Archiv für den Monat: August 2015

Umgang mit Missbrauchsüberlebenden – kath. Kirche hat nichts gelernt.

03.07.2015, von Christoph Fleischmann
In der Zentrale der katholischen Kirchenhierarchie in Deutschland hat man nichts gelernt: Da begnet man Missbrauchsüberlebenden und ihren Familien weiter mit einer gönnerhaften Haltung von oben. Selbstkritik? Fehlanzeige. Die Kirche, die Kirche, die hat immer recht.

Der Fall: „Ein Pfarrer aus dem Bistum Aachen ist im Februar wegen sexuellen Missbrauchs zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Aufgedeckt werden konnten die Taten nur, weil couragierte Eltern aus der deutschen Gemeinde im südafrikanischen Johannesburg Alarm geschlagen hatten. Sie beschuldigten den Pfarrer, sich mit Jungen ins Bett gelegt zu haben. Bis heute warten sie auf eine Entschuldigung der Deutschen Bischofskonferenz.“

Zum aktuellen Artikel.

 

Wir erleben die innere Kolonialisierung Europas: Die Regierung in Athen wird entmündigt und die griechische Gesellschaft nach marktradikaler Ideologie umgestaltet. Von Prof. Stephan Lessenich, LMU München

26. Juli 2015

„Merkel rettet Griechenland mit unserem Geld“ titelte die Bild-Zeitung nach einem weiteren nächtlichen Brüsseler Drama um die Zukunft des Euro. Schön wär’s gewesen. Leider aber lag das wichtigste deutsche Schlagzeilenmedium in allen Punkten seiner Lagebeurteilung falsch: Weder ist Griechenland gerettet, noch sind die in Frage stehenden Milliarden „unser“ Geld – und schon gar nicht war die Bundeskanzlerin die zentrale Gestalt in dem zugegeben äußerst undurchsichtigen europäischen Ringen…  Zum Artikel in der SZ.

Rechts gegen Rechts. Der unfreiwillige Spendenlauf

Zum zehnten mal wollten Neonazis einen Trauermarsch durch das Niedersächsische Bad Nenndorf abhalten. Doch die Bevölkerung wehrt sich gegen die Geschichtsverdrehung und funktioniert den Trauermarsch in einen unfreiwilligen Spendenlauf um.

Für jede Minute haben Unternehmen, Kirchen und Privatpersonen 10 Euro Spenden angekündigt. Die gesammelte Summe soll dafür verwendet werden Aussteigern aus der Neonaziszene ihre Tätowierungen zu entfernen. Angefeuert und gefeiert wurden die unfreiwilligen Spendenläufer von einer bunten Menge der Bad Nenndorfer.

 

Wanderaustellung der UNO-Flüchtlingshilfe mit Karikaturen von Thomas Plaßmann

Der Karikaturist Thomas Plaßmann (u. a. Frankfurter Rundschau, Hannoversche Allgemeine Zeitung oder Neue Ruhr Zeitung) hat der UNO-Flüchtlingshilfe seine wichtigsten Zeichnungen zum Thema Flüchtlinge und Fremdenfeindlichkeit für eine Wanderausstellung zur Verfügung gestellt.

Die Ausstellung als pdf.

„Warum Gläubige der Kirche wirklich den Rücken kehren“. Von Mathias Kamann, DIE WELT

Mathias Kamann schreibt in der Welt zu den gründen von Kirchenaustritten: „Warum Gläubige der Kirche wirklich den Rücken kehren“. Seine Analyse stärkt die Bedeutung der Ortsgemeinde.

Die Austrittswelle als Folge des geänderten Einzugsverfahrens der Kirchensteuer auf Kapitalerträge zeigt, dass finanzielle Aspekte eine Bedeutung für die Zugehörigkeit zur Kirche haben. Kamann erklärt die höheren Eintrittszahlen für die evangelischen Kirchen mit dem sozialen Engagement der Kirche. Die Kirchensteuer wird als sinnvolle Investition in die Gesellschaft gedeutet. Die Bereitschaft Kirchensteuer zu zahlen wird dieser Logik nach niedriger, wenn die Kirchen weiterhin einen Großteil für Pensionsansprüche und Verwaltung aufwenden.

Damit die Kirche ihre Gläubigen hält, muss sie nach Kamann ihre Lebensrelevanz beweisen. Das funktioniert nur, wenn Kirche im Alltag als sozialer Raum wirkt.

Fazit: Die evangelischen Kirchen sägen mit ihren Reformen an dem Ast auf dem sie sitzen.

Verbale Wertwschätzung: „Ich bin berührt und begeistert über die wunderbaren Pfarrerinnen und Pfarrer, die wir haben.“

07/2015

„Ich bin berührt und begeistert über die wunderbaren Pfarrerinnen und Pfarrer, die wir haben.“ so Propst (andernorts: Regionalbischof, Generalsuperintendent…) Albrecht/ EKHN.

Im Artikel ebenfalls: „Zu seinen neuen Aufgaben gehört auch, dass er Mitglied der Kirchenleitung ist.“

Da könnte Propst Albrecht ja für die Belange der PfarrerInnen eintreten. Für größere Erfolge bei der Nachwuchsswerbung aus der eigenen EKHN (keine Fremdeinkäufe), für die Abschaffung der Bonuszahlungen und Rückkehr zum Weihnachtsgeld, für Entlastungen bei der Arbeit, für … siehe hier.

Mal sehen, was der Propst an konkreten Maßnahmen für die PfarrerInnen auf den Weg bringt.

Lesen Sie zunächst seine Worte der Berührung auf der folgenden Seite (scrollen Sie nach untern zur Überschrift: „Ich sammle kostbare Momente“)

Was uns bei der Arbeit wertvoll ist – 10 Leitlinien von modernlifeschool.org

07/2015

1. Neugierde
Nach Peter Bieri beginnt Bildung mit Neugierde. Sie ist auch unsere Antriebskraft. Wir möchten wissen was es alles gibt, warum die Welt ist, wie sie ist. Dabei geht es nicht um Wissen, sondern um Verstehen. Hierbei helfen uns die Fragen: „Was genau heißt das?“, und: „Woher wissen wir, dass es so ist?“
Die einzige Voraussetzung, die auch Sie für den Besuch der mls benötigen, ist Neugierde.
2. Eigenverantwortung (Autonomie, Selbstbestimmung)
Nehmen wir unser Schicksal an oder nehmen wir es selbst in die Hand. Beides ist möglich und nötig. Zunächst gilt es zu unterscheiden und dann zu handeln. Wir sind weder Opfer, Produkt noch Spielball und tragen statt dessen die Verantwortung für unser Handeln selbst. Dies ist der Schlüssel zu einem aktiven Leben.
3. Selbsterkenntnis (Selbstbestimmung, Freiheit, Meinungsfreiheit)
Wir können sagen was wir wollen, aber glauben wir nicht alles was wir denken. Kant könnte noch hinzufügen: aber denken wir selbst. Urteilen wir nicht. Staunen wir!
Bilden wir uns unsere Meinung, vor allem darüber, wie wir in der Welt sein wollen.
4. Originalität (Echtheit, Fantasie, Kreativität, Ideenreichtum)…

Die weiteren Leitlinien und mehr: Anklicken: „Was und bei der Arbeit wertvoll ist“

 

Auftrag und Aufgaben der Kirche in der Welt. Von Prof. Uta Pohl-Patalong.

07/2015, Deutsches Pfarrrerblatt

In den aktuellen Debatten um die Zukunft der Kirche geht es immer wieder und häufig eher implizit darum, welchen Auftrag die Kirche hat und wie sich dieser im 21. Jh. konkretisiert. Uta Pohl-Patalong geht in ihrer Orientierung von der Formel »Kommunikation des Evangeliums« aus und weist der Kirche sechs konkrete Aufgabenbestimmungen zu.

„…
3. Konsequenzen für die Strukturen der Kirche

Die sechs beschriebenen Aufgabenbereiche sind unabhängig von Organisationsformen und -strukturen zu denken, sie gelten für die gegenwärtige Gestalt der Kirche ebenso wie für alternative Modelle wie die kirchlichen Orte. In den exemplarisch angeführten Handlungsfeldern wurden vorrangig Beispiele vertrauter kirchlicher Formen gewählt, um die Anschlussfähigkeit zu erhöhen und die Verbindung zur kirchlichen Praxis zu erleichtern….
Insofern haben die Überlegungen zu den Aufgaben der Kirche auch wieder Konsequenzen für die kirchlichen Strukturen und Organisationsformen, auch wenn sie nicht nur für eine einzige Organisationsform gelten. Das kann auch nicht anders sein, weil diese immer eine dienende Funktion besitzen: Sie sind ausgerichtet auf die Kommunikation des Evangeliums und müssen daran gemessen werden, wie sie dieser bestmöglich dienen. Getragen sind die Überlegungen von der Vision einer lebendigen, pluralen und offenen Kirche, die sich mit ihren Traditionen so beschäftigt, dass sie sich zugleich mit den Herausforderungen der Gegenwart mutig und konstruktiv auseinandersetzt. Zum Artikel.

‚Kirche der Freiheit‘ hat „die biblische und reformatorische Weite von „Ekklesia“ vergessen“. Aus der „Praktischen Theologie“ von Prof. Dr. Christoph Grethlein

Prof. Dr. Christoph Grethlein

Praktische Theologie, Berlin 2012; anstelle einer Rezension ein Zitat zu „Kirche der Freiheit“:

„Auffällig ist bei dem Papier dier weitgehende Verzicht auf theologische Reflexion (s. Hermelink…). Ein undeutlicher Religionsbegriff leistet keine inhaltliche Klärung.
So ist der Text Ausdruck kirchenamtlicher Orientierungslosigkeit angesichts der nicht zu leugnenden Herausforderungen. Soziologisch formuliert: Es wird versucht, Unorganisierbares zu organisieren, ohne dies Dilemma zu reflektieren. Dadurch kommt es zu einer Überforderung der kirchlichen Organisation, konkret der kirchlichen Mitarbeiter/innen. Der Hauptgrund dafür ist ein auf die kirchliche Organisation verengtes Kirchenverständnis, das die biblische und reformatorische Weite von „Ekklesia“ vergessen hat.“ (S. 410)

Hannover: Landesbischof will direkten Kontakt zu Kirchenmitgliedern suchen. Und: Kirchenbasis protestiert gegen teure Briefkampagne vom Bischof.

07. Mai 2015
Sechs Kontakte pro Jahr mit den Mitgliedern seien nötig, um als Organisation wahrgenommen zu werden.

Hannover. (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister will sich im Laufe des Jahres mit einem persönlich adressierten Brief an alle rund 2,7 Millionen evangelischen Kirchenmitglieder zwischen Hann. Münden und Cuxhaven wenden. Für diese Aktion seien 1,5 Millionen Euro veranschlagt, sagte der Pressesprecher der größten evangelischen Landeskirche am Donnerstag vor dem in Hannover tagenden Kirchenparlament… Zum Artikel.

Hannover: Kirchenbasis protestiert gegen teure Briefkampagne vom Bischof

Die 1,5 Millionen Euro teure Kommunikationskampagne der hannoverschen Landeskirche, bei der alle 2,7 Millionen Kirchenmitglieder einen Brief vom Bischof erhalten sollen, stößt auf heftige Kritik der Basis.  Zum Artikel.

ELK Bayern: „Landeskirche schreibt Briefe an ihre Mitglieder“ in einem Pilotprojekt.

Mindestens ein Schreiben pro Jahr in Pilotprojekt in Franken geplant, berichtet das Bayerische Sonntagsblatt (02.08.15)

Hintergrund: in der EKHN gibt es deutlich umfassendere PR-Kampagnen schon seit einigen Jahren. Hier wären Evaluationen über die Wirkung dringend erforderlich.

Momentan kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich hier um verzweifelten Aktionismus angesichts bedenklicher Ergebnisse der 5. KMU und einer wahren Austrittswelle infolge der Erhebung der Kirchensteuer auf Kapitalerträge handelt. F.S.