Archiv für den Monat: März 2014

Ein Jahr www.wort-meldungen.de

Von: Hans-Jürgen Volk

Am 24./25. Februar 2013 traf sich in Kassel eine Runde von Menschen aus insgesamt sechs Landeskirchen zu einer Tagung. Darunter waren etliche Autorinnen und Autoren von Beiträgen im »Deutschen Pfarrerblatt« zur Reihe »Fragen und Probleme rund um den kirchlichen Reformprozess«. Ein konkretes Ergebnis war die Absicht, die gegenseitige Vernetzung durch eine neue Internetplattform zu stärken und der kirchlichen Öffentlichkeitsarbeit ein publizistisches Gegengewicht entgegenzusetzen.

Am 21. März 2013 wurde der Verein »Wort-Meldungen e.V.« mit Sitz in Darmstadt gegründet. Seitdem erscheinen jeden Montag bis zu 16 Nachrichten und Analysen zu Transformationsprozessen in Kirche und Gesellschaft. Die eigentliche redaktionelle Arbeit liegt im Moment bei Alexander John und Friedhelm Schneider, dem 1. Vorsitzenden des Vereins. Mit hohem zeitlichem Aufwand werden relevante Informationen aus den unterschiedlichsten Quellen zusammengetragen. In der Regel steht jeden Monat ein bestimmtes Thema im Mittelpunkt, z.B. Kosten und Nutzen neuer Steuerungsmodelle wie Doppik/NKF, Leben im Pfarrhaus, Wandel im Reformdiskurs, Postdemokratie, evang. Publizistik, Partizipation oder Management. Entstanden ist bereits nach einem Jahr ein spannendes Internetjournal, in dem u.a. auch über die Synoden der EKD sowie einzelner Landeskirchen berichtet wird und das zahlreiche Argumentationshilfen und Hintergrundinformationen für Synodale oder andere kirchlich Engagierte bietet. Kurz: www.wort-meldungen.de bietet eine Fülle aktueller Nachrichten, Analysen sowie Hinweise auf Studien und leistet damit einen wichtigen Beitrag zu einem rationalen Diskurs.

In seiner »Zwischenbilanz zum kirchlichen Impulsprozess ›Kirche der Freiheit‹ – Rätsel – Erkenntnisgewinne – Aufklärung« (DPfBl 2/2014) hat Friedhelm Schneider ausführlich die Positionen einzelner Autorinnen und Autoren zur Sprache gebracht und eigene Akzente gesetzt. Seine Ausführungen decken sich in wesentlichen Punkten mit dem, was der Kreis um www.wort-meldungen.de bisher an Analysen erarbeitet hat. Zusammengefasst bezieht sich die Kritik an den kirchlichen Reformprozessen auf drei Punkte:

1. Theologie hat ihre handlungsleitende Funktion weitgehend verloren und dient als nachträgliche Legitimation bzw. wird instrumentalisiert im Rahmen von Kommunikationsstrategien mit kirchenpolitischer Zielsetzung.

2. Der Ausgangspunkt der meisten Umbauprozesse ist die Finanzfrage. Man unterstellt entgegen der tatsächlichen Finanzentwicklung mit deutlich gestiegenen Kirchensteuereinnahmen langfristig einen drastischen Verlust an Finanzkraft und begründet damit Rückbau- und Umbauprozesse. Hieraus folgt ein fragwürdiger, ja schädlicher Managementansatz. Shareholder-Value drängt die Orientierung an den Menschen zurück.

3. Insgesamt ist der kirchliche Umbauprozess eingebettet in eine neoliberale Umformung weiter Teile der Gesellschaft, der u.a. das Gesundheitswesen, den Bildungssektor sowie Elemente der Daseinsvorsorge umfasst. Damit hat er eine politische Dimension.

Was die Menschen um www.wort-meldungen.de verbindet, ist die Einsicht, dass die »Reform«-Prozesse eher schaden als nützen sowie für die Beschäftigten und die ehrenamtlich engagierten Autonomieverluste mit sich bringen. Hieraus ergibt sich die Skizze einer Reformalternative: eine evangelische Kirche mit flacher Hierarchie, in der wieder weitgehend vor Ort entschieden wird und die durch strukturelle und konzeptionelle Pluralität flexibel und am Menschen orientiert auf gesellschaftlichen Wandel reagieren kann.

www.wort-meldungen.de ist innerhalb eines Jahres zu einer profunden Informationsquelle geworden, die mit Fakten und Analysen fragwürdiger Finanzprognostik und zentral gelenkten Kampagnen entgegentritt.

Text auch im Dt. Pfarrerblatt.

Sie säen nicht. Sie ernten nicht… Zur 5. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD.

von Friedhelm Schneider.
Die sprunghaft angestiegene Distanz der Jugendlichen zur Kirche müsste am meisten aufrütteln: 52% der Jugendlichen sind distanziert und 20% denken ernsthaft über Austritt nach. Das ist hart. Aber das ist aus Sicht der Jugendlichen auch fair. Warum?

Betrachten wir einfach Jugendarbeit der Kirchen in den zurückliegenden 2 Dekaden und nehmen wir die EKHN. 1997 pilotiert die EKHN mit dem Projekt „Prioritätenplanung und Ressourcenkonzentration“ eine neue Art der Reform, die sich von dem vorausgehenden Reformansatz, wie er 1992 in „Person und Institution“ angelegt war, distanzierte. Im Nachhinein ist klar: es war eine vorbereitende Phase des Organisationsumbaus der Kirche, der dann mit „Kirche der Freiheit“ obsiegte. Einer der ersten, stante pede umgesetzten Beschlüsse von 1997: Reduktion der Gemeindepädagogenstellen um 20%. Gemeindepädagogen – also das Personal, das in der EKHN wesentlich für die Jugendarbeit zuständig ist. Das war der massive Einstieg in das Downsizing der Jugendarbeit. Und in das Downsizing generell: des Abbau auch von Pfarrpersonal, auch von Zuweisungen für die Arbeit an der Basis, auch von Gebäuden, auch von… McKinsey ließ schon damals grüßen. Nur ein konkretes Beispiel: gab es damals in meinem Stadtteil Darmstadts mit 25000 Einwohnern noch 2 kirchensteuerfinanzierte Stellen für die Jugendarbeit, so ist es heute noch ca. eine halbe Stelle, ergänzt durch einen gemeindefinanzierten (!) Stellenanteil. Der Personalabbau mag an anderer Stelle etwas moderater erfolgt sein und punktuell mag es Unterschiede geben. Aber es kommt hinzu, dass die Pfarrerschaft heute aufgrund der Überalterung für die Jugendarbeit ebenfalls nicht mehr in dem selben Umfang wie früher zur Verfügung steht. Und dass man den Religionslehrern die Fortbildungsstätte im noblen Kronberg genommen hat, ist ein symbolischer Akt gegen eine ganze Berufsgruppe, deren Unterstützung die EKHN offensichtlich auch nicht nötig zu haben scheint.  Punktuelle neue Angebote wie einen alle 2 Jahre stattfindenen Jugendkirchentag können solche Verluste bei weitem nicht kompensieren…  Generell bleibt die Innovationsleistung als Folge der Streichorgie und Marginalisierung des Arbeitsfeldes hinter den Erfordernissen zurück.  52 Prozent distanzierte! Da machen ein paar Sonnenstrahlen noch keinen Sommer. Die Jugendarbeit ist das fünfte Rad am Wagen der Kirche. Da können sich die Mitarbeiter an der Basis noch so mühen und abrackern, sie können durch ihre Person die harte Politik der Kirche gegenüber den Jugendlichen vielleicht etwas abfedern. Sie können sie aber nicht ungeschehen machen. Wen wundern also die Ergebnisse der neuen Mitgliedschaftstudie? In anderen Landeskirchen mag die Entwicklung in der konkreten Ausgestaltung differieren. Die Politik ist aber im Prinzip dieselbe. Sie säen nicht. Sie ernten nicht…

In den letzten sieben Jahren fährt die EKHN fünf mal Haushaltsüberschüsse in Höhe von 40 bis 70 Mio.€ ein! Sie säen nicht. Sie ernten nicht. Aber ihr himmlischer Vater ernährt sie doch?

Als die EKHN vor einigen Jahren – wieder einmal – einen Haushaltsüberschuss von 40 Mio. € verbuchen konnte, regte ich in kleiner Runde an, diese Mehreinnahmen diesmal nicht in die Rücklagen zu schieben, sondern komplett in die Jugendarbeit (mit einem professionellen 10-Jahreskonzept etc.) zu investieren. Ich erntete seitens einer anwesenden kirchenleitenden Person nur verständnislose Blicke und den Hinweis, dass sich einem solchen Vorschlag in der Kirchenleitung wohl niemand anschließen würde. Wie auch? Haben nicht alle leitenden Personen internalisert: die Kirchen müssten Rücklagen bilden? Da tut es nichts zur Sache, dass die EKHN ihr Soll der Rücklagenbildung schon zu 100% übererfüllt hat, weil 70% als ausreichend gelten. Gewinne für Rücklagen, aber keine Investitionen in die Mitglieder, hier in die Jugendlichen. Das ist die von den Finanzdezernenten ausgegebene Finanzpolitik. Und die bildet das „Management“-Konzept der Kirche. Ein Konzept, das einigen grundlegenden irrtümern aufsitzt. Halten wir uns an Prof. Fredmund Malik, den Doyen des europäischen Managements aus St. Gallen: „Die Meinung, dass der Zweck von Unternehmen der Gewinn sei, ist so alt wie irreführend.. .Alle paar Jahre taucht sie in einem neuen Kleid auf… diesmal in der Sharholder-Value-Theorie…Wer sich am Shareholder-Value… orientiert, hat die Gewissheit, dass er systematisch falsche, das heißt das Unternehmen schädigende Entscheidungen trifft.“

Das ist in der Kirche passiert. Es wurden systematisch falsche Entscheidungen getroffen. Die Jugendlichen waren außerhalb des Horizonts der Kirchenleitungen und der „Hohen Häuser“ der Synoden. Die Jugendlichen werden mit den Angeboten und mit der Botschaft in der Breite nicht mehr erreicht. Es fehlt an Mitarbeitern. Und es fehlt dadurch bedingt auch an Innovationen. Es fehlt an schlüssigen Antworten auf die Herausforderungen des Wechsels von der analogen in die digitale Welt. Angesichts erhöhter Anforderungen konnte die Strategie nicht darin bestehen die Mittel zu kürzen. Das Gegenteil wäre richtig gewesen: man hätte investieren müssen. In die Jugend, und nicht in Maßnahmen, die die  Bürokratie aufbauschen ohne nennenswert bessere Leistungen im Sinne einer Unterstützung für die an der Basis arbeitenden PfarrerInnen u.a. hervorzubringen! Und wie geht es weiter: Dass Pfarrerinnenmangel droht, hat sich herumgesprochen. Wie sieht es denn mit dem Nachwuchs bei den Gemeindepädagogen aus?

Nikolaus Schneider kündigt an, man wolle aus der Studie lernen. Was aber passiert gerade in seinen Stammlanden, der EKiR? Der Finanzbedarf für die Bürokratie steigt aufgrund der von ihm zu verantwortenden Umbauprozesse. Aufgrund der Einführung der Doppik in den Regionalverwaltungen wird mehr mehr Personal für die (in diesem Falle: nutzlose!) Bürokratie benötigt. Um solche Stellen finanzieren zu können muss man in manchem Kirchenkreis an anderer Stelle einsparen. An welcher? Man muss nicht dreimal fragen – selbstverständlich spart man da, wo sich keiner wehrt – an der Jugendarbeit. So höre ich. Damit die Bürokratie lebe, stirbt die Jugendarbeit! Und so wird es vielen Kirchenkreisen der EKiR gehen –  und vielen Landeskirchen. Nikolaus Schneider…

Was heißt das für die Zukunft der Kirche? Die Jugendlichen werden zunehmend weniger von der Kirche erreicht. Die schon heute ihren Austrittswillen bekunden, werden ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit umsetzen. Denn dieser Wille wird nur schwer und mit hohem Aufwand zu korrigieren sein. Die Austrittsquote steigt und damit werden die Kirchensteuereinnahmen, Spenden oder Beiträge weiter sinken. Man muss also die Kausalketten richtig erkennen! Weil man nicht in die Jugend investiert hat, werden Kirchensteuereinnahmen sinken! Man weiß freilich schon heute, wie die Finanzdezernenten dereinst bei rückläufigen Einnahmen in Verdrehung der Ursachenketten behaupten werden: „Gut, dass wir damals Rücklagen gebildet haben…“ Dabei werden zukünftige Rückgänge der Einnahmen auch auf ihre verfehlte Finanzpolitik heute, namentlich auf die verfehlte Kirchenpolitik gegenüber der Jugend, zurückzuführen sein! Das Problem des Managements der Kirche besteht darin, dass es nicht ganzheitlich denkt und agiert. Es folgt de facto einem beschränkten, monetären Gewinnbegriff. Noch einmal Malik: „Mit einem zu kurz gegriffenen Gewinnbegriff ist noch immer der Untergang eines Unternehmens eingeleitet worden.“ Insofern darf man die aktuellen Haushaltsüberschüsse zwar als vergänglichen Segen betrachten. Mehr noch sind sie aber Menetekel: Sie säen nicht. Sie ernten nicht. Aber ihr himmlischer Vater ernährt sie doch… – Noch!

Sparen für die Renten.

Von Christoph Fleischmann.

Die evangelischen Landeskirchen tragen immer mehr Geld auf die Finanzmärkte.

Wie ein Riss in einer hohen Mauer – so lautete der Titel einer Stellungnahme zur Finanzkrise, die der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Sommer 2009 veröffentlichte. Darin wird das Vertrauen auf die scheinbar sicheren Finanzmärkte als eine Ursache der Finanzkrise ausgemacht: »Man glaubte, den Umfang und die Struktur der Risiken im eigenen Einflussbereich berechnen und beherrschen zu können. Die global und gesamtwirtschaftlich sich entwickelnden Risiken aber nahm man sehenden Auges in Kauf oder maß ihnen keine Bedeutung bei.«

Was in dem Text nicht stand: Auch die evangelischen Landeskirchen tragen immer mehr Geld in die Finanzmärkte – von dreißig Milliarden Rücklagen ist die Rede –, zu einem guten Teil für die Alterssicherung ihrer Angestellten und Pfarrer.
Zum Artikel von Christoph Fleischmann.

EKHN: Evangelische Landeskirche untersucht ihre Rolle in der NS-Zeit

Sehr spät kommt eine Studie, mit der die EKHN den Vorreiter unter den Landeskirchen abgibt:

„Ernüchternde Erkenntnisse hält das Buch „Evangelische Landeskirche Nassau-Hessen und Nationalsozialismus“ bereit, das in Darmstadt vorgestellt wurde. Wichtigstes Ergebnis der Untersuchung:

Die Kirche passte sich an anstatt ihre Spielräume zu nutzen.

… Oelschläger war einer der Redner, die zur Vorstellung des Buches „Evangelische Landeskirche Nassau-Hessen und Nationalsozialismus“ referierten. Der 576 Seiten dicke Band ist die Auswertung einer achtbändigen Dokumentation, die das Verhältnis der evangelischen Kirche Nassau-Hessen, Vorläufer der EKHN, zum Nationalsozialismus untersucht. Die EKHN hatte sie erarbeitet, die Darmstädter Kirchenleitung stellte 2008 für die Auswertung 110 000 Euro bereit… Mehr im Darmstädter Echo.

So machte Oelschläger deutlich, dass Landesbischof Ernst-Ludwig Dietrich seit 1932 Mitglied der NSDAP war. „Er hat sich von der Partei einen Aufbruch versprochen in dieser gottlosen Zeit der Weimarer Republik.“ Später sei der Bischof eifrig dabeigewesen, den Arier-Paragrafen anzuwenden. Als „furchtbares Dokument“ verlas der Referent den Generalausschluss christlich getaufter Juden aus der Kirche, veröffentlicht am 17. Dezember 1941…“

Institutionen haben keine Meinungen

Ein Kommentar zur Meinungsvielfalt in den evangelischen Kirchen

„Was sagt denn die Kirche dazu?“ Ein jeder sollte diese Frage stets ungeprüft mit „nichts“ beantworten. Weil „die Kirche“ nicht spricht. Es sprechen ihre Mitglieder. Und die sprechen stets vor allem für sich selbst.
Kirchenpräsident Volker Jung hat bei einem Treffen mit Dekantsvorständen und Kirchensynodalen für den Mut zur Positionierung geworben. Aktuell erlebt er selbst wohl deutlich, welche Auswirkungen es hat, wenn „der Kirche“ statt einzelnen ihrer – ggf. besonders beauftragten – Mitgliedern die Verantwortung für eine Meinung zugeschustert wird. Das EKD-Familienpapier hat eben nicht „die EKD“ geschrieben, es waren 14 akademische Persönlichkeiten, die in der Schrift auch genannt sind, – und Jung ist einer von ihnen. Zum Kommentar.

Austeilung des Abendmahls durch PrädikantInnen aus der Sicht des Hannoverschen Pfarrvereins

27. August 2013. Der Pfarrverein begrüßt es, dass der Bischofsrat ganz im Sinne des § 34 der Kirchenverfassung die Hauptverantwortung des Pfarramtes für die Abendmahlsverwaltung sowie dessen alleinige Zuständigkeit für das Sakrament der Taufe noch einmal bekräftigt hat. Bei der weiteren Diskussion um das pastorale Berufsbild geht der Pfarrverein zuversichtlich davon aus, dass trotz vieler Veränderungen in der Landskirche weiterhin gilt, was unsere Kirchenleitung am 24.11.2005 auf der IX. Tagung der 23. Landessynode zum Thema: „Die theologische Bedeutung des geistlichen Amtes in unserer Kirche“ ausgeführt hat, als die damalige Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann in ihrem Synodenbericht unter Berufung auf die VELKD-Bischofskonferenz noch einmal klar unterschied zwischen der Ordination als Berufung zum Vollzug der Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung, die für die gesamte Kirche gelte und grundsätzlich zum lebenslangen, öffentlichen und eigenständigen Dienst an Wort und Sakrament an jedem Ort der jeweiligen (Landes-)Kirche berechtige, und der Beauftragung, die bei Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung mitwirke, die für eine klar definierte Gemeinde oder einen Kirchenkreis berechtige oder eine bestimmte Aufgabe (z. B. Jugendfreizeiten) und  für eine befristete Zeit (pro loco et tempore) gelte – als ein nach Eigenständigkeit, Dauer und Ort klar begrenzter Dienst von PrädikantInnen, GemeindepädagogInnen, DiakonInnen und LektorInnen. Zur Quelle.

Prof. Michael Welker zu Aussagekraft und Logik langfristiger Prognosen

aus einem Vortrag von Prof. Möller:
„Ich weiß noch gut, wie schon im Jahr 1986 diese Hochrechnungsstrategie der EKD veröffentlicht wurde, im Jahr 2030 gebe es ein Drittel weniger evangelische Kirchenmitglieder. Mein Kollege Michael Welker[1] rechnete nach derselben Logik weiter und fand heraus, das dann in 100 Jahren alle evangelischen Christen verschwunden sind und in 150 Jahren alle Deutschen. „Würde man den Zeitraum (sc. der Hochrechnung) deutlich verkürzen, unterbliebe die Sensation der Hochrechnung. Würde man den Berechnungszeitraum aber verlängern, so verlöre sich die Plausibilität, und die Hochrechnung der EKD würde als reine Spekulation offensichtlich“. Stattdessen schlug Welker vor, die Kirche solle sich doch lieber auf die Fragen und Enttäuschungen der Menschen heute konzentrieren und die Menschen aufsuchen, die heute die Kirche verlassen, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Viele von ihnen sind ja ausgetreten, weil niemand sie jemals aufgesucht hat.“

Zum Vortrag von Prof. Möller, Abschnitt: Geistlicher Widerstand 3.

Anmerkung F.S.: Interessant ist auch der Ursprung der „einfachen Formel“, der EKD Langzeitprognosetechnik Mitte der 80iger Jahre! Dass sich die Wirklichkeit von diesen damaligen Prognosen völlig abweichend entwickelt hat, belegen mittlerweile empirische Studien, etwa „Rätsel – Erkenntnisgewinne – Aufklärung“, insbes. Kap. 3. Solche Langzeitprognosen entpuppen sich damit als pure Astrologie.

 

 

 

„Brücken für die Ökumene und für die Zukunft der Kirche“ – Bundesversammlung von „Wir sind Kirche“ in Regensburg

Pressemitteilung München/Regensburg, 23. März 2014

„Ökumene baut Brücken“ war das Thema der 34. Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche, mit der sich die katholische Reformbewegung am vergangenen Wochenende (21. bis 23. März 2014) in Regensburg auf den Katholikentag vorbereitet hat, der im kommenden Mai in der Donaustadt stattfinden wird.

Wir sind Kirche fordert die katholischen und evangelischen Kirchenleitungen auf, das Jahr des Reformationsjubiläums 2017 gemeinsam und in positiver Würdigung der Reformation feierlich zu begehen. Die ökumenische Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte, die von katholischer Seite durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) angestoßen wurde, und die weitgehenden theologischen Übereinstimmungen müssen endlich auch weitere konkrete Fortschritte im Kirchenalltag ermöglichen, wie die wechselseitige Zulassung zu Eucharistie und Abendmahl.

„Theologisch sind die Brücken der Ökumene schon lange fertiggestellt, jetzt müssten sie auch von den Kirchenleitungen begangen werden“, so der Ökumeneexperte Johannes Brosseder, emeritierter Professor für Systematische Theologie der Universität Köln, der am Samstagvormittag im Herzogssaal direkt gegenüber des Regensburger Doms einen fundierten Rückblick auf die Konvergenzdokumente der Ökumene gegeben hat.  Mehr dazu.

Dr. Seltsam ist heute online – Frank Schirrmacher über die Irrwege des heutigen Journalismus

28.03.2014  ·  In der Krim-Krise sieht man: Der Echtzeitjournalismus ist schneller als die Reaktionszeit für einen Atomangriff…

Als am Mittwochabend der deutsche Fernsehmoderator Claus Kleber über den Siemens-Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser wie ein Strafgericht hereinbrach, erlebte der Zuschauer eine Sternstunde der Selbstinszenierung des Journalismus. Unerbittlich nahm Kleber den Mann in die Zange: Kaeser war, lange geplant, nach Moskau gefahren („Was haben Sie sich bei Ihrem Freundschaftsbesuch gedacht?“), er hat nicht nur Putin besucht („Wie lange mussten Sie warten?“), sondern auch den mit Einreiseverbot belegten Eisenbahnchef („Und Sie haben mit dem geredet!“) – und das alles, so Kleber, „als Repräsentant eines Unternehmens, das auch für Deutschland steht“. Nicht viel, und wir hätten in einer der nächsten „heute-journal“-Sendungen den armen Herrn Kaeser in einer Datscha neben Edward Snowden gesehen. Zum Artikel in der FAZ.

Diese Inquisition, die auch in ihrem nur dem Remmidemmi verpflichteten Desinteresse daran, was Kaeser von Putin denn gehört haben könnte, alles in den Schatten stellt, was man an Vaterlandsverratsrhetorik aus dem wirklichen Kalten Krieg kannte, ist überhaupt nur als Symptom journalistischen Übermenschentums diskutierbar und wird dadurch allerdings auch über den peinlichen Anlass hinaus interessant.

Hans Magnus Enzensbergers Regeln für die digitale Welt. Wehrt Euch!

28.02.2014. „Wer sich nicht dauernd mit den digitalen Nachstellungen von Unternehmen und Geheimdiensten herumschlagen will, muss nur ein paar einfache Regeln befolgen. Zehn sind es an der Zahl, die Hans Magnus Enzensberger bündig formuliert.“

1. …

Fazit: „Der Schlaf der Vernunft wird bis zu dem Tag anhalten, an dem eine Mehrheit der Einwohner unseres Landes am eigenen Leib erfährt, was ihnen widerfahren ist. Vielleicht werden sie sich dann die Augen reiben und fragen, warum sie die Zeit, zu der Gegenwehr noch möglich gewesen wäre, verschlafen haben.“ Zu Enzensbergers Regeln.