Archiv für den Monat: Januar 2015

TTIP-Massenproteste stürzen EU in Erklärungsnot: bei einer Umfrage sind 97% kritisch gegenüber TTIP.

13.01.14, Die Welt

Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände ihre Bedenken und Positionen vortragen konnten.
Die Resonanz war überwältigend: Fast 150.000 Antworten gingen ein. Das Ergebnis fiel aus Sicht der EU-Kommission allerdings desaströs aus: 97 Prozent der Antworten fielen kritisch aus. Sie lehnten entweder TTIP oder Schiedsgerichte ab. Mehr dazu.

Der Energiekonzern Electricité de France (EdF) will im englischen Hinkley Point eines der größten Atomkraftwerke der Welt mit massiven Subventionen neu bauen.

Der Energiekonzern Electricité de France (EdF) will im englischen Hinkley Point eines der größten Atomkraftwerke der Welt bauen. Finanzierbar ist das Projekt aber nur mit massiven Subventionen durch die britische Regierung, die klar gegen EU-Wettbewerbsrecht verstoßen. Die vorhergehende EU-Kommission hat in ihrer vorletzten Sitzung diese Atombeihilfen genehmigt.

Diese skandalöse Entscheidung öffnet dem Bau neuer Atomkraftwerke in Europa Tür und Tor. Die österreichische Regierung will beim Europäischen Gerichtshof dagegen klagen, die EWS haben direkt bei der EU-Kommission Beschwerde eingelegt.

Doch nur wenn der Druck der Bürgerinnen und Bürger höher wird als der Einfluss der Atomlobby, können wir die neu ernannte EU-Kommission dazu bewegen, die Fehlentscheidung zurückzunehmen. Der Beschwerdeweg steht jeder EU-Bürgerin und jedem EU-Bürger offen und ist ohne Kostenfolgen. Schließen Sie sich unserer Beschwerde an – oder formulieren Sie eine eigene Beschwerde – und fordern Sie mit uns: Kein Geld für Atom – Stoppt Brüssel! (Hintergrundinformationen zur Kampagne).  

Machen Sie mit!

Zur Kampagne bei EWS.

Zur Kritik des Papstes an der Kurie: Der nächste Papst dankt ab. Von Dr. Roman Stöger.

Leserbrief SZ, 08.01.15, S.17 zum Artikel „Der Papst geißelt Kurie“ vom 23.12.14 (Leserbrief überschrieben dort: Zerstörtes Vertrauen)

mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Papst Franziskus hat nun also gesprochen und es waren deutliche Worte: Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, stellt er der Kurie, dem Vatikan und insbesondere dem Führungspersonal ein sehr schlechtes Zeugnis aus: Unfähigkeit zur Veränderung, Doppelmoral, Eitelkeit, Bigotterie und Machtgier. Eine solche Weihnachts-Ohrfeige hat das katholische Führungspersonal rund um den Petersdom in ihrer Geschichte wohl noch nie erhalten. Viele Katholiken werden spontan Zustimmung, Respekt und Erleichterung über diese Form der Kritik verspüren. Endlich spricht ein Papst aus, was Sache ist. Zu lange schon schweigt die Kirchenspitze über die Selbstzufriedenheit der kirchlichen Obrigkeit und deren Folgen: sinkende Glaubwürdigkeit, Zusammenbruch der Seelsorge, fatale Personalentscheidungen, Festhalten an tradierten Moralvorstellungen und Wirklichkeitsverweigerung am Beginn des dritten Jahrtausends.

Ebenso viele Katholiken werden mit dieser Weihnachts-Schelte auch die Hoffnung verbinden, dass sich in und mit der Kirche etwas ändert. Die mediale Resonanz für den Papst war auch durchwegs positiv und nicht selten wird vermutet, dass dies der Beginn eines durchgreifenden Wandlungsprozesses ist. Ich würde das zutiefst begrüssen, sehe aber die Äusserungen des Papstes als genaues Gegenteil. Es ist das Ende seiner Reformbemühungen und damit auch leider das inhaltliche (nicht zeitliche) Ende des Papsttums von Franziskus. Die Gründe dafür liegen nicht in der Theologie, sondern haben mit Organisation und Führung zu tun:

– Wenn der Papst die Kurie derart kritisiert, dann stellt er sich als Chef dieser Organisation selbst ins Abseits. Als Katholik erwarte ich mir vom Papst, dass er die Kurie in seinem Sinn verändert und führt – und nicht, dass er sie öffentlich blossstellt. Seine Kritik an den Kardinälen und dem Vatikan ist mindestens ebenso Kritik an seiner eigenen Führungsleistung und Dokument eines Gescheiterten.

– Mit dieser Art von Kritik hat er einen wichtigen Führungsgrundsatz zerstört, nämlich Vertrauen. Wie kann der Papst annehmen, dass er mit seinem Führungsapparat – der Kurie – noch vernünftig und konstruktiv zusammenarbeiten kann? Die Kurie wird ihn „auflaufen“ lassen und permanent ins Abseits stellen. Medial hat der Papst vielleicht gewonnen, organisatorisch hat er verloren.

Die Äusserungen des Papstes mögen aus seiner Sicht menschlich verständlich und für uns Katholiken nachvollziehbar und in gewissem Sinne auch sympathisch gewesen sein. Im Kern sagen sie aber leider etwas ganz anderes aus: Der Papst wollte Kurie und Kirche verändern und hat jetzt als Führungsperson abgedankt. Neben Papst Benedikt haben wir nun einen zweiten zurückgetretenen Papst: den Reformer Franziskus.

Dr. Roman Stöger
Kufstein / Österreich

ELK Württemberg: Strategische Planung mit dem Ziel der Mitgliederbindung contra Erhöhung der Kapitaldeckung bei Niedrigzins?

Pfarrerin Dangelmeier-Vincon, Offene Kirche (der Landessynode), in: beraten & beschlossen, 3/2014, S.8

Es sei zu klären, in welcher Höhe die Kapitaldeckung bei den Pensionsverpflichtungen sinnvoll sei, da ein Großteil der Deckungslücke wegen der derzeit niedrigen Zinsen entste­he, erklärte Elke Dangelmaier-Vinçon für den Gesprächskreis Offene Kirche. Zudem sei es kurzsichtig, Rücklagen weiter zu füllen, wäh­rend wichtige Arbeitsfelder unterfinanziert seien. Nötige Stellen in den Bereichen christlich-islamisches Gespräch, Friedensarbeit, Umwelt und Weltanschauungsfragen könnten aus Budgetrücklagen finanziert werden, ebenso eine Stelle für Friedenserziehung im Pädagogisch-Theologischen Zentrum (PTZ). Der Verteilbetrag an die Gemeinden solle erhöht und die Gemeinden damit besser ausgestattet werden. Ihr Gesprächskreis kritisiere die Mittelvergabe für das Reformationsjubiläum und wolle, dass prozentigen Grundsteigerung der Gelder für die beantragten 250.000 Euro für die protestan­tischen Gemeinden in der Diaspora auch bereit­ gestellt würden. Die strategische Planung müsse gefördert und zu sich vorrangig dem Ziel der Mitgliederbindung und Mitgliedergewinnung widmen. „Die bishe­rigen Rezepte entwickeln keine ausreichenden Bindungskräfte“, sagte sie. Zudem gelte es, die Aufträge für den Religionsunterricht zu flexibi­lisieren und besser zu vernetzen, um ihn in der Fläche zu gewährleisten.

Quelle: beraten & beschlossen, 3/2014, (Startseite der Landeskirche, rechte Spalte);   S. 8: „Stellen aus Budgetrücklagen“. (völlig abwegige Überschrift!, Anm. F.S.)

 

Im Mitteilungsperiodikum der ELKW liest man an prominenter Stelle hingegen das Übliche:

Kastrup: „Ein einfacher Haushalt“
Die Synode hat den Haushaltsplan 2015 ohne Gegenstimme beschlossen und den landeskirchlichen Rechnungsabschluss 2013 zur Kenntnis genommen. Es sei ein „einfacher Haushalt“, sagte Finanzdezernent Oberkirchenrat Dr. Martin Kastrup, „weil wir gesamtwirtschaftlich bedingt gegenwärtig aus dem Vollen schöpfen“.

Fakten:

Zuführungen an den Vermögenshaushalt (Rücklagen) : 50 Mio.€
Michael Fritz, Vors. des Finanzaussschusses „empfahl, sich auf die noch offenen Versorgungs-und Beihilferisiken hu konzentrieren und die strukturellen Veränderungen auf der Gemeinde-und Bezirksebene in den Blick zu nehmen… Schrumpfende Gemeindegliederzahlen und ein deutlicher Rückgang der aktiven Pfarrerinnen und Pfarrer ab 2020 erfordere vorausschauendes Handeln… weitere „größere strukturelle Baustellen“ seien das Tagungsstättenmanagement, das Einsparungen in Höhe von 1,2 Millionen erbringen solle,…“

EKiR-Synode: Unter Rekowski rekordverdächtig: 56 Anträge von Kirchenkreisen an die Landessynode

Die Zahl klingt rekordverdächtig: 56 Anträge von Kirchenkreisen an die Januar-Landessynode der EKiR.

Die Sparvorschläge der Kirchenleitung, die im September zur Diskussion gestellt wurden, haben auch auf den Kreissynoden im Herbst vergangenen Jahres eine große Rolle gespielt. Ein Blick auf die insgesamt 56 Anträge von Kirchenkreisen an die Landessynode macht deutlich, dass man vor allem bei der Jugendarbeit Korrekturbedarf sieht. Daneben sind das Haus der Stille, der Arbeitslosenfonds, die Flüchtlingshilfe, die Schulen aber auch die Verwaltung wichtige Themen.

Zur Darstellung einzelner Anträge zu den genannten Themenkomplexen.

EKiR Synode 01/2015: Der Alptraum geht weiter: NKF – Verwaltungsstrukturreform – jetzt: IT-System. Von Pfr. i.R. Manfred Alberti

Rundschreiben Nr. 32 von Manfred Alberti

(ekir.de – über uns – Landeskirche – Landessynode – Landessynode 2015 – Dokumente – Drucksachen – Drucksache 16)

„Die Informations- und Kommunikationstechnologie ist eine der Säulen für die Leistungsfähigkeit kirchlicher Arbeit.“ (DS 16. S.3) Was wie ein Textbaustein aus der Werbebroschüre eines IT-Systemhauses klingt, soll die Landessynodalen gewogen machen, Millionen Euro in ein landeskirchenweites einheitliches IT-System zu investieren: ab 2015 jährlich mindestens € 815 000 für die Zentralorganisation, dann zusätzlich Millionen oder zig Millionen für den IT Ausbau in Kirchenkreisen und Gemeinden.

Dass der Außendienstmitarbeiter eines Maschinenbaukonzern bei seinem Kundenbesuch eine gut und schnell funktionierende Kommunikation mit Konstruktionsabteilung, Produktionsplanung und Finanzabteilung seiner Zentrale haben muss und dass diese Kommunikation sehr geheim gegenüber den Konkurrenten bleiben muss, ist einsehbar. Auch kommt ein Handelskonzern nicht ohne in Millisekunden problemlos funktionierende IT-Systeme für Bestellung, Lieferung, Bezahlung und Finanzverwaltung aus, aber braucht unsere Kirche wirklich solche ausgefeilten einheitlichen IT-Systeme für alle Ebenen?

Für die Kommunikation zwischen den verschiedenen Ebenen und Institutionen dürften die einfachen Mail – Kommunikationsmittel weitgehend ausreichend sein: Einige wenige Male im Jahr braucht das LKA für Planungsaufgaben Personallisten, Gebäudelisten und vielleicht einen vereinfachten Zugriff auf Finanzdaten. Aber muss dafür wirklich für alle Ebenen, alle Institutionen und alle Personen eine einheitliche IT-Struktur aufgebaut werden? Ist das nicht total überdimensioniert für kirchliche Verwaltung?

Das 2005 mit einer einzigen Personalstelle aufgebaute ekir.de muss 2015 erneuert werden: Aber braucht man dazu heute 9 Stellen? Mailabwicklung, Adressenverwaltung, Terminplanung und Server für Gemeindewebsites, viel mehr als das alte soll das neue System neben den Verwaltungsaufgaben wohl auch nicht leisten können.

Wenn schon seit geraumer Zeit Systeme (z.B. Mach, siehe LS 2015, Drucksache 1, S.3) nur ungenügend für die heutigen Anforderungen funktionieren, wird das dann besser, wenn man sie einheitlich für alle Institutionen der ganzen Landeskirche zwingend vorschreibt? Was für eine seltsame Lösungsstrategie!

Und ist nicht alles schon längst veraltet, bis auch die letzte Institution in eigener Verantwortung umgeschaltet hat? Wer soll die riesigen zusätzlichen Ausgaben schultern, wenn des Mengenrabattes wegen die gleiche Diensthard- und software für alle Benutzer zum gleichen Zeitpunkt gekauft werden muss?

Und wer haftet für nie zu verhindernde Fehlentscheidungen, wenn alles von wenigen „Kundigen“ nach ihren eigenen begrenzten Kenntnissen, Maßstäben und Interessen entschieden wird? Sind nicht gerade im IT-Bereich die Risiken dezentraler Systeme und Entscheider wesentlich überschaubarer als Einheitslösungen? Besser kopiert eine Institution das erfolgreiche System einer anderen, als dass von oben einheitliche (evtl. sogar unausgereifte) Lösungen durchgesetzt werden. Zudem muss jede Institution zu einem anderen Zeitpunkt ihr System erneuern.

Wo braucht Kirche für effektive Arbeit wirklich ein größer dimensioniertes einheitliches IT-System? Reicht es nicht aus, wenn man funktionierende relativ einfache sichere Systeme allen kirchlichen Institutionen anbieten würde, auf die diese nach eigenem Bedarf und Budget zugreifen können? Ist es wirklich angesichts des rasant sich verändernden Marktes sinnvoll, viele teure Experten auf Dauer einzukaufen und auf deren schnell veraltendes Spezialfachwissen angewiesen zu sein, statt jeweils aus dem aktuellen Angebot hochspezialisierter Firmen sich das Beste und Passendste aussuchen zu können?

100 prozentige IT-Sicherheit kann es nicht geben – das sagt die Drucksache 16 (B 3.3.6.) selbst. Und Beichtgeheimnisse gehören eh nicht in das IT-System, weil die IT Mitarbeiter auf alle Daten Zugriff haben müssen. Kirchliche Betriebsgeheimnisse für Patente müssen auch nicht vor der Konkurrenz geschützt werden: Sind da eigene IT-Experten für die höchsten Sicherheitsstufen wirklich nötig und angebracht?

Auffällig ist in der Drucksache 16, wie oberflächlich der Rahmen, die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit einer einheitlichen IT-Struktur dargestellt werden: Überzeugende Fortschritte gegenüber dem Status quo werden so wenig sichtbar, dass selbst der ständige innerkirchliche Ausschuss dazu rät (S. 21), die Gefahren drohender Rechtsunsicherheiten und Schäden doch deutlicher herauszustellen, damit die Akzeptanz des einheitlichen IT – Konzeptes erhöht werden kann: Das bedeutet: Angst machen und Drohung statt überzeugender und einladender Lösungen.

Hier wird wieder ein Strukturproblem der Landessynode der EKiR sichtbar: Drucksachen werden als Werbebroschüren gestaltet. Sie sollen die Vorteile einer Maßnahme schön darstellen, kritische Punkte sollen aber so gut wie keine Erwähnung finden. Die Verfasser der Drucksachen sind an der Sache interessierte Profis (teilweise auch mit Eigeninteressen), die die Gefahren, die kritischen Punkte oder Risiken möglichst klein reden, damit die Drucksache so beschlossen wird. Weder Ausschussmitglieder noch Landessynodale sind so in der Lage, sich ein „objektives“ Urteil zu bilden, wenn die Gegenargumente nicht genannt und in die Diskussion mit einbezogen werden können.

Bedenklich ist, welche Strategie der Projektausschuss ganz offiziell betreibt: die „Politik der kleinen Schritte“ (S.9): Statt den großen Rahmen (auch Kostenrahmen) des Gesamtprojektes den Landessynodalen zu präsentieren und für das Gesamtprojekt Zustimmung zu finden, soll 2015 nur ein kleiner erster Schritt mit ca. € 800 000 beschlossen werden (10,1 Prozent Landeskirche, 89,9 Prozent Kirchenkreise und Gemeinden), 2016 das Gleiche nochmal und dann können Kirchengemeinden und Kirchenkreise sehen, welche Millionen – Kosten sie für ihre Bereiche schultern müssen, damit das Ganze wie geplant funktionieren kann. Ob es das tut, bleibt abzuwarten, siehe NKF.

Eigentlich ist eine Vorlage, die nur den ersten Schritt eines Projektes umfasst und die bei der Frage, wie die nächsten Schritte und wie das Gesamtkonzept aussehen, nur eine Wolke von Spekulationen hinterlässt, in keiner Weise entscheidungsfähig.

Zudem haben sich alle Hoffnungen und Versprechungen auf Einsparungen und Synergieeffekte in den bisherigen Reformprojekten wie NKF und Verwaltungsstrukturreform als sehr teure Irrtümer erwiesen.

Die Erfahrungen mit dem früher einmal geplanten einheitlichen verbindlichen Mail-Verkehr über ekir.de, den viele nicht nutzen, sollten eine Warnung sein: Viele Theologen haben kein Interesse an technisch kompliziertem Handwerkszeug für ihre Arbeit: Wozu soll man Diensthandy und Dienstlaptop (mit komplizierten Zugängen) neben dem Privathandy etc haben und in Abhängigkeit von einem funktionierenden ekir.de -Server und seinen technischen Betreuern leben, wenn die bisherigen Geräte für die normale Arbeit völlig ausreichend sind.

Dass zudem in der Wirtschaft bei Dienstgeräten der Dienstherr Arbeitsleistung, Arbeitszeiten und Arbeitsorte überprüfen und speichern kann, muss kein gutes Vorbild für Kirche und pfarramtliche Arbeit sein.

Der Alptraum geht weiter: Immer höhere Ausgaben für Verwaltung, NKF und IT-Systeme, immer weniger Gelder und Kompetenzen für die Gemeinden und für die Gemeindearbeit. Längst gibt es in der EKiR weit mehr Stellen für Verwaltungsmitarbeiter als Mitarbeiter in der Kinder-, Jugend-, Erwachsenen- und Seniorenarbeit und in der Kirchenmusik zusammen. Ist das eine sinnvolle Aufgabenverteilung in einer Kirche?

Verwaltung ist Dienstleistung mit sehr begrenztem Einfluss auf den Erfolg kirchlicher Arbeit mit den uns anvertrauten Menschen: Sind da zehn IT-Spezialisten im LKA wirklich sinnvoller als zehn Pfarrstellen oder fünfzehn Jugendmitarbeiter für die Begleitung Ehrenamtlicher?

Verwaltung ist kein Selbstzweck, sie muss Dienstleister für Gemeindearbeit, für Verkündigung und für Arbeit mit den Menschen sein: Sie kann durch Fehler Gemeindearbeit zerstören und durch riesigen Geldbedarf Gemeindearbeit erschweren, aber sie wird nirgendwo ein kleines bisschen dazu beitragen, dass Menschen zum Glauben kommen oder darin gestärkt werden.

Deshalb ist es ein Alptraum, dass eine Kirche immer mehr Gelder für Verwaltung, IT-Systeme etc ausgibt und Verwaltung wächst und wächst und wächst, während Pfarrstellen eingespart werden, Gemeindemitarbeiterstellen wegfallen, Gemeinden zusammengelegt werden und evangelische Kirche sich aus der Fläche zurückzieht.

Hoffentlich sagt hier die Landessynode 2015 ein deutliches Nein zu diesem seit einigen Jahren beschrittenen Weg. Kirche ist für die Menschen da, nicht für die Verwaltung. Nach NKF, neuer Verwaltungsstruktur und zunehmender Hierarchisierung zulasten der Gemeinden und Presbyterien wäre eine neue verbindliche IT-Struktur mit teuren Mitarbeitern auf allen Ebenen ein fataler Schritt in die falsche Richtung: Neben der Verwaltungssäule die unnötige neue Säule einer IT-Struktur.

Was hat das einfache Gemeindeglied als der Kern unserer Kirche davon? Nichts! Es leidet nur darunter, dass immer weniger Menschen, MitarbeiterInnen und PfarrerInnen in der eigentlichen Gemeindearbeit tätig sind.

Pfr. i. R. Manfred Alberti, An der Piep 8 c, 42327 Wuppertal

EKiR Synode 2015: – Eine verschärfte Ökonomisierung als Programm. Auf dem Weg zur marktkonformen Kirche?

Von Hans-Jürgen Volk

„Umkehr“ fordert das „Wormser Wort“, dass von Menschen verfasst worden ist, denen an ihrer evangelischen Kirche liegt. Die dahinter stehende Analyse konstatiert Schäden durch fortwährende Rückbau- und Umbauprozesse, die die Leitungsgremien wie auch die Beschäftigten der Kirche überfordern und die Kirche selbst von den Menschen entfernt. Es ist nicht weiter erstaunlich, dass die Leitung der Ev. Kirche im Rheinland von der Einsicht in eine derartige Umkehr weit entfernt ist. Im Gegenteil: nicht zuletzt die Vorlage der Kirchenleitung zur Haushaltskonsolidierung deutet einen Kurs verschärfter Ökonomisierung an. Dies wird vor allem nach Lektüre der unter I. „Positionsbestimmung“ (S. 2,3) ausgeführten Sätze deutlich. Eisern wird an dem von der Kirchenleitung im Sommer 2013 beschlossenen Sparziel von 12. Mio. € festgehalten, um die der landeskirchliche Haushalt zusätzlich zu den bereits beschlossenen 8 Mio. € entlastet werden soll. Das „konsequente Einfordern eines kostendeckenden Betriebs“ kirchlicher Tagungshäuser bedeutet nichts anderes, als dass man diese ungeschützt Marktmechanismen aussetzen will. Ins Bild passt die Forderung nach „Einwerbung von Drittmitteln“ zur Finanzierung kirchlicher Einrichtungen – Bologna lässt grüßen. Die darüber hinaus verlangte „Bündelung von Aufgaben und Ressourcen“ riecht nach weiteren Konzentrationsprozessen.

Fakten zur finanziellen Situation der EKiR

Zum vollständigen Artikel.

12.01.15, Zum selben Thema auch ein aktueller Synodenreport in wdr5:

Landessynode – Sparen auf Evangelisch: Pensionskasse statt Schulklasse?

Von Christoph Fleischmann

Bei der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland geht es in diesen Tagen nicht zuletzt um die Konsolidierung des Haushalts. Kritiker fürchten: Bei Schulen wird mehr als nötig gespart, um ohnehin üppige Rückstellungen für Pensionen weiter zu erhöhen….

Zum Report.

„Es begab sich aber zu der Zeit, dass EKHN-Gemeinden begannen, ihre PfarrerInnen zu kaufen…“ (FAZ-Artikel vom 24.12.2014)

FAZ-Artikel vom 24.12.2014: Es begab sich aber zu der Zeit, dass EKHN-Gemeinden begannen, ihre PfarrerInnen zu kaufen… (vgl. auch Wort-Meldungen vom 05.01.14)

Von Ilona Bechtoldt-Werle

Die Aussage des FAZ-Artikels ist erschütternd:
„Wo die Gläubigen mit besonders üppigen Gehältern gesegnet sind, kaufen sie sich einfach ihren Pfarrer selbst.“
Wenn ich Pfarrerin wäre, würde ich das nicht mit mir machen lassen, abhängig zu sein von Sponsoren oder Mäzenen, die mein Gehalt finanzieren. Von welcher Dauer ist denn dieser Deal? Was geschieht, wenn ich etwas predige, was den Damen oder Herren Spendern nicht gefällt? Muss ich dann mit Gehaltskürzungen oder gar Entlassung rechnen? Nicht umsonst hat sich nach der Reformation bei den Pfarrpersonen ein beamtenähnlicher Status entwickelt, damit sie den Verkündigungsdienst des Evangeliums in Freiheit und Unabhängigkeit in einem volkskirchlichen Umfeld ausüben können. Gerade die EKHN hat doch bisher immer auf diese Unabhängigkeit und Freiheit so großen Wert gelegt! Das scheint nun vorbei zu sein. Hier zeigt sich nicht nur ein „geschmeidiger“ Prozess des Personalabschmelzens, sondern ebenso „geschmeidig“ die Aushöhlung des volkskirchlichen Prinzips. Wir sind damit auf dem Weg in amerikanische Verhältnisse und fördern damit in der Tat die Ökonomisierung der Kirche. Den Kauf von EKHN-PfarrerInnen müsste die Kirchenleitung eigentlich unterbinden, denn wenn dieses Modell weiter um sich greift, wird es viele Verlierer-Gemeinden geben, die sich den Kauf einer Pfarrperson nicht werden leisten können. Damit führt man auf geschmeidige Art eine im vorletzten Jahrhundert überwundene ekklesiologische Struktur wieder ein: Reiche, meist städtische Gemeinden mit üppiger Personalausstattung; dagegen arme, meist ländliche Gemeinden, die noch nicht mal mehr etwas für ihre darbenden Kirchenmäuse übrig haben werden, geschweige denn noch eine Pfarrperson im Pfarrhaus wohnen haben werden.
Ja, lieber Herr von Ditfurth, Sie haben das richtig erkannt:
„Mit dem Verständnis von Kirche ist das nicht zu vereinbaren.“
Nun begründen die Herren Oberkirchenräte Striegler und Böhm das geschmeidige Abschmelzen des Pfarrpersonals mit der Aussage: „Die Pensionslast werde jedes Jahr erdrückender.“ Die Wahrheit sieht jedoch anders aus:
Zwar steigen die Ruhestandsverpflichtungen an, jedoch ein Großteil der Pensionsansprüche ist momentan abgedeckt durch Leistungen aus der BfA (Einzahlungen bis 2003 – von daher sinkend) und der Evangelischen Ruhegehaltskasse Darmstadt (ERK). Zitat Striegler vom 03.12.2014 : „Wir haben etwa zwei Drittel der gesamten Altersversorgungsansprüche über die ERK rückgedeckt.“ Diese mit Eintritt der Pension entstehenden Lasten sind insoweit für die EKHN kostenneutral. Die Anzahl der Empfänger spielt dabei keine Rolle, da den Ausgaben personenbezogene Einzahlungen und Ansprüche gegenüberstehen. Hinzu kommt, dass für die aus dem aktiven Dienst Ausscheidenden keine weiteren Einzahlungen mehr erfolgen müssen. Unter dem Strich sinkt also die Belastung des EKHN-Haushalts für diesen Teil der Versorgung. Der verbleibende Teil der Altersversorgungsansprüche in Höhe von einem Drittel lastet laut Stiegler auf den jährlichen Haushalten. Doch auch hier hat die EKHN klugerweise Vorsorge betrieben. Zitat Striegler (s.o.): „Wir haben vor mehr als 20 Jahren die sogenannte Versorgungsstiftung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gegründet. Sie soll genau dieses Drittel der Altersversorgung, das nicht über die Ruhegehaltskasse abgeschirmt ist, aus Kapitalanlageerträgen decken und damit den kirchlichen Haushalt entlasten.“ Die Versorgungsstiftung hat (Zitat:) „zurzeit einen Abdeckungsgrad der Verpflichtungen von über 100 Prozent“. Ziel des Deckungsgrades ist laut Haushaltsplan 2015 111,1% der Verpflichtungen.
Momentan liegt der Anteil der Versorgungsleistungen für Pfarrpersonen und Kirchenbeamte sowie deren Hinterbliebenen aus dem laufenden EKHN-Haushalt bei ca.13 Mio. €
Fazit: Für die EKHN ist die Pensionierungswelle im Hinblick auf die Pensionslasten im Grunde ein Nullsummenspiel.
Und noch etwas: Geht man realistischerweise davon aus, dass in den nächsten Jahren (ab 2017) ca. 20 – 30 Pfarrpersonen mehr in den Ruhestand eintreten, als Nachwuchs generiert werden kann, bedeutet dies zusätzlich durch Rückgang an Gehaltszahlungen eine jährliche Einsparung in Höhe von 1,2 – 1,8 Mio €, jeweils jährlich um den selben Betrag wachsend, bis die Pensionierungswelle ab ca. 2027 abgeebbt ist.
Wer angesichts dieser Zahlen Fehler der Kirchenleitung in der Außendarstellung wittert, liegt goldrichtig.
In der Tat: „Da darf man auch etwas vorausschauende Planung erwarten. Das hat auch die EKHN erkannt: Erstmals setze sie im Haushalt 2015 auf eine „kaufmännische Buchführung“, kündigte sie im November an. Das sorgt für Transparenz und eine bessere Übersicht über die Kosten.“
Nun, dazu ist zu bemerken, dass die geplanten Kosten für die Einführung der neuen kaufmännischen Buchführung in Höhe von über 9 Mio € der EKHN anscheinend keine Last sind. Ob die beschworene Transparenz und die bessere Übersicht der Kosten dafür dann tatsächlich eintreten, ist sehr stark zu bezweifeln. Empirisch zeigt sich, dass überall da, wo die kaufmännische Buchführung eingeführt wurde, nicht nur die Einführungskosten explodieren (in der EKiR mittlerweile bei geschätzten 60 Mio. €), sondern auch die laufenden Kosten durch den Mehrbedarf an Verwaltungsfachkräften nicht nur „geschmeidig“ steigen. Denn die erwartete Transparenz und bessere Übersicht der Kosten, das zeigt die Erfahrung, ist einem Laiengremium Kirchenvorstand, das in der Regel nicht nur aus Bankern, Ökonomen oder Finanzwirten besteht, ohne teure Expertenhilfe kaum noch zu vermitteln.

Wir haben die Petition unterzeichnet, weil… Neue Kommentare zur Online-Petition.

Seit 29.12.14 steht das Wormser Wort als Online-Petition im Netz. An dieser Stelle veröffentlichen wir dort platzierte Kommentare zur Petition:

 

Gabriele B.
Seit vielen Jahren arbeite ich ehrenamtlich mit Frauen an der Basis und habe in den letzten Jahren erlebt, wie immer mehr Stellen gekürzt oder gestrichen wurden. Wenn z.B. das Frauenwerk vor Ort gar nicht mehr in Erscheinung tritt, verschwindet es völlig aus dem Bewusstsein der Leute. Vor Ort, an der Basis, passiert das Entscheidende, Nähe und Vertrauen, weil man sich kennt. Vielen Dank für diese Petition. Hoffentlich bewegt sich was.

Udo S.

Die Kirche muss basisbezogen – also aus der Gemeinde heraus arbeiten und wirken. Die Kirchen“leitung“ ist auschließlich für Koordination und Umsetzung des Basiswillens verantwortlich.

Christoph S.
Ich habe unterschrieben, weil genau diese „Strategie“ die Entfernung der katholischen „Amtskirche“ von ihrer Gemeinde-Basis seit Jahren katastrophal verstärkt hat.

Winfried K.
Die Gemeinde ist der Dreh- und Angelpunkt. Sie kommt im Neuen Testament vor, die Kirche als Körperschaft des öffentlichen Rechts ist dort aber nicht erwähnt.

Tobias B.
Die Kirchenleitung will nicht erkennen, dass Millionen Mitglieder wegen des Kontaktes vor Ort zum Pfarrer, Küster oder anderen Gemeindemitarbeitern in der Kirche bleiben. Die zig Referenten für Kultur, Religionsdialog, Behinderte etc. in irgendwelche Büros in Darmstadt tragen genau 0 % dazu bei, dass das Wort Gottes die Menschen vor Ort in den Gemeinden noch erreicht und eine Nähe zur Kirche schafft, die vom Austritt abhält. Also zurück mit diesen Leuten in den Gemeindedienst, und zwar zackig!

 

Kommentare aus früheren Blogs.

Kardinal Reinhard Marx: Wir lehnen es ab,…das in Europa in der Regel gute Miteinander von Christen und Muslimen in Gefahr zu bringen.

08.01.2015

Zum Attentat auf die Journalisten der Pariser Zeitschrift Charlie Hebdo erklärt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx:

…Zugleich stellt der Anschlag den Versuch dar, in Frankreich und darüber hinaus das friedliche Zusammenleben zwischen den verschiedenen Gruppen in der Gesellschaft und auch zwischen den Religionen zu zerstören. Und diesem Bestreben muss – gerade von Seiten der Kirchen und Religionen – ein klares Nein! entgegengesetzt werden. Wir lehnen es ab, Mördern und Extremisten den Gefallen zu tun, sie als legitime Vertreter einer Religionsgemeinschaft zu betrachten und damit das in Europa in der Regel gute Miteinander von Christen und Muslimen in Gefahr zu bringen…  Zur aktuellen Meldung der Deutschen  Bischofskonferenz.