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Alternative Reformkonzepte

Der KirchenBunt – eine Initiative der Basis in der EKiR.

6. Juni 2014, von Andreas Reinhold

Nun ist es auch in der EKiR soweit: An den Start geht eine „Initiative zur Stärkung der Ortsgemeinden, zur Wahrung der presbyterial-synodalen Ordnung, gegen Zentralisierung, Hierarchisierung und Monetarisierung in der Evangelischen Kirche im Rheinland“. Hinter dem etwas gestelzten Namen verbirgt sich das Anliegen, „der zurzeit vorherrschenden TopDown-Strategie ein basisorientiertes Denken und Handeln entgegensetzen und damit die Vielfalt und Eigenständigkeit der Gemeinden (zu) stärken.“ Insbesondere wenden sich die Initiatoren „gegen eine weitere Kompetenzverlagerung von den Presbyterien zu den übergemeindlichen Ebenen und gegen eine finanzorientierte Bewertung kirchlicher Arbeitsfelder“. Zum Mitmachen eingeladen sind alle, „die durch den Reformprozess in der Evangelischen Kirche im Rheinland und seine Auswirkungen auf ihre presbyterial-synodale Ordnung mit Sorge erfüllt sind.“ Weitere Informationen entweder auf der Website oder bei FaceBook:

» KirchenBunt – Website

KirchenBunt im Rheinland – Erklärung

„Die Gemeinde steht im Mittelpunkt. Sie ist der Ort, wo Menschen Glaube erleben. Bei allen Diskussionen, welche Strukturen wir in Zukunft benötigen, müssen wir fragen, wie diese der Gemeinde dienen ….“ (Manfred Rekowski – Präses der Ev. Kirche im Rheinland)

Worum es geht
Seit 2005 ist die Ev. Kirche im Rheinland einem Umbauprozess ausgesetzt, der den Wesenskern unserer Kirchenverfassung berührt. Entscheidungsprozesse werden von Kirchenleitung und Landessynode vorangetrieben und gegenüber Kirchenkreisen und Gemeinden durchgesetzt. Es fand und findet eine Verkehrung dessen statt, was eine presbyterial-synodale Kirchenverfassung ausmacht.
Begründet werden die Umbaumaßnahmen mit der Perspektive dauerhaft sinkender Einnahmen. Tatsächlich binden Organisation und Verwaltung jedoch immer mehr finanzielle Ressourcen, wohingegen die Mittel für die Arbeit mit Menschen drastisch reduziert werden. Verschärft wird diese ungesunde Entwicklung durch den 2013 von der Kirchenleitung initiierten Sparkurs.
Wir setzen uns ein für eine „Kirche auf Gemeindebasis“. Wir stehen damit auf dem Boden unserer Kirchenverfassung und beziehen uns besonders auf die Grundartikel der Kirchenordnung sowie die Barmer Theologische Erklärung.

1. Kirche aus dem Wort
Die beiden ersten Thesen der Barmer Theologischen Erklärung machen deutlich: es gibt keinen Lebensbereich und auch kein kirchliches Handlungsfeld, dass von einer Orientierung an Jesus Christus als dem einen Wort Gottes suspendiert ist. „Wie Jesus Christus Gottes Zuspruch der Vergebung aller unserer Sünden ist, so und mit gleichem Ernst ist er auch Gottes kräftiger Anspruch auf unser ganzes Leben; durch ihn widerfährt uns frohe Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt zu freiem, dankbarem Dienst an seinen Geschöpfen“ (aus Barmen II).
Wir beklagen, dass zentrale Umbauprojekte ohne erkennbare theologische Reflektion durchgeführt werden. Das Neue kirchliche Finanzwesen(NKF) oder die Verwaltungsstrukturreform folgen vielmehr Modellen aus dem säkularen Umfeld der Kirche. Wie die Kirche mit ihrem Geld umgeht und welche Prioritäten beim Mitteleinsatz gesetzt werden, sind zu allererst theologische Fragen, denen man sich bisher weitgehend entzogen hat.
Wir setzen uns eine für eine Kirche, in der Theologie wieder eine handlungsleitende Funktion einnimmt – und zwar auch in Fragen des Umgangs mit ihren finanziellen Ressourcen sowie ihrer Organisation und Verwaltung.

2. Kirche auf Gemeindebasis
Bereits die ersten Sätze der Kirchenordnung der Ev. Kirche im Rheinland machen deutlich: Basis der Kirche ist die Gemeinde, die eigenverantwortlich ihre Aufgaben im Dienst des Evangeliums für die Menschen wahrnimmt und organisiert. Die dritte These der Barmer Theologischen Erklärung definiert Kirche als „Gemeinde“, „in der Jesus Christus in Wort und Sakrament gegenwärtig handelt“.
Wir beklagen die im Widerspruch zur Barmer Theologischen Erklärung und zur rheinischen Kirchenverfassung stehende Hierarchisierung unserer Kirche, durch die die Eigenverantwortlichkeit von Gemeinden sowie von Kirchenkreisen und Einrichtungen immer mehr zurückgedrängt wird.
Das Handeln Jesu in Wort und Sakrament ist kommunikatives Geschehen, das Menschen in eine verbindliche Beziehung zueinander führt. Wir setzen uns ein für eine Kirche, in der die Gemeinde als „Grundstruktur gelebten Christseins“ wahrgenommen und gestärkt wird.

3. Kirche für Menschen
Die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus verlangt nach einer Kirche, die sich mit ihrer Botschaft und ihrer strukturellen Ausrichtung entschieden den Menschen zuwendet. Mit ihrer Verkündigung, ihrer Seelsorge, ihrer Bildungsarbeit, ihrem diakonischen Wirken und dem prophetischen Wort dient sie den Menschen in ihrem Wirkungsbereich.
Unsere Kirche denkt und handelt zunehmend unter der Herrschaft des Geldes. Wir beklagen einen Prozess der Ökonomisierung, durch den strategische Entscheidungen immer mehr mit Finanzgrößen und Finanzprognostik begründet werden, wohingegen die Bedürfnisse, Nöte und Erwartungen der Menschen im Wirkungsbereich der Kirche in den Hintergrund treten. Diese Fiskalisierung im Denken und Handeln, die Glaube, Hoffnung und Liebe marginalisiert, widerspricht der biblischen Botschaft.
Wir setzen uns ein für eine Kirche für die Menschen. Kirchenleitendes Handeln darf nicht vorrangig am Geld, sondern muss an den Menschen im Wirkungsbereich der Kirche orientiert sein.

4. Kirche in Freiheit
Die vierte These der Barmer Theologischen Erklärung ist eine entschiedene Absage an hierarchische Strukturen und Top-Down-Strategien: „Die verschiedenen Ämter in der Kirche begründen keine Herrschaft der einen über die anderen, sondern die Ausübung des der ganzen Gemeinde anvertrauten und befohlenen Dienstes.“ Die Gemeinde als Ganzes ist Subjekt kirchlicher Willensbildung und kirchlichen Handelns.
Wir beklagen, dass Kirche vor Ort immer mehr zum Objekt der Entscheidungen übergeordneter Leitungsgremien geworden ist, die einhergehen mit der Absicht der zentralen Steuerung wichtiger Prozesse. Dieser Umbau der Kirche führt bis heute zu Nötigungen, die die theologische Identität von Gemeindegliedern schwer verletzen und sich schädigend auf Gemeinden und Einrichtungen auswirken.
Wir setzen uns ein für eine Kirche der strukturellen Vielfalt, die den Weg ebnet für Eigenverantwortung und Kreativität. Wir sind der festen Überzeugung, dass eine strukturell flexible und vielfältige Kirche den Anforderungen unserer Zeit wie der Grundausrichtung unserer Kirchenverfassung entspricht.

5. Kirche in Solidarität
„Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.“ (1. Petrus 4,10)
Jesus Christus spricht: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40)
Die Kirche Jesu Christi ist Kirche für die Menschen und steht in Solidarität mit allen Bedrängten, Marginalisierten und Notleidenden.
Wir beklagen, dass unsere Kirche durch bis heute anhaltende Umbau- und Sparprozesse zahlreiche Menschen in materielle und psychische Not gebracht hat. Darüber hinaus wird die sozial-diakonische Arbeit von Kirchenkreisen und Gemeinden geschwächt.
Wir setzen uns ein für eine Kirche, die sozialverantwortlich mit ihren Beschäftigten umgeht, ihre bleibende und verbindliche Verantwortung für diese wahrnimmt und damit ihre sozialethische Botschaft in Parteinahme für die Armen nach außen verstärkt.

Was ist zu tun?

Jedes Leitungsgremium und jeder einzelne Christ und jede Christin habe das Recht und die Pflicht, Beschlüsse von Synoden und Rechtsetzungen der Kirche anhand des Bibelwortes, der Bekenntnisse sowie der Verfassung unserer Kirche zu überprüfen und ihrem Gewissen folgend zu entscheiden, ob sie dem folgen können oder nicht.
Wir fordern ein Innehalten bei der Umsetzung des Neuen Kirchlichen Finanzwesens und der Verwaltungsstrukturreform. Beide Projekte werfen theologische Fragen auf, die bisher nicht in Ansätzen geklärt sind. Beide Projekte stehen in Spannung, wenn nicht im Widerspruch zu zentralen Elementen der rheinischen Kirchenverfassung.
Wir fordern einen ergebnisoffenen Diskurs über die Zukunft der rheinischen Kirche, der sich ebenenübergreifend um Einmütigkeit bemüht.

Katholikentag III: Pressemitteilung der Reformbewegungen. Bischöfe dürfen Franziskus-Effekt nicht verpassen

Regensburg 1.6.2014

Zum Abschluss des Regensburger Katholikentages appellieren kirchliche Reformgruppen an die Bischöfe, den positiven „Franziskus-Effekt“ nicht zu verspielen und zu verpassen, und warnen vor einer Folgenlosigkeit dieses Katholikentages. Die Bischöfe dürften nicht nur vom Dialog und Aufbruch reden, sondern müssten endlich konkrete Schritte tun und konkrete Reformen einleiten.

Die zahlreichen ermutigenden Impulse von Franziskus haben große Hoffnungen und Erwartungen bei den Gläubigen geweckt, die nun voller Ungeduld darauf warten, dass der jahrzehntelange pastorale Reformstau endlich abgebaut wird. Papst Franziskus hat die Bischöfe in aller Welt aufgefordert, mutige Vorschläge für die Pastoral in den einzelnen Kulturkreisen zu machen, und hat eindringlich den Klerikalismus kritisiert. Deshalb ist es nun Aufgabe der Bischöfe, die Arbeitsergebnisse aus ihren Diözesen und aus dem bundesweiten „Dialogprozess“ offensiv nach Rom zu bringen. Als Vorsitzender der Deutschen und der Europäischen Bischofskonferenz sowie Mitglied päpstlicher Beratungsgremien trägt Kardinal Reinhard Marx hierbei eine besonders große Verantwortung, damit der weltweite positive „Franziskus-Effekt“ nicht verpufft.

Reformen jetzt!!

Bischöfe und Priester brauchen Mut und Solidarität für eine dringend notwendige Reform der Pastoral, die theologisch geboten ist. Statt der Zusammenlegung zu XXL-Gemeinden braucht es realisierbare Konzepte für lebendige Gemeindearbeit mit Gemeindeleiter/innen und Seelsorge vor Ort. Gemeinden müssen sich im Sinne von Eucharistie versammeln können – unabhängig davon, ob ein Priester anwesend ist oder nicht. Das Sakrament der Eucharistie ist ein Recht eines jeden Getauften und keine Belohnung für Wohlverhalten gegenüber der Amtskirche. Dies gilt auch für nach einer Scheidung Wiederverheiratete. Die katholische Sexualmoral muss auf den Prüfstand, wie auch die veröffentlichten Ergebnisse der Vatikan-Umfrage zur Familien-Synode zeigen. Wo Menschen in der Sexualität zu Objekten gemacht werden, wird die Würde des Einzelnen verletzt, werden Missbrauch, Menschenhandel und Abwertung toleriert.

Ende der klerikalen Volkskirche

Der Regensburger Katholikentag war von einer Volkskirchlichkeit geprägt, wie es sie wohl in keinem anderen deutschen Bistum mehr gibt. Noch stärker hat diesen Katholikentag aber die theologisch konservative Linie des gastgebenden Bischofs Dr. Rudolf Voderholzer und seines Vorgängers Gerhard Ludwig Müller geprägt, die sehr viel mehr auf der Linie des emeritierten Papstes Benedikt als auf der von Papst Franziskus liegt. Die Berufung von Bischof Voderholzer als Berater der Glaubenskongregation, die von Kardinal Müller geleitet wird, wurde während des Katholikentages offiziell bekannt gegeben.

Die vom Regensburger Bischof und anderen Bischöfen vehement vertretene Fokussierung auf den unbedingten Lebensschutz (Ablehnung der kirchlichen Schwangerschaftskonfliktberatung) hat schon jetzt dazu geführt, dass die Positionen der römisch-katholischen Kirche in anderen ethischen Fragen (wie z.B. assistierte Sterbehilfe) in der gesellschaftlichen und politischen Debatte immer weniger Gehör finden.

Die vollständige Pressemitteilung.

Dürfen Pfarrer eigentlich zum Dritten Ökumenischen Kirchentag?

Die Frage mag seltsam klingen. Die Frage ist seltsam. Und dennoch nicht unberechtigt. Erinnern wir uns an den 2. Ökumenischen Kirchentag München:

Andreas Dreyer, Vors. des Pfarrvereins  Hannover, fragte 2010 im Deutschen Pfarrerblatt: „Dürfen Pfarrer eigentlich zum Kirchentag, so fragt man sich jetzt, nach dem Münchner Ökumenischen Kirchentag, bei dem unserem Pfarrverband ein eigener Stand auf der Agora, dem Markt der Möglichkeiten ohne klare Angabe von Gründen verwehrt worden ist.

Nein, sie dürfen nicht, zumindest wenn sie einen Stand beschicken wollen und sich auch als Pfarrerinnen und Pfarrer erkennbar präsentieren möchten. Das ist, bei Lichte besehen, ein Skandal. Und doch spricht merkwürdigerweise kaum jemand darüber.
‚Warum wart Ihr eigentlich nicht auf dem ÖKT in München’, so fragte mich unlängst der Vorsitzende des Mitarbeiterverbandes, der natürlich seinen Stand wieder dorthin mitgebracht hatte. In Bremen waren wir noch Standnachbarn gewesen. – ‚Wir sind ausgeladen worden, waren nicht erwünscht.’ Ungläubiges Staunen seine Reaktion, er schien mir bis zuletzt nicht zu glauben und dachte, ich wolle ihm einen Bären aufbinden.“

Nun wird der dritte Ökumenische Kirchentag angekündigt, und man fragt sich: Dürfen die Pfarrer zum Dritten Ökumenischen Kirchentag. Vielleicht stellt sich diese Frage gar nicht mehr. Sondern vielleicht heißt dann die Frage: Wollen die PfarrerInnen nach den Erfahrungen in München denn überhaupt noch an dieser Veranstaltung teilnehmen? F.S.

3. Ökumenischer Kirchentag für 2021 geplant

Der dritte Ökumenische Kirchentag (ÖKT) soll 2021 Realität werden. Darauf haben sich die Präsidiumsdelegationen des Deutschen Evangelischen Kirchentages und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken in Frankfurt geeinigt. Beide bekräftigten ihren gemeinsamen Willen, an einem dritten ÖKT festzuhalten.

Die beiden Delegationen bedauerten ausdrücklich, dass es aus organisatorischen Gründen im Jahr 2019 keinen Ökumenischen Kirchentag geben kann. Auf dem Weg zum dritten Ökumenischen Kirchentag bekommt nach ihrer gemeinsamen Überzeugung die für 2017 geplante gemeinsame Veranstaltung umso größeres Gewicht.

„Wir sind Kirche“- Vorsitzende exkommuniziert: „Mit zweierlei Maß gemessen…“

Die katholische Laienbewegung „Wir sind Kirche“ setzt sich für Reformen ein. Die österreichische Vorsitzende wurde jetzt mit der größtmöglichen Strafe belegt und exkommuniziert. Sie hat privat Gottesdienste gefeiert – ohne einen Priester.

Es ist die schärfste Strafe, die über Katholiken verhängt werden kann: die Exkommunikation. Wer damit belegt wird, darf nicht nur keine kirchlichen Ämter mehr ausüben – sondern auch keine Sakramente mehr empfangen. Vom Empfang der Hostien im Gottesdienst sind derart Verstoßene ebenso ausgeschlossen wie von der Beichte oder der Krankensalbung. Getroffen hat diese Strafe nun Martha Heizer, die österreichische Vorsitzende der Basisbewegung „Wir sind Kirche“…  Zum Bericht der SZ.

Zweierlei Maß – Stellungnahme zur Exkommunikation von den Betroffenen, Martha u. Gert Heizer

22.05.2014, Elmar Fuchs

…Durch den „Versuch, unerlaubt Eucharistie zu feiern“ fallen wir unter die „drei schweren Vergehen“, die sofort dem Vatikan gemeldet werden müssen. Dazu gehören auch die Verletzung des Beichtgeheimnisses und der sexuelle Missbrauch. Es entsetzt uns ungemein, dass wir uns in der gleichen Kategorie wie priesterliche Missbrauchstäter wieder finden. Besonders erbittert es uns, dass wir von keinem einzigen Missbrauchstäter wissen, der exkommuniziert worden wäre. Es wird also mit unterschiedlichem Maß gemessen…
Der vollständige Text.

 

 

 

 

Kurz informiert: Corinna Hektor neue Vorsitzende des Pfarrvereins in Bayern

Das Sonntagsblatt berichtet: „Die 46-Jährige wurde in Rothenburg ob der Tauber bei der Frühjahrstagung des Vereins gewählt. Sie setzte sich gegen Hermann Ruthmann durch und erhielt 40 von 66 abgegebenen Stimmen…

Hektor betonte…, dass die große Herausforderung für den Verein sei, dem bereits einsetzenden Pfarrermangel in der bayerischen evangelischen Landeskirche entgegenzuwirken. Ab 2020 verschärfe sich die Situation, wenn 1000 Pfarrer in den Ruhestand gingen…“

Die Kölner Kircheninitiative veröffentlicht das Ergebnis ihrer Befragung des Kirchenvolkes zum zukünftigen Kölner Erzbischof

im April 2014: Der neue Kölner Erzbischof: Fähigkeit zum Dialog auf Augenhöhe

Die Kölner Kircheninitiative veröffentlicht das Ergebnis ihrer Befragung des Kirchenvolkes

KKI-Befragungsergebnis GrafikDie Kölner Kircheninitiative (KKI), die sich für eine größere Mitbestimmung des Kirchenvolkes bei der Wahl des Erzbischofs einsetzt, hat am 14. März 2014 die Ergebnisse ihrer Befragung der Kölner Katholiken veröffentlicht. Ausdrücklich jeder Katholik des Erzbistums Köln war aufgefordert, den von der KKI entwickelten Fragebogen auszufüllen und der KKI zur Auswertung zu Verfügung zu stellen. 901 Teilnehmer äußerten ihre Vorstellungen zu den wichtigsten Eigenschaften des zukünftigen Erzbischofs und zu den vorrangig von ihm zu erledigenden Aufgaben. Mehr dazu.

Kirche mit Weitblick – selbstbegrenzt, weltoffen und gastfreundlich. Von Jobst Kraus, Bad Boll

Die Vision einer zukunftsfähigen Evangelischen Kirche in Württemberg im Jahr 2040.
Veranstaltung des Aktionsbündnisses am 19.11. 2010 in der St. Leonhardskirche in Stuttgart

Ein subjektiver Blick in die Zukunft verbunden mit der Hoffnung auf andere subjektive Ent-
würfe und praktische Schritte im Blick auf eine zukunftsfähige Kirche in Württemberg und
anderswo
Es ist der 19. November 2040, ein sonniger Spätherbsttag. Zusammen mit meiner Frau und
einigen anderen aus unserer Senioren WG sitze ich im ehemaligen Blumhardt-Zimmer des
Oberkirchenrates. Heute ist es unser Wohn- und Lesezimmer. Vor allem aber genießen wir
den Blick auf die Stadt, die sich doch so ganz anders entwickelt hatte, als es im Jahr 2010
während der Schlichtungsgespräche um Stuttgart 21 zu erwarten war.
Aber alles der Reihe nach:
Es war ein langer mühsamer und sehr konfliktreicher Weg gewesen. Viele Jahre hatte sich in
den Kirchen so gut wie gar nichts bewegt. Ein entscheidender Wendepunkt war dann, im
Jahr 2015 der Bußtag. Deutschlandweit platzten die Kirchen aus allen Nähten und kam es
anschließend zu Lichter-Prozessionen, die in Kundgebungen vor kirchlichen Verwaltungsge-
bäuden mündeten.
Auf den Plakaten war zu lesen: „Mit globaler Gerechtigkeit gegen Terrorgefahr“, „Mehr Mit-
bestimmung in der Kirche“, „Ritualisierte und inhaltsleere Sitzungen sind kropfunnötig“, „Die
Kirche verheizt die Erde“, „EKD Denkschrift Umkehr zum Leben – wo bleibt die Praxis?“,
„Bischöfe – Models der Automobilindustrie?“. Symbolisch wurden gleich einige Bischoflimou-
sinen EKD weit mit Krallen stillgelegt.
In vielen Reden wurde auf die erste der 95 Lutherthesen verwiesen – auf den Ruf zu Buße
und Umkehr. Dem „Weiter so“ wurde ein „Besser so“ entgegengesetzt. Es wurde deutlich
gemacht, dass Umkehr nicht nur einen anderen persönlichen neuen Lebensstil einschließt,
sondern auch eine öffentliche institutionelle Dimension hat. Christinnen und Christen waren
► des schnellen Vergessens des Hurrikans Katharina(New Orleans), von deep water hori-
zon (BP – Ölkatastrophe) oder Tschernobyl und
►der unendlichen Langsamkeit der Veränderung, der Trägheit kirchlichen Handelns – von
dem berühmten Theologen Karl Barth als Sünde beschrieben – überdrüssig.
Dies geschah auch aus der Angst heraus binnen 80 Jahren ein zweites Mal – nach der Zeit
des Nazi-Regimes – zu versagen und ein weiteres Stuttgarter Schuldbekenntnis ablegen zu
müssen. Die Vision einer zukunftsfähigen Kirche. Nov.2010 korr 1107 pdf von Jobst Kraus als pdf.

Bistum Limburg: Ein riesiger Scherbenhaufen. Diözesansynode gefordert.

Der Scherbenhaufen in Limburg Ein Kreis von kritischen Priestern im Bistum Limburg fordert: Mehrere Entscheidungen, die der ehemalige Bischof Franz-Peter von Tebartz-van Elst getroffen hat, müssen zurückgenommen werden. Aber: Geht das überhaupt? Fragen an Alexander Brückmann, Mitglied des Hofheimer Kreises. Zum Interview.

Dialog im Bistum Limburg. 6 Thesen des Hofheimer Kreises von 2012.

Ein Beitrag von Priestern der Diözese mit Themen- und Gestaltungsvorschlägen zum kirchlichen Miteinander

Wir, Priester des Bistums Limburg, nehmen die Einladung zum Dialog auf, die bei der Eröffnung des Dialogprozesses der deutschen Bischofskonferenz in Mannheim ausgesprochen wurde. Wir wollen ihn bistumsintern fortführen und befördern. Wir sehen uns dabei in der gemeinsamen Verantwortung des Presbyteriums mit dem Bischof, wie es im Konzil zum Ausdruck gebracht wurde:
„Alle Priester haben zusammen mit den Bischöfen an ein und demselben Priestertum und Amt Christi teil, so dass diese Einheit der Weihe und Sendung ihre hierarchische Gemeinschaft mit dem Stand der Bischöfe erfordert.“ (Dienst und Leben der Priester II.7)
Angesichts der tiefgreifenden Veränderungen in unserem Bistum haben wir uns getroffen und unsere Beobachtungen, Sorgen und Wünsche zusammengetragen.
1. Kirchlicher Wandel ist getragen vom Vertrauen auf das Evangelium Jesu Christi. Im Blick auf ihn verliert die Kirche ihre Angst um sich selbst.
2. Als königliche Menschen, Propheten und Priester haben alle Getauften Anteil an der dreifachen Aufgabe, die das Bischofsamt verkörpert (Leitung, Lehre und Heiligung).
3. Der Wandel der Kirche wandelt Berufsbilder und Strukturen. Eine erfolgreiche Bewältigung des Veränderungsprozesses hängt auch davon ab, wie es gelingt, mit Vertrauen und Geduld einander zu begleiten, zu ermutigen und zu führen.
4. Pastoral und Liturgie korrespondieren miteinander. Eine Seelsorge des neuen Bundes (1Kor 3,6) führt Menschen dazu, mit „unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn zu sehen“, damit sie – und dies bringt die Liturgie des neuen Bundes zum Ausdruck – in sein Ebenbild verwandelt werden, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit (1 Kor 3,18).
5. Die Visitenkarte missionarischer Seelsorge heisst Caritas. Bereitschaft zur Bewegung gewinnt im Dialog mit den Kompetenzen des Caritasverbandes und der Gemeindecaritas an Tiefenschärfe. Eine Kirche, die sich den Armen und Notleidenden unserer Zeit zuwendet, ist lebensdienliches Werkzeug der Caritas Dei.
6. Dialog will gestaltet sein. Unsere Vorschläge zur Strukturierung des Dialogprozesses der deutschen Bischofskonferenz im Bistum Limburg.
Zur Stellungnahme des Hofheimer Kreises.

Zu den 7 Thesen des Hofheimer Kreises

„Wie kurieren wir die Kirche?“. Gespräch mit dem Autor, Theologen und Journalisten Joachim Frank.

Er hat Hoffnung, weil die Kirche ihm am Herzen liegt. Joachim Frank, in Burgsteinfurt groß geworden, hat sich in seinem ersten Buch mit der Frage beschäftigt: „Wie kurieren wir die Kirche?“ Bei der Suche nach Antworten helfen dem 48-jährigen Journalisten und Theologen, der verheiratet ist und in Köln lebt, Frauen und Männer, die sich in der Kirche auskennen. Über die Botschaft seines Buches und was die Kirche für ihn bedeutet, sprach WN-Redakteurin Gudrun Niewöhner mit dem ehemaligen Priester des Bistums Münster.

Sie fragen in Ihrem Buch: „Wie kurieren wir die Kirche?“ Woran krankt die Kirche denn überhaupt? Und gibt es ein Allheilmittel?… Zum Beitrag.

Revisted: Referat „evangelisch Kirche sein“. Von Professor Dr. Eberhard Hauschildt

EKD-Synode November 2007

Referat zum Schwerpunktthema „evangelisch Kirche sein“
von Professor Dr. Eberhard Hauschildt

daraus hier nur die Merksätze:
„Mein 1. Merksatz lautet deshalb:
Kirche sein heißt Kirche sein aus der Bewegung durch Gott.

Mein 2. Merksatz lautet darum: Kirche sein heißt Institution sein.

Mein 3. Merksatz lautet: Evangelisch Kirche sein heißt: Institution sein ja, aber Institution der Freiheit.

Das ist mein 4. Merksatz, der nun die Herausforderung bezeichnet:
Evangelisch Kirche sein heißt Organisation der Freiheit sein.

Evangelisch Kirche sein, so mein 5. Merksatz, heißt ein Hybrid aus Institution und Organisation bilden. Die Evangelische Kirche tut gut daran, mit beiden Motoren zu fahren.

So lautet mein 6.Merksatz: Eine Organisation der Freiheit organisiert die maßgebliche Beteiligung der Mitglieder an den grundlegenden Entscheidungsprozessen.

Damit ergibt sich als mein 7. Merksatz: Kirche als Organisation der Freiheit ist gekennzeichnet durch theologische Auskunftsfähigkeit über den Horizont ihrer Entscheidungen.

Also lautet mein 8. Merksatz: In der Organisation der Freiheit verweisen Gottesbegegnung und Lebenserneuerung aufeinander.

Mein Merksatz 9: Die Organisation der Freiheit trifft als informierte Organisation theologisch kontrollierte Entscheidungen, damit sie für die Situation passen.

Kirche als Organisation der Freiheit, mein 10. Merksatz, ist gestaltete freie Gemeinschaft von Organisationen.

Mein 11. Merksatz dazu lautet: In einer Organisation der Freiheit sind Beteiligungsrechte und Entscheidungsbefugnisse geklärt und in Balance gebracht.

Für all das brauchen wir nicht entweder Theologie oder Zahlen, sondern Theologie und Zahlen, durch Zahlen informierte Theologie und theologisch gewichtete Zahlen.
(Das ist mein 12. Merksatz.)