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Vakanzen

EKiR: schon heute 8% der Gemeindepfarrstellen und 9% aller Pfarrstellen vakant. Besetzung von 53% der heutigen Pfarrstellen 2030 scheint ambitioniert.

07/2016, wort-meldungen

Schon heute können 8% der Gemeindepfarrstellen in der EKiR nicht mehr besetzt werden., vgl. den Zahlenspiegel der EKiR. Üblich sind 3% unbesetzte Stellen, damit die Rotation der Stelleninhaber gewährleistet bleibt.

D.h: in der EKiR gibt es schon heute einen Pfarrermangel – bevor die Pensionierungswelle der geburtenstarken Jahrgänge 2017ff beginnt.

Reduktion der Pfarrstellenzahl (gesamt) von heute 1980  bis 2030 auf 1000 Pfarrstellen. Doch selbst dieses Ziel scheint ambitioniert:

„Die EKiR tagte Anfang Januar in Bad Neuenahr und beschloss viele der angekündigten Sparmaßnahmen. Interessant für uns war vor allem die Personalpolitik, die mit einem Rückgang der Pfarrstellen bis 2030 auf immer noch 1000 Stück plant. Um dieses Ziel zu erreichen, werden noch viel mehr Abiturienten als bisher für das Theologiestudium gewonnen werden müssen.“ Zur Quelle.

Kommentar von Hans-Jürgen Volk:

Die Situation in der EKiR ist demnach noch deutlich dramatischer, was man hier nachvollziehen kann: http://www.ekir.de/www/ueber-uns/statistik.php (Statistik zur Synode 2015, Heft C – insbesondere Seite 3).
Hieraus geht hervor, dass von 1,991 Pfarrstellen (Einschließlich Funktionsdienste und MBA-Stellen) 179 vakant sind, also insgesamt 9%. Von 1.247 Gemeindepfarrstellen sind 98, also 7,9% unversorgt. Von 662 Funktionspfarrstellen sind 78 (11,8%) nicht besetzt.

Aus dem Dokument geht hervor, dass sich diese Situation in den kommenden Jahren dramatisch verschärfen wird. Gab es 1990 noch 1.187 rheinische Theologiestudenten, waren es 2014 ganze 117 (S. 20). Noch bedenklicher wird das Gesamtbild, wenn man einen Blick auf die Altersstruktur der rheinischen Pfarrerschaft wirft (S. 12). Danach wird in etwa 4-5 Jahren die Zahl der Pensionierungen sprunghaft ansteigen, um dann etwa 2022, 2023 ihren Höhepunkt zu erreichen. Vor allem in strukturschwachen Regionen der EKiR ist die pfarramtliche Versorgung spätestens dann ernsthaft gefährdet.

Leider gibt es in der EKiR immer noch zu Viele, die den Pfarrdienst vorrangig unter Kostengesichtspunkten wahrnehmen und die Dramatik nicht erkennen, geschweige denn, praktikable Strategien entwickeln.

Hannover: Die Evangelisch-lutherische Landeskirche rechnet damit, „dass sich die Zahl ihrer derzeit rund 1.800 Pastorinnen und Pastoren nach jetziger Lage bis 2030 halbieren wird.“

07/2015, epd-Gespräch: Michael Grau

… Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover rechnet damit, dass sich die Zahl ihrer derzeit rund 1.800 Pastorinnen und Pastoren nach jetziger Lage bis 2030 halbieren wird…

In dünn besiedelten Randgebieten wie dem Harz, dem Emsland oder dem Wendland könne künftig es schwer werden, Stellen zu besetzen…

Zur Quelle.

Die ELK Bayern kann derzeit auch den Bedarf an Religionspädagogen nicht decken.

06/2015

Die ELK Bayern kann derzeit auch den Bedarf an Religionspädagogen nicht decken.

Derzeit seien 36 Stellen ausgeschrieben und zur Anstellungsprüfung hätten
sich nur 14 Personen gemeldet.

Hintergrund: von den in diesem Beruf tätigen 750 Personen wird in Bayern 28% des gesamten Unterrichts in evangelischer Religion abgedeckt.

(aus: nachrichten 3/2015 der ELK Bayern, S.85)

EKHN: Thomas Striegler, Leiter der Kirchenverwaltung und OKR Jens Böhm, Personaldezernent räumen in einem FAZ-Gespräch Fehler der Kirchenleitung in der Vergangenheit ein.

Wir kaufen uns eine Pfarrerin. Die Kirchen nehmen so viel Geld ein wie nie.
24.12.2014, von Corinna Budras, FAZ


Womit wir auch gleich bei der schlechten Nachricht wären: Denn dieses Paradebeispiel kommt ausgerechnet in einer Zeit, in der es überhaupt nicht nötig erscheint. Noch nie sprudelten die Kirchensteuern so munter wie in diesem Jahr. Die evangelische Kirche wird rund fünf Milliarden Euro einnehmen, das sind etwa fünf Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Schon seit Jahren geht das so. Seit 2005 sind die Kirchensteuereinnahmen um mehr als 43 Prozent gestiegen -..
Doch wenn es der Kirche so gut geht, warum müssen dann die Gläubigen darben? Das ist etwa so, als würden die Theater in Zeiten von Rekordeinnahmen erst einmal ihre Stammschauspieler abbauen. Doch bei der Kirche erscheint es besonders absurd…

Wer angesichts dieser Zahlen Fehler der Kirchenleitung in der Vergangenheit wittert, liegt goldrichtig. Das sehen selbst Böhm und Striegler so… „

Zwei Fehler werden dann genannt: 1. die Einstellungspraxis der geburtenstarken Jahrgänge Ende der 80iger Jahre und 2. die Verweigerung, zwei fertig ausgebildete Vikarskurse in den Dienst zu über nehmen 1997/98. Beide Kurse wurden damals komplett abgewiesen. Zum Artikel der FAZ.

Kommentar FS: Bisher wurden Fehlentscheidungen oder Fehleinschätzungen der Kirchenleitung eher verhohlen eingeräumt. Man erinnere sich an das erst jüngst erfolgte Eingeständnis, dass die Kirchensteuern nicht nur  nominal gestiegen, sondern auch real seit 2 Jahrzehnten auf dem selben Niveau liegen.  Was man ja zuvor immer bestritten hatte. Noch 2011 behauptete man ein reales Minus von 0,8 Prozent, was allerdings nicht zutraf. (Vgl. dazu Kirche_ohne_(pastorale)_Zukunft.)

Nun werden gar Fehler eingeräumt. In der Personalpolitik. Deren zwei werden genannt: erstens die Einstellungspraxis der 80iger Jahre, als die Absolventen der geburtenstarken Jahrgänge in den kirchlichen Dienst übernommen wurden. Es wäre spannend diese aus Verwaltungssicht als Sündenfall des Managements deklarierte Praxis einmal intensiv zu durchleuchten. Zu untersuchen, was an dieser Sicht real dran ist – und wie sich daraus ein Mythos entwickelte. Das kann hier nicht geschehen. Festgehalten werden soll hier nur, dass auch eine ganz andere Sicht dieser damaligen Praxis denkbar wäre. Dergestalt, dass die Kirche damals tatsächlich die – zuvor selbst in großen Werbekampagnen für das Theologiestudium gewonnenen (!) – jungen Christen der geburtenstarken Jahrgänge übernommen hat. Dass sie als Arbeitgeber also Wort gehalten hat. Und dass sie damit Vertrauen geschaffen hat bei den Mitarbeitenden. Zusätzlich wurde Solidarität praktiziert, indem die Pfarrerschaft in gewissem finanziellen Umfang bei dieser Praxis beteiligt wurde. Der Fehler bestünde bei solcher Sicht allerdings darin,  dass die Kirche zwar Gutes getan hätte, davon aber nicht sprach, es also versäumte, sich das Image des sozial egagiertes und handelndes „Unternehmen“ zu geben. Denn PR war in der Verwaltung unbekannt. Dieser Einwurf ist überaus verkürzt. Er soll dennoch mal so stehen bleiben.

Zweiter eingeräumter Fehler: die EKHN-Praxis aus den Jahren 1997 und 98, in denen fertig ausgebildet Jahre an Vikaren komplett die Übernahme in die EKHN verwehrt wurde. Da wird man in der Sache nicht widersprechen. Man wird aber widersprechen, wenn hier aus durchsichtigen Gründen der Versuch unternommen wird, diesen Fehler als zweimalige Episode zu verniedlichen. Das waren keine Ausrutscher, sondern das war die Spitze des Eisbergs, der hier sichtbar wurde. Das Problem, der Eisberg, war das System gegen die Schlüsselposition, gegen die Pfarrerschaft. Keine Episode, sondern System: nicht nur wurden 2 Jahrgänge nicht übernommen, jahrelang wurden in der Folge die jungen VikarInnen in aus der Bankenbranche stammenden Assessment-Center ausgefiltert; lange nachdem dies Verfahren in anderen Branchen wieder abgeschafft wurde und nachdem es in der EKHN verheerende Wirkung zeitigte, ersetzte man es 2003 durch die Potentialanalyse. Und erst 2009 ergänzte man die beiden 1. und 2. Examen mit Assessment-Center durch eine Art 3. Prüfung vor der Verbeamtung, also nach der Zeit des Pfarrvikariats. Und im Jahr 2009 trat OKR Jens Böhm seinen Dienst als Referent im Personaldezernat an. Hat die EKHN ihm diese neue Errungenschaft der 3. Prüfung zu verdanken? (Das kann in Kirche_ohne_(pastorale)_Zukunft noch eimmal nachgelesen werden.)

Das System greift aber weiter: in die Zeit, in der Jens Böhm Mitverantwortung im Personaldezernat trug, fällt der Plan zur Kürzung der Pfarrstellen um 2%, die sog. Pfarrstellenbemessung 2025. Kein Sterbenswörtchern der Kritik an dieser Vorlage von Seiten des OKR Böhm wurde damals bekannt. Er hätte die beste Gelegenheit gehabt, sich durch Richtigstellungen der wenigstens in Teilen konfusen Vorlage seines Vorgängers oder durch intelligente Alternativvorschläge zu profilieren. OKR Jens Böhm aber folgte seinem Dezernenten Walter Bechinger. Wer dem Dezernenten allerdings nicht folgte war die Synode der EKHN. Sie beschloss eine Kürzung um nur 1% der Pfarrstellen – entsprechend dem Rückgang der Gemeindegliederzahlen. (Zu dieser Thematik im Detail, hier mehr: Kirche_ohne_(pastorale)_Zukunft). 

Der Finanzdezernent Thomas Striegler, seit 2002 in Kirchendiensten und seit diesem Zeitpunkt Finanzdezernent der EKHN, steht seit seinem Eintritt in die EKHN für einen Spar- und Kürzungskurs, von dem die PfarrerInnen auf vielerlei Weise betroffen sind (in den Wort-Meldungen des Öfteren berichtet). Die Finanzpolitik war seit mindestens 15 Jahren Dreh-und Angelpunkt der gesamten Kirchenpolitik, des gesamten kirchlichen Managements. Jede Kürzung wurde mit Finanzknappheit begründet. Und die (angebliche) Finanzknappheit war Grund für manche Kürzung. Und Kürzungen betrafen vielfach die PfarrerInnen, galten die Pfarrgehälter doch als der größte Posten des Haushalts. Und damit musste man dort ansetzen. (Dies formulierte fast wörtlich in dieser – aus Managementsicht tatsächlich fatalen Form nicht Herr Striegler, sondern auf der Synode 2007 die damalige stellvertretende Kirchenpräsidentin.) Das war ein Kurs der Finanzpolitik, der dazu beitrug, dass der Pfarrberuf immer weniger attraktiv und Kirche jungen Menschen als Arbeitgeber immer weniger vertrauenswürdig erscheint (In Punkto Vertrauen der Mitarbeitenden steht die EKHN heute also am entgegengesetzten Ende der Skala im Vergleich zu Ende der 80iger Jahre – s.o.). Auch die Tatsache, dass Pfarrer heute für den Beruf selbst letztlich keine Werbung mehr betreiben, dürfte zu einem gewissen Teil auf das Konto Vertrauensverlust gehen. 

Fazit: man wird also nach dem Eingeständnis  zweier Fehler auf weitere Feherl- und Korrekturmeldungen gespannt sein dürfen

Anmerkungen zur Pfarrstellensituation in der EKHN

Der ehemalige Personaldezernent der EKHN Dr. Walter Bechinger wurde auf der Frühjahrssynode 2014 feierlich und ehrenvoll in den Ruhestand verabschiedet.

„Ehre, wem Ehre gebührt“, so lautet ein gängiges Sprichwort. Doch wie mag es dabei den Menschen ergangen sein, die von der desaströsen Personalpolitik des Herrn Dr. Bechinger hautnah, oder sagen wir besser existentiell betroffen waren oder noch sind?
Das Credo, an dem Herr Dr. Bechinger während seiner Amtszeit bis zuletzt eisern festgehalten hat, war die Zahl der Pfarrstellen zu verringern. Zu Beginn seines Wirkens Anfang der 2000er Jahre wurde dieser Grundsatz seiner Personalpolitik damit begründet, dass die Zahl der Mitglieder in der EKHN drastisch zurückgehen würde und die Finanzkraft der EKHN damit eine Konstanz bei der pfarramtlichen Versorgung sich keinesfalls mehr wird leisten können. Die unangenehme Aufgabe, die Stellenstreichungen vor Ort in den betroffenen Gemeinden zu kommunizieren und umzusetzen, überließ man dann aber doch lieber den Dekanatssynodalvorständen, kaschiert unter den neuen Zauberwörtern „Stärkung der Mittleren Ebene“ bzw. „Dekanatsstrukturreform“. Trotz der permanent bis in die ersten Jahre des neuen Jahrtausends wiederholten Aussage, die EKHN habe viel zu viele Pfarrpersonen, wurden seltsamerweise zeitgleich immer mehr Vakanzsituationen evident. Die Reaktion, an der Herr Dr. Bechinger unerbittlich festhielt: Stellenstreichungen! Damit wurde auch die Vakanzproblematik gelöst. Die Logik ist einfach und schlüssig: Wo es keine Stellen gibt, kann es auch keine Vakanzen geben.
1998 gab es noch 1201 Gemeindepfarrstellen, 2001 wurden 1150 Gemeindepfarrstellen ausgewiesen, seit 2007 sind es noch 1036, im Haushaltsplan 2015 steht nun die Zahl 1006.
Im April 2007 verkündete die stellv. Kirchenpräsidentin Cordelia Kopsch vor der Kirchensynode, dass man in Zukunft von einer jährlichen 2-prozentigen Kürzung der Pfarrstellen ausgehen müsse. Einwänden aus der Synode begegnete sie mit dem Hinweis, dass die Zahl der Pfarrpersonen nicht mehr ausreiche, mit denen die Stellen besetzt werden könnten. Das Dilemma nahm seinen Lauf: Anstatt eines bisher ständig behaupteten Personalüberhanges wurde nun eine sich weit öffnende Personallücke deutlich. Hektisch machte der Begriff von „neuen pastoralen Räumen“ die Runde, in denen statt Koexistenz der Pfarrpersonen nun Kooperation gefragt sei, die die „pastorale Grundversorgung“ in Zukunft sichern soll.
Gleichzeitig bastelte man an einem neuen „gerechteren“ Pfarrstellenbemessungsmodell, bei dem „alternativlos“ (Zitat Dr. Bechinger) von einer jährlich 2-prozentigen Kürzung der Pfarrstellen ausgegangen wurde. Einen Paradigmenwechsel gab es aber dabei in der Begründung: Musste in der Vergangenheit immer die Litanei der zurückgehenden Finanzen herhalten, war diese Argumentation bei steigenden Kirchensteuereinnahmen plötzlich auch vor der Kirchensynode nicht mehr stichhaltig und vertretbar. Jetzt musste die angeblich überdurchschnittliche „Pastorationsdichte“ in der EKHN herhalten, um den zukünftigen Personalnotstand zu verschleiern. Auch hier wurde auf alte Lösungsrezepte zurückgegriffen, die Herr Dr. Bechinger gerne durchgesetzt hätte: Stellenkürzungen! Damit würde sogar die sich abzeichnende zukünftige Vakanzproblematik schon hier und heute gelöst. Was nicht ausgesprochen wurde, aber jedem denkenden Menschen klar war: Wo es keine Stellen mehr gibt, wird es auch keine Vakanzen geben. In dieses System passte dann auch die Absicht, durch Abschmelzung und Kürzung finanzieller Mittel in einem neu kreierten Zuweisungssystem kleine (meist ländliche) Kirchengemeinden in Fusionen zu treiben mit dem Ziel Gottesdienstorte zu „konzentrieren“. Weitere finanzielle Investitionen in kleine Gemeinden wurden als unökonomisch und nicht zukunftsträchtig erachtet: „Die Grundversorgung kleinerer Gemeinden zur Sicherstellung des gottesdienstlichen und gemeindlichen Lebens sowie der Erfüllung des volkskirchlichen Auftrages widerspricht dem Anliegen einer gerechten Verteilung der Finanzmittel. Im Hinblick auf den demographischen Wandel hat die Grundversorgung kleiner Gemeinden gesamtkirchlich gesehen keine Zukunftsperspektive.“ Die dahinter steckende Ekklesiologie ist mehr als fragwürdig! Nach außen propagierte die Kirchenleitung jedoch breitbrüstig, an einer flächendeckenden Präsenz der EKHN als missionarische Volkskirche auch zukünftig festhalten zu wollen, zudem die Vielfalt gemeindlichen Lebens und ihre unterschiedlichen Gestalten weiterhin in der Fläche zu ermöglichen.
Diese unglaubwürdige, un-glaubliche Handlungsweise hatte und hat zur Folge, dass die Zahl der am Gemeindepfarrdienst interessierten jungen Menschen weiter sank (trotz steigender Studierendenzahlen insgesamt), können sie sich doch leicht ausrechnen, welche „Mega-Pfarrstellen“ sie dereinst zu versorgen haben oder hätten. Sorgenvolle Hinweise auf einen sich damit abzeichnenden Trend zu „katholischen“ Verhältnissen, wurden von kirchenleitenden Personen als schizoid“ bezeichnet.
Trotz eindrucksvoll powerpoint-medial präsentierten Zahlen und projizierter glitzernder, sich im Sinkflug befindlichen bunten Kurven, ging die Synode den „alternativlosen“ Weg des Herrn Dr. Bechinger nicht mit, ungeachtet vehementer Auftritte des Finanzreferenten und Höchstselbst des Herrn Kirchenpräsidenten. Statt 2 Prozent wurde nur eine 1 prozentige jährliche Kürzung der Pfarrstellen beschlossen, kongruent dem durchschnittlichen Mitgliederverlust in der EKHN in Höhe von 0,9 % pro Jahr. Gleichzeitig beauftragte die Synode die Kirchenleitung mit diesem Beschluss ein Zeichen nach außen zu setzen und noch verstärkter für das Theologiestudium zu werben, was auch hoch und heilig versprochen wurde. Doch leider scheint der Ruf der EKHN nach mehr Nachwuchs nur auf verhaltenes Echo zu stoßen. Allerdings voller Enthusiasmus verkündigte jüngst OKR Jens Böhm als Nachfolger von Dr. Bechinger den staunenden Synodalen während der Herbstsynode 2014 bei seiner ersten Stellenplanrede zum Haushalt eine frohe Botschaft: Die Zahl der Theologiestudierenden auf der Liste der EKHN hat sich erhöht! Unterlegt mit einer grünen (damit wahrscheinlich seiner Hoffnung Ausdruck verleihenden) Grafik und einer steil nach oben zeigenden Kurve wurde die Erhöhung vom Jahr 2013 mit 262 Studierenden auf sage und hier schreibe 269 in 2014 gefeiert. Noch besser sieht das Ganze im Vergleich zu 2010 aus: Eine Steigerung von 246 auf aktuell 269. Ja, das sind innerhalb von fünf Jahren tatsächlich 9,4% mehr. Man mag das als Erfolg bejubeln, kann aber auch genauso gut aus diesen Zahlen herauslesen, dass vielmehr der Ruf der EKHN als glaubwürdige und solide Arbeitgeberin eher nachhaltig ruiniert zu sein scheint. Ob dafür Herrn Dr. Bechinger Ehre gebührt, sei dahingestellt.
Jedoch: In Sachen Sparen und Kürzen hat Herr Dr. Bechinger durchaus eine beachtenswerte Bilanz vorzuweisen. Jede vakante volle Pfarrstelle spart der EKHN im Jahr ca. 60.000 €. Allein in den Ausgaben des EKHN-Amtsblattes September und Oktober 2014 sind 33,25 Vollzeitäquivalente nur für Gemeindepfarrstellen (darunter viele 0,5 Stellen und etliche zum zweiten oder wiederholten Male) ausgeschrieben. Daneben stehen 5,25 Stellen übergemeindliche Stellen zur Ausschreibung. Zudem gibt es versteckte Vakanzen. Z. B. all jene (meist halben) Stellen, die dereinst nur befristet bis 31.12.2014 ausgeschrieben wurden und oftmals unbesetzt blieben und seitdem durch Vakanzvertretungen verwaltet werden und wahrscheinlich gar nicht mehr erneut ausgeschrieben werden, trotz ihrer nun verlängerten Ausweisung bis 31.12.2016. Bei einer vierjährigen Vakanz solch einer halben Stelle spart die EKHN Finanzmittel in Höhe von ca. 120.000 €, abzüglich der 132 € Schwierigkeitszulage, die eine vakanzvertretende Pfarrperson brutto monatlich erhält. Dann sind es korrekterweise „nur“ 113.664 €. Nimmt man einmal an, dass allein die im September- und Oktoberamtsblatt ausgeschriebenen Stellen durchschnittlich ein dreiviertel Jahr vakant sind, dann summiert sich dies auf eine Ersparnis von über 1,68 Mio €. Da absehbar ist, dass trotz Stellenstreichungen die Zahl der Vakanzen in naher Zukunft weiter steigen wird, spart dadurch die EKHN auf Dauer ein ordentliches Sümmchen ein; und das trotz steigender Pensionslasten, die allerdings zu einem großen Teil noch aus BfA-Ansprüchen bzw. aus der Versorgungstiftung gedeckt werden. Dies schmälert die „Verdienste“ des Herrn Dr. Bechinger nicht wirklich. Allerdings versucht die Kirchenleitung nun mittels eines neuen Internetwerbeauftritts die Kurve der Zahl der Studierenden weiter hoch zu puschen. Unter www.machdochwasduglaubst.de erklärt ein auf dem Foto angestrengt aussehender Kirchenpräsident, dass man sein Glück im Beruf als Pfarrer in der EKHN finden könne und eine „Simpleshow“ zeigt den Weg zum Pfarrberuf. Also alles ganz simpel! Fragt man da vielleicht nach den drei alten Sprachen, die es zu lernen gilt, erklärt eine permanent lächelnde Theologiestudentin: „Kein Problem!“ Da kann man nur resümieren: Nun denn, viel Glück!
Ausgesuchte nette Pfarrerinnen präsentieren sich und ihren tollen Beruf, bei dem es besonders wichtig ist, dass man ihn liebt, weil zugegebenermaßen die Arbeitssituation manchmal extreme Züge annehme, wie der „blonde Engel“ Martina Schefzyk ausführt, unterlegt durch ein Bild mit tiefem Dekolleté. Auch der auf der Herbstsynode 2014 unterlegenen Propstkandidatin Clarissa Graz merkt man es als Gemeindepfarrerin an, „dass sie das breite Spektrum ihres beruflichen Engagements genießt.“ „Es kann nie langweilig werden“, verkündigt sie strahlenden Gesichtes. „Mit der Zeit gehend, gastfreundlich, offen, modern, in ihrer Außendarstellung up to date, auch via App auf dem Handy informiert, damit die Themen und Botschaften auch junge Menschen erreichen“ so zeigt sie sich den Menschen ihrer Gemeinde, die nicht fromm den Blick nach innen richten und sich nicht allein mit Glaubensfragen und Theologie beschäftigen. Allerdings ihr Outfit in einem auffällig großflächig gemusterten Kleid, das scheint zu dem seriös-schwarzen Blazer irgendwie nicht zu passen. Da passt es aber umso mehr, dass in ihrer Gemeinde über Veranstaltungen und nächtliche Events ganz oben unterm Kirchendach mit „Licht, Klang und Wein“ sofort im Internet darüber berichtet wird, natürlich auf einer benutzerfreundlichen, frisch aufgemachten und aktuellen Homepage.
Augenblick mal…? Warum wollte Frau Graz eigentlich diese Super-Gemeinde verlassen?
Ebenso betont Pfarrer Christoph Kiworr, dass er seinen Beruf liebt: „Dass die Menschen nach dem Pfarrer schauen, ist kein Problem“, sinniert er mit verklärt-mystischem Blick direkt aus dem Pfarrhaus auf die Dorfkirche.
Da drängt sich insgesamt dem unbedarften Betrachter schon die Frage auf, warum eigentlich der EKHN ihr Nachwuchs abhandengekommen ist…?
Nun aber: Man darf im Blick auf diese mediale Glaubenslust- und Glücks-Kampagne gespannt sein auf die nächste Zahl, die Herr OKR Böhm präsentieren wird. Denn jetzt setzt die EKHN noch eins drauf: „Bewerbungen externer Studierender, Vikare und Pfarrvikare sind willkommen.“(!) Herr Böhm macht, was er glaubt. Bravo!

Anna Tamenta

ELK Bayern: Notsituationen beflügeln Kreativität der Verwaltung. Möglichkeiten zur Vertretung vakanter Pfarrstellen der ELKB – eine Übersicht.

Folgende Optionen vakante Pfarrstellen zu vertreten bzw. Entlastung bei einer Pfarrstellenvertretung zu ermöglichen sind gegeben.
Punkte 1-7

Schlussbemerkung:
Die Auflistung zeigt, dass das Personalreferat und der Landeskirchenrat seit 2007 viele Anstrengungen unternommen und Maßnahmen beschlossen und umgesetzt haben, um der Vakanzproblematik zu begegnen…  Zur Seite.

EKHN: Vakanzen von Pfarrstellen – schon heute ein Problem?

In der Septemberausgabe des EKHN- Amtsblattes sind 20,5 Vollzzeitäquivaltente nur für Gemeindepfarrstellen (darunter etliche 0,5 Stellen) ausgeschrieben. Das sind ca. 2% aller Gemeindepfarrstellen – in nur einem Monat. Insgesamt kann man damit auf eine Vakanzquote von mindestens 8% schließen. Ca. 3 Prozent sind erforderlich, um die die Fluktuation zu gewährleisten.

Gibt es also schon heute ein Problem fehlender PfarrrerInnen?  Noch vor der erst 2017 anhebenden Pensionierungswelle der geburtenstarken Jahrgänge? Und das in der EKHN, die den eigenen Bestand pro Jahr um ca. ein Dutzend zu Lasten anderer Landeskirchen stablisiert? Die also von anderen Landeskirchen ca. ein Dutzent PfarrerInnen/VikarInnen pro Jahr übernimmt?

Um das Problem fehlenden Personals zu kaschieren, sollten der Pfarrstellenabbau mit dem Plan der Pfarrstellenbemessung ab 2012 um 2% p.a. reduziert werden. Dem folgte die Synode nicht. Damit werden die Amtsblätter auch in Zukunft mit den Ausschreibungen der freien Stellen die Defizite der Personalpolitik an die Öffentlichkeit bringen.

Ganz nebenbei: der Personaldezernent der EKHN, Walter Bechinger, offiziell verantwortlich für die Personalpolitik der Landeskirche seit Mitte der 90er Jahre, wurde jüngst auf der Frühjahrssynode 2014 der EKHN verabschiedet.

EKHN: Gemeinde sucht PfarrerIn

PfarrerIn gesucht!, unter diesem Titel fanden die Leser der wort-meldungen bereits Beiträge. Sie werden in Zukunft zunehmen. Wie sich Gemeinden schon heute, aber noch mehr in Zukunft um PfarrerInnen werden bemühen (müssen), zeigt das Beispiel der Kirchengemeinde Seckmauern (EKHN), die einen Werbefilm für ihre Gemeinde ins Netz stellt.