Archiv für den Monat: Oktober 2013

Wandel im Reformdiskurs der Kirchen am Beispiel des Berichts „Volkskirche qualitativ weiter entwickeln“ der EKKW

„Ja und nein. Ich hatte damals ja dargestellt, dass die Bildungsreformen im Kontext von PISA und Bologna maßgeblich mit Mitteln sogenannter „soft governance“ durchgesetzt wurden. Zu Deutsch: mit nicht demokratisch legitimierter Einflussnahme.. Hier hat durchaus Wirkung gezeigt, dass viele Kritiker immer deutlicher ihre Stimme erheben. Andererseits haben die Bildungslobbyisten, die Bildung ökonomisieren und steuern wollen, daraufhin ihre Strategie und Rhetorik geändert und treten nun anders auf. Statt der allzu betriebswirtschaftlich klingenden Rhetorik der letzten Jahre („Humankapital“, „Output-Orientierung“, „Qualitätsmanagement“ etc.) werden nun zunehmend reformpädagogisch klingende Begriffe und Konzepte vor den Reformkarren gespannt. Das sieht dann humanistischer und kinderfreundlicher aus, ist es aber wohl nicht, sondern es sind die alten Konzepte neu verpackt.“ – So formulierte der Bildungsforscher Prof. Krautz in dem schon hier eingestellten Interview zum Wandel im Reformdiskurs des Bildungswesens.

Der Zukunftsausschuss der EKKW hat der Synode einen Abschlussbericht vorgelegt. Der Titel: Volkskirche qualitativ weiter entwickeln; das Motto:  „Zuversichtlich kleiner werden “.  Das Motto zeigt an worum es geht: um einen breit angelegten Downsizing- Prozess von PfarrerInnen und Gebäuden.

„Unsere Kirche ändert ihre Gestalt unter den Bedingungen der Gegenwart, um ihrem  Auftrag treu zu bleiben. Sie ist stark, wenn sie sich auf die Kraft des Heiligen Geistes  verlässt und zugleich mit Zuversicht neue Wege geht. Dazu gehört auch der verantwortliche Umgang mit dem anvertrauten Geld…
Mit den vorliegenden Beschlüssen kommt die Landessynode der Evangelische
Kirche von Kurhessen-Waldeck ihrem Auftrag nach: mit gebündelten Kräften,
verlässlich, nah bei den Menschen.

„Die Kirche… ist stark, wenn sie… mit Zuversicht neue Wege geht. Dazu gehört auch der verantwortliche Umgang mit dem anvertrauten Geld“.

Und: „Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck ist eine Kirche nahe bei den
Menschen. Deshalb wird ein flächendeckendes Netz pfarramtlicher Versorgung
erhalten, das im Jahr 2026 mindestens 400 Gemeindepfarrstellen und min-
destens 150 funktionale Pfarrstellen umfasst.“

Zum Vergleich: Die Statistik 2013 gibt eine Zahl von 969 „aktiven“ Pfarrerinnen und Pfarrern an (inkl. Vikare). Im Jahr 2026, in 13 Jahren, werden also noch knapp 60% des Pfarrpersonals erhalten bleiben. Das entspricht einem Personalabbau von 3% p.a. Zum Vergleich: die EKHN hat in der Frühjahrssynode 2013 den Beschluss zum Abbau auf ca. 1,1% p.a. festgesetzt.
Selbst wenn man berücksichtigt, dass Pfarrstellenzahl und Personenzahl der Pfarrer nicht identisch ist (Defizit in den EKKW-Angaben), ist der Abbau der Pfarrstellen mehr als doppelt so hoch wie in der EKHN. Und damit wächst gerade in einer ländlichen Landeskirche schon die räumliche Entfernung der Kirche (der PfarrerInnen) zu den Menschen. Und das wird im Zukunftspapier der Synode mit „verlässlich, nah bei den Menschen“ beschrieben.
Im folgenden wird dann die Möglichkeit vom Abbau des Gebäudebestandes reflektiert und durchgespielt…

Mit einem solchen umfassenden Downsizing- Programm also will die EKKW die „Volkskirche qualitativ weiter entwickeln“ und „nahe bei den Menschen“ bleiben…

Positiv besetzte Vokabeln werden aufgegriffen und für andere Zielsetzungen instrumentalisiert. Die Parallele zum Wandel im Reformdiskurs der Pädagogik ist offensichtlich. Das Wort „nahe bei den Menschen“ z.B. stammt aus der EKHN- Debatte von „Person und Institution“ (1992). Einer Zeit also, in der Kirchenreform eine Antwort auf die Differenzierungsprozesse der Gesellschaft der 70iger und 80iger Jahre suchte. Das Ziel dieser Epoche war, trotz und in dieser Differenzierung in Milieus, als Kirche glaubwürdig zu bleiben.

Ein entscheidender Kritikpunkt in der heutigen Reformdebatte besteht gerade darin, die Nähe zu den Menschen, ja den Menschen selbst aus dem Blick verloren zu haben. So fordert etwa Ingrid Schneider, die Menschen erst einmal wieder wahr- und ernstzunehmen:

Grundlegende Muster dieser Veränderungsarbeit gehen in eine dreifache Richtung: Nötig ist zum einen ein intensiver Austausch mit dem Umfeld, in dem Kirche/Gemeinden sich bewegen. In Dialog treten und aufmerksam die Rückmeldungen von Menschen wahrnehmen, die aus ganz anderen gesellschaftlichen Bezügen auf Kirche blicken, ist Teil einer offenen Haltung, die Ideen entstehen lässt, wohin Kirche sich entwickeln kann oder sollte. Und dieses gilt in der Regel individuell verschieden vor Ort in den unterschiedlichen Lebensräumen. Erstaunlicherweise vermögen Menschen am Rande von Systemen oft viel präziser zu benennen, worin sie das Besondere und Spezifische einer Organisation sehen und zugleich Schwächen zu benennen, die der Innenblick verstellt.

Und Hans- Jürgen Volk fordert aufgrund der Reformfolgen in der EKiR: Ankerpunkt aller Reform-, Umstrukturierungs- und Sparmaßnahmen müssen die Erwartungen und Bedürfnisse der Menschen im Verantwortungsbereich der Kirche sein.

Das also ging verloren bei allerlei und mancherlei Reformaktivismus.
In einem sehr weitgehenden Downsizing- Konzept wie es von der EKKW vorgelegt wird, in den Zielen weitgehender als das der EKiR, wird der Mensch kaum vorkommen. Was sich ändert, sind nicht die Ziele, sondern die Diskursführung.

Der Wandel im Reformdiskurs seitens der Protagonisten hat also auch die Kirche erreicht. Dies wird bei der Lektüre von einschlägigen Texten immer mitbedacht werden müssen. Bis zum Erweis des Gegenteils gilt bei wohlklingenden Worten in Reformkonzepten die Vermutung: Die Reforminhalte sind dieselben. Nur die verbale Verpackung hat sich geändert.

Vgl zum Thema Bericht des Zukunftsausschusses auch den Artikel „Wie der Zukunftsausschuss der EKKW am Berufsbild von Pfarrerin und Pfarrer rüttelt“ von Dekan Grigat.

Friedhelm Schneider

Herbstsynode der EKBO – wichtige Finanzbeschlüsse

Der Herbstsynode der EKBO wird äußerst wichtige Finanzentscheidungen treffen. Es geht dabei nicht nur um die Finanzierung der Kreiskirchlichen Verwaltungsämter sondern um die Zukunft der Eigenständigkeit und Überlebensfähigkeit der Gemeinden.

Die Vorlagen sind einsehbar unter der Drucksache 11.  Zwei Varianten stehen zur Auswahl. Es sieht so aus, dass die Kritik im Vorfeld in den Kirchenkreisen so stark war, dass die Kirchenleitung auch mit der Möglichkeit rechnet, dass die Synode dem 2. Vorschlag zustimmt und damit die Verantwortung für die KVÄ bei den Kirchenkreisen bleibt und damit scheinbar alles beim Alten.

Übersehen wird dabei leicht, dass über das Pflichtleistungsgesetz auch abgestimmt werden soll.
Neu ist zur bisherigen Praxis vor allem die Erstellung einer Eröffnungsbilanz, die natürlich viel Arbeit macht (= Kosten verursacht), ebenso ihre ständige Aktualisierung und statistische Auswertung. Dies ist aber alles auf der EKD-Synode 2010 schon beschlossen und in der EKBO seit 2012 eingeführt worden sowie der Sinn des neuen Buchungsprogramms Kigst. Wie man bei den Arbeitszeitberechnungen für eine Vollzeitkraft sieht, schafft eine Kraft wesentlich weniger Buchungen als vorher mit der Kameralistik.

Hingewiesen wird auf die Erfahrungen in der Pfalz und der EKM sowie einer Evaluation aus der Württembergischen Landeskirche, aus denen ja gerade die Kritik zu hören ist, so aus dem Rheinland von Hans-Jürgen Volk mit Hinweis auf http://www.zwischenrufe-diskussion.de/pages/ekir/verwaltungsstrukturreform-und-nkf.php.

Die Kritiker werden die Synode als Erfolg verbuchen, wenn die zweite Version durchkommt und gar nicht merken, dass es grundsätzlich doch im sogenannten Reformprozess weitergeht, sprich, dass es in Hannover und Berlin möglich wird, einen Überblick über sämtliche Immobilien- samt Inventar-Vermögenswerte einen stets aktuellen Überblick zu haben – und dies auch noch bei entsprechendem Passwort mobil auf dem Handy.

Die dafür nötigen Kosten werden den Gemeinden aufgebürdet:
– durch Vorwegabzug von 2013 (Überschüssen dank hoher Kirchensteuer)
– durch Gebühren für Zwangs-Verwaltung unserer Rücklagen und für Bauhaushalte
– und durch die weitere Finanzierung der teuren technischen Ausstattung durch die Kirchenkreise, von denen bisher öffentlich noch nicht die Rede war, jedenfalls bei uns nicht.

Deutlich wird auch, dass wir in den Gemeinden demnächst die Kirchenbücher elektronisch führen sollen. Das heißt für uns Mehrarbeit und hat mit dem Eintragen in echte Bücher als irdische Exemplare des biblischen Buches des Lebens, in das unsere Namen geschrieben sind, nichts mehr zu tun. Da haben es die Orthodoxen doch gut, die gar nichts aufschreiben.

In den ganzen Texten und auch in den allermeisten Stellungnahmen kommen die Ehrenamtlichen in den Gemeinden, die sich bisher um Baufragen gekümmert haben, überhaupt nicht vor, wie überhaupt das Potential, was Ehrenamtliche in den Gemeinden auch auf dem Gebiet der Verwaltung leisten und bei der Pflege von Gebäuden, Friedhöfen usw. Bei uns ist das jedenfalls sehr, sehr viel. Den Gemeinden werden hiermit, sämtliche Rechte entzogen, etwas in Eigenregie zu machen. Wie Sachbearbeiter in den KVÄ’s es bei den Entfernungen schaffen sollen, die in den Vorlagen genannten Zahlen von z.B. Wohnungen wie bei einer normalen Wohnungsverwaltung zu verwalten, ist mir schleierhaft. Es wird sich auf sorgfältig abgeheftete Papiere beschränken, die dann dort in Ordnern stehen und die wir vor Ort ausfüllen müssen.

Was wirklich angedacht ist und kommen soll, kann man sehr gut auf der EKD-Seite zu Finanzen sehen: http://www.ekd.de/kirchenfinanzen/assets/Konzept_fuer_die_kirchliche_erweiterte_Kameralistik_-_Neufassung_2011.pdf. Dort auf S. 3 heißt es unter dem Abschnitt “Erweiterte Kameralistik”: “Einem umfassenden Berichtswesen kommt aufgrund veränderter Darstellungen, aber auch komplexer werdender Informationen zukünftig eine besondere Bedeutung zu. So sind detaillierte Vorberichte für die Haushaltsplanung wie auch ein Anhang für den Jahresabschluss unabhängig vom Rechnungsstil vorgesehen.”

Aus der Vorlage 11 wird aber nun auch ersichtlich, wer beraten hat: das Unternehmen Steria Mummert Consulting (http://www.steria.com/de/), das auch die Rheinische Kirche beraten hat. Mit “Salz der Erde” 2007 begann dieser Prozess für das Kollegium des Konsistoriums! Auf der Herbstsynode 2007 wurde er in der Drucksache 07 der Synode erstmalig zur Kenntnis gegeben.

Die Ziele der neuen Haushaltsordnung waren schon in der 17seitigen Begründung der neuen HKVG der Frühjahrssynode der EKBO 2010 auf S.. 2, der Drucksache 08 deutlich ausgesprochen worden: Hinweisend auf die EKD HHO wird gesagt: „ Ziel war die Entwicklung eines Ressourcenaufkommens- und verbrauchskonzeptes, das die Transparenz der kirchlichen Haushalte verbessert und deren wirtschaftliche Steuerung erleichtert. Auch soll das gesamte mobile und immobile Vermögen und die Schulden der kirchlichen Einrichtungen im Vermögensnachweis (bisher Vermögensrechnung) erfasst und bewertet werden. Ein Paradigmenwechsel soll dadurch eingeleitet werden, das bei der Planung und Darstellung die Ergebnisse der kirchlichen Arbeit, also der- mit den Worten der EKD-Papiere – ‚Output – der Einrichtung Kirche im Vordergrund stehen.“….“Dies wird im Haushaltsbuch für die einzelnen kirchlichen Handlungsfelder … dargestellt. Dadurch stehen denjenigen, die über Haushalte zu entscheiden haben, Informationen zur Verfügung, anhand derer beurteilt werden kann, welche kostenmäßige Auswirkung die jeweilige Entscheidung hat. Dabei geht es um eine Befähigung zur strategischen Steuerung einer Körperschaft mit Hilfe eines ‚entscheidungsorientierten Rechnungswesens‘, dessen wichtigstes Instrument die Ziel- und Leistungsbeschreibungen sind. “(Hervorhebungen von K.D.)
Die Synode der EKBO hat eine Alternative: Die Annahme der Vorlage 12, den Antrag des Sprengels Marzahn, die Verwaltungskosten in der EKBO nicht zu erhöhen. Damit allerdings müssten dann auch die frühere Fehlentscheidung korrigiert werden, die Bilanzeröffnungen zur Pflicht macht.
Dr. Katharina Dang

EKHN Jahresbericht 2012/2013 IV: Die Realwertstatistiken der Kirchensteuereinnahmen

von Friedhelm Schneider. Die Kirchensteuereinnahmen steigen nominal. Das passt nicht zur „großen Erzählung“ der Finanzdezernate sinkender Steuern. Immer und immer wieder wird daher auf die Entwicklung der (inflationsbereinigten, daher niedrigeren) Realwerte rekurriert, um die genannten Thesen zu stützen. Durch die Betonung des Realwertes – wie es auch wieder im Jahresbericht der EKHN 2012/2013 (vgl. S. 6) geschieht – wird suggeriert, der EKHN ginge es finanziell schlecht. Das ist natürlich grober Unfug und eine Irreführung der LeserInnen. Bei einer traumhaften Steigerung der Kirchensteuern um 9% von 2011 auf 2012 (real: 7%), kann davon keine Rede sein. Im Vergleich lagen die Steigerungsraten etwa in den 80iger Jahren bei durchschnittlich 3,5% (EKD- Statistik; vgl. Lienemann, Finanzen der Kirche, S. 868) und in den Nuller Jahren bei durchschnittlich 1,5% (EKHN Statistik in: Kirche_ohne_(pastorale)_Zukunft, (vgl. Artikel „Pfarrstellenbemessung 2025“, S.5). Das passt kaum zur „großen Erzählung“ der Finanzabteilungen. Und da die Fakten diese Erzählung nicht stützen, bemüht man also den Realwert der Steuerentwicklung. Aber auch da gibt die EKHN- Statistik eine vielleicht erstaunliche Auskunft: selbst an der Realwertentwicklung ist erkennbar, dass der Wert von 2012 real genau so hoch ausfällt wie die Werte Anfang der 90iger Jahre! Und damals fielen die Steuereinnahmen  die konjunktur- und wiedervereinigungsbedingt besonders hoch aus. Und dass die Kirchen im Jahr 2000 ein Angebot des Staates auf Kompensation der Kirchensteuerausfälle infolge der Einkommensteuerreform verzichtet haben, wäre auch noch zu berücksichtigen. vgl. den Artikel von Prof. Lührs in den zeitzeichen.
Kurz: der Realwert von 1992 und der von 2012 sind identisch. Eine Aussage, die nicht ins Konzept der großen Erzählung passen will. Man muss nachhelfen. Das geschieht mit einer auf wie gesagt hohem Realwertniveau beginnenden und tatsächlich leicht nach unten zeigenden Trendlinie.  Ist die Trendlinie nur ganz leicht schräg, so die dahinter stehende Aussageabsicht aber stark schräg. Denn eine arme EKHN gibt es nicht. Dazu mehr in den nächsten Ausgaben.

 

EKHN: Dekantssynode für Gang vors Kirchliche Verfassungs- und Verwaltungsgericht in Sachen Zwangsfusion der Dekanate

Dekanats Oppenheim. Einig sind sich alle, dass solch eine Fusion zwar von der Landeskirche avisiert wird, aber innerhalb der Propstei und Dekanate nicht erwünscht ist. „Wir können auch gut in den bisherigen Strukturen unsere Arbeit verrichten“, erklärt Pfarrerin Manuela Rimbach-Sator… Pfarrer Richard Dautermann kritisierte, dass das bisherige Vorgehen der Landeskirche dem synodalen Prinzip widerspreche: „Dass wir als betroffene Synoden kein Mitspracherecht bei den Fusionsverhandlungen haben und es im schlimmsten Falle eine Zwangsfusion geben könnte, hebelt das synodale Prinzip aus.“. Daher möchte er beim Kirchlichen Verwaltungsgericht eine Prüfung anfordern, ob die Kirchenleitung der EKHN rechtlich befugt sei, solch eine weitreichende Entscheidung ohne Anhörung der Synodalen zu treffen. Diesem Vorschlag wurde von den Synodalen mit großer Mehrheit zugestimmt…

Mehr dazu.

Zehn Thesen zur Demokratie innerhalb der Kirche – 2 Anmerkungen

Im deutschem Pfarrerblatt hat Eberhard Pausch zehn Thesen zur Demokratie innerhalb der Kirche aufgestellt. Sie geben interessante Anstöße um über die Verfasstheit unserer Kirche nachzudenken. Prägend ist der Begriff der Laokratie, die aus der Beziehung Gottes zu seinem Volk abgeleitet ist. Sie hat mehrere Gemeinsamkeiten mit den Grundprinzipen und Strukturen der Demokratie mit der sie sympatisiert. In einigen Aspekten, wie der Wehrhaftigkeit oder der Einheit von geistlicher und rechtlicher Leitung. Auch ist der Zweck der Kirche als Verkündung des Evangeliums außerhalb jeder Diskussion.

 

An zwei Stellen will ich jedoch noch Ergänzungen anbringen, die der Laokratie vielleicht noch einmal einen neuen Aspekt geben.

 

Die erste These beschreibt zu Recht, dass Demokratie kein Thema der Bibel ist. Die Grundlegenden Herrschaftsinstitutionen werden bestätigt obwohl man sie auch schon als problematisch verstehen konnte.

Dieser These möchte ich gerne noch expliziter das prophetische Potential der Bibel beifügen. Dieses geht über die Egalität der ersten Gemeinden hinaus. Im hebräischen Kanon müssen sich jüdische Herrscher immer wieder an der Gerechtigkeit als Auftrag Gottes messen lassen. Gegen Ungerechtigkeit und Machtmissbrauch gehen ProphetInnengruppen mit der Macht des Wortes vor. Auch Jesus kritisiert zum Beispiel im Gleichnis der Pächter im Weinberg (Math21,33-46) eine Spirale der Gewalt, die beide Parteien für sich vereinnahmt.

Der Anspruch der Herrschaft Gottes führt dazu, das konkrete Missstände der bestehenden Herrschaft, sofern sie mit Gottes Anspruch unvereinbar sind, benannt werden. Gleichzeitig ist das Vorgehen gegen diese Missstände keine Revolution sondern ein Appell den Willen Gottes zu folgen.

Zusammengefasst würde ich den biblischen Befund daher ergänzen: Die Kenntnis von der Gerechtigkeit Gottes führt dazu, dass Menschen Machtmissbrauch, der die Lebensgrundlagen entzieht angeprangert wird.

 

Als zehnten Punkt gibt Pausch einige Anregungen, wie die Partizipation innerhalb der Kirche verändert werden kann. Die Ideen sind als Einladung zur Diskussion gedacht. An der will ich mich auch beteiligen. Viele der Diskussionspunkte benutzen Analogien zu unserer parlamentarischen Demokratie. Da sich die Laokratie auch von der Demokratie unterscheidet, will ich mich für ein altes Werkzeug der Beteiligung stark machen: die Akklamation.

Sicherlich wurde in der Antike mit diesem Prinzip real mehr Schindluder getrieben, als das es Partizipation sicherte. Dennoch stellt sich die Frage der Akklamation auch in der Gegenwart. Auf den Kirchentagen wird das Prinzip des spontanen Konsens immer wieder praktiziert.

Institutionell lassen sich auch noch andere Möglichkeiten nutzen. Warum sollten nicht auch Seminare, Gemeinden und Fachtage die Möglichkeit haben über eine Akklamation zu partizipieren?

Sicherlich müssten feste Verfahrensregeln etabliert werden, die Akklamationen überprüfen.

Kampagne “Schule ohne Militär” startet

Zu Beginn des neuen Schuljahres startet das landesweite Bündnis „Schule ohne Bundeswehr (NRW)“, in dem sich Friedens- und antimilitaristische Gruppen, die LandeschülerInnenvertretung, Gewerkschaften und Jugendverbände zusammen­geschlossen haben, eine neue Kampagne „Schule ohne Militär“. Motiviert durch eine zunehmende Zahl von Schulen, die Werbe- und sonstige Auftritte der Bundeswehr vor Schülerinnen und Schülern ablehnen, will das Bündnis seine Aktivitäten verstärken.

Zum Artikel.

Zum Flyer, mit der über die Kampagne informiert werden kann

Fukushima: „Die Wahrscheinlichkeit, dass die Rettung gelingt, geht gegen Null“

Deutsche Wirtschafts Nachrichten  |  Veröffentlicht: 09.10.13,
Der deutsche Physiker Sebastian Pfugbeil ist äußerst pessimistisch, dass eine elementare Katastrophe in Fukushima abgewendet werden kann. Die Folgen würden die gesamte Nordhalbkugel der Erde zu spüren bekommen. Pflugbeil: „Die Menschheit könnte beim Scheitern der Versuche, die gebrauchten Brennelemente des KKW Fukushima zu bergen, in einer bisher nicht gekannten Weise durch Strahlen geschädigt werden.“  Zum Artikel.

Der 500. Beitrag der www.wort-meldungen.de

Der 500. Beitrag der www.wort-meldungen.de zu Veränderungsprozessen in Kirche und Gesellschaft – hier ist er!
Nach einem halben Jahr Laufzeit hat sich ein ausgedehnter Leser- und Nutzerkreis der Seite entwickelt. Das zeigen die Zugriffszahlen.  Anhand von ca.1400 Schlagwörtern und mit diesem Beitrag genau 500 Artikeln und Beiträgen kann man sich hier aktuell, schnell und fundiert informieren. Schnell fündig werden Sie auch über die Suchfunktionen von startpage insbesondere mit Kombinationen von 2 oder auch 3 Wörtern (unerschrockene, NSA-resistente Nutzer können selbstverständlich auch über google gehen).
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„Pelzig unterhält sich“ – mit Bischof Marx, München

„Pelzig unterhält sich“ mit Bischof Marx, München.

Sehen Sie das Video.

Zum ersten Mal: Eine Folge kritischer Fragen und Stimmen zum Reformprozess im EKBO-Wochenblatt „die Kirche“

In der evangelischen Wochenzeitung „die Kirche“ erschien in der Nr. 26 vom 30. Juni 2013, S. 3 das erste Interview einer mehrteiligen Folge zum Reformprozess der EKD. „Auf den Geist Gottes Vertrauen“ ist der ganzseitige Artikel überschrieben. In der Überschrift wird Isolde Karle’s Meinung hervorgehoben: „Der aktuelle Umbau in den evangelischen Kirchen orientiere sich zu sehr an Profit-Unternehmen.“ Zum Weiterlesen wird ihr Buch empfohlen: Kirche im Reformstress, Gütersloh 2010. Isolde Karle ist Professorin für Praktische Theologie an der Ruhr-Universität in Bochum und lebt mit ihrer Familie in Stuttgart.

Eine Woche später, in der 27. Ausgabe vom 7. Juli 2013, S. 9 kam Heinzpeter Hempelmann zu Wort, Professor für Systematische Theologie und Religionsphilosophie an der Evangelischen Hochschule Tabor in Marburg und „Referent für die EKD-Denkfabrik ‚Mission in der Region‘ in Stuttgart“. Er wurde von Martin Rothe nach den Ergebnissen des Heidelberger Sinus-Instituts befragt und plädiert für „Pfarrer als Teamplayer auf regionaler Ebene. Gemeinsam sollen sie zuständig sein, möglichst viele Milieus in ihrer Region zu erreichen. Dies befördere nicht die Segregation, denn die gebe es jetzt schon. Das Bild vom Leib Christi überträgt er auf die verschiedenen Milieukirchen, die sich von Zeit zu Zeit zum Feiern und Bekennen des gemeinsamen Gottes treffen sollten.

In der 28. Ausgabe vom 14. Juli 2013 wird auf S. 6 in einem längeren Leserbrief von Gudrun Thiem aus der Matthias-Claudius- Gemeinde Berlin-Heiligensee große Dankbarkeit über die Meinungen von Isolde Karl geäußert und der fehlende Realitätsbezug des Reformpapiers „Kirche der Freiheit“ betont. Frau Thiem schreibt: „Oft habe ich den Eindruck, dass die Basis schon viel weiter ist, als alle mit viel Aufwand hergestellten Papiere, deren Durcharbeitung den mit drängenden Problemen beschäftigten GKRs zusätzlich zugemutet wird. Ärgerliches Beispiel: das Arbeiten mit Zielen. Als ob solches nicht schon von jeher die Voraussetzung dafür wäre, dass lebendige Gemeinden entstehen, und zwar durch das Engagement vieler, in verschiedenen Bereichen kompetenter haupt- und ehrenamtlicher Mitarbeiter.“

Auf S.9 folgt das dritte Interview von Martin Rothe zum Reformprozess, dieses Mal mit Jan Roß, dem Zeit-Redakteur und Autor des Buches „Zur Verteidigung des Menschen. Warum der Mensch Gott braucht“, Rowohlt-Berlin Verlag 2012. „Europa braucht ein Christentum, das nicht labert, sondern Güte und Liebe ausstrahlt.“ ist seine These. Er fragt: „Wie soll eine evangelische Kirche überleben, die nicht zu sagen weiß, was sie glaubt, und die kaum noch Gläubige hat.“ Die evangelikalen Kirchen würden die der Zukunft sein, während der „Mainstream-Protestantismus“ von heute verschwinden werde. Die Gesellschaften seien schon jetzt religiös fast völlig erkaltet.

Doch die Redaktion überschrieb den Artikel mit großen Buchstaben: „Heilig und auf der Höhe der Zeit.“ Lassen wir uns überraschen von den nächsten Folgen der Serie!

Dr. Katharina Dang