Archiv des Autors: Alexander

Die Rechtsbrüche der Geheimdienste sollen legalisiert werden

Die Arbeit der Geheimdienste ist seit dem Versagen bei der Aufklärung der durch die NSU verübten Morde und den Snowdon Enthüllungen Gegenstand breiter Kritik. Die Bundesregierung will daher die Gesetzte nachbessern. Die vorgestellten Entwürfe zeigen, dass sie dabei lernresistent ist.

V-Männer sind Verbrecher oder Extremisten, die ab und an dem Verfassungsschutz das erzählen, was er ohnehin schon zu wissen glaubt. Dafür werden diese Verbrecher auch noch staatlich alimentiert. Die Partnerschaft wird problematisch, wenn ein V-Mann selbst an Verbrechen über die er Auskunft gibt beteiligt ist. Dann müsste ihn der Staat für seine Taten zur Rechenschaft ziehen. Jedoch zeigt sich, dass V-Männer wichtiger sind als die Aufklärung von schwersten Verbrechen oder dem Verbot der NPD. Damit der Staat zukünftig nicht mehr in Verlegenheit kommt seine V-Männer vor Gericht zu stellen, soll ihnen nun erlaubt werden Straftaten von erheblicher Bedeutung zu begehen. Bedeutet das also die Goldene Zeit der Nazi-V-Männer. Sie bekommen Geld dafür, dass sie Nazis sind und dürfen straffrei Ausländer zusammenschlagen?

Auch die Überwachung der privaten Kommunikation soll ausgeweitet werden. Jeder, den der Staat als Hacker sehen kann wird zu einem potentiellen Überwachungsziel. Mit Hacker sind jedoch nicht nur wenige Computerspezialisten gemeint, sondern jeder, der fremde Daten ausspäht oder Computer sabotiert. Dem Wortlaut nach sind also Eltern, die Smartphones minderjähriger Kinder aus legitimen Gründen überwachen potentielle Ausspähziele des BND. Ebenso Teenager, die sich an Internetprotesten der Organisation Anonymus beteiligt haben. Das alles muss passieren, damit wir vor Cybergefahren geschützt werden. Dumm nur, dass Geheimdienste die mit abstand größte Cybergefahr darstellen. Die Vorstellung ist absurd. Geheimdienste verschaffen sich massenhaft Zugang zu Daten und Schwachstellen von Software um uns davor zu schützen, dass jemand massenhaft unsere Daten sammelt und die Schwachstellen unserer Geräte ausnutzt.

Lesen Sie dazu auch die Artikel der Zeit und von netzpolitik.org.

Das Bistum Köln veröffentlicht seine Vermögensbillanz

Das Bistum Köln hat seine Vermögenswerte offen gelegt. Oder zumindest einen Teil davon. Bei der Zählung des Vermögens wurde, soweit es die Bilanz zulässt ein geringer Wert angenommen. Tatsächlich verfügt das Bistum über deutlich mehr als die errechneten 3,35 Milliarden Euro.

Für Christoph Fleischmann ist trotzdem ein gutes Zeichen. Die Kirche wird sich gegenüber den klammen Kommunen und Ländern nicht mehr als arme Kirchenmaus darstellen können.

Eine andere Erkenntnis zieht der Kölner Stadtanzeiger. Die Banken der Kirche werden zu einem großem Teil aus fachfremden Männern besetzt. Die von der Kirche gerne von anderen eingeforderte gute Unternehmensführung ist im eigenen Haus nicht umgesetzt.

PEGIDA ist ein Riss durch die Kirche

PEGIDA will sich gegen eine angebliche Islamisierung positionieren. Damit fühlen sie sich auch als VerteidigerInnen der christlichen Tradition. Der Konflikt zwischen Befürwortern und Gegnern erreicht zwangsläufig auch die Kirche. Denn beide Seiten nehmen auch christliche Motive für sich in Anspruch.

Die Zeit sprach mit Wilfried Weißflog, Pfarrer im Ruhestand. Er beteiligt sich an den Aufmärschen von PEGIDA: „Ich will, dass sich etwas ändert, und ich stehe auch als Christ hier„.

Christian Wolff, auch Pfarrer im Ruhestand, sieht hingegen in PEGIDA nur eine neue Form des bestehenden Ausländerhass. Dazwischen ist Pfarrerin Margrit Klatte, die für einen Dialog plädiert. Doch der hat bei den aufgeladenen Emotionen und den grundsätzlichen gegenseitigen Bedenken kaum eine Chance.

Jeder ist gefordert sich zu positionieren und es fällt schwer eine einheitliche Grundlage der Kirche zu finden.

Vier soziale Sünden, die zum Himmel schreien

Der katholische Moraltheologe Karl Golser schreibt über „eine vergessene, aber anscheinend wieder aktuelle Kategorie“.

Vier Sünden, die zum Himmel schreien werden in der Bibel erwähnt: Der Brudermord an Abel, die sexualisierte Gewalt in Sodom, die Unterdrückung von Armen und das Vorenthalten des verdienten Lohns. Die Kategorie folgt keiner inneren Logik, sondern listet Verbrechen auf, deren Opfer keine Möglichkeit haben sich an menschliche Gerechtigkeit zu wenden. Daher schreien die Sünden zum Himmel und appellieren direkt an Gott zum Eingreifen.

Der im 19. Jahrhundert populäre Begriff ist nun in der Moraltheologie in Vergessenheit geraten. Dabei bietet er heute interessante Perspektiven.

Vielen Dank an Theology.de, deren Newsletter mich zu dem Text brachte.

Vereinsgründung KirchenBunt in der EKiR

Nach Gründung mehrer Gemeindebünden in anderen Landeskirchen wie z.B. in Bayern (Aufbruch Gemeinde), in der Nordkirche (Gemeinde im Aufwind) oder in Brandenburg-schlesiche Oberlausitz (Gemeindebund) soll am 15.03. in der EKiR der KirchenBunt zur Stärkung der Interessen und Belange der Kirchenbasis ins Leben gerufen werden.


Ziele

Da abzusehen ist, dass der bisherige kirchenpolitische Kurs von der EKiR/EKD beibehalten wird und auch zukünftig kostspielige und strukturverändernde Maßnahmen ohne Beteiligung der ersten Ebene verordnet werden (letztes Beispiel: IT-Konzept), rufen wir zur Gründung des Vereins „KirchenBunt im Rheinland“ auf, mit dem wir uns für eine Stärkung der Basis und damit des Dienstes am Menschen, wie er uns durch Jesus Christus in Auftrag gegeben ist, einsetzen wollen. Wir sind davon überzeugt, dass den anstehenden Herausforderungen, denen sich unsere Kirche stellen muss, nur mit einer Intensivierung und Förderung der Arbeit in der Fläche und vor Ort und nicht durch Fusions- und Zentralisierungsprozesse zu begegnen ist. Darum hat für uns auch die finanzielle und personelle Ausstattung dieser Arbeit Vorrang vor fragwürdigen Investitionen in Verwaltung und Prestigeprojekte, deren effektiver Nutzen die Kosten in keiner Weise rechtfertigen…

kirchenbunt.de

60% fallen in Bayern durch das theologische Examen

In Bayern sind 60% aller KandidatInnen im erstem Versuch durch das theologische Examen gefallen. Die Ursachen sind noch nicht klar. Die Landeskirche spricht vorerst von einem Ausrutscher. Dennoch soll das Examen genau untersucht werden.

Wie politisch ist die Praktische Theologie? Von Prof. Godwin Lämmermann

…Wohlgemerkt, die Fragestellung lautet: „Wie politisch ist die Praktische Theologie?“ Demgegenüber soll im Folgenden nicht gefragt werden, wie politisch denn der eine oder andere Praktische Theologe war. Denn selbstverständlich kann ein Wissenschaftler politisch sein, ohne dass seine Theorie es substanziell ist. Man braucht sich nur an die Diskussion im Werturteilsstreit oder im Positivismusstreit erinnern und daran, dass hier zwar den Wissenschaftlern – sofern sie sich als Politiker gerieren wollen – das Recht auf politische Äußerungen eingeräumt, zugleich aber die Wert- und Politikfreiheit ihrer wissenschaftlichen Aussagen eingefordert wurde. Im Gegensatz zu dieser positivistischen Position der Wertfreiheit, vertreten von Max Weber und anderen, stand bekanntlich Theodor W. Adorno im sogenannten Positivismusstreit für die Auffassung, dass die Wissenschaft selbst eine Verantwortung für die politische Seite ihrer Ergebnisse zu tragen habe. Dass ich diese Auffassung teile, dürfte hinlänglich bekannt sein. Deshalb konkretisiere ich das Thema wie folgt: „Wie politisch ist die Praktische Theologie als wissenschaftliche Disziplin?“

…Die Praktische Theologie als politisch denkende hätte vielmehr das anzuwenden, was Paul Ricœur eine „Hermeneutik des Verdachts“ genannt hat….

Ein Praktische Theologie, die sich als Kritische Theorie versteht, hinterfragt das bisherige Selbstverständnis und versucht, in dieser Dialektik von Verstehen und Erklären verborgene Faktoren, wie Interessen, Verdrängtes, Machteinflüsse, geschlechtsspezifische Perspektiven, Manipulationsagenten usw. zu entschlüsseln. Das gilt für Strukturen wie für Menschen, für das Politische wie für das Persönliche, für andere Disziplinen, aber auch für die Praktische Theologie selbst. …

Eine „Hermeneutik des Verdachts“ ist – so schon Hans-Georg Gadamer – Ideologiekritik.  In diesem Sinne wäre die Praktische Theologie eben als Ideologiekritik christlich-religiösen Denkens und Handelns zu verstehen, und damit ist sie grundständig politisch…  

Lesen Sie auf den Seiten 37ff den vollständigen Vortrag.

Wenn Skepsis zur Pseudoskepsis wird

Skepsis ist eine wichtige Errungenschaft der Aufklärung. Die Fähigkeit an allem zu zweifeln befreit das Denken. Doch häufig verfallen Menschen in eine Pseudoskepis. Sie hinterfragen alle anderen, aber nicht sich selbst. Das bildet eine gefährlichen Nährboden für Verschwörungstheorien. Sascha Lobo plädiert auf Spiegel-online für eine neue Kultur der Skepsis.

„Preuße, Protestant und Patriot“ – der Pfarrer Heinrich Albertz wurde vor 100 Jahren geboren.

Pfarrer, die es in die Politik verschlägt, waren in den frühen Jahren der Bundesrepublik Ausnahmen. Heinrich Albertz zählte zu den wenigen: ein öffentlicher Protestant. Vor 100 Jahren wurde er als Sohn eines königstreuen Hofpredigers in Breslau geboren.

Frankfurt. Unbequemer Mahner, streitbarer Christ, eigenwilliger Politiker – das sind einige der Zuschreibungen, die Heinrich Albertz (1915–1993) auf seinem Lebensweg erhielt. »Der Mann, der mehrere Leben lebte«, lautet der Untertitel der Biografie, die der Historiker Jacques Schuster 1997 vorlegte, vier Jahre nach Albertz‘ Tod. Für Schuster sind für den Mann, den er beschreibt, drei Charakterzüge kennzeichnend: Preuße, Protestant und Patriot….

Technikerkrankenkasse: Krankenstand 2014 steigt, Beschäftigte fehlen nicht öfter, aber länger

Berlin, 28. Januar 2015.

14,8 Tage waren Erwerbspersonen – dazu zählen Beschäftigte und ALG-I-Empfänger – in Deutschland 2014 durchschnittlich krankgeschrieben. Dies entspricht einem Krankenstand von 4,05 Prozent, der damit 0,9 Prozent höher liegt als im Jahr zuvor. Dies gab die Techniker Krankenkasse (TK) heute auf ihrer Pressekonferenz zum Depressionsatlas Deutschland bekannt.

Der Anstieg resultiert laut TK ausschließlich aus der längeren Dauer der Krankschreibungen. 13,3 Tage fehlten Erwerbspersonen in Deutschland im Krankheitsfall, die durchschnittliche Dauer stieg damit um 4,5 Prozent (12,9 Tage in 2013)…

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