Archiv des Autors: Alexander

Verdi will auch ArbeitnehmerInnen bei Diakonie und Caritas vertreten

Verdi fordert eine Änderung der Strukturen bei Diakonie und Caritas. Die beiden großen Wohlfahrtsverbände sind als Kirchliche Tendenzbetriebe von den Gewerkschaften abgeschnitten. Für ArbeitnehmerInnen gelten andere Rechte, die ihnen unter anderem das Streikrecht verwehrt.

 

Unter dem Motto „Kann Gewerkschaft Sünde sein?“ startet Verdi eine Unterschriftenaktion um den Sonderstatus der beiden Sozialverbände zu beenden.

Guidelines zum Umgang mit sozialen Netzwerken

Soziale Netzwerke bieten Chancen in der Kommunikation. Man erreicht viele Personen, die über klassische Medien, die viele Gemeinden nutzen sonst kaum zu erreichen sind.

Als Jugendgruppenleiter kann ich mir Facebook kaum noch aus der Arbeit heraus denken. Gerade Jugendliche sind sonst meist nur durch persönliche Ansprache erreichbar.

Die evangelichen Kirchen im Rheinland, Westfalen und Lippe haben sich daher mit den Möglichkeiten und Problemen sozialer Netzwerke befasst und gemeinsame Guidelines heraus gegeben. Ziel ist es haupt- und ehrenamtliche in den Kirchen Handreichungen für den Umgang mit sozialen Netzwerken zu geben. Das Thema ist auf jeden Fall wichtig und die Guidelines umfassen auch viele Aspekte. Daher kann ich Personen, die Soziale Netzwerke nutzen oder nutzen wollen die Guidelines empfehlen.

Die Tipps und Beispiele sind leider etwas wenig Konkret. Wahrscheinlich wollte man so wenig konkrete Netzwerke nennen und geht daher nicht im Detail auf die verschiedenen Möglichkeiten ein. Hier wären konkrete Hinweise für Leute, die anfangen wollen Soziale Netzwerke für sich und die Kirche zu nutzen sicherlich hilfreich. Die Vielzahl an Möglichkeiten und ihre verschiedenen Vor- und Nachteile sind definitiv erschlagend.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, das vieles nicht besonders kirchenspezifisch behandelt wird. Die Guidelines sind gut und Sinnvoll. Aber auch häufig so generell, das sie auch für jede andere Institution gelten können. Lediglich die klare Warnung, das sich die seelsorgerliche Schweigepflicht in sozialen Netzwerken kaum garantieren lässt, kann als solche gelten. Es wäre aus meiner Sicht aber noch mehr spezifische Punkte zu behandeln. Wichtig wäre die Verantwortung als Moderator, sobald man eine Gruppe innerhalb eines sozialen Netzwerk bildet. Ich erlebe selber, das der Umgang in Netz häufig wesentlich unhöflicher und verletzender als bei Begegnungen von Angesicht zu Angesicht sein kann. Wer immer Räume eröffnet sollte sich meiner Meinung nach auch verpflichtet fühlen diesen Sozialraum zu pflegen.

Eine weitere Verantwortung ist die Rhytmisierung. Ich bin der Überzeugung, das unsere Welt von Rhythmen durchzogen ist. Arbeitszeit, Freizeit, Essenszeiten, Alltag, Feiertage, Werktage … . Unser leben ist von Rhythmen geprägt. Soziale Netzwerke haben die Tendenz sich dieser Struktur zu entziehen. Durch Smartephones sind sie fast immer und überall verfügbar und entwickeln eine eigene Dynamik. Diesen technischen Prozess wird keiner von uns aufhalten können. Aber ich bin der Überzeugung, bei der Gestaltung von Räumen in sozialen Netzwerken kann zumindest für den eigene Bereich ein Rhythmus gefunden werden. Direkte Hilfestellungen sind da schwer zu geben. Wer seinen Freunden und der Gemeinschaft Zuspruch vermitteln will folgt einem anderem Rhythmus als jemand, der Rezensionen abgibt.

 

Vielen Dank an theology.de, durch deren Newsletter ich auf die Guidelines aufmerksam geworden bin.

Wissenschaft beweist: Tischgebete sind wirksam

Zumindest erhöht sich mit einem Ritual der Genuss der Speise. Transzendente Auswirkungen von Tischgebeten lassen sich der Natur der Sache gemäß nicht erforschen.

Um das Essen herum gibt es jedoch eine Vielzahl von Ritualen in unterschiedlichsten Kulturen. Grund für WissenschaftlerInnen an der Universität Minnesota die Wirksamkeit dieser Rituale zu untersuchen. Sowohl bei Schokolade als auch bei Karotten ließ sich nachweisen, das die ProbandInnen das Nahrungsmittel mit Ritual mehr genossen.

 

Die Studie wurde in der Psychological Science veröffentlicht. Hier noch der Abstract in eigener Übersetzung:

 

Vier Experimente testeten die neue These, das ritualisiertes Verhalten den folgenden Konsum verstärkt und verbessert – ein Effekt, der bei Schokolade, Limonade und sogar Karotten beobachtet wurde.

Experiment 1 zeigte, dass Teilnehmende, die ein ritualisiertes Verhalten durchführten, im Vergleich zu denen, die es nicht taten, Schokolade als geschmackvoller, hochpreisiger und wert ausgekostet zu werden empfanden.

Experiment 2 zeigte, das zufällige Gesten den Konsum weniger aufwerteten als ritualisierte Gesten. Weiterhin zeigte es, das eine Verzögerung zwischen dem Ritual und der Möglichkeit des Konsums die Freude vergrößerte. Das bestätigt die Idee, das ritualisiertes Verhalten die zielgerichtete Handlung (Konsum) stimuliert.

Experiment 3 fand heraus, das ein Ritual selber durchzuführen den Genuss mehr verstärkt als jemanden dabei zu beobachten das Ritual durchzuführen.Das legt nahe, das persönliche Einbeziehung wichtig für die Wirksamkeit von Ritualen ist.

Schließlich bestätigte Experiment 4 die grundlegende These: Rituale verstärken den Genuss durch Konsum durch die stärkere Beteiligung an der Erfahrung, auf die sie sich beziehen.“

Sozialwort 2013

Für Oktober dieses Jahres haben die evangelischen und die katholische Kirche angekündigt ein neues Sozialwort zu verabschieden. Das Publik-Forum hat sich mit der Entstehung und den Anforderungen in einer Artikelserie befasst.

Chefredakteur Wolfgang Kessler kritisiert, das dieses mal die Basis nicht in die Entstehung des Sozialwort eingebunden wurde, „Obwohl es in beiden Kirchen eine Vielzahl von Initiativen zu sozialen fragen gibt.

Pfarrer Walter Lechner fordert eine „Abkehr vom Wirtschaftswachstum als gesellschaftlichem Leitziel“. Statt weiter auf Ausbeutung zu setzen, wäre es an der Zeit neue Wachstumsziele wie Kultur, Wissen und Gerechtigkeit zu finden.

Politikwissenschaftlerin Antje Schrupp fordert eine besondere Berücksichtigung der Frauen im neuem Sozialwort. Frauen sind „von den Folgen des neoliberalen Umbaus besonders betroffen“. Dennoch könne niemand die Perspektive der Frauen einnehmen, denn „gerade diejenigen Punkte, zu denen unter Frauen keine Einigkeit herrscht, sind häufig Knotenpunkte, an denen die Schwierigkeiten eines gesellschaftlichen Umbaus deutlich werden.“

Georg Hupfauer Bundesvorsitzender der katholischen Arbeitnehmer Bewegung, fordert dieses mal Partei für die Armen zu ergreifen. Seit dem letztem Sozialwort 1997 hat sich durch die HartzIV Gesetzgebung viel verändert. Die Arbeit hat vielfach ihre Würde verloren.

Gemeinde wehrt sich gegen Sparpläne der EKiR

Letzte Woche haben wir über den Brandbrief Rekowskis berichtet. Trotz hoher Kirchensteuereinnahmen plant er bis 2018 35% im Haushalt der EkiR zu sparen.

Die Gemeinde Holten-Sterkrade wehrt sich gegen die Einsparziele. Alleine aus dem Rückgang von Mitgliedern lässt sich nicht pauschal auf einen Rückgang der Kirchensteuereinnahmen schließen.

Der Autor Andreas Reinhold vermutet andere Ursprünge der Sparziele. Die Verwaltung hat in der jüngeren Vergangenheit mit dem bbz-Skandal, der Umstellung der Finanzverwaltung und dem Ausbau der Verwaltungsstrukturen Ausgaben erzeugt, die nun die Gemeinden vor Ort ausbaden sollen.

Commons ein alternativer Wirtschaftsentwurf

Silke Helfrisch schreibt in vier Teilen eine interessante Betrachtung der Commons. Commons oder zu deutsch Allgemeingüter sind materielle und immaterielle Ressourcen, die der Allgemeinheit gehören und von ihr verwaltet werden.

 

In Teil 1 befasst sich mit dem Zusammengang zwischen Gemeinschaft und Gemeingütern. Helfrisch spricht sich gegen eine Betrachtung der Commons als Ware aus. Betrachtet man die Commons als Waren, dann bleibt jede in ihrem eigenen Kosmos. Betrachtet man hingegen die Gemeinschaft, dann ergeben sich gemeinsame Regeln, Normen und Prinzipien.

 

Teil 2 beschäftigt sich mit der Frage welche Institutionen für Commons geeignet sind. Helfrisch, ist der Ansicht, das sich jede Institution sowohl für Commons als auch für den persönlichen Gewinnen nutzen lässt. Eine Aktiengesellschaft kann für das Gemeinwohl arbeiten, während eine Kooperative andere ausbeutet um wenige zu bereichern. Wesentlich wichtiger als die Hülle der Institution, sei der Kern. Die Prinzipien nach denen eine Gemeinschaft arbeitet sind das wichtige.

 

Teil 3 widmet sich dem Schutz, die Commons nötig haben. Commons sind nicht mit freiem Zugang gleichzusetzen. Jedenfalls nicht bei solchen Gütern, die durch das Teilen weniger werden. Die Marktfundamentalismen zerstören Commons sowohl die Güter als auch die Gemeinschaft sind durch ihre Dominanz bedroht. Daher gilt es mit Commons Räume zu schaffen, die vor dem Zugriff der Marktfundamentalismen geschützt sind.

 

Der vierte und letzte Teil erklärt die Möglichkeiten einer auf Commons basierten Wirtschaft. Helfrisch geht davon aus, das Commoning sich auch in der Breite der Gesellschaft durchsetzen kann. Dies basiert auf Emergenz und soll ohne eine Hierarchisierung passieren. Bestehende Projekte fungieren dabei als Kristallisationskeime in der Gesellschaft.

Generationenmanifest

Das Generationen-Manifest stellt zehn Warnungen und zehn Forderungen an die Politik. Damit wir unseren Kindern die gleichen Chancen und Hoffnungen für die Zukunft versprechen können, die wir selber hatten.
Nach der Wahl am 22. September 2013 wird jeder Partei des deutschen Bundestags das Manifest als Grundlage ihres Handelns überreicht. Ihre Stimme ist die Legitimation des Generationen-Manifests gegenüber den gewählten Volksvertretern. Wir wollen vor der Wahl wissen, wofür die Politiker stehen, die wir wählen sollen. Unterzeichen Sie jetzt!

 

WIR FORDERN
Mut, Ehrlichkeit und generationengerechtes Handeln 

1. Die Bekämpfung des Klimawandels muss als Staatsziel in die Verfassung aufgenommen werden. Ein zu Beginn der neuen Legislaturperiode verabschiedetes Klimaschutzgesetz muss die Grundlage dafür bieten. Wenn Europa und Deutschland beim Klimaschutz und bei der Markteinführung von Klimaschutztechniken vorangehen, werden andere – schon aus Wettbewerbsgründen – folgen. Denn Klimaschutz ist ein Gewinn für uns alle und keine Zumutung von Lasten.

 

http://unterzeichnen.generationenmanifest.de/

Innenminister Friedrich schürt die Angst vor AsylbewerberInnen

Auf den ersten Blick sind die Schlagzeilen drastisch. In der ersten Hälfte dieses Jahres haben fast 90% mehr Personen Asyl in Deutschland beantragt. Die absolute zahl von 43.016 Anträgen klingt dann doch wieder wesentlich weniger bedrohlich.

Dennoch mahnt unser Innenminister: „Auch ein wirtschaftlich starkes Land wie die Bundesrepublik Deutschland wird dadurch vor erhebliche Herausforderungen gestellt.“ Da fragt man sich wie es die Krisenländer der EU, mit direkten Außengrenzen schaffen sollen.

 

Auf einmal begegnen wieder alle Argumente der das-Boot-ist-voll Debatte, mit der in den 90ern das Recht auf Asyl faktisch abgeschafft wurde. Zugleich wird wieder von massenhaften Asylmissbrauch spekuliert. Doch wie Pro Asyl zu Recht anmerkt kommen die meisten Flüchtlinge aus der russischen Föderation, Afghanistan und Syrien. Nicht Sozialmissbrauch sondern eine Außenpolitik, die sich mehr um die Interessen der Wirtschaft, als die Menschenrechte kümmert ist die Ursache, das immer mehr verfolgte Menschen keine andere Option als die Emigration sehen.

 

Eigentlich sollte man gelernt haben wohin die das-Boot-ist-voll Debatte geführt hat: Rechtsradikale Mobs, die versuchen nationalbefreite Zonen zu installieren und damit das Gewaltmonopol des Staats in Frage stellen. BürgerInnen, die es legitim empfinden diese rechten Mobs anzufeuern. In Berlin haben sich bereits die ersten Nazis wieder als Anwälte der Bevölkerung aufgespielt. Dieses mal haben sich die Bewohner erfolgreich gewehrt. Aber bitte erspart uns dieses mal das Wasser auf rechte Mühlen mit der das-Boot-ist-voll Debatte.

Was sorgt dafür, das Sex-Arbeit ungleich wie andere Formen der Erwerbsarbeit behandelt wird?

Die aktuelle Ausgabe der Diakonia befasst sich mit Prostitution. Im öffentlich zugängigen Leitartikel schreibt über die Blickwinkel der Gesellschaft auf die Sex-Arbeit. Noch immer wird die Arbeit räumlich und gesellschaftlich auf Distanz gehalten.

In dem man Frauen zu Opfern macht, erspart sich die Gesellschaft Diskussionen über die Kunden des Geschäftsmodells. Auch die frage warum Prostitution innerhalb der Erwerbsarbeit eine gesonderte Rolle einnimmt, lässt sich für Marla Katharina Moser nicht erklären: Die frage für welche Dienstleistungen die Gesellschaft es für gerechtfertigt hält Entgelt zu nehmen hat sich historisch mehrfach geändert. Immer wieder wird argumentiert Sex-Arbeiterinnen würden ihren Körper und Intimität verkaufen. Doch auch dieses Argument will Moser nicht gelten lassen. Fast jede Arbeitnehmerin verrichtet die Arbeit mit ihrem Körper gegen Geld. Intimität verkaufen viele, wenn Sie über ihre Gedanken öffentlich schreiben oder sprechen. Dennoch wird Sex-Arbeit immer noch anders betreachtet.

Perspektive der Berfreiungstheologie in Lateinamerika

In Brasilien hat sie die Bevölkerung gegen die Priorisierung ihrer Regierung gewehrt. Für viele war es nicht tragbar Millionen für den Bau von Stadien für einen korrupten Funktionärsverein aufzuwenden, während die Bildung und Gesundheitsvorsorge kaum funktionieren. (wir berichteten)

Die Lemonde de religions fr hat mit dem katholischen Befreiungstheologen Betto Frei ein Interview zu den sozialen Problemen in Lateinamerika und den Erwartungen an den Papst geführt. Wir-sind-Kirche.at hat das Interview übersetzt.