Archiv für den Monat: Februar 2015

„Mit hellem Schein im Herzen“. Eine Kontroverse mit Rolf Kötter. Von Maximilian Hesslein.

 

Große Lust und Freude am Pfarramt spricht aus diesem Text, der die Bedeutung des Pfarramtes als Schlüsselfunktion kirchlicher und gesellschaftlicher Transformation errichtet und festhält (vgl. Rolf Kötters Artikel im Hess. Pfarrerblatt (S.2ff)).

Dabei geht es Ralf Kötter vor allem um eine „Präsentation des Evangeliums mitten in der Gesellschaft“. Binnenkirchliche Verengung muss abgeschafft, den Versorgungsansprüchen des Vereinskirchentums muss widersprochen, die Befreiung des Pfarrdienstes von den Fesseln der Vergangenheit muss geleistet werden.

Es steht außer Zweifel, dass das Pfarramt kein attraktiver Beruf in diesen Zeiten ist. Die Studierendenzahlen gehen seit Jahren zurück. Es fehlen die Menschen, die sich in einer klaren Orientierung am Evangelium mit Offenheit und Weite dem Dienst in der Kirche widmen und zugleich den Blick für die und in der Gesellschaft pflegen.

Kötter bietet nun an, unter Rückgriff auf die Anliegen der Reformation die Attraktivität zu steigern, indem das Pfarramt nicht mehr in seiner binnenkirchlichen Funktion gedacht wird, sondern als ein Dienst an der Gesellschaft. Das Wort Gottes muss mitten hinein in die Welt. Damit wird die Kirche ganz und gar eine Kirche für andere.

Dabei geht er mit der bestehenden Kirche hart ins Gericht. Die Kirche und die Menschen, die in ihr arbeiten, seien wehleidig, pflegten einen kirchlichen Binnen-Jargon und starre Insider-Formen.

Ja, das gibt es. Es gibt unproduktive Wehleidigkeit. Es gibt verschiedene einengende Ketten der Tradition. Es gibt das ängstliche Verharren im Status quo. Ja, das lähmt die Kirche an vielen Stellen ihrer Arbeit und ihres Dienstes.

Dass manche Formen und auch die gepflegte Sprache aber zu den Schätzen der Kirche gehören könnten, geht dem Autor leider nicht auf. Er erschöpft sich vielmehr in der pauschalen Kritik an der bestehenden Kirche und ihrer Amtsträger, bläst damit in das Horn, das seit Kirche der Freiheit Pfarrerinnen und Pfarrer demotiviert und quält. Ob diese pauschale Kritik nun zu einer besseren Motivation junger Menschen führt, als Pfarrerinnen und Pfarrer einen Beitrag für die Kirche und in der Gesellschaft zu leisten, darf bezweifelt werden. Ob Pfarrerinnen und Pfarrer sich unter diesen Voraussetzungen an eine Neuausrichtung ihres Berufes machen, ist unwahrscheinlich.

Dass die Kirche als Teil der sich weiter entwickelnden Gesellschaft manche Veränderungen nötig hat, ist unbestritten. Leider lässt die pauschale Kritik Kötters den Blick auf das bestehende Gute nicht zu. Es geht ihm damit nicht um eine kontinuierliche Weiterentwicklung, wie sie in vielen Gemeinden derzeit geleistet wird, sondern um Abwicklung und Neuaufbau.

In seinen Ideen zur theologischen Fundierung des Transformationsprozesses und zum Heraus aus den angstbesetzten Rückzugsgefechten, in seinen Ideen zur kirchlichen Präsenz in der Kommune und zur Einheit von Verwaltung und Verkündigungsdienst im Pfarramt liegen viele Chancen begründet. Die sollten wahrgenommen werden, ohne die bestehenden Amtsträger gleich zu diskeditieren. 

Das Bistum Köln veröffentlicht seine Vermögensbillanz

Das Bistum Köln hat seine Vermögenswerte offen gelegt. Oder zumindest einen Teil davon. Bei der Zählung des Vermögens wurde, soweit es die Bilanz zulässt ein geringer Wert angenommen. Tatsächlich verfügt das Bistum über deutlich mehr als die errechneten 3,35 Milliarden Euro.

Für Christoph Fleischmann ist trotzdem ein gutes Zeichen. Die Kirche wird sich gegenüber den klammen Kommunen und Ländern nicht mehr als arme Kirchenmaus darstellen können.

Eine andere Erkenntnis zieht der Kölner Stadtanzeiger. Die Banken der Kirche werden zu einem großem Teil aus fachfremden Männern besetzt. Die von der Kirche gerne von anderen eingeforderte gute Unternehmensführung ist im eigenen Haus nicht umgesetzt.

10 Jahre NKF – ein Blick in die Zukunft. Nordrhein-Westfalen zieht nach einer Dekade Einführung des Neuen Kommunalen Finanzwesens Bilanz.

15.02., kirchenbunt

Wer im Internet Informationen über das Neue Kirchliche Finanzwesen sucht, mag auch über folgende Website gestolpert sein: http://nkf-kirche.de. Ob das, was man da zu sehen bekommt, denn auch informativ ist, hängt vom Betrachter ab. Neben dem bekannten Satz: “Hier entsteht eine neue Internetpräsenz” prangt nämlich ein Baustellenschild – und das seit nunmehr acht Jahren (Stand: 15.02.2015)! Will uns da jemand (die Domain gehört einer Managementberatungs-GmbH) einen Hinweis liefern, was uns mit NKF noch bevorsteht?…

Zum Beitrag.

Wintersynode der Reformierten in Bern-Jura-Solothurn: Abbau von 27,5 Pfarrstellen 2016-2019.

1.Zusammenfassung
Die geltende Verordnung über die Zuordnung der vom Kanton entlöhnten evangelisch-reformierten Pfarrstellen (BSG 412.111) ist letztmals per 1. Januar 2012 revidiert worden. Siemuss erneut revidiert werden, damit die vom Grossen Rat im Rahmen der Aufgaben- undStrukturüberprüfung 2014 gefassten Sparbeschlüsse in der Produktgruppe „PfarramtlicheVersorgung der Kirchgemeinden und Beziehung zwischen Kirche und Staat“ umgesetzt werden können. Da die Staatsausgaben für die Landeskirchen fast ausschliesslich aus Pfarrbesoldungen bestehen, kann das vom Grossen Rat vorgegebene Sparziel von jährlich 5 Millionen Franken nur mit dem Abbau von 27.5 Pfarrstellen erreicht werden. 24.9 Stellen gehen zu Lasten der evangelisch-reformierten Landeskirche. Die vorliegende Totalrevision der Verordnung ordnet die Pfarrstellen an die evangelisch-reformierten Kirchgemeinden nach neuen Kriterien zu und regelt den Abbauprozess.


Der Stellenabbau erstreckt sich über die Jahre 2016 – 2019. Die Verordnung sieht Kriterienvor, in welcher Reihenfolge der Abbau in den Kirchgemeinden stattfindet. Verfügt wird der Umfang und der Zeitpunkt des Abbaus durch die oder den Beauftragten für kirchliche Angelegenheiten. … Zum Synodenbericht.

Denker und Prophet: Vor 150 Jahren wurde der Theologe Ernst Troeltsch geboren.

15.02.2015, Bayerisches Sonntagsblatt

Er gilt als Klassiker der Deutung der Moderne und einer der maßgeblichen protestantischen Theologen am Ende der Kaiserzeit und in den frühen Jahren der Weimarer Republik: Ernst Troeltsch wurde vor 150 Jahren geboren.

..Mit den »Soziallehren der christlichen Kirchen und Gruppen« legte der angesehene Theologe 1912 eine sozialhistorische Darstellung des christlichen Ethos vor. In seinen Schriften zur religiösen Lage der Gegenwart warf er den Landeskirchen eine zu große Nähe zum monarchischen Staat und ein zu enges Bündnis mit den konsverativen Eliten vor. Er warb stattdessen für eine »elastisch gemachte Volkskirche«, die sich unter den Bedingungen des Pluralismus verschiedenen Frömmigskeitsformen – von mystischer Innerlichkeit bis asketischem Rigorismus – öffnen müsse…

In den frühen Jahren der Weimarer Republik gehörte Troeltsch zu den wenigen deutschen Intellektuellen, die sich um die Stabilität der ersten deutschen Republik sorgten. Gelinge es nicht, das protestantische Bürgertum für die Republik zu gewinnen, werde Deutschland in zehn Jahren eine »Diktatur der Faschisten«, warnte er 1922… Zum Artikel

Papst Franziskus will die Kirchenbürokratie umkrempeln.

14. Februar 2015, von Christiane Florin, DIE ZEIT

Papst Franziskus hat seine Kardinäle nach Rom bestellt, um über eine Reform der Kurie zu beraten. Wie arbeitet diese Verwaltung der Weltkirche eigentlich? 

„Wir wissen, dass es an diesem Heiligen Stuhl schon seit einigen Jahren viele gräuliche Missbräuche in geistlichen Dingen und Exzesse gegen die göttlichen Gebote gegeben hat, ja, dass eigentlich alles pervertiert worden ist. […] [Wir werden] jede Anstrengung unternehmen …, dass als erstes diese Kurie, von der das ganze Übel ausgegangen ist, reformiert wird.“

Klingt wie Franziskus, doch es war Papst Hadrian VI., der diese Diagnose vor rund 500 Jahren stellte. …  Zum Artikel.

Christliches Abendland gegenüber dem islamischen Orient? Von Reinhard Kirste.

01/2015, Reinhard Kirste, Lehrbeauftragter am Institut für Ev. Theologie der Universität Dortmund.

Folgerungen

Schon wenige Blicke in die Geschichte zeigen erstaunliche, teilweise unerwartete Konvergenzen des christlichen Abendlandes mit dem islamischen Orient. In diesem Sinne erhält das multireligiöse Modell des Zusammenlebens (nicht nur auf der Iberischen Halbinsel im Mittelalter) Anregungen, die eigenen regionalen und dogmatischen Grenzen der Religion zu überschreiten und ein verändertes Christentum entstehen zu lassen. Ähnliches gilt dann wohl für die anderen Religionen, besonders im Blick auf die Nachbarreligion des Islam. Die Begriffe „moderner“ islamischer oder christlicher Theologie sind dabei nur Hilfskonstrukte für die Entwicklung eines globalen religiösen Verständnisses, das sich dabei durchaus hermeneutisch verantwortlich auf die jeweiligen eigenen Traditionen und heiligen Texte berufen kann.

Angesichts der krisenreichen Weltsituation gilt für alle religiösen Traditionen, auf ihre Absolutheitsansprüche konsequent zu verzichten und sich nicht mehr dominierend im weltweiten Konzert von Zukunftsorientierungen zu verstehen. Das Leben und Handeln der Glaubenden und ihrer öffentlich zu Worte kommender Vertreter kann nur dann auf Dauer überzeugend sein, wenn die Religionen die weltweiten Probleme in den Blick nehmen und die eigenen Heilsankündigungen nicht mehr im Sinne von Deutungshoheit beanspruchen. Die Glaubwürdigkeit entsteht nicht durch die Dogmatik oder die Deutung gebende Philosophie sondern im durchaus religiös begründeten Engagement für Frieden und Menschenwürde.[29]

Der vollständige Text.

Teilen, nicht töten. Von Prof. Friedhelm Hengsbach

erschienen: 10.11.14

…Hat Papst Franziskus Recht, wenn er behauptet, dass die jetzige Wirtschaftsordnung ganze Bevölkerungsgruppen ausgrenzt, soziale Ungerechtigkeiten erzeugt und Gewalt hervorbringt? Diese Frage wird man eindeutig mit „Ja“ beantworten. Also gilt, was einige namhafte Wirtschaftsexperten längst entdeckt haben: Reichtum, den viele erzeugen, darf nicht von wenigen angeeignet werden. Eine ausgewogene Verteilung des geschaffenen Reichtums dient dem gesellschaftlichen Zusammenhalt und dem Frieden. Und es kann nicht Staatsziel Nummer Eins sein, alle Nationen konkurrenzfähig und alle Menschen beschäftigungsfähig zu machen. Friedhelm Hengsbach, Deutschlands führender Sozialethiker, fordert eine Verteilung, die die bisherige Regel der vorrangigen Kapitalverzinsung korrigiert: Natur, Arbeit, Geld und gesellschaftliche Vorleistungen erarbeiten gemeinsam eine Wertschöpfung, und müssen gleichberechtigt entlohnt werden.

Zum Artikel.

Neoliberalismus und Rassismus – das Beispiel Ayn Rand.

14. Januar 2015

Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Die 1982 verstorbene US-Schriftstellerin und neoliberale Sozialphilosophin Ayn Rand ist in Europa weitgehend unbekannt, in den USA aber umso einflussreicher. Mit Werken wie „The Fountainhead“ und insbesondere „Atlas Shrugged“ gilt sie bis heute als eine der zentralsten und wichtigsten Figuren des Neoliberalismus. Umso interessanter, welchen Rassismus sie gegenüber den Indianern Amerikas an den Tag gelegt hat.

Von Patrick Schreiner.

…Überraschen kann die hierin zum Ausdruck kommende Nähe zwischen Neoliberalismus und Rassismus aber nicht. Der Neoliberalismus hat viele Einfallstore für ausgrenzendes Denken. Spätestens wenn es darum geht, soziale Ungleichheit zu erklären und zu begründen, greift er gerne und schnell auf rassistische Argumentationsmuster zurück. Denn der Kapitalismus produziert soziale Ungleichheiten, die zu seiner Selbsterhaltung Rechtfertigung brauchen. Dies gilt umso mehr für den neoliberalen Kapitalismus, der von sozialstaatlicher Sicherung und Umverteilung nichts wissen möchte.


Adam Smith. In seinem Hauptwerk “Der Wohlstand der Nationen” von 1776, auf das sich Liberale und Neoliberale bis heute positiv beziehen, widmet er viele Seiten dem Thema “Kolonialismus”. Nicht alles an dieser Passage ist unproblematisch. Doch ist Smith vom platten Rassismus einer Ayn Rand weit entfernt. Er schreibt unter anderem:

Torheit und Ungerechtigkeit waren anscheinend die vorherrschenden Motive und bestimmten die ersten Pläne zur Gründung der Kolonien: Die Torheit, Gold und Silber nachzujagen, und die Ungerechtigkeit, den Besitz eines Landes zu begehren, dessen harmlose Eingeborene weit davon entfernt waren, jemals einen Europäer zu beleidigen….  Zum Artikel.

„Kinderarbeit nicht pauschal verdammen“. Peter Barrenstein warnt vor pauschalem Verdammen von Kinderarbeit. Dazu: Bericht über Kinderzwangsarbeit von terrre des hommes.

16.06.14

Der christliche Unternehmer Peter Barrenstein fordert ein Ende evangelischer Umverteilungsideologie. Protestanten bräuchten mehr Freiheitsbewusstsein – und eine differenzierte Sicht auf Kinderarbeit.

„Was aber nicht hilft“ – und damit rührt Barrenstein an ein kirchliches Tabuthema –, sei „ein pauschales Verdammen jeder Form der Arbeit von Kindern. Wenn ältere Kinder in sehr armen Ländern Arbeit finden und zugleich eine Ausbildung machen können, ist das immer noch besser, als wenn sie in die Kriminalität oder die Prostitution getrieben werden.“

Zum Artikel der Welt.

Dr. Barrenstein ist Mitglied der Synode der EKD und der Generalsynode der VELKD, Mitglied der EKD-Steuerungsgruppe zum Reformprozeß, Beauftragter des Rates der EKD für das Thema Führen und Leiten in der EKD sowie Aufsichtsrat der Führungsakademie für Kirche und Diakonie.

Klarstellung der Fakten zu Kinderarbeit und Kinderzwangsarbeit:

Kinder- Sklaverei – immer noch in Mode. Von Iris Stolz, Referentin Kinderrechte, terre des hommes

veröffentlicht in: terre des hommes-Zeitung 4/2014
mit freundlicher Genehmigung übernommen.
Die Internationale Arbeitsorganisation ILO schätzt, dass weltweit 5,5 Millionen Kinder als Arbeitssklaven, Zwangsprostituierte oder in privaten Haushalten missbraucht und ausgebeutet werden. Hinter diesen dürren Zahlen verbirgt sich unvorstellbares Leid, Tag für Tag.
terre des hommes-Partner berichten von Mädchen, die in indischen Spinnereien vor Erschöpfung zusammengebrochen sind oder die als Hausmädchen von ihren Arbeitgebern missbraucht, geschwängert und buchstäblich auf die Straße geworfen wurden. So verschieden ihre Geschichten sind, kommen doch fast alle Kinder in Zwangsarbeit und Sklaverei aus extrem armen Familien. Sie sind nur kurz oder gar nicht in die Schule gegangen, und ihren Familien fehlen Wissen und Kenntnisse, um staatliche Hilfs- und Sozialprogramme in Anspruch zu nehmen, soweit es diese denn gibt. Hinzu kommen soziale Ausgrenzungen wie beispielsweise durch das indische Kastensystem sowie die geschlechtsspezifische Diskriminierung von Frauen und Mädchen.

Wenn Kinder durch Menschen, die nicht ihre Eltern sind, zur Arbeit gezwungen werden, dann definiert dies die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) als Zwangsarbeit. Dabei kann Zwang auf verschiedenen Ebenen ausgeübt werden: Zum Beispiel, um Kinder zu rekrutieren oder um Eltern und Kinder zu bewegen, eine bestimmte Form von Arbeit zu übernehmen. In vielen Ländern der Welt werden Kinder dazu gezwungen, Dinge zu tun, die bei ihrer Einstellung als Beschäftigte nicht Teil der Abmachung waren. Ein Beispiel dafür ist die Versklavung haitianischer Kinder als Hausdiener. Die sogenannte »Restavec«-Praxis beschreibt ursprünglich die Tradition, dass arme Familien aus ländlichen Gebieten ihre Kinder an wohlhabendere Verwandte in die Städte schicken. Die Kinder sollen dort Haushalt unentgeltlich arbeiten, dafür Essen, eine Schulbildung und bessere Lebensperspektiven erhalten. Doch der solidarische Gedanke dieses Systems wird heute für kommerzielle Zwecke und Dienstleistungen missbraucht. Die Restavecs müssen Kinder und Senioren pflegen, schwere Einkäufe schleppen, kochen putzen und waschen, Botengänge erledigen und vieles mehr, was die Gesundheit von Kindern beeinträchtigt.

Laut ILO wirft die Versklavung von Kindern und Erwachsenen jährlich rund 150 Milliarden US-Dollar Extraprofite ab – am lukrativsten ist Zwangsprostitution in Industrieländern, wo Gewinne bis zu 80.000 US-Dollar pro Opfer und Jahr möglich sind. Dies sind Profite, die bei regulären Beschäftigungsbedingungen unvorstellbar waren.

Die australische Walk Free Foundation, die den Global Slavery Index 2013 herausgegeben hat, schätzt die Zahl der Opfer von Zwangsarbeit in Indien auf fast 14 Millionen. Viele sind bei Kreditwucherern verschuldet und mitsamt der ganzen Familie deren Zahlungs-, Arbeits- und Entlohnungsbedingungen ausgeliefert.

Ein besonders perfides Beispiel für Zwangsarbeit in Indien ist das sogenannte Sumangali-Schema. Die im Akkord und unter haarsträubenden Bedingungen hergestellten Textilien werden in alle Welt exportiert und vor allem in Discountern billig angeboten. Doch es gibt auch Erfolge im Kampf gegen diese Zwangsarbeit – zum Beispiel dank konkreter juristischer Unterstützung für die indischen Arbeiterinnen, die ihnen endlich zu ihrem Recht verhilft, und indem der internationale Handel in die Verantwortung für faire Produktionsbedingungen in der gesamten textilen Lieferkette genommen wird. Lesen Sie auf den folgenden Seiten, wie sich terre des hommes zusammen mit indischen Partnerorganisationen für Sumangali-Opfer engagiert.