Archiv für den Monat: Dezember 2013

Notruf der Krankenhäuser – Experten werfen den Bundesländern vor, zu wenig zu investieren

Von Nina von Hardenberg – Die Lage der Kliniken in Deutschland hat sich drastisch verschlechtert, jede zweite Einrichtung macht mittlerweile Verluste. Experten werfen den Bundesländern vor, zu wenig zu investieren.

Berlin – Immer mehr Kliniken in Deutschland geraten in Not. Im Jahr 2012 machte jedes zweite Krankenhaus Verluste, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts hervorgeht. Die Situation der Häuser hat sich demnach in nur einem Jahr drastisch verschlechtert. 2011 hatten nur etwa ein Drittel der Häuser Verluste angegeben. ‚Das bedeutet, dass Stationen schließen und dass der Patient im Fließbandverfahren durch die Klinik geschleust wird, bei dürftiger menschlicher Zuwendung‘, warnte Alfred Dänzer, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), die die Studie in Auftrag gegeben hatte. Zum Artikel.

Moltmann kritsiert Zentralisierung der Kirche

In einem Interview mit 3e reflektiert Moltmann die Verfassung unserer Landeskirchen. Dabei kritisiert er heftig die Zentralisierung: „Kirche funktioniert auch ohne Landeskirchenämter und die vielen Referenten. Die Bürokratien behindern und lähmen die Arbeit vor Ort.“ Wachstum, Veränderung und Mission können nur die Gemeinden als Basis leiten.

Lesen Sie hier die Vorabauszüge des Interview bei Jesus.de.

„Doa moach ma‘ halt a Revolution – damit a Ruah is…“

Glosse zur Entscheidung der EKHN-Synode über die flächendeckenden Dekanatsfusionen in der EKHN.

Für die des Bayerischen nicht Mächtigen: „Da machen wir halt eine Revolution, damit wieder Ruhe ist“, so würde man den Titel auf hochdeutsch übersetzen. Der Satz wird einem angesehenen Münchner Schumacher aus dem Umfeld Eisners zugeschrieben, der den Ausschlag für die „Münchner Revolution“ und die Etablierung der nur kurze Zeit andauernden Räterepublik in Bayern 1919 gegeben haben soll. Nimmt man das bayerische Lokalkolorit dieser – wahren – Geschichte weg und abstrahiert, dann bleibt die generell gültige Erkenntnis: sind Prozesse erst weit genug vorangetrieben, dann lassen sie sich nicht ungestraft wieder stoppen. Dann steht bei der Entscheidung nicht mehr die Sinnhaftigkeit des zu entscheidenden Vorhabens eine Rolle, sondern die Vermeidung größeren Übels. Dann muss was passieren – damit wieder Ruhe einkehrt. Da mag es sich um eine Revolution handeln oder um Reformen. So kann man diesen Satz denn als Kommentar zu unterschiedlichen Prozessen um Reformvorhaben verwenden, sei es den Entscheidungen der Landessynode der EKiR (s. Beitrag Alberti) oder auch denen der EKHN um die Dekanatsfusionen:

„Seit Donnerstag tagt die Kirchensynode der EKHN in Frankfurt. Einer der wichtigen Tagesordungspunkte gleich am ersten Tag war die Neuordnung der Dekanatsgebiete – ein Thema, das bekanntermaßen auch in den Evangelischen Dekanaten Biedenkopf und Gladenbach kontrovers diskutiert wird.

Viele der Einwände und Bedenken kamen auch in den Wortmeldungen zur ersten Lesung zur Sprache – ebenso wie Argumente für einen möglichst raschen Zusammenschluss. In diesem Sinne sprachen sich auch unsere Landessynodalen Detlef Ruffert und Gerhard Failing aus.

Seit vielen Jahren rede man über die Fusion und verschwende unverhältnismäßig viel Energie dafür, so Ruffert: Es sei Zeit, sich endlich wieder dem Wesentlichen zuzuwenden. Angesichts des ständigen Hin und Hers bestehe die Gefahr, dass Kirche nicht mehr ernst genommen werde, mahnte Ruffert und appellierte in diesem Sinne für ein möglichst rasches Umsetzen der Vorlage.“ – Oder: ‚Doa moach ma‘ halt a Revolution, damit a Ruah is!‘

Friedhelm Schneider

 

 

EKiR: Gegenwind nach Hilden im Präsesblog

Im Nachklang zur Synode in Hilden hat sich auf dem Präsesblog des Kirchenpresidenten Rekowski eine rege Diskussion gebildet. Viele Stimmen machen ihren Unmut gegen den eingeschlagenen Reformweg Luft:

Wir “kleinen” Gemeindemitgliederinnen dürfen schön ehrenamtlich arbeiten. Vergelts Gott.„

In der heutigen Zeit Kapitalvermögen anzuhäufen ist wegen niedriger Zinsen reine Geldvernichtung. Mitarbeitende hingegen erhalten Kirche lebendig und motivieren distanzierte VolkskirchlerInnen dazu, “dem Laden” treu zu bleiben und ihr Christsein auch an die Folgegeneration weiterzugeben.“

Sehr geehrte Damen und Herren,

entmachtet die örtlichen Gemeinden nicht weiter, sonst habt Ihr bald niemand mehr, der einer ausgehöhlten Gemeinschaft angehören will. „

Lesen Sie noch weitere Kommentare oder verfassen sie einen eigenen in dem Präsesblog.

Rundbrief zur Synode in Hilden

An die Interessierten an der Zukunft der Rheinischen Landeskirche!

Als Besucher der ausserordentlichen Landessynode in Hilden kann ich dem Eindruck nur beipflichten, dass die große Mehrheit der Synode die Kirchenleitung dabei unterstützt, deutliche Sparanstrengungen in erheblicher Höhe zur Sanierung des landeskirchlichen Haushaltes und der Versorgungskassen vorzubereiten.

Aus Gemeindesicht ist bei vielen sehr positiv wahrgenommen worden, dass die neue Kirchenleitung mit dem neuen Präses und den neuen Verwaltungs- und Finanz-verantwortlichen nicht primär den Gemeinden eine neue Sparrunde aufdrückt, sondern zuerst die landeskirchliche Ebene einer gründlichen Prüfung unterzieht. Ebenso positiv wird wahrgenommen, dass der Außenwirkung kirchlicher Aufgaben dabei erhöhte Priorität beigemessen wird und besonders intensiv nach Sparmaßnahmen im Innenbereich gesucht werden muss.

Aber: Der Besucher der Landessynode auf der erhöhten Seitentribüne nimmt manche Eindrücke vielleicht anders wahr als die 210 Synodalen und 150 beratenden Mitglieder oder die landeskirchliche Presseabteilung.

1.) Es gab einige kritische Anfragen an die Berechnung des (anscheinend) defizitären landeskirchlichen Haushaltes. Ein saarländischer Superintendent hinterfragte – und stützte sich dabei auf ein Votum von über einhundert zustimmenden Unterschriften, ob bei NKF die „Abschreibung“ von Gebäuden und die gleichzeitige Erhebung einer „Substanzerhaltungspauschale“ nicht eine Doppelung ergebe, die überflüssig sei und im Endeffekt zu einem Haushaltsdefizit führe, das ohne diese Doppelung so nicht entstanden wäre? Auch aus anderen Voten von Synodalen war deutlich die Befürchtung herauszuhören, dass hier durch NKF ein Haushalt künstlich defizitär gerechnet würde. Weder die Kommunen noch die Wirtschaft würden eine solche Doppelung kennen. Zwar müssen Unterhaltungskosten eingeplant werden: aber dann kann es nur entweder Abschreibung oder Substanzerhaltungspauschale geben. Niemals beides zusammen. Hier sei NKF falsch angelegt.

Wer in einer Ortsgemeinde das Erschrecken mitbekommen hat, wie ordentlich geführte und solide finanzierte Gemeinden durch NKF auf einmal zu notleidenden Gemeinden werden können, kann nachvollziehen, wie eine solche Doppelung Haushalte übermäßig belasten kann und dann zur Begründung für rigide Sparmaßnahmen dient.

Hans-Jürgen Volk hat vor einigen Tagen auf seiner Homepage (http://www.zwischenrufe-diskussion.de/pages/ekir/in-den-sand-geschrieben.php) auf diese Problematik beim rheinischen NKF hingewiesen:

Der Haushalt der Landeskirche gerät also nicht etwa auf Grund sinkender Kirchensteuereinnahmen unter Druck. Ein entscheidender Faktor ist die unsinnige Doppelung von Substanzerhaltungspauschalen (SEP) und Abschreibungen (AfA) bei Gebäuden, die es sonst in der Doppik weder bei Kommunen noch bei den Ländern gibt. Der landeskirchliche Haushalts wird mit 13,4 Mio. € für Beides belastet. Dies macht etwa 22% der gesamten Haushaltsmittel aus. Die AfA hat ein Volumen von 5,2 Mio. €, SEP von 8,2 Mio. €. Würde man auf die AfA verzichten, reduzierte sich das Defizit des landeskirchlichen Haushalts auf 2,6 Mio. €, bei Abschaffung der SEP würde unter Beibehaltung der AfA selbst nach den Planzahlen für 2013 ein Plus von 400.000 € zu verzeichnen sein.“

(Eine sehr vereinfachte Erklärung: Man bezahlt monatlich erstens einen Autokredit ab und legt zweitens gleichzeitig einen Betrag zurück, um sich nach Verschrottung des ersten Autos ein neues Auto kaufen zu können. Der Haushalt wird also momentan gleichzeitig für den Kauf zweier Autos belastet. Selbstverständlich müssen normale Unterhaltungskosten für das Auto eingerechnet werden.)

OKR Baucks hat darauf geantwortet, dass die KL das Problem sähe und eine Arbeitsgruppe daran arbeite, dieses Problem zu lösen.

2.) Hier stockt einem der Atem: Seit Jahren wird über NKF intensiv in den Synoden und Gemeinden gestritten, es gab ein Moratorium, es gab eine Neuaufstellung der Verantwortlichen für die Umsetzung und nun erst, nach gefühlten zehn Jahren Leiden unter NKF, wird ein Grundfehler deutlich, der verheerende gravierende Auswirkungen auf die Beurteilung von Finanzlagen hat. Warum wurde dieses Probleme nicht schon vor zehn Jahren offen dargelegt und besprochen? Warum erst heute?

Was nun:

  • Haben die verantwortlichen Verwaltungsmenschen das nicht gesehen und gewusst? Das ist sehr unwahrscheinlich, da auch Menschen, die ursprünglich aus der Kommunalverwaltung (ohne diese Doppelung) kommen, jetzt in einflussreichen Stellen und Ausschüssen in unserer Kirche tätig sind: Aber dann wären ihnen wegen Unfähigkeit dringend solche Aufgaben zu entziehen! NKF wäre in ganz schlechten Händen.

  • Oder haben sie jahrelang das Problem vor den Synodalen, der KL und den Gemeinden verschwiegen? Und bekämen so die Synodalen Recht, die auf der Synode durch NKF eine künstliche Schlechterrechnung der Finanzen befürchteten? Sollten so insgeheim kirchenpolitisch motiviert Sparmaß-nahmen und Strukturveränderungen zu Lasten der Gemeinden und der theologischen und diakonischen Arbeiten der Landeskirche gepuscht werden?

  • Oder?

Das Misstrauen, dass hier nicht von allen Beteiligten im finanziellen Bereich mit offenen Karten gespielt wurde, war bei einigen Synodenvoten deutlich zu spüren. Hier muss die KL dringend für Klarheit sorgen, bevor dieses Misstrauen auf die neue Kirchenleitung selbst übergreifen kann.

3.) Und dann kamen noch zwei Voten, die bei mir Erstaunen und Erschrecken hervorgerufen haben: Der von der Kirchenleitung berufene Synodale Preutenvorbeck, Verwaltungsleiter des KK Jülich, gab etwas überraschend in der Diskussion ein Votum ab, dass man mit weiteren Kostensteigerungen bei NKF zu rechnen habe und diese dringend nötig seien. Der Finanzchef OKR Baucks, stimmt ihm zu und bedankte sich ausdrücklich für diesen Hinweis. Man müsse auch technisch auf dem neuesten Stand sein. Und es gäbe keine Alternative zum Weitermachen. Das blieb so stehen. Keine weiteren Voten dazu.

Anscheinend stehen weitere 1,1 Millionen € zur Debatte.

War das Resignation, dass sich niemand von den Synodalen gegen diese neuere Kostensteigerung wehrte? Hatte man das schon eingeplant und abgehakt? Gilt das Projekt als unberechenbar und unbeherrschbar?

Aber die Bedeutung einer solchen Haltung ist unbegreifbar: Da wird über die Existenz landeskirchlicher Arbeit hautnah diskutiert: der Fortbestand der Schulen oder des Internates in Hilden, über die Kirchliche Hochschule oder andere landeskirchliche Arbeitsfelder an, mit und für Menschen: und gleichzeitig werden Millionenbeträge für neue Methoden der Finanzverwaltung ausgegeben: Kein einziges Gemeindeglied wird einen kleinen Vorteil von NKF haben oder verspüren, aber entscheidende kirchliche Arbeitsgebiete müssen wegfallen. Mitarbeiter zittern um ihre Arbeitsplätze.

Es ist unglaublich und unbegreifbar: Da werden Verwaltungsträume und erhoffte Verbesserungen seit Jahren mit immer mehr Millionenbeträgen subventioniert (Ende nicht absehbar) und die dringend notwendige Arbeit an und für Menschen wird zurückgefahren. Ich habe noch nirgendwo von Einsparungen bei der Verwaltung durch Synergieeffekte gehört, aber dauernd wird mir von neuen Stellen und ausufernden Kosten für die Verwaltung berichtet.

Darf für eine Kirche NKF wichtiger sein als die Arbeit mit Menschen? Darf man für dieses Projekt im Rechnungswesen noch weiter unabsehbare Millionenbeträge ausgeben, ohne dass das Ende der Fahnenstange in Sicht ist?

Ein begrenzter, teilweiser Stopp dieser Finanzumstellung NKF könnte mit fünf Schritten Ruhe in die ganze Sache bringen:

a) Alle Kirchengemeinden und Kirchenkreise, die noch nicht umgestellt haben, stoppen den Prozess der Umstellung umgehend.

  • Sie müssen nicht mehr teuer zu bezahlende externe Berater einkaufen, weil der Personalmarkt sonst keine geeigneten Personen für die Umstellung hergibt.

  • Sie müssen nicht mehr noch unfertige Konzepte ausprobieren und teures Lehrgeld bezahlen.

b) Die linke Seite des Haushaltsbuches wird vorerst in allen Institutionen auf Eis gelegt. Die oft als „Haushaltslyrik“ verspottete linke Seite mit den Zielvorstellungen ist für die Gemeinden und Kirchenkreise weitgehend uninteressant und überflüssig. Wo wichtige Ziele sich anbieten, werden Gemeinden sie auch ohne linke Seite im Blick haben und über die notwendigen Finanzen beraten. Wenn Gemeinden oder Kirchenkreise aber ernsthaft sich auf die Zielformulierungen und Zieldiskussionen einlassen würden, hätten sie im ganzen Jahr für nichts anderes mehr Zeit. Was nützen von der Verwaltung vorgeschlagene leere Worthülsen? Oder vom Vorsitzenden mühsam überlegte Zielvorschläge? Oder leer abgegebene Seiten? Angesichts der vielfach herrschenden Finanznot ist nicht die Aufstellung des Haushaltsplanes der richtige Ort, sich über Prioritäten klar zu werden.

c) Nur die Institutionen, die schon umgestellt haben, führen diesen Prozess weiter. Sie experimentieren mit den noch offenen Problemen, optimieren die Prozesse und Methoden und bilden einen kompetenten Mitarbeiterstab aus. Ziel sollte die Ausarbeitung eines einheitlichen NKF-Modells sein, das preiswert und sparsam ist, das leicht verständlich und verwaltungstechnisch beherrschbar ist, das auf andere Kirchengemeinden und Kirchenkreise übertragbar ist und das für Presbyterien und KSV-Mitglieder überschaubar und verständlich ist, damit die Leitungskompetenz bei den dafür zuständigen Gremien bleibt und nicht auf die Verwaltung übergeht. Nur diese Kirchenkreise investieren vorerst in dieser Experimentier- und Erprobungsphase auch in neue Hard- und Software.

Für die Ausarbeitung eines solchen NKF – Modells reichten einige engagierte Kirchenkreise und Gemeinden aus. Es muss nicht die ganze Landeskirche zu einem superteuren Experimentierplatz werden.

d) Erst wenn das angestrebte optimierte Modell erfolgreich den Praxistest bestanden hat, kopieren die anderen Kirchenkreise, Gemeinden und Werke dieses Modell. Inzwischen wird es dann genügend kompetente Verwaltungsmitarbeiter geben, die dieses fertige Modell preiswert in Nachbarkirchenkreisen und Gemeinden einführen können.

e) Die linke Haushaltsseite bleibt optional: Nur wer für seine Institution diese linke Seite für sinnvoll und sachgerecht hält, macht sie zum Teil des Haushaltsbuches.

Diese linke Haushaltsseite ist kein notwendiger Bestandteil von NKF, sondern ist die zusätzliche Einführung eines neuen Führungssystems in der Kirche. Dieses System hat mit NKF im Kern nichts gemein.

Bei der Einführung von NKF im Rheinland wird nicht nur die Buchführung umgestellt auf doppelte Buchführung, sondern es wird mit der linken Haushaltsplanseite gleichzeitig ein neues Management-System für die Leitung von Gemeinden, Kirchenkreisen und der Landeskirche eingeführt: „management by Objectives“

 

Management by Objectives (MbO) (zu Deutsch: Führung/Führen durch Zielvereinbarung) ist eine Methode aus der Betriebswirtschaftslehre zur Führung von Mitarbeitern eines Unternehmens.

Ziel dieses Verfahrens ist es, die strategischen Ziele des Gesamtunternehmens und der Mitarbeiter umzusetzen, indem Ziele für jede Organisationseinheit und auch für die Mitarbeiter gemeinsam festgelegt werden.“ (wikipedia)

Eine solche Methode hat nichts direkt mit dem Finanzwesen zu tun und ist somit nicht zwingend mit der Einführung der doppelten Buchführung zu verbinden.Durch diese Koppelung wird aber die Einführung der doppelten Buchführung verkompliziert und für Presbyterien und KSVs kaum durchschaubar: Notgedrungen müssen sie der Verwaltung die Handhabung überlassen und Teile ihre Leitungsfunktion abgeben.

Sollte nicht in einer Kirche gelten: Besser einige Jahre Zweigleisigkeit für Haushaltspläne und Abschlüsse -das klappt ja im Moment auch- als weiter dieses NKF-Fass ohne Boden zu füllen und dafür die Arbeit an Menschen zu kappen.

Die Landessynode könnte hier im Januar 2014 die (zeitweise) Notbremse ziehen, ohne die ganze Umstellung in Frage zu stellen und viel Geld vergeblich ausgegeben zu haben.

Viele Grüße und Gottes Segen für Ihrer Arbeit

Manfred Alberti

p.s.: Eine differenzierte Auseinandersetzung mit den Schwächen und Gefahren des Verwaltungsstrukturgesetzes, das am 01.April 2014 so in Kraft tritt, wenn die Landessynode 2014 es nicht noch verändert und einen finanziellen Rahmen setzt, können Sie finden auf: www.presbyteriumsdiskussion-ekir.de Kap. A 2 Verwaltungsstrukturgesetz 2013 Kritische Analyse

Ein systemisches, Gemeinden und andere Rechtsträger unterstützendes Ressourcenverbrauchskonzept jenseits der Doppik

von Friedhelm Schneider, Pfarrer + Immobilienfachwirt

Über die Problematik der Doppik haben wir im Zusammenhang der www.wort-meldungen.de schon des öfteren informiert, u.a. durch das Thema des Monats Mai 2013.

Manfred Alberti berichtet nun in seinem Rundbrief (s.o.) von einer speziellen Variante der Doppik der EkiR. Die in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich ist. Zunächst zum Sachverhalt, den ein Superintendent aus dem Saarland gegenüber der spezifisch ‚rheinischen‘ Abschreibung der EkiR auf der Sondersynode in Hilden vorbrachte:

Ein saarländischer Superintendent hinterfragte – und stützte sich dabei auf ein Votum von über einhundert zustimmenden Unterschriften, ob bei NKF die „Abschreibung“ von Gebäuden und die gleichzeitige Erhebung einer „Substanzerhaltungspauschale“ nicht eine Doppelung ergebe, die überflüssig sei und im Endeffekt zu einem Haushaltsdefizit führe, das ohne diese Doppelung so nicht entstanden wäre? Auch aus anderen Voten von Synodalen war deutlich die Befürchtung herauszuhören, dass hier durch NKF ein Haushalt künstlich defizitär gerechnet würde. Weder die Kommunen noch die Wirtschaft würden eine solche Doppelung kennen. Zwar müssen Unterhaltungskosten eingeplant werden: aber dann kann es nur entweder Abschreibung oder Substanzerhaltungspauschale geben. Niemals beides zusammen. Hier sei NKF falsch angelegt.“

Der Einwand des ungenannten Superintendenten ist aus immobilienwirtschaftlicher Sicht ohne jegliche Reflexion sofort nachvollziehbar. Und er ist in der Form auch für Laien ohne weiteres plausibel: Rücklagen für Baumaßnahmen muss man selbstredend nur einmal bilden. Das Argument war ja immer, die Sicherstellung der Rücklagenbildung für ggf. erforderliche Baumaßnahmen (sog. Ressourcenverbrauchskonzept). Eine solche Sicherung benötigt man nur einmal. Die doppelte Sicherung wäre quasi vergleichbar einem Menschen, der Gürtel und Hosenträger immer gleichzeitig trägt, um den Verlust der Hose in allen erdenklichen Fällen zu vermeiden. Eine Person, die etwas Tragikkomisches hätte. So verhält es sich auch mit der doppelten Doppik: sie hat etwas Tragikkomisches.

Jenseits dieser Tragikkomik leistet allein schon die ’normale‘ Doppik der Verschärfung der Lage der Gemeinden durch Entzug von Mittel Vorschub. Warum? Man vergegenwärtige sich noch einmal das Ziel: es sollte einst um die Bildung von Rücklagen für die Instandhaltung der Gebäude gehen. Das war ja einst immer das zentrale Argument pro Doppik, das Ressourcenverbrauchskonzept. Dazu braucht man aber die Doppik gar nicht. Die Landeskirchen leisten seit eh und je Rückstellungen für spätere Pensionen – auch ohne Doppik! Man kann also Ressourcenverbrauchskonzepte auch ohne Doppik realisieren. Man muss es nur wollen. Sonderfälle, in denen es Störungen bei der Rücklagenbildung für Pensionen gibt (siehe EKiR), widersprechen hier nicht.

Bei allem, was man tut, sollte man das Ziel nicht aus den Augen verlieren, auch bei der Rücklagenbildung für Instandhaltung. Dazu braucht es Finanzmittel, die früher in Kirchengemeinden nicht systematisch geplant wurden. Genauer: es gab dabei große Unterschiede, gerade in den ziemlich autonomen Gemeinden der EkiR. Rechtzeitige Rücklagenbildung sollten aber alle Gemeinden betreiben – und zwar entsprechend der Höhe des konkreten Finanzbedarfs für Instandhaltung. Dieses Ziel der präzisen Planung leistet die Doppik aber gerade nicht. Dafür ist sie auch nicht gemacht. In der Doppik erfolgt die Rücklagenbildung nur in pauschaler Weise kennziffernorientiert. Bei einem heterogenen Baubestand wie dem der Kirche führt die Anwendung der Doppik in der Regel zu einer aufgebauschten, überhöhten Rücklagenbildung in eigentlich nicht erforderlichem Umfang. Diese Erkenntnis war Ergebnis eines Projektes zur Unterstützung der Gemeinden bei der Immobiliensteuerung, das von K.IM. (www.k-im.net; www.k-im.org) im jahr 2005 in der EKiR – im Kirchenkreis Ottweiler – durchgeführt wurde. Das von K.IM. Kirchliches Immobilienmanagement zur Ermittlung von Rückstellungen angewandte Verfahren war kein pauschalisierendes, kennzifferngestütztes, sondern ein an den Realdaten orientiertes Verfahren. Das Ergebnis war – orientiert am jeweiligen Gebäudezustand – bei allen Gemeinden unterschiedlich. Im Durchschnitt aller Ergebnisse lagen die Werte aber bei ca. 2/3 der bei Abschreibungswerten der Doppik einzusetzenden Ergebnisse. Die Gemeinden hätten also bei Anwendung dieses Verfahrens nicht nur eine um ca. 1/3 geringere rechnerische, sondern auch tatsächliche Finanzbelastung als durch die Doppik. Und das bei deutlich besser Information über die konkreten baulichen Erfordernisse in zeitlicher Vorausschau. Die Gewinne also: deutlich geringerer Finanzmittelentzug bei gleichzeitig signifikant höherer Transparenz.

Just diese Erkenntnis zeigte das erste Projekt einer flächendeckenden Informationserhebung von Gebäudedaten in der EkiR – und zwar im Kirchenkreis Ottweiler – im Jahr 2005. Durchgeführt wurde es von K.IM. Kirchliches Immobilienmanagement. Eine durchschlagende Erkenntnis. (In der EkiR wurden später aufgrund eines Synodenbeschlusses Datenerhebungsprojekte, genannt GSA, durchgeführt, die leider diese grundlegenden Erkenntnisse nicht berücksichtigten).

Was ist heute zu tun? Eigentlich gehörte die Doppik wieder abgeschafft. Ob dazu seitens der Verantwortlichen der Mut vorhanden ist, darf bezweifelt werden. Aber Kirche braucht die Doppik nicht. Kirche, jedenfalls Gemeinden und Einrichtungen/Dienste, bräuchten eine an einigen Stellen um KLR und andere Kennziffern erweiterte Kameralistik. Mehr nicht. Es bräuchte aber im Bereich der Gebäude ein differenziertes strategisches und immobilienwirtschaftliches Informationssystem. Die Kosten für diese Alternative liegen bei 25% der Kosten der Einführung der Doppik. Kosten die – offiziellen Zahlen zufolge – mit ca. 60 Mio. € beziffert werden (doppelt so teuer wie die Tebartz’sche Residenz). 60 Mio. – das dürfte aber kaum ausreichen. Vor allem sind dabei die dauerhaften Folgekosten der im Vergleich zur Kameralistik doppelt so aufwändigen Buchhaltung nicht berücksichtigt.

Einige Landeskirchen, u.a. die EkiR, haben die Doppik schon teilweise implementiert. Die EKiR leistet sich sogar die „doppelte“ Doppik. Dazu ist hier schon genug gesagt. Aber auch die einfache Doppik hat einen strangulierenden Effekt. Abhilfe kann die realdatenbasierte Immobiliensteuerung schaffen, die man im Zweifelsfall zusätzlich verwenden muss. Und daran ist dann die Rücklagenbildung zu orientieren. Das würde Strangulierungseffekte bei den Gemeinden zwar noch nicht beenden, aber deutlich abmildern.

Den Landeskirchen, die die Doppik noch nicht eingeführt haben, sollte man empfehlen, noch einmal mit Verstand zu prüfen, ob Aufwand und Wirkung in einem auch nur halbwegs verantwortbaren Verhältnis stehen. Und ob die Doppik die Zielsetzung der Kirche unterstützt – oder nicht eher fremde Interessen bedient.

Zum Bild der Reformation – Historiographische und theologische Überlegungen angesichts des Jubiläums 2017

von von Prof. Thomas Kaufmann, 22. Juni 2013, Pfarrvereinstag Hannover

Der Vortrag besteht aus drei Hauptteilen. Aus den Themen zitieren wir an dieser Stelle je eine Passage.

I. In einem ersten Teil seines Vortrags referierte Prof. Kaufmann über die Entwicklung der Reformationsgeschichtsforschung in den letzten 30 Jahren

daraus: 7.    Die Plausibilität der Reformation entschied sich nicht an einzelnen doktrinalen ‚Wahrheiten‘, sondern daran, dass Menschen in ihrer jeweiligen Lebenswelt mit diesen ‚Wahrheiten‘ etwas anfangen konnten, sie sich anzueignen vermochten. Der weitere Prozess der Reformation war entscheidend dadurch bestimmt, die Partizipationsmöglichkeiten bzw. Apperzeptionsbedingungen der Christen aller Stände durch Medien wie Katechismen, volkssprachliche Liturgien, die Bibel in der Volkssprache, Postillen usw. nach und nach entscheidend und nachhaltig zu verbessern.

II. Kritik an den Planungen des Reformationsjubiläums

daraus: 1. Ergebnisse der Wissenschaft werden nicht ernst genommen.
An der Vorbereitung des Mega – Events sind, so scheint es, recht viele Personen, Gremien und Institutionen beteiligt; wie allenthalben, so herrscht auch hier die ‚neue Unübersichtlichlichkeit’. Definitive Auskünfte über all das zu geben, bin ich ungeeignet; die Organisationsstruktur ist, soweit ich weiß, in mancher Hinsicht als vorerst letzte Realisierungsgestalt der vielbeschworenen und –geschmähten Symbiose von Thron und Altar zu deuten: Politiker insbesondere der Sitzländer der Reformationsgedenkstätten sitzen mit Wirtschaftsexperten und Kirchenführern vor allem der EKD-Ebene in gemeinsamen Gremien und beraten Maßnahmen für das Reformationsjubiläum; Kuratorien verteilen Gelder für kulturelle Projekte im Zusammenhang mit dem Jubiläum, insbesondere Bauvorhaben; Koordinationsstellen und Referentenposten werden geschaffen; Personen, die mit der wissenschaftlichen Bearbeitung der Reformationsgeschichte befasst sind, spielen bei diesen Vorgängen kaum eine Rolle. Der Wissenschaftliche Beirat, den der Rat der EKD für das Jubiläum eingesetzt hat, scheint nur dann in Anspruch genommen zu werden, wenn es opportun ist. Ansonsten werden, soweit ich höre, nach technokratischer Gutsherrenart Akteure ausgetauscht oder fügsame, hyperadaptive Personen mit zweifelhafter Qualifikationen um Aufgaben gebeten, für die sich der Wissenschaftliche Beirat zuständig weiß. Demnächst steht ein Krisengespräch bevor, in das der Ratsvorsitzende involviert wurde. Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirates haben unabhängig voneinander mir gegenüber über die Intriganz von Funktionären geklagt; durch unlängst erschienene Publikationen ist öffentlich bekannt geworden, dass Beiratsmitglieder daran zweifeln, dass die EKD an wissenschaftlich vertretbaren Motiven und Begründungen im Zusammenhang des Reformationsjubiläums ernsthaft interessiert ist. Das Ziel scheint eher in Richtung auf eine Instrumentalisierung zu gehen.

III. Das allgemeine Priestertum und die Organisationsgestalt des reformatorischen Christentums in europäischem Horizont.

daraus: `Die Kirche im Dorf lassen´ und sich für die Welt öffnen
Die evangelische Christenheit hat keinen Anlaß, sich angesichts der Europathematik anders als selbstbewusst zu gerieren. Die Konturen eines evangelischen Europas liegen freilich vor der Epoche der Nationalismen. Die Beschäftigung mit der Reformation hilft, sie freizulegen und als heutige Möglichkeit wiederzuentdecken. Die organisationsgeschichtlichen Folgen der reformatorischen Christentumsgeschichte sind, zumal wenn man sie in einen europäischen Horizont rückt, ausgesprochen komplex. Sie haben das Ihre dazu beigetragen, die spezifisch europäischen Umformungsprozesse, die wir Moderne nennen, zu forcieren. Sie haben dazu beigetragen, in spezifisch europäischer Manier ‚die Kirche im Dorf’ zu lassen und sie zugleich für die Welt zu öffnen. An diese Zusammenhänge zu erinnern heißt, darauf zu insistieren, dass es von einem reformatorischen Kirchenverständnis her keine Alternative dazu gibt, alles uns Mögliche dafür zu tun, die Kirche am Lebensort der Menschen zu erhalten. Die Beschäftigung mit der Reformation kann also dazu helfen, angesichts unübersichtlicher Optionen Kriterien für Prioritäten zu finden.
Zum Vortrag.

Das Ende der Monsignori?

21.09.13 Zu den weniger bekannten Aufgaben eines Papstes gehört die Verleihung von Ehrentiteln an verdiente Geistliche. So obliegt es dem Kirchenoberhaupt, einen Priester zum «Kaplan seiner Heiligkeit» («Monsignore»), zum «Prälaten» oder gar zum «Apostolischen Protonotar» zu ernennen. Mit den Titeln sind keine besonderen Rechte verbunden, aber eine bestimmte Kleidung und ein eigenes Wappen. Ein prominentes Beispiel ist der umstrittene Churer Generalvikar Martin Grichting, der noch von Papst Benedikt XVI. zum Prälaten ernannt wurde. Der damalige Pontifex führte mit Ernennungen dieser Art eine Tradition weiter. Zum Artikel von Stefan Reis Schweizer in der NZZ

Anders sein Nachfolger Franziskus.

Günter Beckstein: „Wir brauchen lutherische Theologie in der EKD, und nicht nur Gundlach-Theologie“

„Theologie der Energiesparlampe“
Der 69 Jahre alte Beckstein hatte am Freitag vor der Versammlung der lutherischen Synodalen den gegenwärtigen Kurs der EKD kritisiert. Er forderte, die EKD müsse „frommer“ werden und brauche „mehr lutherische Theologie“. Beckstein nahm das in die Kritik geratene Familienpapier zum Anlass, seine Kirche vor einer „Theologie der Energiesparlampe“ zu warnen. Insbesondere griff Beckstein den leitenden Theologen des EKD-Kirchenamts, Thies Gundlach, an. „Wir brauchen lutherische Theologie in der EKD, und nicht nur Gundlach-Theologie“. Mehr dazu.