Schlagwort-Archive: EKHN

Wittenberg: Evangelische Kirche stellt segnenden Roboter auf.

28. April 2017
Dieser Segensroboter nimmt seine Arbeit künftig in Wittenberg auf.
Dieser Segensroboter nimmt seine Arbeit künftig in Wittenberg auf.
Roboter können fast alles, aber können sie auch segnen? Bei der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau beantwortet man diese Frage mit „Ja“. Sie stellt nun, im Lutherjahr, einen Segensroboter namens „BlessU-2“ in Wittenberg auf.

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EKHN Frühjahrssynode: Antrag an Synode, negative Auswirkungen des „doppischen Systems“ vor flächendeckender Einführung zu prüfen.

05/2017

Die Kirchensynode möge beschließen, die Substanzerhaltungsrücklage (SERL)…
deutlich und explizit in eine „Kann-Bestimmung“ zu verändern und die Bildung dieser
Rücklage in die Entscheidungsbefugnis der Kirchengemeinde zu stellen.
Darüber hinaus wird die Kirchensyode dringend gebeten, die negativen Auswirkungen des doppischen Systems auf die Kirchengemeinden zu prüfen und intensiv zu diskutieren, ehe
dieses System flächendeckend in der EKHN eingeführt wird.

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EKHN-Frühjahrssynode: Pfarrstellenabbau um 1,6% von 2020-2024 von Dezernent Jens Böhm und der Kirchenleitung vorgeschlagen.

05/2017

Eine Vakanz-Situation kann aber bereits in den Jahren 2020 bis 2024 eintreten, so dass
schon im Rahmen der Pfarrstellenbemessung 2020 bis 2024 Regelungen vorgeschlagen werden, um Pfarrerinnen und Pfarrer im Ruhestand für Vakanz-Vertretungen zu gewinnen und eine gerechte Verteilung der anstehenden Vakanzen vorzubereiten (Vakanz-Quote)….

Die Zahl der Gemeindepfarrstellen wird in den Jahren 2020 bis 2024 jährlich um 1,6 % reduziert
– bis zum 31.12.2024 von 957 auf 880 Stellen…
Die Zahl der Dekanspfarrstellen wird von 34,5 auf 38,5 Stellen erhöht,…

Die Zahl der Stellen in der regionalen Spezialseelsorge wird in den Jahren 2020 bis 2024 jährlich
um 1,6 % reduziert –
Die Zahl der Fach- und Profilstellen wird in den Jahren 2020 bis 2024 jährlich um 1,6 % reduziert.
Die Zahl der Stellen im gesamtkirchlichen Dienst mit regionaler Anbindung wird in den Jahren
2020 bis 2024 jährlich um 1,6 % reduziert
Die Zahl der Stellen im gesamtkirchlichen Dienst wird in den Jahren 2020 bis 2024 jährlich um
1,6 % reduziert
Die Zahl der Gestellungsverträge im Schulpfarrdienst wird in den Jahren 2020 bis 2024 jährlich
um 3 % reduziert …

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Wo bleibt die Kirchensteuer? Kommentar einer Landpfarrerin zu einem Artikel aus der FAZ.

Wo bleibt die Kirchensteuer? FAZ, 27.03.17

Ein Artikel aus der FAZ, der zum Nachdenken anregt. Meine Vermutung geht aber dahin, dass innerhalb der EKHN die FR häufiger gelesen wird, denn die FAZ ist ja mit dem Vorurteil „konservativ“ belegt und konservativ war in der EKHN schon immer schlecht. Aber das nur am Rande.

Ich habe das Gefühl, dass der großstädtische Zentralismus, den unsere EKHN pflegt, den Sinn für kleinstädtische oder gar ländliche Realitäten verzerrt. Gerade was die finanzielle Ausstattung der Gemeinden angeht.
Ich selbst bin Pfarrerin eines ländlichen Kirchspiels, bestehend aus drei Ortschaften, werde demnächst mit der Nachbargemeinde fusioniert. Momentan bekommt die größere der Gemeinden mit Pfarrhaus und zwei Kirchen Zuweisungen um die 24.000€, die kleinere der Gemeinden mit einer Kirche knapp 14.000€. Wir haben drei angestellte Küster, die sich um die Kirchen und die Außengelände kümmern, haben eine Organistin, eine Reinigungskraft fürs Büro und eine Sekretärin mit 16 Stunden im Monat angestellt. Und sind an einem von der Gesamtkirche geförderten, aber eben auch „geforderten“ überregionalen Projekt beteiligt, das uns derzeit ca. 3.000€ im Jahr kostet.
An Fixkosten für Gehälter und Honorare, für Energie- und Wartungskosten und unumgängliche Gebühren, wie GEZ und Telefon, schlagen bei beiden Gemeinden zusammen ca. 30.000€ im Jahr zu Buche. Es bleiben gerade einmal 8.000€ über, von denen die kleine Bauunterhaltung, Grußheftchen, Urkunden, Gemeindebriefe, Materialien bezahlt werden müssen.
In den letzten 7 Jahren war in der größeren der Gemeinden der Haushalt jedesmal defizitär und das, obwohl ich als Pfarrerin schon seit ich im Amt bin Abstriche bei mir selbst mache, mir keine Fahrt- und Reisekosten erstatten lasse, sämtliche Arbeitshilfen und Arbeitsmaterialien, auch die Bürotechnik, z.B. Laptop, Scanner, Drucker, Digitalkamera und arbeitserleichternde Computerprogramme, Rasenmäher und Heckenschere aus eigenem Säckel bezahle, und wie schätzungsweise alle Kollegen, die 90ct für Büroklammern und die 1,10€ für Traubensaft im Supermarkt nie extra abrechne, sondern einfach mal eben mitbezahle.
Für diesen (strunzdoofen) Altruismus darf ich mir noch den Vorwurf unserer Pröpstin anhören, die nämlich behauptet, durch dieses Verhalten falle man allen Kollegen in den Rücken, die auf Fahrtkostenerstattung bestehen. Mir schwant: Es mag da was dran sein.

Nur, was ist denn die Alternative? Wo soll das Geld herkommen? Wo soll ich sonst sparen? Soll es jetzt nicht einmal das 59ct Grußheftchen zum Geburtstag geben? Heizen wir die Kirchen nicht mehr und riskieren damit, die ewig frierenden 80-jährigen Gottesdienstbesucherinnen auch noch zu verprellen? Schicken wir nur noch 2x im Jahr einen Gemeindebrief raus und laden nicht mehr per Wurfzettel zu besonderen Veranstaltungen ein, wie es die Vereine hier tun, weil die Mobilfunkverbindung zu schlecht ist für Whatsapp? Soll ich gar wie vor 100 Jahren zu Fuß in die Filialen wandern (würde mir sicher nicht schaden), um Fahrten zu vermeiden? Was aber lass ich für das Mehr an verbrauchter Zeit liegen?
Klar, auf diese Weise könnten wir schätzungsweise 600-700€ im Jahr einsparen und damit 50% meiner Fahrtkosten decken – oder sie auch für andere ebenso wichtige Dinge verwenden.

Wir sind so schlecht finanziell ausgestattet, dass der sprichwörtliche Bock nicht fetter wird, trotz aller Einsparungsbemühungen. Eigentlich quälen wir das arme Tier nur noch, weil wir sein Verhungern herauszögern. Ich kann’s auch in einem anderen tierischen Sinnbild verdeutlichen: der Gaul, den wir mit Umschichtungen im Haushalt reiten, ist längst tot geritten.

Ein paar Beispiele aus dem Gemeindealltag:

In den letzten Jahren sind in unserer Regionalverwaltung Stellen abgebaut worden. Ein Teil der dort abgebauten Aufgaben wurde an die Pfarrbüros zurück übertragen. Gleichzeitig werden die Verwaltungsaufgaben für die Pfarrer immer komplexer (Wann genau im Studium und Vikariat habe ich eigentlich gelernt, Geschäftsbriefe, Rechnungen, Spendenbescheinigungen oder Personalzeugnisse zu schreiben oder Personal- und Haushaltspläne zu lesen und zu erstellen?). Auch Pfarrstellen wurden und werden abgebaut, die Arbeitsaufgaben aber nicht. Die Folge in meiner Gemeinde war, dass wir aus der einfachen „Schreibkraft“ im Büro eine höhergruppierte „ausgebildete Bürokraft“ machen mussten, die Aufgaben übernommen hat, die eigentlich eine Eingruppierung einer noch höher dotierten „Verwaltungskraft“ rechtfertigen würde. Leisten können wir uns das nicht.

Moderne – extrem teure – Energiespartechnik, musste nach Richtlinien der Gesamtkirche bei der Bausanierung angeschafft werden, überfordert aber regelmäßig unsere alt gewordenen Küster und ist leider extrem störungsanfällig. Immer wieder müssen Fachfirmen von jwd kommen, die bei der Kirchensanierung engagiert werden mussten, weil sie 10ct billiger waren als die Firma vor Ort. Alleine die Anreisekosten derer im letzten Monat haben die Einsparung damals erheblich übertroffen.
Und auch viele staatliche Auflagen, z.B. die Sanierung der Öltanks, Schornsteine oder auch Kanalisationsarbeiten der Kommune mit teils Kosten im 20.000€-Bereich haben uns in der Vergangenheit enorm belastet, ohne dass es da einen Ausgleich von der Gesamtkirche gab. Die Kollekten unserer Gemeindeglieder wurden dafür verwendet – ich bin mir aber nicht sicher, dass diese diesen Verwendungszweck im Sinn hatten, als sie ihre DM in den Klingelbeutel warfen

Gerade hat unsere Küsterin gekündigt. Wir werden die Stelle wohl nicht mehr ausschreiben können, da wir die Finanzierbarkeit der Stelle, trotz Reduzierung des Arbeitsumfanges, für mehrere Jahre nicht sicherstellen können. Seit letztem Jahr muss das Geld ja für mindestens drei Jahre im Voraus vorhanden sein.
Wir haben nun die Wahl, das Geld aus der auch nicht mehr so üppig gefüllten Kollektenkasse in den Haushalt einzustellen und die Kollektenkasse noch schneller zu leeren oder künftig auf einen Küster zu verzichten.
Für die Herrschaften am Paulusplatz ist die Entscheidung ganz klar. Da hört man dann: „Bei uns in Darmstadt/Frankfurt/Wiesbaden haben wir auch keinen Küster mehr (der angestellte Hausmeister wird unterschlagen). Da machen den Küsterdienst – das bisschen Glockengeläute und Wein einschenken – EHRENAMTLICHE. Die wollen da kein Geld für haben. Sie müssen versuchen mehr Ehrenamtliche zu rekrutieren. Es liegt an Ihnen, wenn Sie keine finden.“
Ein schlauer Satz, wenn man in einem 400-Einwohner Dorf wohnt, in dem 40 Menschen unter 18 und 120 Menschen über 80 sind und der Rest entweder täglich 200km Arbeitsweg hat oder als Teilzeitkraft, Hausfrau und RentnerIn auch noch ehrenamtlich die Verwandtschaft zu Arzt und Supermarkt kutschiert, deren Höfe, Gärten, Gräber mit pflegt, Vorstandsarbeit in Vereinen leistet, im KV, der Synode und in diversen Ausschüssen sitzt, alle 14 Tage Prädikantendienst verrichtet, den Kigo verantwortet, die Kollektenkasse führt, Geburtstagsbesuche macht etc. Meine KVs haben ALLE innerhalb der Kirchengemeinde oder des Dekanats mindestens drei weitere Ehrenämter übernommen und in ihren Ortsteilen bei Kommunen und Vereinen sicher noch vier oder fünf mehr. Da geht nichts mehr! Da hat keiner Lust darauf auch noch die Hausmeister- und Küsteraufgaben zu übernehmen, zu Trauerfällen und Geburten zu läuten, den Rasen zu mähen, das Gelände und die Kirche sauber zu halten und zu pflegen und zwei Stunden beim Orgelstimmen die Tasten zu drücken.
Unsere kurhessischen Nachbarn haben einen Großteil der Küster-Aufgaben an Konfirmanden delegiert. Bei jährlich 2 Konfis aber auch utopisch, davon abgesehen, dass ich Kinderarbeit ablehne und 12-jährigen auch ungern zumuten wollte 2000qm Rasen zu mähen oder 500m Weg Schnee zu fräsen.

Das andere Mantra, das man vom Paulusplatz hört, ist: „Betreiben Sie Fundraising! Gründen Sie eine Stiftung!“
Ganz toller Tipp! Ich habe fünf Gottesdienstorte, weiß jetzt schon nicht, wie ich meine Arbeit und meine kirchlichen Ehrenämter – derzeit fünf – bewältigen soll, – wer will’s denn machen als der Pfarrer? Und wen soll ich denn da „raisen“?

In der Tat dürfte in unserer Region ein relativ hoher Anteil an der Kirchensteuer erwirtschaftet werden, weil mehrere mittelständische Familienunternehmen hier ihren Sitz haben, die Familien den Kirchengemeinden sehr verbunden sind.
Sie unterstützen die Kirchengemeinden der Gegend wirklich großzügig – keine Kirchensanierung läuft ohne Großspende von ihnen. Und ja, es gibt auch schon einige kirchliche Stiftungen, die sie unterstützen. Aber außer diesen Familien haben wir niemanden, den wir angraben könnten. Die Menschen hier waren Arbeiter und Bauern. Ihr Vermögen steckt in ihren Mehrgenerationenhäusern, ihren Ställen, ihrer Landwirtschaftstechnik. Diese Häuser, ihr Land ist in unserer Gegend kaum noch was wert. Da gibt’s keine riesigen Erbschaften.
Und sollen die hiesigen Firmen und wohlhabenden Familien wirklich die verfehlte Finanzpolitik unserer Kirche, – diesem idiotischen Ausbau von Referaten, Profil- und Projektstellen -, noch Vorschub leisten? Sollen sie dafür aufkommen, dass die EKHN alle zwei Jahre ihren Webauftritt verändern kann oder zweimal im Jahr ihre Impulspost verschickt, mit grenzwertiger Botschaft, die bei den meisten Gemeindegliedern als „Werbung“ im Papiermüll landet?

Auch hier noch ein Beispiel, das mir jedes Jahr wieder einen Adrenalin-Schub beschert: Diese tolle Aktion „Autofasten“. Jedes Jahr bekommen meine beiden Gemeinden Infopakete, Plakate, Handzettel dieser Umweltaktion unaufgefordert zugeschickt. Jedes Jahr wieder schmeißen wir sie in die Tonne.
„Autofasten? Wieder so ein Städter-Pfurz!“, würde mein immer noch Auto fahrender 93-jähriger Nachbar sagen.
In einem Dorf, in dem es außer einem Kaugummi- und einem Zigaretten-Automaten keine Geschäfte gibt, keinen Arzt, keine Bank, unter der Woche keinen Ort, an dem man sich treffen könnte, würde Autofasten buchstäblich an Leib und Seele „Verhungern“ bedeuten.
Für diesen Blödsinn werden Wälder abgeholzt, Energie verschwendet und Kirchensteuermittel für Werbeagenturen und Profilstellen rausgehauen. Mehrmals haben wir schon rückgemeldet, dass wir keine Werbemittel der Aktion haben möchten, nie hat man sich daran gehalten.
Das neueste Umweltprojekt der EKHN, „Der grüne Hahn“, fällt auch in diese Kategorie. Da darf ich nun – gesponsert von der Kirche – jemanden bestellen, der uns erzählt, was wir energetisch einsparen werden, wenn wir es uns je leisten können werden würden, unsere Glühbirnen gegen teure LEDs auszutauschen. Momentan sind wir noch in der glücklichen Lage, die kaputten gegen auf Vorrat gekaufte alte Glühbirnen austauschen zu können. Wenn es mit der Finanzausstattung der Kirchengemeinde so weitergeht, wird es aber schon sehr bald zappenduster werden.
Spätestens wenn mit der Doppik auch die 20% Rücklage verpflichtend eingeführt werden muss. Wenn wir also 20% unserer Besitzungen und Besitztümer finanziell ersetzen können müssen. Dann werden wir wohl den gesamten Restbestand der Kollekte in den Haushalt überführen müssen und werden trotzdem freiwerdende Stellen nicht mehr besetzten können, dann ist kein Geld mehr da.

Spätestens dann ist für mich auch der Punkt gekommen, an dem ich nicht mehr Landpfarrerin sein will.
Wenn ich überlege, was ich derzeit für die Ehre, 70 Stunden die Woche haupt- und ehrenamtlich für die Kirche arbeiten zu dürfen, bezahle, – fürs teure Wohnen im mir viel zu großen Pfarrhaus, den Allrounder-Anspruch und die weiten Wege auf dem Land. Dann kann ich eigentlich auch auf eine schöne halbe Stadtpfarrstelle gehen, wo ich wegen der vielen Prädikanten nur alle 6 Wochen auf die Kanzel muss, Öffis nutzen kann, kein Auto mehr brauche, Car Sharing machen und jedem Sonderangebot hinterher laufen kann…
Und wo ich die Chance habe, dass von unserer Kirchenleitung die Stadtgemeinde und ich als Person wahrgenommen und gehört werden. Langjährige Kollegen in meiner jetzigen Region behaupten dagegen, unsere ländliche Region kenne man „in Darmstadt“ – also bei Kirchenleitung und -verwaltung – nur als „Blinddarm der EKHN“ und halte sie dort für ebenso überflüssig.
So zynisch bin ich noch nicht…
Ich hab‘ noch Träume…
Vielleicht auch nur Illusionen.

Michaela Frischholz

Doppik in der Kirche: „Bella confusione“ oder einfach Irrsinn? Ein Beitrag von Pfr. Hans Greiffenstein.

04.10.2016, von Pfr. Hans-Joachim Greifenstein, Bensheim (auch: 1. Allgemeines Babenhäuser Pfarrerkabarett), erschien zuvor in der Kirchenzeitung er EKHN

Ich bin unter anderem deshalb lieber evangelisch als was anderes, weil es bei uns doch zumeist halbwegs demokratisch zugeht und wir Synoden haben, in denen wichtige Entscheidungen getroffen werden. In nicht wenigen Konfessionsvergleichsdebatten habe ich schon öfter mit Stolz darauf verwiesen, dass bei uns sich auch kirchenleitende Personen zur Wahl stellen müssen und am Ende gar abgewählt werden können. Darum bin ich allen Menschen dankbar, die ihre kostbare Freizeit in Kirchenvorständen, Dekanatssynoden oder unserer Landessynode opfern. Vielen Dank, Ihr vielen guten Menschen!

Manchmal gibt es aber auch Entscheidungen wo ich mir gewünscht hätte, nicht die Synode hätte entschieden sondern ein Rat weiser Frauen und Männer die ganz meiner Meinung sind. Ich z.B. hätte niemals dafür gestimmt, unser kirchliches Haushaltswesen radikal umzufrisieren und die gute alte Kameralistik gegen die neue möglicherweise gar nicht so gute Doppik einzutauschen. Die Kameralistik war ein Haushaltssystem aus dem zu Ende gehenden Feudalismus wo man nach Art der klugen Hausfrau für alle möglichen Ausgaben ein paar verschiedene Zuckerdosen hatte in die man etwas hinein tat und wenn man es brauchte herausnahm. Es war manchmal ein bisschen umständlich aber es hat viele Generationen öffentlicher Finanzen leidlich ordentlich verwaltet. Dann begann aber das neoliberale Neuerungsfieber und zuerst hat es die Kommunalhaushalte erfasst und schließlich mit der kirchenüblichen Verspätung jetzt auch unsere EKHN. Künftig soll nach Art der kaufmännischen Buchhaltung (Kreditoren kriegen was, Debitoren müssen was geben weil sie die „Debben“ sind) gerechnet werden. Ein paar Unglückliche – darunter auch mein Heimatdekanat – wurden zu Pilotregionen erklärt, und es kam zum probeweisen „Roll-out“ der neuen Software und ganz plötzlich trat ein Zustand ein der in etwa mit der Situation in Apg 19,32 zu vergleichen ist: „Etliche schrien so, etliche ein anderes, und die Gemeinde war irre, und die meisten wussten nicht, warum sie zusammengekommen waren.“ Ein fröhlicher Italiener würde so etwas vielleicht als eine „bella confusione“ bezeichnen, den Mitarbeitenden in unserer Regionalverwaltung ist das Lachen schon lange vergangen. Jahresabschlüsse konnten nicht gemacht werden, Haushalte wurden im Blindflug gefahren, Stromrechnungen blieben unbezahlt und ausstehende Kindergartenbeiträge konnten nicht eingetrieben werden. Und wenn man das ganze ganz ernst nimmt kommt in ganz vielen Kirchengemeinden heraus dass sie sich ihre Gebäude eigentlich gar nicht mehr leisten können. Kameralistisch konnten sie es immer irgendwie, doppisch können sie es dann irgendwie nicht mehr. Oh Wunder der Finanzjonglage!

Und billig war die Umstellung auch nicht. Und wird – wie bei solchen Projekte wohl üblich – auf die Dauer noch weitere hübsche Batzen kosten. Wenn man nun aber diejenigen fragt, die mit der Doppik schon leben müssen, also Stadtverordnete, Bürgermeister und Angestellte in Rathäusern und Landratsämtern dringen einem niemals spitze Schreie der Begeisterung entgegen. Die Computerfritzen haben ein Sprichwort: „Never change a running system“, weil sie viel Erfahrung mit teuren Verschlimmbesserungen habe. Kann man so was wie die Doppik eigentlich wieder abblasen? Das würde sicher noch viel mehr Mut als Geld kosten. Ob die Synode so viel hat?

 

Die flächendeckende Einführung der „Doppik“ in der hessen-nassauischen Kirche wird wieder verschoben.

Die kaufmännische Buchführung kommt nun peu a peu ab 2018.
Frankfurt a.M., 24. November 2016.

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) verschiebt die flächendeckende Einführung der kaufmännischen Buchführung in ihren Gemeinden und Einrichtungen auf das Jahr 2018. Das teilte der Leiter der Kirchenverwaltung, Heinz Thomas Striegler, am Mittwoch vor der in Frankfurt am Main tagenden Kirchensynode mit. Demnach soll bis Ende 2019 das neue Finanzsystem nach und nach in der gesamten hessen-nassauischen Kirche eingeführt werden…

Mehr dazu.

EKHN-Synode- Doppik: Kostensteigerung von ursprünglich 9 Mio. € auf rd. € 21,4 Mio.“ (Teilkosten) und Umsetzungstohuwabohu: „Die Abarbeitung von Rückständen hat weiter höchste Priorität..“

11/2016, EKHN, Drucksache zur Synode

„… Eine der größeren Baustellen im Doppik-Projekt stellt die Schnittstelle zur Personalabrechnung dar… Daneben stehen die Verbuchungen der Besoldung für Pfarrpersonen, Kirchenbeamtinnen und Kirchenbeamte für die Haushaltsjahre 2015 und 2016 aus. …“

„Aufgrund der Umsetzungsschwierigkeiten in der Anfangsphase des Projekts entstanden in den Pilotregionalverwaltungen sowie der Gesamtkirchenkasse teils erhebliche Buchungs- und Arbeitsrückstände, die die Arbeitsfähigkeit der aller betroffenen Einrichtungen wesentlich beeinträchtigten…“

Gegenüber der in der Herbstsynode 2015 dargestellten Umstellungskosten von rd. € 13,5 Mio. ergibt die Neukalkulation einen erhöhten Finanzbedarf von rd. € 5,9 Mio. Hinzu kommt eine mit Sperrvermerk versehene Sicherheitsreserve von € 2,0 Mio. Damit belaufen sich die Gesamtprojektkosten bezogen auf die Gesamtprojektlaufzeit inklusive der gesperrten Sicherheitsreserve auf rd. € 21,4 Mio….

Zur Drucksache der EKHN-Synode.

Zu Hintergrund und Historie vgl. hier.

Im Blindflug. Zur Lage der Finanzsteuerung der EKHN. „Roll-Out“ erneut verschoben.

11/2016

1. Erträge
Über einen Jahresabschluss bzw. Jahresergebnis 2015 kann dieses Mal im Frühjahr
2016 noch nicht berichtet werden, da im Zuge der Umstellungsarbeiten von
der Kameralistik auf das doppische Rechnungswesen angesichts der Komplexität
der Aufgabe noch keine vollständige Erfassung der Anfangs- und Endbestände
für das Jahr 2015 vorliegt. Insofern können auch an dieser Stelle nicht, wie sonst
üblich, Vorschläge für die Verwendung eines etwaigen Jahresüberschusses entwickelt
werden…

Die Kirchenleitung hat auf Empfehlung der Projektsteuerungsgruppe Doppik beschlossen,
die für das Jahr 2017 vorgesehene 1. Stufe des Roll-Outs auf das Jahr
2018 zu verschieben. Trotz zahlreicher Fortschritte seit Herbst 2015 waren Ende
März 2016 einige der selbst definierten weiteren Erfolgskriterien noch nicht bzw.
nicht vollständig erfüllt. …  Mehr dazu.

EKHN: Kirchensteuer in den letzten 15 Jahren real um ca. 1% p.a. angestiegen.

09/2016, von Friedhelm Schneider

Der neue Jahresbericht der EKHN 2015/2016 enthält einige interessante Informationen. Leider werden diese nicht als solche benannt. Z.B. die Entwicklung der Kirchensteuer. Der Narrativ der Finanzknappheit, zuletzt in der Gestalt von real, also inflationsbereinigt, sinkenden Kirchensteuern ist hinlänglich bekannt. Dieser Narrativ war die argumentative Basis für Stellenabbau, Kürzung von Zuweisungen an Gemeinden und Funktionen etc. Dieser Narrativ ist nunmehr auch au den eigenen Angaben des Finanzdezernates widerlegt: für den Zeitraum der zurückliegenden 15 Jahre, von 2001 bis 2015, also die Kürzungs- und Abbauepoche schlechthin, sind die Kirchensteuereinnahmen nicht allein nominal kräftig angestiegen. Auch real ist ein Anstieg zu verzeichnen.

Eine ähnliche Berechnung legte jüngst der Finanzdezernent der Ev. Kirche in Württemberg Kastrup auf der Synode vor. Seiner Berechnung zufolge lag der Anstieg bei real 1,9% p.a. ab 1992.

Nun wird also ein solcher Anstieg auch in der EKHN bestätigt. Dies geschieht nicht verbal, ergibt sich aber aus einer Tabelle des Leiters des Finanzdezernats, Thomas Striegler. Demnach lag der Realwert von 2001 bei 300 Mio. €. Er stieg bis 2015 auf ca. 350 Mio. € (Leider ist die Skalierung sehr grob gewählt, sodaß man den zweiten Wert nicht genau erkennt, sondern abschätzen muss. Er könnte auch etwas höher liegen). Geht man von den offensichtlichen Zahlen aus, dann bedeutet das eine Steigerung von 1% oder etwas größer p.a. – real ab 2001. Das wäre ein ganz beachtlicher Anstieg.
An dieser Stelle möchte ich den Hinweis nicht versäumen, dass wir die Verwendung von Realwerten bei der Beurteilung der Entwicklung der Kirchenfinanzen für nur eingeschränkt tauglich halten. Das hatten ich an anderen Stellen schon eingehend erörtert.

vgl. S.6., Tabelle unten links, Statistik (Werte 2001 bis 2015).