umlage hat eine Höhe von 21,11 € in der Planung. Aktuell verwendet die Ev. Kirche im Rheinland 22% ihres Netto-Kirchensteueraufkommens zur Versorgungssicherung. Hinzu kommen demnächst bis zu 3% des Aufkommens zur Absicherung zukünftiger Beihilfen.

Es ist also nicht korrekt, wenn so getan wird, als hätte die rheinische Kirche bisher keine Vorsorge betrieben. Missmanagement am Anfang hat die Herausforderung erheblich vergrößert. Es ist ein Verdienst von Georg Immel, dass dem Problem der Versorgungslasten die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Nun wurde allerdings versucht, in allzu drastischen Schritten Versäumtes nachzuholen. Es ist nie Kennzeichen guter Leitung, wenn Rahmenbedingungen, zumal finanzielle, sprunghaft verändert werden – und dies geschah ab dem Jahr 2011. Die viel beklagte Stellenerosion gerade auf Gemeinde- und Kirchenkreisebene hat ihre Ursache nicht zuletzt in diesem sprunghaften Leitungshandeln.

Bisher wird der Eindruck erweckt, der angekündigte drastische Sparkurs betreffe vor allem die landeskirchliche Ebene. Da sich jedoch immer deutlicher zeigt, dass die Sorge um zukünftige Versorgungs- und Beihilfeansprüche Auslöser des jüngsten Finanzalarmismus sind, sind Gemeinden und Kirchenkreise, je nach örtlicher Finanzlage, unter Umständen noch stärker betroffen. Johann Weusmann argumentiert in seinem Blog-Eintrag vom 18.07. 2013 im Präsesblog: „Um zu einer 70-prozentigen Ausfinanzierung z.B. bei der Versorgung zu kommen, sind auf landeskirchlicher Ebene ca. 100 – 140 Mio. € zusätzlich notwendig, bei einer 100-prozentigen Ausfinanzierung sogar nahezu das Doppelte. Die Beihilfe wird ebenfalls mit steigenden Beiträgen abzusichern sein.“ Wie ist das zu verstehen? Als Problemanzeige? Oder als Aufforderung, die Zuführungen an die Versorgungskasse nach der drastischen Steigerung von 2011 noch einmal zu verdoppeln oder gar zu verdreifachen? Falsch wäre in jedem Fall eine erneute abrupte Veränderung der finanziellen Rahmenbedingungen zu Lasten der laufenden Arbeit. Genau dies droht auf der Ebene der Landeskirche.

Eine Kirche lebt von ihrer Substanz

Der Kollege Bernd Kehren schreibt in seinem Blog-Eintrag vom 09.08. 2013: „Zu viele haben noch nicht begriffen, wie ernst die Lage für die Kirchen ist und wie sehr sie sich gerade zuspitzt.“ Hierin ist ihm uneingeschränkt zuzustimmen. Gewiss, es gibt in der rheinischen Kirche immer noch zahlreiche Gemeinden mit hoher Ausstrahlungskraft und viele Einzelpersonen, die eine beeindruckende Arbeit leisten. Trotzdem verliert die Ev. Kirche im Rheinland bei vielen ihrer Mitglieder erkennbar an Bindungskraft. Manches ist auf allgemeine Prozesse der Säkularsierung und Individualisierung zurückzuführen, manches aber auch hausgemacht und Folge des missglückten Reformprozesses der letzten Jahre. Beispiele:

  • Presbyteriumswahlen: Die geringe Wahlbeteiligung sowie die Tatsache, dass in mehr der Hälfte aller Stimmbezirke mangels ausreichender Wahlvorschläge keine Wahl zu Stande kam, sind Alarmsignale. Offenbar sind immer weniger Menschen bereit, dieses wichtige Ehrenamt in unserer Kirche zu übernehmen.

  • Es gibt Kirchenkreise, in denen sich die Teilnahme am Gottesdienst in den vergangenen 10 Jahren glatt halbiert hat. Hintergrund dieser Entwicklung sind Umstrukturierungen wie Gemeindefusionen, Streichungen von Pfarrstellen und Aufgabe von Predigtstellen, von denen strukturschwache Regionen besonders stark betroffen sind.

  • Mit jeder aufgegebenen Stelle dort, wo Arbeit mit Menschen stattfindet, reduzieren sich die personalen Kontakte, die z.B. die Grundlage für die Gewinnung von Ehrenamtlichen bilden. Wir müssten als Kirche in die Arbeit mit jungen Menschen investieren, um gute Katechumenen- und Konfirmandenarbeit, einen ansprechenden Kindergottesdienst oder eine einladende Jugendarbeit zu gewährleisten. Faktisch findet das genaue Gegenteil statt.

  • Spektakulär waren die Szenen am Mainzer Hauptbahnhof im Sommer, der tagelang in seiner Funktionalität massiv beeinträchtigt war auf Grund des in der Vergangenheit allzu massiv betriebenen Personalabbaus der DB. Weniger spektakulär ist es, wenn in der Urlaubszeit Menschen händeringend nach einem Pfarrer oder einer Pfarrerin suchen müssen, weil der eigene Pfarrer verreist und die Vertretung erkrankt ist. Fälle wie diese häufen sich und sind extrem schädlich für unsere Kirche. An manchen Stellen ist sie in ihrer Funktionalität schon jetzt erheblich beeinträchtigt: in etlichen Verwaltungen auf Grund des Aufgabenzuwachses sowie im Pfarrdienst auf Grund des Stellenabbaus.

Bernd Kehren hat mit seiner Analyse recht, dass sich die Lage zuspitzt. Dies betrifft weniger Kirchenkreise in wirtschaftlich prosperierenden Regionen, allerdings umso härter Kirchenkreise und Gemeinden in den strukturschwachen Gebieten. Kehren liegt falsch, wenn er meint, bei einem verschärften Sparkurs dieser Tendenz entgegenwirken zu können.

Die ev. Kirche im Rheinland lebt im Moment von ihrer Substanz was die Verbundenheit und Identifikation der Menschen mit ihr betrifft. Viele Anzeichen sprechen dafür, dass diese Substanz sich gefährlich reduziert und damit über kurz oder lang auch die finanzielle Basis der Kirche beeinträchtigt wird. Wenn ich dies erkenne und zugleich das in der Tat fordernde Problem zukünftiger Versorgungs- und Beihilfeansprüche von emeritierten Pfarrern und Kirchenbeamte wahrnehme, muss ich entscheidenden, welche Herausforderung für unsere Kirche die größere Relevanz besitzt und mein Handeln entsprechend dieser Abwägung ausrichten. Der Eindruck drängt sich auf, dass allzu Viele das Problem der Versorgungsansprüche für gravierender halten, als die Erwartungen und Bedürfnisse der Menschen im Wirkungsbereich unserer Kirche.

Risiken nicht verdrängen

Wichtiger als das Ziel, zukünftigen Versorgungs- und Beihilfeansprüchen gerecht zu werden, sind die Erwartungen und Bedürfnisse der Menschen. Dies vorab, denn wer Menschen dauerhaft frustriert und verärgert, begegnet zwar auf eigene Weise dem Problem der Indifferenz, tut damit aber weder den Menschen noch unserer Kirche etwas Gutes. Das Problem zukünftig zu zahlender Pensionen ist zwar gravierend, es ist allerdings bei weitem nicht die größte Herausforderung, vor der die Ev. Kirche im Rheinland steht.

Eine Problemanzeige: Seit langem haben sich die EKD-Landeskirchen dafür entschieden, zukünftige Versorgungsansprüche nach dem Kapitaldeckungsverfahren abzusichern. Dies ist alles andere als risikolos. Nur wenige wissen, dass die von Bismarck eingeführte Rentenversicherung ursprünglich auf der Grundlage des Kapitaldeckungsverfahrens funktionieren sollte. Auf Grund von Turbulenzen an den Finanzmärkten, die nicht nur Ende der 20-er Jahre die damalige Weltwirtschaftskrise auslöste sondern die es Bereits im 19. Jahrhundert gab, zweier Inflationen und zweier Weltkriege kam dies jedoch nie wirklich zum Tragen. Das eingesetzte Kapital ging bis auf Restbestände verloren. Das System der Kapitaldeckung wurde daher unter Adenauer 1957 zu einem Umlageverfahren umgebaut – eine Konsequenz aus den Erfahrungen der Vergangenheit.

Unter neoliberalem Vorzeichen wurden die Finanzmärkte dereguliert und erfreute sich auch das Kapitaldeckungsverfahren wieder wachsender Beliebtheit. Es sind allerdings die marktradikalen Umbauten der Ökonomie, die angelegtes Kapital gefährden und in den vergangenen Jahren durch regelmäßig auftretende Finanzmarkturbulenzen immer wieder reduziert haben. Dennoch hat sich insgesamt das angelegte Kapital bis heute nahezu exponentiell vermehrt und in immer weniger Händen konzentriert – trotz der massiven Verluste einzelner Anleger. Es macht ein Mehrfaches des gesamten Weltbruttosozialprodukts aus, was für sich genommen schon beunruhigend genug sein dürfte. Die Kehrseite der Kaptalanlagen sind Schulden, die in immer geringerem Umfang bedient werden können. Die Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann weist in ihrem Beitrag „Die vierte Blase“ daraufhin, dass den Wertsteigerungen an den Finanzmärkten keine adäquate Entwicklung in der Realwirtschaft gegenübersteht. „Um 8,1 Prozent ist das globale Geldvermögen im vergangenen Jahr gewachsen, so hat es der Allianz-Finanzkonzern errechnet.“ „Es bleibt … die Frage, wie echt‘ dieser Reichtum ist. Denn in der realen Welt hat sich ja nicht viel verändert: Die globale Güterproduktion hat 2012 nur um etwa 3 Prozent zugelegt. Es ist daher ein Alarmzeichen und keine gute Nachricht, dass das nominale Geldvermögen trotzdem so stark steigen konnte.“ Herrmann sieht die Gefahr einer Blasenbildung und hat vor allem die Aktien- und Immobilienmärkte im Blick. Herrmann ist nur eine Stimme unter vielen, die ähnlich wie vor der Immobilienkrise in den USA 2007/2008 vor der herannahenden Unwetterfront warnen. Auch damals unterstützten neoliberale Akteure wie z.B. der damalige Chef der Deutschen Bank Ackermann schon aus Eigeninteresse den festen Glauben, die internationale Finanzwelt sei völlig im Lot.

Sie war es damals ebenso wenig, wie sie es heute ist. Die US-Notenbank Fed hat kürzlich der Schneid verlassen, von der Niedrigzinspolitik zur Normalität zurückzukehren. Ähnliches gilt für die Europäische Zentralbank. Der Markt wird von billigem Geld überschwemmt, das nach Anlagen sucht. In geringem Umfang fließt es in Investitionen, der Löwenanteil heizt den Handel mit spekulativen Finanzanlagen an – und vermehrt so den fiktiven Reichtum, der immer weniger reale Werte repräsentiert. Diesem Dilemma sind auch Pensionsfonds und kirchliche Versorgungskassen unterworfen. Mögen sie auch noch so sehr mit Nachhaltigkeitsfiltern arbeiten und auf konservative Anlagen setzen, ihr Kapital ist Teil des Blasenkonstrukts und damit in seinem Bestand gefährdet. Die EKiR hat sich also einen denkbar schlechten Zeitpunkt ausgesucht, um die Kapitalbildung zugunsten zukünftiger Versorgungs- und Beihilfeansprüche zu verstärken. Es ist so ähnlich, als würde man beim dem Aufziehen der Gewitterfront noch schnell die Wäsche zum Trocknen aufhängen in der fahrlässigen Hoffnung, es werde schon irgendwie gut gehen.

Kapital muss angelegt werden, und da kann man leicht danebengreifen. So musste der Pensionsfonds von NRW mindestens 220 Mio. € abschreiben, da man 2004 in griechische Staatsanleihen investiert hatte – vgl. den DLF-Bericht vom 20.10. 2011. Auch Pensionsfonds anderer Bundesländer haben einst in griechische spanische oder italienische Staatsanleihen investiert. Hierbei muss man wissen, dass Staatsanleihen aus dem Euro-Raum vor Jahr und Tag noch als akzeptable Anlagen galten.

Was man tun kann

Die Herausforderung ist, verantwortungsbewusst und realitätsnah mit der jetzigen Situation umzugehen. Dabei gibt es für die rheinische Kirche keinen Königsweg, der sich aufdrängen würde. Allgemeine Feststellungen, dass ein Umlageverfahren allemal krisenfester ist als Kapitaldeckungsverfahren, von dem vor allem Banken und andere Akteure der Finanzindustrie profitieren, helfen nicht viel. Für eine Kirche gilt allerdings noch mehr als für andere Sozialsysteme, dass sie in ihrer äußeren Gestalt nicht von Kapital, sondern von Menschen getragen wird, die ihr Engagement und Geld zur Verfügung stellen.

Wichtiger als finanzielle Ressourcen sind Menschen, die sich mit ihrer Kirche identifizieren. Nur eine vitale Kirche kann Herausforderungen meistern.

Ankerpunkt aller Reform-, Umstrukturierungs- und Sparmaßnahmen müssen die Erwartungen und Bedürfnisse der Menschen im Verantwortungsbereich der Kirche sein. Wer diese gering wertet oder gar ignoriert und das strategische Handeln der Kirche vorrangig an Finanzgrößen ausrichtet, gefährdet nicht nur die finanzielle Basis der Kirche.

Eine Kirche, die mit ihrer Verkündigung, ihrer Seelsorge, ihrer Diakonie und ihren übrigen Diensten wirksam für die Menschen in ihrem Verantwortungsbereich da sein will, braucht hierzu eine engagierte und motivierte Mitarbeiterschaft. Grundvoraussetzung hierfür ist ein fairer und sozial verträglicher Umgang mit den Beschäftigten. Wer ohne eine akute Notlage, die keine anderen Optionen offen lässt, Beschäftigten trotz guter Arbeit mit Kündigung droht, beschädigt nicht nur Menschen, sondern in nachhaltiger Weise die Kirche selbst.

Wir müssen anders Kirche sein! – darin ist Präses Rekowski in seiner Videobotschaft vom 27.09. 2013 zuzustimmen. Da sich die Lebensverhältnisse der Menschen tendenziell dynamischer verändern, muss eine Kirche auch in ihren Strukturen flexibler und den Menschen zugewandter werden. Es ist allerdings zu bezweifeln, ob dieser Umbau erreicht werden kann, wenn einmal mehr die Finanzfrage im Vordergrund steht. Sparen durch Stellenabbau ist das Gegenteil von Gestalten! Es ist schon beeindruckend wie es an sich honorige Theologen und theologisch beschlagene Juristen nicht nur in der EKiR seit Jahren hinbekommen, die Zukunft als düstere Drohkulisse zu entwerfen, deren Misslichkeiten bereits heute zu schmerzhaften Einschnitten nötigen sollen.

Mit etwas Kreativität kann man auch ohne Drohbotschaft an die Menschen und die Beschäftigten der Kirche den immer noch bedenklich niedrigen Ausfinanzierungsgrad zukünftiger Versorgungsansprüche verbessern.

  1. Landeskirche, Kirchenkreise und Gemeinde haben jenseits der Versorgungskasse Dortmund Kapital in beträchtlichem Ausmaß als Rücklagen angelegt. Alleine auf der Ebene der Landeskirche erbrachte dieses Kapital trotz der seit Jahren anhaltenden Niedrigzinsphase Erträge von durchschnittlich 7-8 Mio. Euro. Die Ausfinanzierung könnte deutlich verbessert werden, wenn man ein Teil dieses Kapitals in zuträglichem Umfang zur Absicherung zukünftiger Versorgungsansprüche einsetzt. Für die Ebene der Landeskirche dürfte dies noch am unproblematischsten umzusetzen sein. Allerdings muss auch hier darauf geachtet werden, dass Rücklagen auch in Zukunft ihre Funktion erfüllen können. Im Zusammenhang mit der bbz-Affäre ist dies nicht geschehen, da man die Ausgleichsrücklage für den landeskirchlichen Haushalt durch die Entnahme von über 20 Mio. Euro derart geschwächt hat, dass dieser Tatbestand heute als Begründung für den drastischen Sparkurs mit angeführt wird.

Die Finanzsituation von Kirchenkreisen und Gemeinden stellt sich höchst unterschiedlich dar. Aus diesem Grund ist eine Beteiligung nur nach dem strikten Prinzip der Freiwilligkeit möglich. Zuvor gilt es allerdings, wichtige Fragen zu klären, die bisher – jedenfalls im öffentlichen Diskurs – nicht beantwortet worden sind. Friedhelm Schneider hat angesichts des ca. 30 Mrd. Euro umfassenden Kapitalvermögens der Ev. Landeskirchen und der EKD folgende Fragen gestellt und Anmerkungen gemacht:

– wie hat sich die Wertentwicklung der Finanzanlagen seit dem Jahr 2000 entwickelt?

– wie stellt sich das Risiko-Gewinn-Verhältnis der Anlagen dar?

– welche Wertverluste sind zu beklagen? wer ist dafür verantwortlich?

– in welchem Prozentanteil können die Anlagen als ethisch korrekt bezeichnet werden.

Diese und weitere Fragen sollten unabhängige (!) Wirtschaftsprüfer in allen Landeskirchen und der EKD ermitteln. Nur wenn in diesen Fragen völlige Transparenz herrscht ist Kontrolle möglich und kann Vertrauen wieder hergestellt werden.“ Nach dem bbz-Finanzskandal gilt dies für die Ev. Kirche im Rheinland umso mehr. Es kann nicht sein, dass derart strikte Sparmaßnahmen beschlossen werden und wesentliche Fakten im Nebel bleiben.

  1. Man hat den Eindruck, dass kirchliche Immobilien im Moment vorrangig unter dem Gesichtspunkt finanzieller Belastung wahrgenommen werden und dass es aus diesem Grund sinnvoll sei, sich von Immobilien zu trennen. Tatsächlich sind Immobilien aber auch werthaltige Objekte, die dazu dienen können, zukünftige Belastungen aus Versorgungsansprüchen abzudecken. Die rheinische NKF-Variante führt dazu, dass kirchliche Körperschaften sich von Immobilien trennen und diese teilweise deutlich unter Marktwert abstoßen. Wo Privatpersonen und kommerzielle Investoren auf Grund der unsicheren Finanzmarktlage Kapital in Immobilien anlegen, geschieht in der rheinischen Kirche das Gegenteil. Geboten ist ein kompetentes Immobilienmanagement, dass sich unter Einbeziehung kirchennaher Unternehmen realisieren lassen müsste.

  2. Bereits jetzt gibt es vielerorts in der Ev. Kirche im Rheinland Pfarrstellen, die sich kaum bzw. erst nach einer längeren Vakanzzeit besetzten lassen. In Kürze wird sich dieses Problem drastisch verschärfen, wenn nämlich die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen. Daher ist es sinnvoll, Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass Pfarrerinnen und Pfarrer auch über die jetzige Altersgrenze hinaus auf freiwilliger Basis weiter im Dienst bleiben können. Dies könnte ebenfalls zu einer Entlastung im Blick auf zukünftige Versorgungsansprüche führen.

Alle 3 Vorschläge haben ihre Schwierigkeiten. Es geht tatsächlich um die Einsicht und den politischen Willen, die Ausfinanzierung bei der Versorgung zu verbessern, ohne in noch größerem Umfang die heute geleistete Arbeit durch Einsparungen weiter zu schwächen.

Was man tun muss: Die Menschen wieder in den Blick nehmen!

Das durch die Kirchenleitung vorgegebene Sparziel ist in den Sand geschrieben. Es hat kein solides, durch Fakten gedecktes Fundament. Wie kann man von einem strukturellen Defizit im landeskirchlichen Haushalt reden ohne die Vorlage Jahresabschlüsse von 2012 und 2013? Die Planungsvorgaben der Finanzabteilung sind für sich genommen bereits ein Politikum, da sie seit Jahren auf fast berechenbare Weise bis auf ganz wenige Ausnahmen deutlich unter den tatsächlichen Ergebnissen liegen. Für das Haushaltsjahr 2014 ergibt sich erneut folgender Effekt: man weiß eigentlich, dass der Verteilbetrag für das Haushaltsjahr 2013 auch bei vorsichtiger Schätzung an die 600 Mio. Euro liegen wird und plant dennoch für 2014 mit einem Betrag von 585 Mio. Euro, immerhin ca. 10 Mio. Euro über den Planzahlen von 2013. Faktisch geht man also von einem sinkenden Kirchensteueraufkommen aus, obwohl alle heute bekannten Fakten das Gegenteil signalisieren. Mit haushalterischer Vorsicht ist dies kaum noch zu erklären. Wer so agiert, setzt sich dem Verdacht aus, aus kirchenpolitischen Gründen die Finanzsituation der rheinischen Kirche dramatischer darzustellen, als sie es tatsächlich ist.

Was auf den Prüfstand gehört, sind kostenträchtige „Reform“-Projekte, die einst eingeführt wurden mit der trügerischen Verheißung, hierdurch zu Einsparungen zu gelangen. Bei NKF ist es keine Befürchtung mehr, sondern bittere Tatsache, dass Verwaltungen personell verstärkt werden müssen, um überhaupt ihre Funktionalität zu gewährleisten. Bei der Umsetzung der Verwaltungsstrukturreform zeichnet sich ein ähnlicher Effekt ab. Ein Leitungshandeln, dass in einer finanziell durchaus angespannten Situation dazu führt, dass neue Stellen in Verwaltungen geschaffen werden müssen und damit umso mehr Stellen für die Arbeit mit Menschen wegfallen, hat versagt. Wer von Einsparungen redet, sollte zunächst den Mut aufbringen, derartige Fehlentwicklung konsequent zu korrigieren.

Das Leitungshandeln der Vergangenheit war geprägt von einer auch theologisch höchst problematischen Zahlenfixiertheit und einer ebenso problematischen Orientierung an Finanzgrößen. Nebenbei ließ man auf sträfliche Weise die Frage nach den personellen und finanziellen Ressourcen, die bei der Umsetzung z.B. von NKF tatsächlich anfallen, außer acht.

Es muss darum gehen, die Menschen mit ihren Stärken und Schwächen wieder in den Blick zu nehmen und ihnen etwas zuzutrauen. Gefragt ist Weisheit statt kalkulatorischer Kälte, Solidarität statt betriebswirtschaftlich untermauertem Unternehmensegoismus.

Rekowski, Weusmann und Baucks sind gewiss aus unterschiedlichen Motiven im Januar 2013 in ihre Ämter gewählt worden. Es war dennoch ein starkes Signal für den verbreiteten Wunsch nach Veränderung. Es gab die Hoffnung, dass die „Neuen“ zu einem realitätsnäheren, transparenteren und partizipatorischeren Leitungsstil finden würden, was sich in Teilen bestätigt hat. Mit der Person Manfred Rekowski verband sich die Erwartung, dass es zu deutlichen Korrekturen bei Fehlentwicklungen der „Reform“-Projekte kommen würde.

Stattdessen stehen gleich zu Beginn brachiale Sparvorgaben, denen eine plausible Begründung fehlt. Realitätsnähe: Die fehlt, wenn man EKD-Zahlen schlicht als „objektive“ Tatbestände akzeptiert. Transparenz: gewiss, man legt die Karten auf den Tisch, aber eben nur zum Teil. Im Blick auf die Versorgungskasse Dortmund gibt es nur spärliche Informationen, die unzureichend sind. Partizipation: Der Eindruck drängt sich auf, dass diese dann erwünscht ist, wenn man die Sparvorgaben akzeptiert. Dies wäre allerdings keine echte Partizipation.

Unterentwickelt ist das Problembewusstsein, welche Effekte mit den Sparvorgaben ausgelöst werden. Die Großteil auch der auf landeskirchlicher Ebene Beschäftigten dürfte eher über als unter 50 Jahre liegen. Großartige Menschen sind darunter, die teilweise seit Jahrzehnten hervorragende Arbeit leisten. Diesen Menschen mit betriebsbedingten Kündigungen zu drohen, ist ein Missgriff, der auch dadurch nicht behoben wird, wenn man die Erklärung nachschiebt, dass man das Mögliche tun wird, um solche zu vermeiden. Zudem werden wir in nahezu allen Berufsgruppen in Bälde Probleme haben, vorhandene Stellen qualifiziert zu besetzen. Der „Paukenschlag“ des Sparprogramms ist ein Beitrag der Kirchenleitung, junge Menschen zu demotivieren, in der Ev. Kirche im Rheinland einen möglichen Arbeitgeber zu sehen. Er steigert die eh schon auf problematische Weise vorhandene Unattraktivität kirchlicher Berufe.

Es wäre schön, eine Kirchenleitung zu erleben, die von den Akteuren in den Kirchenkreisen, Einrichtungen und Gemeinden als hilfreich und unterstützend wahrgenommen wird. Rekowski und andere werden nach ihrer Amtszeit einmal daran gemessen werden, ob es ihnen gelungen ist, Gemeinden und Kirchenkreise zu vitalisieren und den Menschen im Wirkungsbereich der Kirche Halt und Hoffnung zu geben.

Offener Brief der KirchenVolksBewegung „Wir sind Kirche“ an die Teilnehmenden des Gesprächsprozesses der deutschen Bischöfe am 13. und 14. September 2013 in Stuttgart

Sehr geehrte Damen und Herren, die KirchenVolksBewegung „Wir sind Kirche“ möchte Ihnen, wie schon bei den bisherigen Jahrestreffen, einige Gedanken anbieten, die wir für das Gesprächsforum in Stuttgart für wichtig halten.

Wesentliche Gedanken enthält auch der Essener Hahnenschrei“, den Sie auf Seite 4 finden…

Lesen Sie den Offenen Brief.

 

Erster Sprecherkreis der Pfarrer- Initiative auf Bundesebene gewählt

Juli 2013.

Die Reformkreise von Priestern und Diakonen der (Erz-)Diözesen Augsburg, München, Passau, Rottenburg-Stuttgart und Würzburg haben sich nun auch formell zur „Pfarrer-Initiative Deutschland“ zusammengeschlossen. Zum ersten Sprecherkreis auf Bundesebene wurden Christian Ammersbach (Diözese Würzburg), Albert Bauernfeind (Erzdiözese München-Freising), P. Peter Hinsen (Diözese Augsburg), Karl Feser (Diözese Würzburg) und Klaus Kempter (Diözese Rottenburg-Stuttgart) gewählt. Zum Artikel.

Interessengemeinschaft Rechtsschutz für Pfarrerinnen und Pfarrer und Gewaltenteilung in der Kirche

Wir über uns

Wir sind ein Zusammenschluss von Pfarrerinnen und Pfarrern in der evangelischen Landeskirche in Württemberg. Uns verbindet Interesse und Betroffenheit im Hinblick auf den Wartestand. Diese Betroffenheit aktivierte in uns das Ziel, darauf hinzuwirken, dass der Wartestand abgeschafft wird.
Wir treffen uns in dem im Jahre 2000 gegründeten Kreis in regelmäßigen Abständen, beschäftigen uns mit den rechtlichen Fragen rund um den Wartestand. Mehr dazu.

Melsunger Initiative

Wir nennen uns nach dem hessischen Ort Melsungen bei Kassel, dem ersten Tagungsort dieses Kreises im Januar 2005. In den letzten Jahren tagen wir allerdings in Fulda.

Wir sind ein Kreis von Gemeindegliedern und Pfarrerinnen und Pfarrern, die sich für Kirchenrecht, insbesondere Kirchenverfassung, Kirchengemeindeordnung und Pfarrerdienstrecht engagieren.

Mehr dazu.

Kapitaldeckung als Säule neoliberaler Organisationsreformen oder: die EKiR scheut keinen Konflikt

Die grundlegenden Institutionen im Staate Deutschland werden mit Beginn der sog. Reformprozesse einer grundlegenden Wandlung unterzogen.: das Bildungswesen in Schulen und Hochschulen, das Gesundheitswesen. Auch die Kirche macht mit. Dabei zeigen sich nicht nur vielfältige Parallelen, sondern ein einheitliches Muster wird sichtbar, das mit dem Stichwort „Neue Steuerungsmodelle“ bezeichnet werden kann.

In einem ersten Beitrag in den Wort-Meldungen stellten wird das Organisationsmodell in wesentlichen Aspekten dar.

Zu den neuen Steuerungsmodellen zählen auch die Doppik (bzw. NKF). Im Thema des Monats Mai haben wir Für und Wider ausführlich diskutiert. Fazit: viel Aufwand, wenig Nutzen. Vgl. dazu den Artikel des wohl bekanntesten Forschers in dieser Sache, Prof. Bogumil, Bochum im Dt. Pfarrerblatt. Wir erinnern daran, dass der Bund sich im Jahr 2009 – mit Unterstützung des IWF – gegen die Doppik/NKF und für die erweiterte Kameralistik entschieden hat. Dass selbst der Bund solche Unterstützung bedurfte mag anzeigen, wie stark der Druck auf die öffentlichen Institutionen ist, dies Reformprogramm vollumfänglich umzusetzen. Allein der Bund hat widerstanden.

Wie die Rezeptur für die institutionelle Transformation aussieht, kann bspw. im Gesundheitswesen am System der Krankenkassen abgelesen werden. Anzumerken ist, dass auch die Krankenkassen eine Körperschaft des öffentlichen Rechts bilden wie die Kirchen. Es sind genau die Themen, die aus der kirchlichen Reformdebatte hinlänglich bekannt sind.

Die entsprechenden Regelungen finden sich in SGB IV.

Rechnungswesen:

Dort wird in § 69 für das Rechnungswesen die Einführung von Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen sowie Kosten- und Leistungsrechnung sowie Benchmarking festgelegt. (Anmerkung: das ist durchaus in vielen Fällen hilfreich. Quantitative dürfen aber nicht über qualitative Fragestellungen dominieren. Nebenbei: solche Berechnungen des internen Rechnungswesens sind auch mit der Kameralistik darstellbar. Dazu braucht es also nicht die Doppik/NKF!).

Personalwesen:

Der Personaleinsatz ist nach diesen Anordnungen zu überprüfen und zu begründen. Dazu sind „anerkannte Methoden der Bedarfsermittlung“ anzuwenden. Ob solche „anerkannten Methoden“ auch bei der Bedarfsermittlung für Pfarrstellen – und die entsprechenden massiven, den Rückgang der Mitgliederzahl weit überschreitenden Stellenkürzungen angewandt werden? Da bei einem Anteil der Pfarrgehälter von max. ca. 20% am Haushaltsvolumen finanzielle Argumente nicht ziehen, liegt dies nahe. Dann sollten diese „anerkannten“ Methoden aber offen kommuniziert werden.

Kapitaldeckung:

Ein spannendes Thema behandelt § 80 SGB IV. Dort geht es um die Bildung von Rücklagen. Rücklagen bei den gesetzlichen Krankenversicherungen? Finanzieren sich die gesetzlichen Kassen nicht über die Beiträge? Ist nicht die Beitragsanpassung das notorische und adäquate Mittel dieses Systems, Schwankungen des Finanzbedarfs auszugleichen? In § 80 heißt es: „Die Mittel des Versicherungsträgers sind so anzulegen und zu verwalten… , dass ein angemessener Ertrag und eine ausreichende Liquidität erzielt werden.“ Die Praxis der Rücklagenbildung der Kassen bedeutet in der Praxis (wie in allen Formen von Kapitaldeckungen): die Beiträge müssen heute erhöht werden (sonst gäbe es ja keine Mittel, die in die Rücklagen fließen könnten), damit mit den entsprechenden Anlagen in Zukunft Erträge erwirtschaftet werden. Dies soll dann eine Rücklage leisten, die nach § 83 in Wertpapieren oder Aktien zu erfolgen hat. Angaben über das Volumen solcher Rücklagen sind nicht bekannt. Von Interesse ist, dass „Anschaffung, Verkauf, Verwaltung und Verwahrung von Wertpapieren für andere…ein erlaubnispflichtiges Bankgeschäft im Sinne von § 1 KWG“ ist (wikipedia). Selbstredend sind die nicht kostenlos, vgl. z.B. die Angaben einer Bank. Die Banken sichern sich also bei der Rücklagenbildung durch den Zwang der Anlageform Wertpapier in Verbindung mit dem Zwang zur Rücklagenbildung einen eigenen Anteil an Provisionen, die für die Aufgabenerfüllung der Institution nicht mehr zur Verfügung stehen. Von der Reform der Altersversorgung in der Agenda 2010 ist dies System bekannt. Die Privatisierung führt zum Zwang von Anlagen, für die Provisionen für die Banken anfallen. Mittlerweile ist u.a. durch Studien wie die von Stiftung Warentest bekannt, wie wenig effizient diese Art von „abgesahnten“ Finanzierungssystemen ist. Kurz: die Wirksamkeit der jeweiligen Institution wird geschwächt.

Spannend wird die Sache dadurch, da die Rücklagenbildung als Finanzierungsinstrument bei den Krankenkassen eigentlich nicht nötig ist – die Stellschraube sind ja die Beiträge und ggf. deren Anpassung an einen veränderten Bedarf (s.o.) – darf auf ein wichtiges systembildendes Element der Reformprozesse geschlossen werden: die Finanzierungssysteme sind so zu gestalten, dass die Banken einen Anteil des Mittelflusses der in den Institutionen vorhandenen Mittel umgeleitet wird zu den Banken. Das mögen im Einzelfall nur wenige Prozentpunkte sein, in der Summe aller betroffenen Institutionen, dürften aber ansehnliche Beträge entstehen.

Nach diesem etwas ausholenden Vorspann kommen wir nun zur aktuellen Fragestellung kirchlichen Finanzmanagements. Auch hier konstatieren wir eine verstärkte Anlagenpolitik. Rückstellungen für Pensionen waren schon immer üblich. Dabei waren große Teile umlagenfinanziert über die BfA. In der EKHN bspw. von 1975 bis 2003. Auch andere Landeskirchen haben an dieser Mischfinanzierung partizipiert. Der Ausstieg führte in der EKHN Synode nicht nur zu heftigen Auseinandersetzungen, sondern auch zum „Ausstieg“ des damaligen Fraktionsvorsitzenden des Landtages (SPD) Armin Klauss aus der EKHN-Synode. Seither werden die Pensionsverpflichtungen der EKHN vollständig durch entsprechende Kapitalanlagen gedeckt. Das Ziel liegt dabei um bis zu 15% über dem finanzmathematisch erforderlichen Soll (also: 115%).

Seit Kurzem werden in den Landeskirchen aber auch Rücklagen für andere Versorgungsleistungen wie Beihilfen gebildet. Begründet wird dies meist mit den Anforderungen der Doppik. Da die Kirche aber nicht nach HGB, nach dem Handelsgesetzbuch bilanzieren muss, kann sie die Regeln der Bilanzierung letztlich frei handhaben. Mehr noch: sie kann auf die Doppik selbst verzichten! Dennoch kann und sollte sie – in vernünftigem Umfang – Rücklagen bilden. Und hat dies bislang auch ohne Doppik getan! Insoweit sind solche Begründungen also nur vorgeschoben. Mehr Transparenz wäre angebracht!

Wo liegt aktuell das Problem? Das Problem liegt schlicht in dem zu leistenden Kraftakt, Mittel in erforderlicher Höhe für eine Kapitaldeckung der Beihilfeleistungen bereitzustellen. Wo Zahlen vorliegen, in der Württembergischen und Bayerischen Landeskirche etwa, bewegen sich die Summen bei ca. 60 % eines Jahreshaushaltsvolumens oder dort bei 300 bis 400 Mio. €. In Verbindung mit Regelungen, die das ambitionierte Ziel als höchstes Ziel priorisieren, kommt es zu grotesken Situtationen, wie Hans-Jürgen Volk für die EKiR beschreibt: „Vor einiger Zeit wurde entschieden, alles was möglich ist dem Kapitalstock der Versorgungskasse zuzuführen, die tatsächlich vordem durch kaum fassbare Fehlentwicklungen in eine Schieflage geraten war. Seit der Zeit hat die rheinische Kirche ein fragwürdiges Luxusproblem: Je höher das Kirchensteueraufkommen ist, desto umfangreicher fallen die Zuzahlungen an die Versorgungskasse aus, was auch bei einer guten Finanzentwicklung der Landeskirche, den Kirchenkreisen und den Gemeinden fiskalisch die Luft zum Atmen nimmt. Im Schreiben von Rekowski und Weusmann wird dies so ausgedrückt: „Bei der Versorgungssicherungsumlage wirkt sich aus, dass das zugrunde liegende Kirchensteueraufkommen aufgrund aktualisierter Schätzungen in der Planung erhöht wurde, wodurch sich der prozentuale Anteil ebenfalls erhöht.“ So kommt es zu der paradoxen Situation, dass gespart werden muss, weil die Einnahmen steigen.“

Aus Sicht der betreffenden Institution Kirche ist die Verfolgung dieses Ziels in mehrfacher Hinsicht fraglich:

  1. beim Volumen der Beihilfeleistungen handelt es sich um Beträge, die von der Größenordnung immer auch vom laufenden Haushalt (also dem System „umlagenbasiert“) bestritten werden können. Wenn dies einmal nicht mehr möglich sein sollte, ist die Kirche ohnehin am Ende.
  2. Die Etablierung des kapitalgedeckten Systems führt heute zu Einschnitten (und damit zu Konflikten etc.), führt also heute zu Wirkungsverlusten der Kirche, die aus unterschiedlichen Gründen morgen ganz heftig auf die Kirche zurückschlagen werden. Wir werden dies Thema in einer späteren Ausgabe der Wort-Meldungen ausführlich behandeln!
  3. Die Kapitaldeckung birgt hohe Risiken, die die zunehmenden Börsencrashs belegen. Verlierer beim Crash 2007 waren überwiegend die meisten deutschen Landesbanken oder Banken, die im Staats- und Infrastrukturbereich tätig waren wie die HRE oder die IKB-Bank. Die meisten Landesbanken wurden danach aufgelöst oder von anderen übernommen. Die (Schulden der) HRE wurden verstaatlicht. Das könnte ein warnendes Beispiel sein und zur Frage führen, wer wohl das nächste Opfer der „Greater Fools Theory“ wird? Opfer sind ja offensichtlich überwiegend staatliche oder quasi-staatliche Einrichtungen. Man darf fragen: wer werden beim nächsten Crash die Opfer unter den öffentlichen oder quasi- öffentlichen Institutionen sein?
  4. Kapitaldeckung funktioniert logischerweise nur dann, wenn (real) Zinsen erwirtschaftet werden. Momentan liegen die Zinssätze bei derlei Anlagen aber auf einem historischen Tiefpunkt. Die Erträge erzielen kaum den Inflationsausgleich. Lebensversicherungen senken die Auszahlungsgarantien. Stiftungen kommen in Nöte wegen unzureichender Stiftungserträge.

Immerhin könnten auch ein Argument für Anlagen sprechen. Denn die Frage lautet ja: wie geht es volkswirtschaftlich weiter? Kommt ein neuer Bullenmarkt? Oder stehen die Zeichen auf Bärenmarkt? Letzteres scheint ernst zu nehmenden Experten wie etwa Prof. Fredmund Malik nicht ausgeschlossen. Er führt aus: „In einem solchen Szenario würde nicht mit Wachstum und latenter Inflationsgefahr kalkuliert, sondern mit Schrumpfung und Deflation. Man würde mit steigenden Zinsen rechnen, weil man die Möglichkeiten der Notenbanken geringer gewichten würde als die Folgen reihenweise fallierender Obligationsschuldner“ (Malik, Management, S. 142f. Das entsprechende Kapitel 8, aus dem dies Zitat stammt, werden wir in einer der kommenden Ausgaben der Wort-Meldungen mit freundlichen Genehmigung des Autors einstellen). Selbst wenn der Fall eintrifft, wiegt dies Argument dennoch nicht so schwer wie all die anderen genannten.

Resumee: die neoliberalen Reformprozesse haben institutionenübergreifende, einheitliche Kennzeichen. Dazu gehört ein spezielles Organisationsmodell, dazu gehören neue Finanzsteuerungsinstrumente, dazu gehört eine reduktionistische Personalpolitik (Personalabbau), und dazu gehören kapitalgedeckte Finanzierungsformen. Von letzteren profitieren mit Sicherheit die Banken, weniger die Kunden. Jedenfalls in den bekannten Beispielen.

Kirche schwimmt im Strom dieser neoliberalen Reformprozesse. Dass dieser Weg falsch ist, erkennt man daran, dass es überall in der Kirche knirscht. Richtiges, professionelles Management erkennt man aber daran, das man es genauso wenig spürt „wie einen perfekt passenden Schuh.“ (Malik, Management, S.65).

Nicht nur die Pfarrerinnen und Pfarrer, auch die Mitglieder der Kirche haben an die Kirche andere Erwartungen als die billige Kopie von Downsizing-Konzepten aus der Wirtschaft oder – mittlerweile – anderer Institutionen. Man lese dazu den folgenden Beitrag des Finanzkirchmeisters Schröder der EKiR.

Was wäre die Alternative für die Kirche? Die Alternative besteht darin, ein individuelles, auf die spezifische Lage der (protestantischen) Kirche zugeschnittenes Reformkonzept. Keine Einheitslösung für alle Institutionen, die nachträglich an individuelle Bedürfnisse angepasst wird. Das wäre so als, ob man beim Schuhkauf den Fuß an den Schuh anpasst. Das wäre ein schmerzhafter Prozess. Zeugen solcher schmerzhafter Prozesse sind wir gerade auch in der Kirche. Bei einer Fortsetzung droht der Fuß der Kirche verstümmelt zu werden, bis er in den Schuh „Neoliberales Reformkonzept“ endlich hineinpasst.  Nach 15 Jahren „Reformen“ wird es daher Zeit, innezuhalten. Es braucht ein Moratorium. Und es braucht eine ehrliche, schonungslose Bilanz. Danach muss man sich der Mühe unterziehen, ein eigenständiges kirchliches Reformkonzept zu entwickeln. Dazu nur wenige Leitgedanken: Reformen dürfen nicht wie bisher hauptsächlich an Finanzgrößen orientiert sein, sondern an den Menschen. In der Kirche geht nicht nur oder primär um Kapital. Es geht in der Kirche um die ‚3 K‘: es geht um Köpfe, Konzepte, Kapital – und zwar in dieser Reihenfolge. Dieses Managementkonzept der 3 K schafft Platz, es verlangt geradezu nach der Basis der Theologie. Denn der Mensch steht an erster Stelle. Management und Theologie passen dann, aber auch nur dann, wieder gut zusammen.

 

Friedhelm Schneider