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PfarrerInnenmangel

Personaldezernent Völkel, ELKB: Sagenhafte Pastorationsdichte von 1 (Pfarrer) : 1015 Evangelischen in der ELK Bayern

13.08.15, Bayerisches Sonntagsblatt

Personaldezernent OKR Helmut Volkel, ELKBayern

Das Ziel unserer Personalplanung ist, weiterhin eine vernünftige Relation zwischen Pfarrern und Gemeindemitgliedern zu haben. Im Jahr 2014 beispielsweise kamen auf 2441 Pfarrer rund 2 476 380 Gemeindemitglieder, was einem Verhältnis von 1015 Evangelischen pro Pfarrer im Dienstverhältnis der Landeskirche entspricht.

Anm. F.S.: Leider hat der OKR aus der ELKB seine Berechnungsgrundlage für die Pastorationsdichte nicht erläutert. Denn ganz offensichtlich weicht sie von der ansonsten in den Landeskirchen und der EKD üblichen ab. In Hannover liegt bspw. die Quote derzeit bei 1: 3361. Zweifellos gibt es signifikante Unterschiede der Pastorationsdichte zwischen den Landeskirchen. Ein Unterschied von über 300% wäre aber denn doch zu viel des Guten, respektive Schlechten.

Träfe die Angabe des Oberkirchenrates also tatsächlich (und käme diese Quote auf der Basis eines einheitlichen Berechnungsschemas zustande), dann würde die Bayerische Landeskirche schnell zum Mekka der TheologiestudentInnen und wechselwilligen PfarrerInnen.  Aber das könnte ein Zweifelhaftes Image sein… Immerhin: „die Türen stehen offen“.  Zum Interview im Bayerischen Sonntagsblatt.

 

Personaldezernent Helmut Völkel, ELKBayern: Türen der Landeskirche weit geöffnet… für Theologen aus anderen Landeskirchen

13.08.15, Bayerisches Sonntagsblatt

„…
in der Tat brauchen wir durch die abnehmenden Zahlen weniger Pfarrerinnen und Pfarrer. Klar ist aber auch, dass dadurch der massiv drohende Pfarrerengpass nicht aufgefangen wird. Der wird sich verschärft spätestens ab den 2020er-Jahren auswirken, wenn dann die starken Pfarrersjahrgänge ziemlich geschlossen in Ruhestand gehen. …
Was tut die Landeskirche gegen den drohenden Pfarrermangel?

Völkel: Da gehen wir völlig neue Wege und haben die Türen der Landeskirche weit geöffnet, zum Beispiel für Theologen aus anderen Landeskirchen…“

Zum vollständigen Text des Bayerischen Sonntagsblatt mit OKR Völkel, ELKB

Mathis Burfin, Beauftragter der EVLKA zur Werbung für das Theologiestudium, lockt auf Segeltörn mit dem Versprechen, dass „man mit dem Theologiestudium und in dem Beruf die Möglichkeit bekommt, sich ganz mit dem zu beschäftigen, woran das eigene Herz hängt“.

24. August 2015

… Mathis Burfien ist Pfarrer der EVLKA (Hannoversche‘ Landeskirche) und begleitet die jungen Menschen auf dieser Suche.

Was vermitteln Sie jungen Leuten, die sich für ein Theologiestudium interessieren, darüber, was sie erwartet – im Studium und im Pfarramt?

Burfien: Ich erzähle davon, was ich selbst erlebt habe. Erzähle von meiner eigenen Begeisterung für das Studium und den Pfarrberuf – zum Beispiel davon, dass man mit dem Theologiestudium und in dem Beruf die Möglichkeit bekommt, sich ganz mit dem zu beschäftigen, woran das eigene Herz hängt. Und das ist sehr viel.

…  Zum Portal der EKD.

Projekt „Nachwuchsgewinnung“ in der Nordkirche.

08/2015

Die Nordkirche braucht eine neue Generation von Pastorinnen und Pastoren, weil in den nächsten Jahren viele ältere Kollegen in den Ruhestand gehen. Darum gibt es seit ein paar Jahren das Projekt der Nachwuchsgewinnung. In diesem Projekt informieren wir über das Theologiestudium und beraten Jugendliche in ihrem Fragen nach ihrem eigenen Weg.

Die Nachwuchsgewinnung hat drei große Arbeitsfelder:
1) Allgemeine Informationen über das Internet (www.die-nachfolger.de; www.facebook.com/Nachfolger)
2) Arbeit über Multiplikatoren, also alle, die in Kirchengemeinden und Schulen mit Jugendlichen arbeiten.
3) Persönliche Beratung in Einzelkontakten, auf Studieninformationstagen der Universitäten und auf den Wegweiser-Wochenenden für Jugendliche.

Wohin geht mein Weg? Wer will ich sein? Und für wen?
Wegweiser-Wochenende mit Pastorin Dr. Christiane de Vos und Pastor Dr. Christian Butt

Zur Quelle.

vgl. dazu z.B.: Nachwuchsmangel bei Theologen und Nordkirche droht Pastorenmangel.

EKiR: schon heute 8% der Gemeindepfarrstellen und 9% aller Pfarrstellen vakant. Besetzung von 53% der heutigen Pfarrstellen 2030 scheint ambitioniert.

07/2016, wort-meldungen

Schon heute können 8% der Gemeindepfarrstellen in der EKiR nicht mehr besetzt werden., vgl. den Zahlenspiegel der EKiR. Üblich sind 3% unbesetzte Stellen, damit die Rotation der Stelleninhaber gewährleistet bleibt.

D.h: in der EKiR gibt es schon heute einen Pfarrermangel – bevor die Pensionierungswelle der geburtenstarken Jahrgänge 2017ff beginnt.

Reduktion der Pfarrstellenzahl (gesamt) von heute 1980  bis 2030 auf 1000 Pfarrstellen. Doch selbst dieses Ziel scheint ambitioniert:

„Die EKiR tagte Anfang Januar in Bad Neuenahr und beschloss viele der angekündigten Sparmaßnahmen. Interessant für uns war vor allem die Personalpolitik, die mit einem Rückgang der Pfarrstellen bis 2030 auf immer noch 1000 Stück plant. Um dieses Ziel zu erreichen, werden noch viel mehr Abiturienten als bisher für das Theologiestudium gewonnen werden müssen.“ Zur Quelle.

Kommentar von Hans-Jürgen Volk:

Die Situation in der EKiR ist demnach noch deutlich dramatischer, was man hier nachvollziehen kann: http://www.ekir.de/www/ueber-uns/statistik.php (Statistik zur Synode 2015, Heft C – insbesondere Seite 3).
Hieraus geht hervor, dass von 1,991 Pfarrstellen (Einschließlich Funktionsdienste und MBA-Stellen) 179 vakant sind, also insgesamt 9%. Von 1.247 Gemeindepfarrstellen sind 98, also 7,9% unversorgt. Von 662 Funktionspfarrstellen sind 78 (11,8%) nicht besetzt.

Aus dem Dokument geht hervor, dass sich diese Situation in den kommenden Jahren dramatisch verschärfen wird. Gab es 1990 noch 1.187 rheinische Theologiestudenten, waren es 2014 ganze 117 (S. 20). Noch bedenklicher wird das Gesamtbild, wenn man einen Blick auf die Altersstruktur der rheinischen Pfarrerschaft wirft (S. 12). Danach wird in etwa 4-5 Jahren die Zahl der Pensionierungen sprunghaft ansteigen, um dann etwa 2022, 2023 ihren Höhepunkt zu erreichen. Vor allem in strukturschwachen Regionen der EKiR ist die pfarramtliche Versorgung spätestens dann ernsthaft gefährdet.

Leider gibt es in der EKiR immer noch zu Viele, die den Pfarrdienst vorrangig unter Kostengesichtspunkten wahrnehmen und die Dramatik nicht erkennen, geschweige denn, praktikable Strategien entwickeln.

„Auf Theologiestudierende wartet ein attraktiver und spannender Beruf.“ Werbung und Wirklichkeit.

07/2016

ELK Württemberg, Werbung für das Theologiestudium:

„Ein attraktives Berufsfeld

Auf Theologiestudierende wartet ein attraktiver und spannender Beruf. Wer Theologie studiert, wird in der Regel Pfarrerin/Pfarrer oder Religionslehrerin/Religionslehrer.

Pfarrerinnen und Pfarrer leben, was sie glauben und begleiten Menschen in ihrem Glaubensleben…  “ Zur Seite der ELK Württtemberg.

Offensichtliich weicht die Wirklichkeit von der Werbebroschüre schon heute deutlich ab. Denn die Synode der ELK Württemberg bearbeitete auf der jüngsten Tagung Anfang Juli 2015 folgenden Antrag:

Antrag 23/2015 Synode Württ.

„Die gegenwärtigen Werbeaktionen der Landeskirche für Theologiestudium und Pfarrdienst müssen, wenn sie ihr Ziel erreichen sollen, mit einer spürbaren Verbesserung der Bedingungen im Gemeindepfarrdienst einhergehen. „ Mehr dazu.

Dass sich die Wirklichkeit in der Zukunft – bei Halbierung der Pfarrerschaft nach der Pensionierungswelle  – drastisch verschärfen wird, muss nicht eigens betont werden.

Hannover: Die Evangelisch-lutherische Landeskirche rechnet damit, „dass sich die Zahl ihrer derzeit rund 1.800 Pastorinnen und Pastoren nach jetziger Lage bis 2030 halbieren wird.“

07/2015, epd-Gespräch: Michael Grau

… Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover rechnet damit, dass sich die Zahl ihrer derzeit rund 1.800 Pastorinnen und Pastoren nach jetziger Lage bis 2030 halbieren wird…

In dünn besiedelten Randgebieten wie dem Harz, dem Emsland oder dem Wendland könne künftig es schwer werden, Stellen zu besetzen…

Zur Quelle.

PfarrerIn im Angestelltenverhältnis: wachsende Zahl sozial (noch) schlechter gestellter PfarrerInnen. Aus dem Vorstandsbericht des Pfarrvereins der EKKW von Franz Illgen.

Pfarrverein Kurhessen-Waldeck e.v., Vorstandsbericht 2015

aus: Hess. Pfarrrerblatt 3/2015, S. 13ff

von Franz Illgen
„Neu, aber nicht unbekannt, ist das dabei auftretende Problem des privatrechtlichen Dienstverhältnisses, das insbesondere bei Masterstudiengangsabsolvent/inn/en auftritt, die nicht in ein öffentlich-rechtliches Dienst-(Beamten)-verhältnis übernommen werden (können). Die – bisher (s. u.) – in der Regel finanzielle Schlechterstellung im Angestelltenverhältnis gegenüber „Beamten“ stellt somit kein „Auslaufmodell“ für eine relativ kleine Gruppe mehr dar, sondern wird durch diese neuen Dienstverhältnisse neu aktiviert… „(vgl. S.14)

„Die schon erwähnten Pfarrer/innen im Angestelltenverhältnis (privat-rechtlich) schienen bisher eine verhältnismäßig kleine Gruppe zu sein – zum Teil auch aus individuellen Gründen – ca. 40 zu rund 700 Pfarrpersonen insgesamt. Allerdings sind das im Vergleich zur Bayr. Landeskirche (86/2500) prozentual fast doppelt so viel!!! Der Masterstudiengang oder auch der Quereinstieg macht die Problematik wieder aktuell, die sich an verschiedenen Punkten zeigt. So zahlen „Angestellte“ im Pfarrhaus nicht nur Sozialabgaben für die wohnungsbezogenen Bestandteile und z. T. höhere Krankenkassenbeiträge – sie erhalten bisher auch weniger Vergütung. Offenbar wurde nach der Umstellung von BAT auf TV/L 2009 keine Gehaltserhöhung vollzogen. Eine Verordnung des LKA wurde bereits beschlossen und wird im KABL Ende März veröffentlicht. Dem Vernehmen nach sollen die angestellten Kolleginnen und Kollegen zukünftig weitestgehend den beamteten finanziell gleichgestellt werden und für die Vergangenheit eine Nachzahlung erhalten. Da beide Systeme nicht direkt miteinander vergleichbar sind, bleiben derzeit noch Fragen, wie z. B. nach den Auswirkungen auf die Rentenversicherung, der Steuerlast oder auch hinsichtlich der Krankenversicherung und Beihilfe. Hier sind noch genaue Berechnungen erforderlich, wenn die Zahlen auf dem Tisch sind. Eine ähnliche Regelung hat es in Baden gegeben.
Derzeit ist die EKD bemüht, einen Musterarbeitsvertrag für angestellte Pfarrer/innen zu entwerfen, da die Regelungen in den Gliedkirchen der EKD offenbar sehr unterschiedlich sind.“ (vgl. S.16)

Die ELK Bayern kann derzeit auch den Bedarf an Religionspädagogen nicht decken.

06/2015

Die ELK Bayern kann derzeit auch den Bedarf an Religionspädagogen nicht decken.

Derzeit seien 36 Stellen ausgeschrieben und zur Anstellungsprüfung hätten
sich nur 14 Personen gemeldet.

Hintergrund: von den in diesem Beruf tätigen 750 Personen wird in Bayern 28% des gesamten Unterrichts in evangelischer Religion abgedeckt.

(aus: nachrichten 3/2015 der ELK Bayern, S.85)

PAPST FRANZISKUS, SIE BRAUCHEN LEBENDIGE GEMEINDEN UND DIE GEMEINDEN BRAUCHEN SIE! Offener Brief an Papst Franziskus von der Pfarrer-Initiative Deutschland.

Mai 2015, Pfarrer-Initiative Deutschland

Papst Franziskus, Ihre Vision von Kirche bewegt uns: eine Kirche in der Spur und im Geist Jesu nahe bei den Menschen, ihnen in Respekt und Offenheit verbunden, auf Augenhöhe, als echte Weggefährtin – zugewandt gerade jenen, die am Rand stehen und besonderer Solidarität bedürfen. Statt Gräben zu vertiefen, führen Sie zusammen. Statt zu urteilen, suchen Sie zu verstehen. Statt Türen zu schließen, öffnen Sie Herzen. Hier wird die Urform von Kirche, wie Jesus sie uns vorgelebt hat, endlich wieder spürbar. Unsere Bischöfe begegnen dem Priestermangel überall auf der Welt immer öfter mit der Zusammenlegung aktiver und lebendiger Pfarrgemeinden zu anonymen und unüberschaubaren Großstrukturen. Fusionieren scheint das Rezept der Stunde. Doch in den neuen Pfarr-Großverbänden geht der persönliche Kontakt zu den Menschen verloren. Die Sakramente und der Priester entfernen sich immer weiter vom Alltag der KirchenbürgerInnen.  Der vollständige Brief.