Archiv für den Monat: August 2014

Staat und Kirche in Grundgesetz und Praxis in Deutschland

„Es besteht keine Staatskirche.“ So scharf, wie es das Grundgesetz formuliert, sind Staat und Kirchen allerdings nicht getrennt. Der Staat hat den Kirchen als Institutionen manche Sonderrechte zugebilligt. Es gibt viele Ausnahmen. Wie beide zusammenhängen, zeigt diese Infografik.

DIE ZEIT, 5. Dezember 2013

Der Nachlass von Wolfgang Ullmann im Archiv der DDR-Opposition

Der Theologe und Kirchenhistoriker Wolfgang Ullmann (1929-2004), bis Ende der 1980er Jahre ein Inspirator seiner Studenten, wurde ab 1989 als Mitglied im Initiativkreis «Absage an Praxis und Prinzip der Abgrenzung», Mitbegründer von «Demokratie Jetzt» und Teilnehmer am zentralen Runden Tisch Impulsgeber in der Politik.
In der Regierung Modrow war er als Minister ohne Geschäftsbereich aktiv im politischen Veränderungsprozess der DDR bis zur Wiederherstellung der deutschen Einheit engagiert.
Zur Quelle.

Wem soll man als ordinierter Pfarrer im Zweifelsfall gehorchen?

10. Mai 2014
Meine schriftliche Ordinationsverpflichtung, die ich vor meiner Ordination am 2. Juli 2000 eigenhändig unterschrieben habe, lautete wie folgt:

„Ich bin bereit, das Amt, das mir anvertraut wird, nach Gottes Willen in Treue zu führen, das Evangelium von Jesus Christus, wie es in der Heiligen Schrift gegeben und im Bekenntnis unserer evangelisch-lutherischen Kirche bezeugt ist, zu predigen, die Sakramente ihrer Einsetzung gemäß zu verwalten, das Beichtgeheimnis und die seelsorgerliche Verschwiegenheit zu wahren und mich in allen Dingen so zu verhalten, wie es meinem Auftrag entspricht.“ (Artikel 6 a Kirchengesetz zur Regelung des Dienstes der Pfarrer und Pfarrerinnen in der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands vom 17. Oktober 1995 mit den Anwendungsbestimmungen für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern vom 4. Dezember 1996)…

Ich bin Gott froh, dass ich noch die alte Ordinationsverpflichtung eingehen durfte, deren offene Formulierung ja wesentlich durch den Kirchenkampf in der Zeit des Nationalsozialismus geprägt war. Da hat es ja solche pastorale Gehorsamskonflikte zwischen Schrift und Bekenntnis auf der einen Seite und Kirchenordnungen auf der anderen Seite gegeben. Wer heutzutage in einer verfassten Landeskirche ordiniert sein will, wird hingegen in das Ordinationsgelöbnis wohl kaum einen Bekenntnisvorbehalt einfügen können: “Ich gelobe, meinen Dienst nach den Ordnungen meiner Kirche auszüben, solange diese Schrift und Bekenntnis nicht widersprechen.” Welche Gesetze und Verordnungen die Synoden und Kirchenleitungen in Zukunft verabschieden oder erlassen werden, wissen wir nicht. Aber eine Auflösung der “Volkskirche” in eine zivilreligiöse Sinn- und Kasualagentur wäre noch für einige bittere Überraschungen gut. Zum vollständigen Artikel.

Elisabeth von Rochlitz – eine Säule der Reformation

Die Reformation setzte viele Impulse zur Emanzipation. Christen und Christinnen sahen sich mit existentiellen Fragen ihres Glaubens konfrontiert und beantworteten sie nach eigener Überzeugung. Diese neu gewonnene Freiheit führte dazu, dass sich viele Menschen mutig für ihre Überzeugung auf beiden Seiten einsetzten.

Längst hat sich in der Forschung durchgesetzt die Reformation nicht mehr auf einige wenige Protagonisten zu begrenzen. „Reformatorische Zirkel“ war ein schönes Wort meiner Kirchengeschichtsvorlesungen, dass den Korrespondenzen, Disputen und gemeinsamen Anstrengungen gut Rechnung trägt. Als Student wurde für mich die Welt der Reformation facettenreicher und tiefgründiger. Nicht ein Gedanke oder eine Person, sondern ein Komplexes Werk vieler Impulse, dass ich verstehen, gewichten und bewerten konnte.

Eines hatten die reformatorischen Zirkel dennoch gemein. Sie bestanden aus gelehrten oder mächtigen Männern.

Zum 500 jährigen Jubiläum der Reformation feiert die EKD die Lutherdekade. Vor allem Regional wird dennoch an die Mitreformatoren erinnert.

Spannend ist eine Ausstellung in der Burg Rochlitz. Unter dem Titel „Eine STARKE FRAUENgeschichte – 500 Jahre Reformation“ lockt eine Sonderausstellung zu Elisabeth von Rochlitz. Sie setzte in ihrem Wittum gegen ihren Schwiegervater Georg den Bärtigen die Reformation durch. Als einzige Frau im Schmalkaldischem Bund lieferte sie wichtige Geheiminformationen und stand mit den Hauptmännern in Kontakt. Dabei versuchte sie auf eine Friedliche Lösung zu drängen.

Ein guter Schritt auch die vielen Starken Frauen der Reformation in das öffentliche Bewusstsein zu rufen. Meine Lieblingsband hat es in einem gutem Wortspiel unbewusst auf den Punkt gebracht: „His story will be history an my story is just a waste of time.“

Lesen Sie auch hier einen Zeitungsartikel zur Ausstellung.

Die Tagebücher des katholischen Feldgeistlichen Fridolin Mayer zum erstem Weltkrieg

Der erste Weltkrieg, wird in letzte Zeit immer wieder durch die persönlichen Berichte von involvierten historisch neu aufgearbeitet. Eine wichtige Quelle sind dabei Tagebücher von einfachen Menschen, die ihre Erlebnisse schildern.

Ein Blog veröffentlicht nun die Tagebücher des Feldgeistlichen Fridolin Mayer. Mayer meldete sich freiwillig zum Dienst als Feldgeistlicher. Nach Ansicht der Betreiber sind die Texte in folgenden Hinsichten interessant:

 

  1. Sie geben zum einen Einblick in das Denken des katholischen Klerus aus dem Südwesten (u. a. Überreste des Kulturkampfes, weiterhin Aversion gegen den Protestantismus).
  2. Zum anderen ermöglichen sie Einblicke in die Mentalität der katholischen Soldaten an der Front und in die Bedeutung, die der Religion zuweilen noch in der modernen Erfahrung des Krieges zukommt.
  3. Sie geben Aufschluss über die Praxis der Feldseelsorge unter den Bedingungen der modernen Materialschlacht.
  4. Darüber hinaus bieten sie Informationen zur Landesgeschichte, zu den Soldaten aus dem Südwesten sowie zur Erfahrung von Kriegsausbruch und Julikrise in Freiburg und Umgebung.
  5. Schließlich stellen sie eine nicht unerhebliche Quelle zur Geschichte des katholischen Klerus des Erzbistums Freiburg im beginnenden 20. Jahrhundert dar.

Machen Sie sich hier ein eigenes Bild.

Arbeitende Mittelschichten werden in unserem Steuersystem wie Großverdiener behandelt.

Karl-Heinz Klär am 12. April 2014 im Gespräch mit Kuno Rinke über den Finanzkapitalismus, die Krise der Europäischen Union und die Übertölpelung der jungen Generation. Grundlage des Gesprächs ist der Artikel „Die GroßeMittelKlasse“, den Karl-Heinz Klär am 7. Februar auf den NachDenkSeiten veröffentlicht hat… Von Jens Berger.

Eine schwäbische Hausfrau
Kommen wir zurück zur Makroökonomie, zu den Folgen der Finanzkrise und zur „Verkehrung der Welt”, der Sie in diesem Gespräch ein dreifaches Desaster angelastet haben. Sehen Sie einen politischen Ausweg daraus?

Es gibt Ansätze. Da in der Europäischen Union viel von Deutschland abhängt, ist es ein Fortschritt, dass in unserem Land die Zahl derer zunimmt, die begreift, dass in der EU nicht nur welche über ihre Verhältnisse gelebt haben, sondern auch welche darunter bleiben mussten, vor allem bei uns.

Wen meinen Sie damit genau?

Es sind vor allem diejenigen, die durch Schröders Agenda-Politik abgehängt wurden, aber ebenso die arbeitenden Mittelschichten, die in unserem Steuersystem wie Großverdiener behandelt und, anders als die wahren Großverdiener, tatsächlich abgezockt werden.

Ich vermute, der Anflug von Optimismus in Ihrer ersten Antwort hat mit dem aktuellen Ergebnis des Tarifstreits im Öffentlichen Dienst zu tun?

Unter anderem, ja. Da werden plötzlich von der Politik und in den Medien Lohnsteigerungen für gewöhnliche Beschäftigte hingenommen, die noch vor zwei Jahren als Anfang vom Ende des Abendlandes denunziert worden wären. Bemerkenswert und objektiv erfreulich!…

Stuttgarter Friedenspreis 2014 für Edward Snowden

Fritz Mielert, Geschäftsführer der AnStifter, erklärt:

Edward Snowden hat sich nicht nur um Demokratie und Rechtsstaat verdient gemacht, indem er aufgezeigt hat, wie Regierungen und Geheimdienste ihren Krieg gegen die Freiheit führen. Er hat mit seiner Aufklärungsarbeit auch einen wichtigen Impuls gegeben, um die Dauerattacken auf unsere Freiheit zu beenden. In diesem Sinne hat Edward Snowden einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für ein Leben in Frieden und Freiheit geleistet. Zur Quelle.

Kirche und Korntal: nichts zu sagen?

Datum: 02.07.2014 (Update: 07.07.2014); von Susanne Stiefel

Das Schicksal der ehemaligen Heimkinder im Korntaler Hoffmannhaus berührt die Menschen. Viele sind empört über den schleppenden Umgang der Korntaler Pietisten mit diesem dunklen Kapitel ihrer Geschichte. Die evangelische Landeskirche hält sich lieber bedeckt.

… Es ist nicht nur dieses schwebende Verfahren, das Peter Ruf (Pressesprecher des Diakonischen Werks Württemberg) und Oliver Hoesch (Sprecher der evangelischen Landeskirche) so schweigsam werden lässt. Es ist auch das Verhältnis der Korntaler Pietisten zur evangelischen Landeskirche. Das ist in der Tat ein besonderes und wird seit 1955 durch eine Vereinbarung geregelt, die, so steht dort zu lesen, „zu einer Zusammenarbeit im Geiste gegenseitigen Vertrauens verpflichtet“. Die Korntaler können sowohl Mitglied der evangelischen Landeskirche als auch der Brüdergemeinschaft sein. Im gegenseitigen Vertrauen beteiligt sich die evangelische Landeskirche auch an der Bezahlung des dortigen Pfarrers. Die Korntaler Brüdergemeinschaft ihrerseits darf an der Synodalwahl teilnehmen. Andererseits haben weder Synode noch Oberkirchenrat oder der Landesbischof den Korntaler Brüdern etwas zu sagen… Zum Artikel.

Dazu die Landeskirche: Weiterer Schritt zur Aufarbeitung

07.07.2014

Jugendhilfeakten der Diakonie Korntal gehen zur Aufarbeitung an Landeskirchliches Archiv
Korntal-Münchingen (epd). Die Diakonie der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal wird ihre Jugendhilfeakten an das Landeskirchliche Archiv Stuttgart übergeben. Dies sei ein weiterer Schritt zur Aufarbeitung der Erziehungsmethoden in ihren Kinderheimen in den 1940er bis 70er Jahren, teilte die Einrichtung am Freitag in Korntal mit. Sie war durch eine Schadenersatzklage eines ehemaligen Heimkindes über 1,3 Millionen Euro in die Schlagzeilen geraten… Zum Beitrag.

Kirchentag für Mensch und Tier in Dortmund

Die evangelische Kirche in Dortmund lädt vom 22. bis 24. August zu einem regionalen Kirchentag »Mensch und Tier« ein.

Eröffnet wird das Treffen mit einem Auftritt der Band »Extrabreit«, wie die Veranstalter in Dortmund mitteilten. Ursprünglich sollte Nina Hagen zum Auftakt ein Gospelkonzert geben, doch sie wurde wegen ihrer Unterstützung der umstrittenen Tierschutzorganisation Peta wieder ausgeladen. Zum Artikel.

Historiker Fritz Stern: «Amerika ist enttäuscht über sich selbst»

8. November 2013, Andrea Köhler im Gespräch mit Fritz Stern, NZZ

Der Historiker Fritz Stern hat sich wie kaum ein zweiter Intellektueller um die deutsch-amerikanische Freundschaft verdient gemacht. In dem Lauschangriff auf Angela Merkel sieht er ein Symptom für eine allgemeine Vertrauenskrise – auch in den USA selbst.


Amazon der Nachrichtendienste

Das atemberaubende Ausmass der Operationen der NSA stösst freilich auch hierzulande auf blankes Erstaunen. Die NSA sei das «Amazon der Nachrichtendienste», schreibt die «New York Times». Dabei ist längst erwiesen, dass nur ein Bruchteil der Daten wirklich im Kampf gegen den Terrorismus nutzbar gemacht wird. «Die grosse Gefahr ist eine geniale Technologie, die völlig aus dem Ruder gelaufen ist, die alle Möglichkeiten, aber keine Kontrolle mehr hat», befürchtet Stern. Wenn jemand dies entsprechend nutzen wolle, dann sei das Instrumentarium für einen diktatorischen Staat da: «Das Abhören privater Telefone verrät doch ein ungeheures Misstrauen gegen das eigene Volk. Leben wir nicht heute schon in einem Polizeistaat ohne Polizei?» Zum Beitrag in der NZZ.