Archiv der Kategorie:
Kirchenmitglieder

Kleine kathol. Statistik: Rückgang der Priesterzahl seit 1990 minus 35%; Rückgang der Gemeindeglieder minus 15%; Steigerung der Kirchensteuereinnahmen plus 40%.

18.07.2014
Der Katholikenanteil lag 2013 bei 24,2 Millionen Menschen und damit 29,9 Prozent der Bevölkerung. Für Kardinal Reinhard Marx ist das schmerzliche Ergebnis angesichts hoher Austrittszahlen 2013 ein “Weckruf“.

Die jüngst vorgestellte Statistik belegt aber nicht nur eine sprunghaft gestiegene Austrittsrate, sondern auch die aktuellen Zahlen zu den Mitarbeitern: 9222 Priester aktiv in der Seelsorge, assistiert von 3140 Pastoral und 4470 Gemeindereferenten. Zum Artikel.

Die Anzahl der in der Seelsorge (Pfarrseelsorge oder anderen Seelsorgebereichen) tätigen Priester in Deutschland sank ab 1990 bis 2012 von 14160 im Jahr 1990 auf 9222 2013. Das ist ein Rückgang von 35%. Die Anzahl der Kirchenmitglieder sank im gleichen Zeitraum von 28.252.000 auf 24.200.000. Das entspricht einem Rückgang von 15%. Zur Statistik der Dt. Bischofskonferenz. F.S.

Im selben Zeitraum stiegen die Kirchensteuereinnahmen von 3,88 Mrd. € 1991 auf 5,45 Mrd. € 2013. Das ist eine Steigerung von 40%. Statistik der Dt. Bischofskonferenz.

„Schiebt es nicht auf die Banken!“

Die automatische Erfassung der Kirchensteuer auf Kapitalerträge wird für die neue Austrittswelle aus den Kirchen verantwortlich gemacht. Seit dem gibt es regelmäßig gegenseitige Schuldzuweisungen zwischen Kirchen und Banken über die Kommunikation.

Die Zeit interviewte den Nordrheinwestfälischen Finanzminister Norbert Walter-Borjans zur Kirchensteuer: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Steuer nur der Anlass und nicht der Grund für die Austritte ist. Viele Kirchenmitglieder fühlen sich der Amtskirche offenbar nicht mehr verbunden. Das ist so, als ob man seit Jahrzehnten in einem Verein passiv Mitglied ist. Plötzlich kommt ein Brief: Der Mitgliedsbeitrag wird um zehn Cent erhöht. Das macht einen erst darauf aufmerksam, dass man schon lange hätte austreten können. Es ist ein Erinnerungsposten.“ so Walter-Borjans Einschätzung der Lage.

Das Interview zeigt interessante EInblicke in die Kirchensteuer aus der Perspektive der einziehenden Behörde.

Seelenverwandtschaft – Ernst Barlach in Münster

Dieter Beese

Das Verhältnis der Protestanten zum Glauben kann durchaus innig sein. Für die Haltung religiöser und spirituell offener Menschen zu Fragen der Transzendenz gilt das ebenso. Ihre Beziehung zur Kirche dagegen ist von vornherein gebrochen. Das ist kein Zufall. Die reformatorische Bewegung in Europa lässt sich auch als große Kirchenaustrittsbewegung der anbrechenden Moderne aus Glaubensgründen beschreiben.
ln dieser kritischen Haltung gegenüber institutionell verfasster Religion bei gleichzeitiger
Verbindung zum Ursprungsimpuls des Glaubens ist Barlach bis heute durchaus ein typischer Repräsentant eines kritisch-freigeistigen Christentums auf reformatorischem Boden und damit vielen heutigen Menschen seelenverwandt… Zum Artikel.

Zahl der Kirchenaustritte im ersten Halbjahr 2014 signifikant angestiegen. Von Reinhard Bingener.

07.08.2014, Reinhard Bingener, FAZ

… Die dahingehenden Ahnungen aus den vergangenen Wochen lassen sich nun erstmals mit Zahlen aus drei der größten Landeskirchen belegen. So verzeichnet die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern von Januar bis einschließlich Juni 2014 etwa 14.800 Austritte, wie dieser Zeitung auf Nachfrage mitgeteilt wurde. Das sind mehr als 50 Prozent mehr als im Vorjahr, denn im Vergleichszeitraum 2013 betrug die Zahl der Austritte etwa 9.700. In der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers hofft man, mit nur etwa 30 bis 40 Prozent mehr Austritten davonzukommen.

Daten aus der Evangelischen Landeskirche in Württemberg allerdings bestätigen eher den bayerischen Trend… Zum Artikel.

 

 

Kirchenaustritte als „Weckruf“ für die Kirche?

SZ., 28.07.14, Leserbrief von einem Pfarrer zum sprunghaften Anstieg der Kirchenaustritte aus der kath. Kirche.

Wer bitte soll da rufen und wecken und wer soll wozu aufwachen? Kirche, egal ob katholisch oder evangelisch, ist nicht mehr anziehend. Sie ist leidenschaftslos, desorientiert und krank geworden, paralysiert von der inneren Emigration ihrer Mitarbeiter und den Austritten ihrer Mitglieder. Humpelnd auf den Krücken der Kirchensteuer und der Sucht nach gesellschaftlicher Anerkennung, fürchtet sie die Medien mehr als Gott. Sie predigt davon,
dass Jesus die Kranken geheilt hat und wird doch selbst immer kränker, weil sie dem nicht mehr rückhaltlos vertraut, der allein sie heilen könnte. Statt ein Gegenmodell zu dieser von Gier getriebenen Gesellschaft zu sein, versucht sie mitzuhalten im Hamsterrad des Kapitalismus. In ihren Schaufenstern stehen Schilder mit der Aufschrift „Barmherzigkeit“, „Güte“, „Glaube, Hoffnung und Liebe“, „Heilung und Erlösung“. Aber was sie anbietet, sind eben nur Schilder, nicht die Sache selbst. Hinter den Fassaden alter Riten und Liturgien ist es „wüst und leer“ geworden. Was soll man von einer Kirche erwarten, die Angst hat
vor Buße und Umkehr, vor Veränderung und Erneuerung? Was soll man von dieser
Kranken noch erwarten, die selbst den Weg nicht findet zu Christus, ihrem Herrn und Arzt?

Mit freundlicher Genehmigung des Autors

Hans Löhr, evangel. Pfarrer Sommersdorf-Burgoberbach/Bayern

Für Pfarrers Renten spekulieren Kirche an der Börse

Gerne reklamiert die Kirche ein moralisches Wächteramt. Sie will die Gesellschaft vor Fehlentwicklungen warnen. Zur Finanzkrise schrieb der Rat der EKD die Denkschrift Wie ein Riss in einer hohen Mauer. Darin wurde das Profitstreben der Finanzindustrie kritisiert.

Doch gleichzeitig beteiligen sich die Kirchen mit ihren Pensionsfonds als Großinvestoren am Finanzmarkt.

Christoph Fleischmann betrachtet in seinem Radiofeature den ethischen Anspruch und die Realität der Pensionsfonds.

Lesen Sie hier das Script: Für Pfarrers Rente spekulieren die Kirchen an der Börse.

Presseumschau zu den signifikant gestiegenen Kirchenaustrittszahlen der katholischen Kirche.

1. 18. Juli 2014, Christiane Florin, DIE ZEIT

Exakt 178.805 Katholiken sind im vergangenen Jahr aus der katholischen Kirche ausgetreten, das hat die Deutsche Bischofskonferenz am Freitag pünktlich zum Mittagsgeläut vermeldet. Damit liegt die Zahl der Kirchenaustritte fast so hoch wie im Jahr 2010, als der Missbrauchsskandal bekannt wurde, und sie liegt deutlich höher als 2012.
2. Kirchenaustritte von Katholiken. Anatomie eines Misstrauensvotums
19. Juli 2014, ein Kommentar von Matthias Drobinski, Süddeutsche Zeitung.

Franziskus und Tebartz-van Elst: Der bescheidene Papst und Limburgs verschwenderischer Bischof prägten das Bild ihrer Kirche. Nun zeigt sich, wer stärker wirkt – die Zahl der Austritte ist stark gestiegen.

3. Kirchenaustritte – Quittung für Limburg. Auch die evangelische Kirche betroffen

18.07.2014, von Annabelle Steffes

…Auch die evangelische Kirche betroffen
Schluss mit Limburger Beschaulichkeit? Doch auch die evangelische Kirche hatte in den vergangenen Monaten unter den katholischen Limburger Verhältnissen zu leiden. Im Oktober 2013 etwa, dem Monat, als Tebartz-van Elst zurücktrat, waren die Austritte evangelischer Mitglieder vielerorts doppelt so hoch wie noch einen Monat zuvor. Hans Altenhofen ist seit über 30 Jahren Sozialarbeiter und Leiter der Jugend-Freizeitstätte der evangelischen Kirche in der Lahn-Statdt. Seiner Erfahrung nach sind Limburgs Katholiken und Evangelische gleichermaßen verunsichert und erschüttert: „Die letzte Erschütterung gab es, als klar wurde, dass das Vermögen einer für Wohnungsbau vorgesehenen Stiftung aufgelöst wurde und auch noch in den Bau des diözesanen Zentrums gesteckt wurde.“
So vielfältig die Gründe für einen Kirchenaustritt insgesamt auch sein mögen – in Limburg liegen sie für jeden ersichtlich auf der Straße. Zum Artikel.

Kultur des Rufens

Vielen Gemeinden fällt es schwer engagierte Personen als Ehrenamtliche zu gewinnen. Besonders offensichtlich wird dies, wenn es darum geht KandidatInnen für einen Kirchenvorstand aufzustellen.

Bischof Albert Rouet musste in seiner Dieszöse Priester einsparen. Aus der Not entwickelte er ein neues System von Sektoren. Ein Priester ist für mehrere Gemeinden zuständig. Hauptsächlich Ehrenamtliche leiten die Gemeinden als Equipe. Diese Equipe wird auf drei Jahre gewählt und die Mitglieder dürfen nur ein weiteres mal kandidieren.

Das System hat zu tiefen Änderungen in den Gemeinden geführt. Um den Bedarf an ehrenamtlichen LeiterInnen zu decken, muss die Kirche eine „Kultur des Rufens“ etablieren. Auch in der Dieszöse kennen die Schwierigkeit geeignete KandidatInnen zu finden. „Doch nach sechs Jahren müssen andere Personen gerufen werden. Dann beginnt das Jammern und Stöhnen. ‚Das wird nie klappen! Nach uns gibt es niemanden mehr! Da ist keiner in Sicht!“

Für dieses Problem gibt Bischof Rouet einige gute Tipps. So hat es sich bei ihm bewährt die Verantwortlichkeit zeitlich zu begrenzen: „Wenn in einer Pfarrei die Katechese seit siebzehn Jahren von ein und derselben Person erteilt worden ist, kann man getrost davon ausgehen, dass sich für sie kein Ersatz finden wird. Kein Freiwilliger wird bereit sein, sich auf einen nicht terminierten Vertrag einzulassen „

Die Kultur des Rufens muss die Gemeinde durchdringen. Viel zu oft begreift man sich selber als Berufener ohne selber zum Rufender zu sein. Doch gerade in der Kultur des Rufens stecken Möglichkeiten für die Kirche. Sie zwingt über den Tellerrand der Kerngemeinde heraus zu blicken. Neue Wege zu gehen und Freiheiten zu nutzen.AJ.

Lesen Sie hier den Artikel der Theologischen Hochschule Chur zur Kultur des Rufens.

ELK Württemberg. 5. KMU: Der persönliche Kontakt zur Gemeindepfarrerin oder zum Pfarrer

Glauben an künftige Generationen weitergeben. Unter diesem Titel interpretiert Gerhard Wegner vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD die 5. KMU, Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung.

Der persönliche Kontakt zur Gemeindepfarrerin oder zum Pfarrer sei von entscheidender
Bedeutung für die Kirchenbindung und die eigene Religiosität, erklärte Wegner. Umso wichtiger sei es nun zu fragen, warum der persönliche Kontakt innerhalb der letzten zehn Jahre von 52 auf 38 Prozent drastisch zurückgegangen sei. Diese Frage sei deswegen so wichtig, weil das Engagement und die Bindung zur Kirche deutlich ansteige, wenn der Gesprächskontakt zum Pfarrer oder der Pfarrerin dazukomme. beraten & beschlossen.

Anmerkung FS: welche Pfarrerin, welcher Pfarrer kann das wohl (nicht) erklären?

Braunschweigische Landeskirche: starker Mitgliederschwund. Synode fordert neue Gesamtstrategie statt Strukturdebatten.

Goslar (epd). Der Strukturwandel im Braunschweiger Land wirkt sich stark auf die Mitgliederzahlen der braunschweigischen Landeskirche aus. «Die Überalterung und der Einwohnerverlust, insbesondere in den ländlichen Bereichen unserer Region, sind dramatisch», sagte Oberlandeskirchenrat Jörg Mayer am Freitag vor der Synode der evangelischen Landeskirche in Goslar. Von 2010 bis 2013 sei die Kirche im Südosten Niedersachsen um rund 16.000 Mitglieder auf aktuell noch 364.000 geschrumpft.

Besonders die Kirchenaustritte hätten stark zugenommen, hieß es. Allein in den vergangenen zwölf Monaten seien rund 3.500 Menschen aus Gemeinden der Landeskirche ausgetreten. Das seien rund tausend mehr als Vergleichszeitraum davor. Starke Austrittsschübe seien Mayer zufolge im Oktober und im Januar zu verzeichnen gewesen.

Reaktion auf die Entwicklung?

Landessynode fordert neue Gesamtstrategie statt weiterer Strukturdebatten
16.05.2014 Mehr auf Inhalte konzentrieren

Goslar. In einer Generaldebatte zum Lage- und Tätigkeitsbericht des Landeskirchenamtes hat die braunschweigische Landessynode am 16. Mai in Goslar eine neue Orientierung auf die inhaltlichen Ziele der Kirche gefordert. Dr. Wolfgang Hemminger (Braunschweig) forderte eine Gesamtstrategie gegen den kontinuierlichen Mitgliederschwund. Dazu gehöre auch eine Auseinandersetzung mit dem Leitbild Pfarrer. Die Reformbeschlüsse der vergangenen Jahre seien vorwiegend Sparbeschlüsse gewesen, kritisierte er. Jetzt müsse es stärker um einen neuen inhaltlichen Aufbruch gehen. Zur Quelle.