Archiv für den Monat: Juni 2014

Bayerische Landeskirche nähert sich Barmen. Zu einem Studientag der Landessynode.

(F.S.) Die bayerischen Theologinnen und Theologen haben spätestens seit den 70iger Jahren mit Barmen keine Probleme mehr. Das Gedankengut ist internalisiert und muss darüber nicht mehr diskutieren. Anders die offzielle Bayerische Landeskirche, deren verzögerter Aufarbeitungsprozess der Zeit des Dritten Reiches auf gravierende Defizite früherer Kirchenleitungen hinweist. In der Folge  schlagen diese Zeit betreffende Themen bis in die jüngste Zeit bisweilen für außen Stehende unerwartet hohe Wellen. Und die verblüffte Öffentlichkeit reibt sich verwundert die Augen. Erinnert sei an die noch frische Umbenennung  der nach dem seinerzeitigen Landesbischof Meiser benannten Meiserstraße in München im Jahr 2010 in Katharina-von-Bora-Straße. Hier könnte ein entscheidender Schritt der Landeskirche unter dem neuen Landesbischof Bedford-Strohm bevorstehen, wie das Bayerische Sonntagsblatt berichtet:

„Welche Bedeutung kommt der Barmer Theologischen Erklärung von 1934 heute zu? Bei einem Studientag der Landessynode in Nürnberg am 80. Jahrestag der Barmer Erklärung ging es darum, die Bedeutung von Barmen für die bayerische Landeskirche zu klären. Wohnt Barmen der Charakter einer Mahnung inne, oder könnte aus der Barmer Erklärung gar ein Bekenntnis werden?

…Wo liegen heute jene »Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten« aus Barmens Erster These verborgen, die wir zu Götzen machen?…
Der Tübinger Theologieprofessor Jürgen Moltmann beklagte in seinem Vortrag den Einzug ökonomistischen Denkens in die Kirche. Heute stehe anstelle der Politisierung durch den totalen Staat die Ökonomisierung am totalen Markt. Wer nur danach frage, wie Kirche effizienter gestaltet werden könne, der »entmündigt die aktiven Brüder und Schwestern in den Gemeinden«…“

Er schaffte es, dass das intellektuelle Leben in Deutschland über das in Amerika triumphieren konnte. Zum Tod von Frank Schirrmacher.

12. Juni 2014. Ein Nachruf von Franziska Augstein, Andrian Kreye und Gustav Seibt

… Bald war Frank Schirrmacher aber nicht mehr nur Begleiter, sondern selbst Protagonist der Zukunftsdebatten. 2009 erschien sein Buch „Payback“, stieg zum Bestseller auf, wie zuvor schon seine Mahnung vom kommenden Generationenkonflikt einer alternden Gesellschaft „Das Methusalem-Komplott“ und sein Buch „Minimum“. „Payback“ war die erste wirklich intellektuelle Auseinandersetzung mit der digitalen Kultur, die in Deutschland erschien.
„Wir reden über eine neue Technologie, die de facto eine Gehirntechnologie ist, die mit Intelligenz zu tun hat, also mit Denken und dass diese neue Technologie sehr real mit der Geistesgeschichte des europäischen Denkens zusammenprallt.“ Die aber war ihm zwar nicht heilig. Aber er sah die Gefahr, die entsteht, wenn man mit dem Gestus der Revolution mit der Geschichte bricht. Wenn aus Idealismus Ideologie wird… Zum Nachruf in der SZ.

Lesen Sie Beiträge von Frank Schirrmacher, die wir in den Wort-Meldungen verlinkt haben:

1. Frank Schirrmacher/FAZ: Qualitätsjournalismus wird nichts von seiner Bedeutung einbüßen

2. Dr. Seltsam ist heute online – Frank Schirrmacher über die Irrwege des heutigen Journalismus

3. Frank Schirrmacher: Am Lügendetektor – Der Bürger will Schutz vor einem übermächtigen Staat ebenso wie Schutz vor einem völlig unkontrollierten Markt

Ab 1994 leitete Höppner zwei Minderheitsregierungen in Folge, jeweils toleriert durch die PDS. Zum Tod von Reinhard Höppner.

Sie waren alle gekommen: Familie, Freunde und politische Weggefährten haben in Magdeburg Abschied von Sachsen-Anhalts Ex-Ministerpräsidenten Reinhard Höppner genommen. Die Predigt im Magdeburger Dom hielt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche (EKD), Nikolaus Schneider. Am Nachmittag wurde Höppner dann auf dem Westfriedhof beigesetzt. Zum  Bericht.

Die FAZ schreibt zum Wirken: „Höppner war der erste Ministerpräsident, der mit Hilfe der damaligen PDS – der heutigen Linkspartei – ins Amt kam. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) reagierte mit Betroffenheit auf Höppners Tod. Das Land verliere mit ihm „eine Persönlichkeit, die als Vizepräsident der Volkskammer, in zwei Legislaturperioden als Ministerpräsident und bis in die Gegenwart als Repräsentant der EKD unser Land Sachsen-Anhalt maßgeblich geprägt hat“, äußerte der Ministerpräsident in Wittenberg.“

Ein Paradigma der Ökonomie ursurpiert alle Lebensbereiche: Wettbewerbsfähigkeit.

5. Juni 2014  Verantwortlich: Jens Berger; Texteinschub im Vorspann zu Kirche: FS
„Kaum ein Begriff beherrschte die Medienlandschaft der vergangenen Jahre bis heute so stark wie „Wettbewerbsfähigkeit“. Inzwischen gibt es kaum mehr eine Rede, Talkshow oder ein Interview, in dem der Begriff „Wettbewerbsfähigkeit“ mit einem mahnenden oder fordernden Unterton nicht enthalten ist. Bundeskanzler von Schröder bis Merkel, Wirtschaftsminister wechselnden Namens aus SPD, CSU und FDP, Arbeitsminister, Parteivorsitzende, Konzernchefs, sogar Gewerkschaftsbosse und Journalisten führen allerorten das Wort der Sicherung oder gar Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit im Mund.“ Und selbst in der Kirche wird das Wettbewerbsparadigma auf der Basis der us- amerikanischenen „Rational-Choice-Theorie“ zu kultivieren versucht. Allerdings mit schwacher empirischer basis – wie jeder Praktiker weiß. Und so gilt in der Kirche in Punkto Wettbewerb, was auch ansonsten konstatiert wird:  „nur selten war eine Begrifflichkeit ist so stark mit Mythen und falschen Assoziationen behaftet wie diese. Falsche Assoziationen, die das Verstehen und das Handeln grundlegend verzerren.“

Zum Artikel von Lutz Hausstein

Erst zu ‚prognostisch‘, jetzt zu theologisch? Kirchenhistoriker Markschies widerspricht Kritik an EKD-Reformationstext

Gegenwind gegen das Grundlagenpapier der EKD zur Reformation kam aus berufenem Munde,  von Seiten der Reformationsgeschichtler Thomas Kaufmann und Heinz Schilling.

„Der Kirchenhistoriker Christoph Markschies hat das Grundlagenpapier der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur Reformation gegen Kritik von Historikerkollegen verteidigt.

Markschies reagiert damit auf Kritik der Historiker Heinz Schilling und Thomas Kaufmann, die der EKD eine „dogmatische Geschichtsdeutung“ bei der Vorbereitung des 500. Reformationsjubiläums vorwerfen. Das EKD-Papier nehme die Ergebnisse der internationalen Reformationsforschung seit 1945 überhaupt nicht zur Kenntnis, hatten die Fachleute für Reformationsgeschichte bemängelt.“ Mehr dazu.

Pfarrerinnen und Pfarrer wozu? Thesen zu Aufgaben und zukünftiger Gestaltung des Pfarrberufs in der EKKW von Daniel Goldmann.

Thesen zu Aufgaben und zukünftiger Gestaltung des Pfarrberufs
in der EKKW von Daniel Goldmann, Direktor des Predigerseminars Hofgeismar
im Hess. Pfarrerblatt 2/2014.

Kommentar FS:

Zu Recht ist immer wieder davon die Rede, dass PfarrerInnen, insbesondere in der Gemeinde tätige PfarrerInnen,  von fachfremder, ungeordneten Tätigkeiten wie z.B. Verwaltungsarbeit entlastet werden müssten. So auch in diesem Beitrag.

Solche Beiträge übersehen häufig eine wichtige Differenzierung hinsichtlich „administrativen Tätigkeiten“. Die Differenzierung nach Entscheidungsphase und operativer Ausführungsphase/ Umsetzung. Bis zur Entscheidungsfindung muss der Pfarrer als Hauptverantwortlicher selbstverständlich an der Arbeit beteiligt sein, an der Informationsbeschaffung, der Erstellung des Konzepts etc.. Und zwar bei wichtigen Projekten federführend. Er/sie ist dafür verantwortlich, dass die Informationsbasis für die Entscheidung ausreichend ist. Und er/sie wird sich für die aus seiner/ihrer Sicht beste Lösung mit guten Argumenten einsetzen.
Wer davon befreit werden möchte, ist nicht Pfarrer (und „Manager“) im herkömmlichen Sinne, sondern Pfarragent. Vergleichbar den Agenten einer Versicherungsagentur. Dies wäre ein Konzept, das sowohl theologisch als auch praktisch erhebliche Probleme bereiten würde.
Das kann es also nicht sein. Dann bleibt: die Pfarrerin mit Entscheidungskompetenz. Aber
mit einem 100 prozentigen Support nach der Entscheidungsfindung bei der Umsetzung. Hier tut Entlastung Not! Hier ist sie hilfreich. Und hier muss man keine größeren Kollateralschäden befürchten. Vgl. zum selben Problemkreis auch  unseren Beitrag zum „Gemeindemanager“ in den Wort-Meldungen.de .

Pfarrbilder. Das Plurale im heutigen Pfarrberuf. Von Dr. Dieter Becker.

von Dr. Dieter Becker

…Die Anforderungen an den Pfarrberuf zeichnen sich vielmehr durch eine unübersehbare
Ausdifferenzierung und Fragmentarisierung aus.Weder kann sicher gestellt werden, dass die abzuarbeitenden Funktionen und Aufgaben in jeder Pfarrstelle identisch und gleichförmig sind. Noch ist es möglich, dass die Entwicklung der jeweiligen Pfarrperson von Ordination bis Pensionierung den immer selben Aufgabenbestandteil umfasst…

Zum Artikel in der Reihe „aus der Praxis Für die Praxis“ von 2011.

 

Vor allem gute Schüler zieht es ganz woanders hin. Eine Studie über die Attraktivität des Lehrerberufs könnte auf den Pfarrberuf übertragbar sein.

11. Juni 2014, SZ
An diesem Mittwoch stellt der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft seinen Hochschulreport vor, mit Schwerpunkt Lehramt… Der Beruf kommt bei jungen Leuten nicht so gut weg, vor allem nicht bei den besten. 38 Prozent der Abiturienten mit Einser-Schnitt oder glatter Zwei können sich theoretisch vorstellen, Lehrer zu werden.

Bei denjenigen mit mäßigeren Noten – 2,1 bis 4,0 – ist der Beruf für fast die Hälfte denkbar. Nur ein Viertel des Jahrgangs glaubt, dass der Lehrerberuf etwas für sehr gute Schüler sei. Und in der Spitzengruppe selbst schreibt man sich als ideale Berufe zu: Banker, Informatiker, Manager, Unternehmensberater, Moderator und Arzt. Zum Artikel der SZ.

Katholikentag VI: Einfluss der Bischöfe auf das Laientreffen zu groß

Skeptisch auf den Verlauf des Katholikentags blickt unterdessen Christian Weisner von der Reformbewegung „Wir sind Kirche“. Einen Aufbruch kann er noch nicht erkennen: „Auf dem Katholikentag war sehr viel Theologie von Benedikt XVI. zu spüren und wenig Franziskus-Effekt,“ sagt er. Viel zu groß sei der Einfluss der Bischöfe auf das Laientreffen. Zum Bericht.

Vorschlag zum Reformationsjubiläum von Alois Glück: Gemeinsamer Bussgottesdienst.

Wetzlar (idea) – Einen gemeinsamen Bußgottesdienst von Katholiken und Protestanten zum Reformationsjubiläum 2017 hat der Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück (Traunwalchen/Oberbayern), angeregt. Dabei sollten beide Seiten bekennen, dass sie Schuld auf sich geladen haben. „Das wäre für die Glaubwürdigkeit der Christen ein gutes Zeichen“, sagte Glück in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar).