Archiv für den Monat: Februar 2015

Neue Formen der Gemeindeleitung. Ein Modellprojekt im Bistum Würzburg.

01/2015, Pfarrerinitiative

Die Pfarrerinitiative begrüßt das Modellprojekt der Diözese Würzburg zur Entwicklung „ergänzender Formen der Gemeindeleitung“ und bringt gleichzeitig aus der eigenen Sicht einige Gesichtspunkte mit in die Diskussion ein. Zu unserem Selbstverständnis gehört es, Leitung nicht als Aufgabe eines einzelnen Priesters zu verstehen, sondern als gemeinsame Aufgabe eines Teams, in das neben dem Priester auch andere Gemeindemitglieder ihre verschiedenen Charismen einbringen.
Das bisherige Verständnis von Gemeindeleitung als rein klerikal-priesterliche Amtsausübung ist weder im Sinne Jesu, noch im Sinne des Volk-Gottes-Gedankens des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die durch die Vergrößerung von Seelsorgsräumen notwendig gewordene Unterscheidung von Pfarrei(engemeinschaft) als durch das Kirchenrecht einem Pfarrer zugeordnete Territorium auf der einen und Gemeinde als christliche Gemeinschaft vor Ort auf der anderen Seite stellt die Frage nach einer Neugestaltung kirchlicher Leitungsstrukturen. So ist eine alleinige Wahrnehmung aller Leitungsaufgaben in jeder Gemeinde allein durch einen Pfarrer nicht nur theologisch, sondern auch praktisch nicht mehr möglich. Dies bir gt die Chance neue Modelle der Leitung zu praktizieren, die den Charismen und Bedürfnissen der Gemeinden mehr entsprechen und dem Auftrag Jesu, der Sorge um den Nächsten, dienen. Diesen großen Spielraum gilt es phantasievoll aus zu nutzen und neue Wege zu gehen….

Wir hoffen, dass die Entwicklung gemeinschaftlicher und charismenorientierter Leitungsmodelle auf Gemeinde ebene auch Impulse gibt für eine Weiterentwicklung des Leitungsverständnisses auf höheren kirchlichen Ebenen. Zur Stellungnahme.

Drittmittel korrumpieren mehr und mehr die Idee der Universität. Problem auch von Kirchen.

Verantwortlich: Wolfgang Lieb

Bei real stagnierenden Grundmitteln, sind die Universitäten, um überhaupt noch Forschung betreiben zu können, mehr und mehr auf die Einwerbung von Drittmitteln angewiesen. Der Wettbewerb um Drittmittel wurde geradezu zum Steuerungsinstrument der Universitätsforschung. Das Grundecht der Wissenschaftsfreiheit für den einzelnen Hochschulwissenschaftler wird dadurch eingeschränkt und die Idee der Universität als ein von Fremdbestimmung, von wirtschaftlichen Verwertungsinteressen oder von politischen Zweckmäßigkeitsvorstellungen freier Ort der Wissenschaft wird zunehmend korrumpiert. Von Wolfgang Lieb.

Welche Probleme bringt die Abhängigkeit von Drittmitteln mit sich?

Drittmittel sorgen nicht mehr dafür, dass die Hochschulforscher zusätzliches Geld für die Forschung ausgeben können, wie das früher einmal der Fall war, sie werden mehr und mehr zur Grundbedingung für Forschung überhaupt. Weite Bereiche der Forschung könnten ohne Drittmittel gar nicht mehr durchgeführt werden, weil die Grundfinanzierung der Forschung seit Jahren stagniert.

Es besteht die Gefahr, dass das Individualrecht der Wissenschaftsfreiheit, das jedem Hochschulwissenschaftler vom Grundgesetz garantiert wird, ausgehöhlt wird und das individuelle Erkenntnisinteresse und damit auch die Forschungsentwicklung insgesamt vom Wettbewerb um die Einwerbung von Drittmitteln gesteuert wird.


Die nach wie vor überwiegend öffentlich finanzierten Hochschulen geraten unter das Diktat einseitiger externen Verwertungsinteressen. Dieser grundlegende institutionelle Wandel bedroht die innere akademische Freiheit und unterwirft Bildung und Wissenstransfer äußeren Zwecken.

Das Konzept der wettbewerbsgesteuerten Hochschule, also das Regime von McKinsey und Co widerspricht den „professionskulturellen“ Voraussetzungen einer freien Wissenschaft und beeinträchtigt die Innovationsfähigkeit der Hochschulforschung. Denn Innovationen entstehen innerhalb der Universität als Ergebnis weitgehend ungeplanter Prozesse in Nischen, die sich einer direkten Kontrolle entzögen. Sie beruhen auf kollektivem Lernen, setzten Vertrauen und gegenseitige Anerkennung vor. Durch strikte Effizienzorientierung geraten gerade jene assoziativen Arbeitsformen, Freiräume und Vertrauensbeziehungen unter Druck, die eine zentrale Bedingung für Innovationen sind….

Zur Kurzstudie.

Auf dieselbe Problematik hatte  Pfr. Hans-Jürgen Volk vor kurzem in seinem Artikel zur EKiR Landessynode Januar 2015 hingewiesen.

Kirchenasyl: Sand in einem potenziell tödlichen Getriebe. Von Joachim Frank im Deutschlandfunk.

02/2015

Mit seiner Kritik am Kirchenasyl betreibe Bundesinnenminister Thomas de Maizière Stimmungsmache wider besseres Wissen, kommentiert Joachim Frank vom Kölner Stadtanzeiger im DLF. Dass Kirchenasyl überhaupt notwendig sei, zeuge nur von einer gescheiterten Flüchtlingspolitik…
De Maizière betreibt Stimmungsmache wider besseres Wissen. Denn das Kirchenasyl endet in vier von fünf Fällen damit, dass Gerichte den beherbergten Flüchtlingen ein Aufenthaltsrecht zusprechen und vorangegangene Abschiebungstitel für falsch, voreilig oder oberflächlich erklären. Das zeigt: Mit dem bloßen Verweis auf rechtskräftige Entscheidungen ist es nicht getan. Diese Erkenntnis ist bitter für den Staat und für den Innenminister, weil sich de Maizières Rechtsformalismus ja nicht auf irgendwelche Lappalien bezieht wie Falschparken oder Schwarzfahren. Im Asylverfahren können fälschlich Abgelehnten Verfolgung, Gefängnis, Folter oder gar der Tod drohen…  Zum Artikel und Audiobeitrag.

Russlands religiöse Renaissance. Von der Gorbatschow-Zeit bis heute.

01/2015, von Johannes Grotzky in „Stimmen der Zeit“

…Die russisch-orthodoxe Kirche nimmt im heutigen Russland einen öffentlich wahrnehmbaren Platz in der Gesellschaft ein. Mehr als zehntausend Kirchen und fast neunhundert orthodoxe Klöster sind wieder eröffnet oder neu gebaut worden. Neben der russisch-orthodoxen Kirche haben zahlreiche andere Kirchen und Glaubensgemeinschaften wie Protestanten, Katholiken, Muslime, Juden und Buddhisten vom Ende des Kommunismus und der erklärt atheistischen Staatsausrichtung in unterschiedlichem Ausmaß profitieren können…

Nach dessen jüngsten Veröffentlichungen bekennen sich inzwischen wieder 68 Prozent der Bevölkerung als russisch-orthodox, sieben Prozent als muslimisch. Die Bekenntnisse zu anderen Glaubensgemeinschaften bleiben unter einem Prozent. Die Zahl erklärter Atheisten ist auf unter zwanzig Prozent gesunken. Doch zwischen Bekenntnis und praktiziertem Glauben liegen auch in Russland Unterschiede, offensichtlich aber nicht so große wie in Westeuropa. Während vor einem halben Jahrzehnt nur gut die Hälfte der Gläubigen sich als praktizierend bezeichnete, sind es nun zwei Drittel. Wer in regelmäßigen Abständen nach Russland fährt, kann rein intuitiv die wachsende Teilnahme an Gottesdiensten bestätigen…

Dies wird bei einem Gespräch mit Metropolit Ilarion deutlich, dem Leiter des Außenamtes des russisch-orthodoxen Patriarchats.
Zwei Kritikpunkte führt er gegen die Haltung des Westens an, die ebenso auch von staatlicher Seite formuliert werden: Es geht erstens darum, dass der Westen im Gegensatz zu Russland tatenlos der Christenverfolgung im Nahen Osten zuschaue. In Syrien würden die Christen dort vertrieben, wo Aufständische an die Macht kämen. Im Irak unter Saddam Hussein hätten eineinhalb Millionen Christen gelebt, die nun auf ein Zehntel reduziert seien. In Libyen seien praktisch keine Christen mehr zurückgeblieben, und in Ägypten sei eine Massenauswanderung der christlichen Bevölkerung zu beobachten. So habe der sogenannte Arabische Frühling nicht Demokratie, sondern Chaos gebracht. Es sei aber Aufgabe der westlichen Staaten, in dieser Lage die Christen im Nahen Osten zu schützen…

Zum Artikel.

Erzbischof Oscar Romero: „Seligsprechung eines unbequemen Streiters für Gerechtigkeit“

5. Februar 2015

Wir sind Kirche begrüßt Ankündigung der Seligsprechung von Erzbischof Romero

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche begrüßt, dass Papst Franziskus den vor 35 Jahren ermordeten Erzbischof von Salvador endlich als Märtyrer anerkannt hat. So kann der vor 21 Jahren begonnene Seligsprechungsprozess hoffentlich bald abgeschlossen werden. Romero, der seit seiner Ermordung in seiner Heimat, bald danach auch weltweit als Märtyrer und Heiliger verehrt wird, erhält damit endlich seine lange von Rom blockierte offizielle Anerkennung. Die Seligsprechung Romeros eröffnet auch den Weg zur Anerkennung weiterer lateinamerikanischer Geistlicher. So ist das Verfahren der Seligsprechung eines Freundes von Romero, Jesuitenpater Rutilio Grande, der 1977 getötet wurde, bereits vor einigen Monaten eröffnet worden…  Zur Pressemeldung.

Revisted: Geschichte und Hintergründe der Eliminierung der Befreiungstheologen in Lateinamerika. Von Prof. Noam Chomsky, MIT

2010, Von Noam Chomsky *

„…Außer gegen Kuba richtete sich die Plage des Staatsterrorismus in der westlichen Hemisphäre 1964 auch gegen Brasilien, das durch einen Staatsstreich in einen der ersten in einer ganzen Reihe von neofaschistischen Nationalen Sicherheitsstaaten verwandelt und eine bis dahin in dieser Hemisphäre nicht gekannte Plage der Repression entfesselt wurde. Dahinter stand immer Washington, weshalb sich dort eine besonders gewalttätige Form des staatlich gelenkten internationalen Terrorismus entwickelte. Die Kampagne [in Brasilien] war in hohem Maße ein Krieg gegen die Kirche. Es war mehr als nur symbolhaft, dass sie im November 1989, nur wenige Tage nach dem Fall der Berliner Mauer, ihren Höhepunkt fand in der Ermordung von sechs führenden lateinamerikanischen Intellektuellen. Diese sechs Jesuitenpriester wurden durch ein salvadorianisches Elitebataillon ermordet, das gerade frisch von einem Lehrgang an der John F. Kennedy Special Forces School in North Carolina kam. Wie erst im letzten November bekannt wurde – offensichtlich ohne auf ein sonderliches Interesse zu stoßen –, war der Mordbefehl durch den Armeechef und seinen Stab unterzeichnet worden, die alle so eng mit dem Pentagon und der US-Botschaft verbunden waren, dass es kaum vorstellbar ist, dass Washington nichts von den Plänen dieses Musterbataillons gewusst haben soll. Diese Eliteeinheit hatte bereits eine Blutspur hinterlassen mit den in diesem fürchterlichen Jahrzehnt der 1980er Jahre in El Salvador üblichen Opfern. Das erste war Erzbischof Romero, die „Stimme der Unterdrückten“, dessen Mörder aus eben diesen Kreisen kamen.

Die Ermordung der Jesuitenpriester war ein vernichtender Schlag gegen die Befreiungstheologie, jene bemerkenswerte Wiederbelebung des Christentums, initiiert von Johannes XXIII. auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil, das er 1962 eröffnet hatte. Eine Veranstaltung, mit der eigentlich „eine neue Ära in der Geschichte der katholischen Kirche eingeleitet“ werden sollte, wie es der herausragende Theologe und Historiker Hans Küng damals ausdrückte. Inspiriert durch das Zweite Vatikanische Konzil, nahmen die lateinamerikanischen Bischöfe die „Option für die Armen“ an und erneuerten den radikalen Pazifismus des Evangeliums, der praktisch gegenstandslos geworden war, seit Kaiser Konstantin der Große das Christentum zur offiziellen Religion des Römischen Reiches gemacht hatte. „Eine Revolution“, so Küng, die aus der „verfolgten Kirche“ eine „verfolgende Kirche“ machte. Nachdem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde versucht, die Lehre des Christentums aus der Zeit vor Konstantin dem Großen neu zu beleben. Priester, Nonnen und Laien trugen die Botschaft des Evangeliums zu den Armen und Verfolgten [Lateinamerikas], schlossen sie in „Basisgemeinden“ zusammen und ermutigten sie, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und gemeinsam das Elend des Überlebenskampfs im brutalen Herrschaftsbereich der USA zu überwinden. Die Reaktion auf diese schwere Ketzerei folgte schon bald. Die erste Salve war der noch zu John F. Kennedys Lebzeiten geplante und 1964 durchgeführte Militärputsch in Brasilien, mit dem eine leicht sozialdemokratisch angehauchte Regierung gestürzt und ein mit Folter und Gewalt herrschendes Regime errichtet wurde. Die Kampagne endete mit der Ermordung der jesuitischen Intellektuellen vor 20 Jahren. Es ist viel darüber diskutiert worden, wer den Anstoß zum Fall der Berliner Mauer für sich reklamieren kann, aber es wird kein Wort darüber verloren, wer die Verantwortung trägt für die brutale Zerschlagung des Versuchs, die Kirche des Evangeliums wiederzubeleben. Washingtons School of the Americas, berüchtigt wegen ihrer Ausbildung lateinamerikanischer Mordkommandos, warb voller Stolz damit, dass die Befreiungstheologie „mit Unterstützung der US-Armee besiegt wurde“ – sicher nicht ohne Unterstützung des Vatikan, der dazu die sanfteren Mittel des Kirchenausschlusses und der Unterdrückung abweichender Lehre einsetzte. 

Zum Vortrag „Die üble Geißel des Terrorismus“ – von Noam Choamsky.

Am 23. März 2010, dem 110. Geburtstag des Psychoanalytikers Erich Fromm (1900-1980), wurde der Sprachwissenschaftler und politische Intellektuelle Noam Chomsky mit dem Erich-Fromm-Preis 2010 ausgezeichnet. Die Internationale Erich-Fromm-Gesellschaft würdigte damit Chomskys akademisches Lebenswerk, vor allem aber »sein von öffentlichen Meinungen unabhängiges Urteil«. Wir dokumentieren die schriftliche Fassung von Chomskys Rede. Redaktionelle Anmerkungen erscheinen in eckigen Klammern. 

 

Vier soziale Sünden, die zum Himmel schreien

Der katholische Moraltheologe Karl Golser schreibt über „eine vergessene, aber anscheinend wieder aktuelle Kategorie“.

Vier Sünden, die zum Himmel schreien werden in der Bibel erwähnt: Der Brudermord an Abel, die sexualisierte Gewalt in Sodom, die Unterdrückung von Armen und das Vorenthalten des verdienten Lohns. Die Kategorie folgt keiner inneren Logik, sondern listet Verbrechen auf, deren Opfer keine Möglichkeit haben sich an menschliche Gerechtigkeit zu wenden. Daher schreien die Sünden zum Himmel und appellieren direkt an Gott zum Eingreifen.

Der im 19. Jahrhundert populäre Begriff ist nun in der Moraltheologie in Vergessenheit geraten. Dabei bietet er heute interessante Perspektiven.

Vielen Dank an Theology.de, deren Newsletter mich zu dem Text brachte.

Tod von König Abdullah. Der Führer des IS ist tot.

26. Januar 2015

Der Führer des Islamischen Staates ist tot und der Westen trauert. Über die Bigotterie im Umgang mit islamistischem Terror.

Von Dominique Schmidt

Der Führer des Islamischen Staates ist tot und die westlichen Medien überschlagen sich in ihren Nachrufen mit Lobeshymnen. Eine Vaterfigur sei er für sein Volk gewesen, ein sanfter Reformer, ein Garant für Stabilität. Manch einer mag sich wundern, kämpft die westliche Wertegemeinschaft doch gerade in der Koalition der Willigen gegen die islamistische Bedrohung, die der Welt mit Hinrichtung, Folter und restriktiver Strafandrohung die Scharia aufzwingen will. Was also hat es mit den Lobeshymnen auf sich?…  Zum Artikel.

In den Medien muss sich fast alles ändern. Der Soziologe Hauke Brunkhorst über die “publikative Gewalt”

01/2015

??? Sie haben sich in Ihrer sozialwissenschaftlichen Arbeit auch mit dem Neoliberalismus auseinandergesetzt. Können Sie skizzieren, welche Rolle Medien und Journalisten bei der Durchsetzung der neoliberalen Idee gespielt haben?

Hauke Brunkhorst: Sie waren die willigen Vollstrecker der globalen Ideologie des Neoliberalismus und haben die kritischen Stimmen an die Peripherie gedrängt und zum Schweigen gebracht. Der Satz, der 2002 in einem Leitartikel der FAZ stand, ist kein Zufallstreffer, sondern Ausdruck einer globalen Medienhegemonie: “Wenn Eltern Ihrem Säugling die Anstrengung des Saugens dadurch erleichtern, daß sie die Öffnung der Babyflasche vergrößern, legen sie den ersten Grundstein für mangelnde Leistungsbereitschaft.”[1]

??? Was muss sich in der Medienlandschaft ändern?

Hauke Brunkhorst: Fast alles. Schauen Sie sich doch an, wie weit die veröffentliche öffentliche Meinung von der nichtveröffentlichten öffentlichen Meinung entfernt ist.

??? Können Sie dafür mal ein Beispiel nennen?…

zum Interview vgl. Pos 15

College-Kultur in den USA: Der Efeu welkt

Harvard, Yale oder Princeton galten lange als Ideal der Universitätskultur. Doch die amerikanischen Eliteuniversitäten sitzen auf der Anklagebank – wegen Rassismus, sexueller Gewalt und einer Erziehung zur Anpassung. Den Angriff auf den Kern hat im Sommer der Anglist und Literaturkritiker William Deresiewicz geführt. Anfang August stand auf dem Titelbild des Magazins The New Republic die Fahne der Harvard University in Flammen. “Don’t send your kid to the Ivy League”, schrie die Überschrift, Unterzeile: “A better education – and a better life – lies elsewhere.” Online wurde der Text auf einen Schlag zum meistgelesenen in der Geschichte des Magazins. Und im Herbst ließ Deresiewicz dann das Buch folgen, das die These ausführlich ausrollt (Excellent Sheep: The Miseducation of the American Elite and the Way to a Meaningful Life. Free Press, New York 2014). Sie lautet, sehr kurz gefasst: Die Fixierung darauf, es durch die brutalen Auswahlschleusen bis hoch in die Ivy League und dadurch mutmaßlich ins Lager derjenigen zu schaffen, die sich über Geld keine Sorgen mehr machen müssen, produziere überangepasste Strebernaturen, töte Neugier, Abenteuergeist und Kreativität und stürze ganze Familien ins Unglück. Mehr dazu.